Unerwünschte Wirkungen
Hypersensitivität (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»): Eine häufig unter der Behandlung mit Abacavir festgestellte unerwünschte Wirkung ist die Abacavir Hypersensitivitätsreaktion (HSR). Die Hypersensitivitätsreaktion ist durch das Auftreten von Symptomen charakterisiert, die auf eine Multiorganbeteiligung hinweisen. Die nachfolgend aufgelisteten Anzeichen und Symptome dieser Hypersensitivitätsreaktion wurden entweder in klinischen Studien oder im Rahmen der Pharmakovigilanz festgestellt. Anzeichen und Symptome, die bei mindestens 10% der Patienten mit Hypersensitivitätsreaktion aufgetreten sind, erscheinen fett gedruckt. Bei fast allen Patienten mit Hypersensitivitätsreaktionen traten Fieber und/oder Hautausschlag (gewöhnlich makulopapulös oder urtikariell) als Teil des Syndroms auf, jedoch traten Hypersensitivitätsreaktionen auch ohne Fieber oder Hautausschlag auf. Weitere Leitsymptome sind z.B. gastrointestinale, respiratorische oder konstitutionelle Beschwerden wie Lethargie und allgemeines Krankheitsgefühl.
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Haut:
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Hautausschlag (gewöhnlich makulopapulös oder urtikariell), sehr selten Erythema exsudativum multiforme
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Magen-Darm-Trakt:
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Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Geschwüre im Mund
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Respirationstrakt:
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Atemnot, Husten, Halsschmerzen, akutes Atemnotsyndrom bei Erwachsenen (akutes Lungenversagen), respiratorische Insuffizienz
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Sonstige:
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Fieber, Erschöpfung, allgemeines Krankheitsgefühl, Ödeme, Lymphadenopathie, Blutdruckabfall, Konjunktivitis, Anaphylaxie
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Nervensystem/Psyche:
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Kopfschmerzen, Parästhesie
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Hämatologische Parameter:
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Lymphopenie
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Leber/Pankreas:
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Erhöhte Werte in den Leberfunktionstests, Leberinsuffizienz
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Bewegungsapparat:
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Myalgie, selten Myolyse, Arthralgie, erhöhte Creatin-Phosphokinase-Werte
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Urogenitaltrakt:
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Erhöhte Creatininwerte, Niereninsuffizienz
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Die Wiederaufnahme einer Abacavir-Behandlung nach einer Abacavir HSR führt innerhalb weniger Stunden zum Wiederauftreten der Symptome. Das Wiederauftreten der Symptome verläuft in der Regel schwerwiegender als die Erstmanifestation und kann möglicherweise zu lebensbedrohlichem Blutdruckabfall und zum Tod führen. Gelegentlich traten entsprechende Reaktionen auch nach Wiederaufnahme einer Abacavir-Behandlung bei Patienten auf, die vor dem Absetzen von Abacavir lediglich eines der Leitsymptome einer Überempfindlichkeitsreaktion (siehe oben) gezeigt hatten. In vereinzelten Fällen traten solche Reaktionen auch bei Patienten auf, welche die vorausgehende Behandlung ohne vorausgehende Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion abgebrochen hatten (d.h. Patienten, die zuvor als Abacavir-tolerant eingestuft worden waren). Einzelheiten zum klinischen Management bei Verdacht auf Abacavir HSR sind dem Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» zu entnehmen.
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Über unerwünschte Ereignisse wurde unter Behandlung mit Abacavir, Lamivudin und Zidovudin als Monopräparate oder in Kombination (Combivir) berichtet. Die Erfahrungen mit Trizivir sind beschränkt.
Da Trizivir Abacavir, Lamivudin und Zidovudin enthält, können Nebenwirkungen in der Art und Schwere erwartet werden, wie sie für die Monopräparate beobachtet wurden. Es gibt keine Hinweise für eine verstärkte Toxizität als Folge der gleichzeitigen Einnahme der drei Arzneistoffe.
Die folgenden unerwünschten Wirkungen wurden im Zusammenhang mit den einzelnen Wirkstoffen von Trizivir beobachtet.
Sie sind nach Organklassen und absoluter Häufigkeit aufgelistet. Die Häufigkeiten sind wie folgt klassifiziert: Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10000, <1/1000), sehr selten (<1/10000).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Lamivudin
Gelegentlich: Neutropenie, Anämie (beide gelegentlich in schwerer Form; traten bei der Kombination mit Zidovudin auf), Thrombozytopenie.
Sehr selten: Erythroblastopenie.
Zidovudin
Häufig: Anämie, Neutropenie, und Leukopenie1.
Gelegentlich: Thrombozytopenie, Panzytopenie mit Knochenmarkshypoplasie.
Selten: Erythroblastopenie.
Sehr selten: aplastische Anämie.
Erkrankungen des Immunsystem
Abacavir
Häufig: Überempfindlichkeit.
Endokrine Erkrankungen
Zidovudin
Selten: Gynäkomastie.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Abacavir
Häufig: Anorexie.
Laktatazidose2.
Lamivudin
Laktatazidose2.
Zidovudin
Selten: Anorexie, Laktatazidose2 bei fehlender Hypoxämie.
Lipoatrophie3.
Psychiatrische Erkrankungen
Zidovudin
Selten: Angst, Depression.
Erkrankungen des Nervensystems
Abacavir
Häufig: Kopfschmerzen.
Sehr selten: generalisierte motorische Schwäche4.
Lamivudin
Häufig: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit.
Sehr selten: periphere Neuropathie (Parästhesie), generalisierte motorische Schwäche4.
Zidovudin
Sehr häufig: Kopfschmerzen (28%, in Kombination mit Abacavir und Lamivudin).
Häufig: Schwindel.
Selten: Schlaflosigkeit, Parästhesie, Somnolenz, Konzentrationsschwäche, Konvulsionen, generalisierte motorische Schwäche4.
Herzerkrankungen
Zidovudin
Selten: Kardiomyopathie.
Atmungsorgane
Lamivudin
Häufig: Husten, nasale Symptome.
Zidovudin
Gelegentlich: Dyspnoe.
Selten: Husten.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Abacavir
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö.
Selten: Pankreatitis (Kausalzusammenhang mit Ziagen ungewiss).
Lamivudin
Häufig: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen oder Krämpfe, Diarrhö.
Selten: Anstieg der Serumamylase, Pankreatitis.
Zidovudin
Sehr häufig: Übelkeit (60%, in Kombination mit Abacavir und Lamivudin).
Häufig: Erbrechen, Bauchschmerzen und Diarrhö.
Gelegentlich: Flatulenz.
Selten: Pigmentierung der Mundschleimhaut, Geschmacksstörungen und Dyspepsie, Pankreatitis.
Leber- und Gallenerkrankungen
Lamivudin
Gelegentlich: vorübergehender Anstieg der Leberenzyme (AST, ALT).
Selten: Hepatitis.
Zidovudin
Häufig: Erhöhte Werte von Leberenzymen und Bilirubin im Blut.
Selten: Lebererkrankungen wie schwere Hepatomegalie mit Steatose.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Abacavir
Häufig: Hautausschlag (ohne systemische Symptome).
Sehr selten: Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse.
Lamivudin
Häufig: Hautausschlag, Alopezie.
Zidovudin
Gelegentlich: Exanthem und Juckreiz.
Selten: Pigmentierung der Nägel und der Haut, Urtikaria, Schwitzen.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebsund Knochenerkrankungen
Lamivudin
Häufig: Arthralgie, Muskelbeschwerden.
Selten: Rhabdomyolyse.
Zidovudin
Häufig: Myalgie.
Gelegentlich: Myopathie.
Erkrankungen der Niere und Harnwege
Zidovudin
Selten: Miktionsdrang.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Abacavir
Häufig: Fieber, Lethargie, Müdigkeit.
Lamivudin
Häufig: Fieber, Unwohlsein, Müdigkeit.
Zidovudin
Häufig: Unwohlsein.
Gelegentlich: Fieber, allgemeines Schmerzgefühl und Asthenie.
Selten: Schüttelfrost, Brustschmerzen und ein grippeähnliches Syndrom.
Beschreibung ausgewählter Nebenwirkungen
Unerwünschte Wirkungen mit Abacavir:
Viele der oben aufgelisteten Nebenwirkungen treten häufig (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Fieber, Lethargie, Hautausschlag) bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegenüber Abacavir auf. Daher müssen Patienten, bei denen eines oder mehrere dieser Symptome auftreten, sorgfältig auf das Vorhandensein einer Überempfindlichkeitsreaktion hin untersucht werden. Sehr selten wurde über Fälle von Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom oder toxischer epidermaler Nekrolyse berichtet, bei denen eine Überempfindlichkeit gegen Abacavir nicht ausgeschlossen werden konnte. In solchen Fällen müssen Abacavir-haltige Arzneimittel dauerhaft abgesetzt werden.
1 Hämatologische Nebenwirkungen in Verbindung mit Zidovudin:
Anämie, Neutropenie und Leukopenie traten vermehrt bei hohen Dosierungen (1200 bis 1500 mg/Tag), sowie bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium der HIV-Erkrankungen (besonders, wenn die Knochenmarkreserve vor Behandlungsbeginn vermindert war) und insbesondere bei CD4-Zellwerten von unter 100/mm3 auf. Eine Dosiserniedrigung oder ein Therapieabbruch können erforderlich sein (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Zur Behandlung der Anämie können Transfusionen erforderlich sein.
Neutropenien sind häufiger bei Patienten mit verminderter Neutrophilen-Konzentration, niedrigen Hämoglobinwerten sowie niedrigen Vitamin-B12-Werten zu Beginn der Zidovudin-Therapie.
2 Laktatazidose: Über das Auftreten von Laktatazidose, die in manchen Fällen tödlich verlief und die üblicherweise mit schwerer Hepatomegalie und Hepatosteatose assoziiert war, wurde im Zusammenhang mit der Gabe von Nukleosidanaloga berichtet (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
3 Lipoatrophie: Die Behandlung mit Zidovudin ist assoziiert mit dem Verlust von subkutanem Fett (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die antiretrovirale Kombinationstherapie wurde mit Stoffwechselanomalien assoziiert, wie Hypertriglyceridämie, Hypercholesterinämie, Insulinresistenz, Hyperglykämie und Hyperlaktatämie (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
4 Sehr selten wurde unter Behandlung mit Zidovudin, Lamivudin oder Abacavir eine generalisierte motorische Schwäche beobachtet, welche klinisch einem Krankheitsbild wie dem Guillain-Barré Syndrom ähnelte. Eine solche motorische Schwäche kann mit oder ohne Hyperlaktatämie einschliesslich respiratorischer Insuffizienz auftreten (vgl. auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» sowie «Laktatazidose»).
Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Infektionen entwickeln (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Detaillierte Angaben zu den Nebenwirkungen von Lamivudin, Zidovudin und Abacavir: vgl. Fachinformationen von 3TC, Retrovir AZT und Ziagen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
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