Überdosierunga) Symptome der Intoxikation
Bei Überdosierungen können folgende Symptome auftreten:
Tinnitus, Schwindel, Hautsymptome (Zyanose, kalte Haut), gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, u. U. Diarrhoe, intestinale Krämpfe. Bei höheren Dosen können kardiovaskuläre (verlängerte QT-Dauer, abgeflachte bis negative T-Wellen) und ZNS-Wirkungen wie Kopfschmerzen, Fieber, Erbrechen, Wahrnehmungsstörungen, Verwirrtheitszustände und Krämpfe auftreten. Gleichfalls kann es zu Amaurose (Mydriasis), Ertauben (obere Frequenzen), Hypoglykämie und Hypokaliämie kommen. Es können Tonusverminderung der Muskulatur, Bradykardie und u. U. Nierenschädigungen auftreten. Einzelne Todesfälle wurden bei Einzeldosen von 2–8 g verzeichnet. In einem Einzelfall kam es zu einem Todesfall bei 1,5 g, was wahrscheinlich auf idiosynkratische Wirkungen zurückzuführen war. Es sind einige Fälle von Amaurose nach massiver Überdosis von Chinin mit nur teilweiser Rückkehr des Visus bekannt geworden. Tinnitus und Hörstörungen können bei Plasmakonzentrationen über 10 µg/ml auftreten. Dieser Plasmaspiegel wird normalerweise nach Einnahme von 1–2 Tabletten Chininsulfat 250 Hänseler nicht erreicht, aber bei hypersensitiven Patienten können schon 0,3 g Chinin vereinzelt solche Störungen hervorrufen.
Die ungefähre tägliche toxische Dosis von Chinin liegt bei längerfristiger Einnahme für Erwachsene bei ca. 8 g (entspricht 40 Tabletten Chininsulfat 250 Hänseler).
b) Therapie von Intoxikationen
Magenspülungen oder Kohlegabe sowie symptomatische Behandlung. Bei schweren Intoxikationen wiederholt Kohle verabreichen unter Kontrolle von Darmtätigkeit, Blutdruck und unter Schutz der Atemwege bei Aspirationsgefahr. Blutdruck und Atemverhalten sollten beachtet und gegebenenfalls unterstützt sowie Massnahmen zur Aufrechterhaltung der Nierenfunktion ergriffen werden. EKG-Überwachung: Bei Herzrhythmusstörungen je nach vorliegender Form Betablocker oder Lidocain einsetzen. Antiarrhythmika sollten aber mit Vorsicht verwendet werden, da Chinin Klasse-I-antiarrhythmische Eigenschaften besitzt und es zu Potenzierungen kommen kann. Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich mit Infusionen sollte gewährleistet sein. Eine Ansäuerung des Urins zur Erhöhung der Exkretion wird allgemein nicht mehr empfohlen, da das Risiko den Nutzen nicht rechtfertigt. Die Elimination wird nicht signifikant verbessert, und es besteht die Gefahr der metabolischen Azidose. Peritoneal- und Hämodialyse, Hämoperfusion, Austauschtransfusion und Plasmapherese haben bisher keine entscheidende Wirkung in der Behandlung von Chininüberdosen gezeigt. Eine Blockade des Ganglion stellatum hat bisher keine Wirkung auf eine chinininduzierte Amaurose gezeigt und kann per se Komplikationen bedingen. Bei epileptischen Krämpfen Benzodiazepinen verabreichen. Bei QRS-Verbreiterung Alkanisierung des Blutes. Bei Torsades de pointes Magnesium verabreichen. Ein vorübergehender Herzschrittmacher kann indiziert sein.
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