Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenNeurotop retard soll nur unter ärztlicher Überwachung verabfolgt werden.
Es soll nur mit Vorsicht verwendet werden bei Patienten mit gemischten Anfallsformen, welche typische sowie atypische Absenzen einschliessen. Bei all diesen Zuständen kann Carbamazepin die Anfälle verschlimmern. Im Falle einer Exazerbation von Anfällen soll Neurotop retard abgesetzt werden.
Obgleich die Korrelationen zwischen Dosierung und Plasmakonzentrationen von Carbamazepin sowie zwischen Plasmakonzentrationen und klinischer Wirksamkeit oder Verträglichkeit eher schwach sind, kann die Überwachung der Plasmakonzentrationen in folgenden Situationen nützlich sein: dramatischer Anstieg der Anfallsfrequenz/Verifizierung der Patienten-Compliance; während der Gravidität, bei Behandlung von Kindern oder Heranwachsenden, bei Verdacht auf Resorptionsstörungen, bei Verdacht auf Toxizität, falls mehr als ein Pharmakon verwendet wird (siehe «Interaktionen»).
Therapieabbruch
Abruptes Absetzen der Behandlung mit Neurotop retard kann den Eintritt von Anfällen beschleunigen. Falls bei epileptischen Patienten die Therapie mit Neurotop retard abrupt abgebrochen werden muss, soll der Wechsel zu einem anderen Antiepileptikum unter Abstimmung mit einem geeigneten Pharmakon (z.B. Diazepam i.v., rektal oder Phenytoin i.v.) erfolgen.
Hypersensitivitätsreaktionen, Intoxikation
Carbamazepin kann Hypersensitivitätsreaktionen auslösen, bei welchen namentlich die Haut, die Leber, blutbildende Organe und das lymphatische System, einzeln oder gemeinsam im Rahmen einer systemischen Reaktion, beteiligt sein können (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Die Patienten sind über Anzeichen einer beginnenden Intoxikation und Symptome potentieller hämatologischer Komplikationen zu unterrichten, ebenfalls über Symptome von Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut und Leber. Die Patienten sind zu instruieren, unverzüglich ihren Arzt zu konsultieren, falls Reaktionen wie Fieber, Halsentzündung, perineale Infekte, Exanthem, Ulzerationen in der Mundhöhle, leicht auftretende Hämatome, Petechien oder eine Purpura haemorrhagica auftreten.
Leichte Hauterscheinungen, z.B. isolierte makulöse oder makulopapulöse Exantheme, sind oft vorübergehend und nicht gefährlich; sie remittieren üblicherweise innerhalb einiger Tage oder Wochen trotz Fortsetzung der Therapie oder nach Dosisreduktion. Sie erfordern aber eine engmaschige Überwachung und das sofortige Absetzen bei Progredienz oder Anzeichen einer systemischen Überempfindlichkeitsreaktion.
Falls Befunde oder Symptome auftreten, welche auf eine schwere Hautreaktion, z.B. Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, hinweisen, soll Neurotop retard ebenfalls sofort abgesetzt werden.
Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen
Neurotop retard soll nur nach einer kritischen Nutzen-Risiko-Abwägung sowie unter strikter Überwachung verordnet werden bei Patienten mit Herz-, Leber- oder Nierenerkrankungen sowie mit unerwünschten hämatologischen Reaktionen auf andere Pharmaka in der Anamnese, ebenso nach Therapie-Unterbrechungen mit Neurotop retard.
Ausgangswerte sowie periodische Überwachungen der Leberfunktion, speziell bei Patienten mit Lebererkrankungen in der Anamnese sowie bei älteren Patienten, müssen vor und während der Therapie mit Neurotop retard erstellt bzw. durchgeführt werden. Neurotop retard soll im Falle einer Verschlechterung der Leberfunktion oder einer aktiven Hepatitis sofort abgesetzt werden.
Die Erstellung von Ausgangswerten sowie periodische Überwachung der kompletten Harnanalyse sowie Blutharnstoff (BUN)-Bestimmungen werden empfohlen.
Bei Therapie mit Carbamazepin kann ein «Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion» (SIADH-Syndrom) auftreten.
Bei Patienten mit vorbestehenden renalen Erkrankungen, die einer hohen Flüssigkeitszufuhr bedürfen, bei Patienten unter Diuretikatherapie sowie beim Auftreten von Anzeichen einer Hyponatriämie ist eine strenge Überwachung erforderlich (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Hämatologie
Agranulozytose und aplastische Anämie wurden mit Carbamazepin in Zusammenhang gebracht; wegen der sehr niedrigen Inzidenz dieser Erscheinungen ist es jedoch schwierig, aussagekräftige Risikoschätzungen für Carbamazepin zu erhalten. Es gibt Schätzungen, welche für Carbamazepin keine wesentlich höheren Inzidenzen errechnen als die in der Allgemeinbevölkerung spontan auftretenden (4,7 Fälle/Mio und Jahr für Agranulozytose; 2,0 Fälle/Mio und Jahr für aplastische Anämie).
Eine leichtere Verminderung der Thrombozyten- oder Leukozyten-Werte tritt gelegentlich bis häufig auf im Zusammenhang mit einer Behandlung mit Carbamazepin, sie erweist sich jedoch in der grossen Mehrzahl als vorübergehend, und es ist unwahrscheinlich, dass sie den Beginn einer aplastischen Anämie oder einer Agranulozytose anzeigt.
Gleichwohl soll vor Beginn der Behandlung, als Ausgangswert sowie regelmässig danach, das komplette Blutbild, einschliesslich Thrombozyten und möglicherweise Retikulozyten sowie Serumeisen, bestimmt werden.
Falls während der Therapie definitiv niedrige oder verminderte Leukozyten- oder Thrombozyten-Werte beobachtet werden, ist der Patient sowie das komplette Blutbild engmaschig zu überwachen. Neurotop retard soll abgesetzt werden, falls irgendwelche Hinweise einer signifikanten Knochenmark-Depression auftreten.
ZNS
Carbamazepin weist einen leichten anticholinergen Effekt auf; Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck sollen deshalb während der Therapie sorgfältig überwacht werden.
Die Möglichkeit einer Aktivierung von latenten Psychosen sowie bei älteren Patienten das Auftreten von Verwirrtheit und Agitation ist in Betracht zu ziehen.
Reproduktionsfähigkeit
Einzelne Berichte über gestörte Fertilität beim Mann und/oder abnormale Spermatogenese liegen vor; eine kausale Beziehung ist nicht erstellt worden.
Über Durchbruchblutungen bei Frauen, welche orale Kontrazeptiva einnehmen, ist berichtet worden; die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva kann durch Carbamazepin hinfällig werden. Deswegen sind Frauen im gebärfähigen Alter darüber zu informieren, während einer Behandlung mit Neurotop retard alternative kontrazeptive Methoden anzuwenden.
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