Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Ergebnisse von Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass kein Risiko der sexuellen Übertragung von HIV besteht, wenn eine virale Suppression erreicht und aufrechterhalten wird. Allerdings kann das Risiko einer sexuellen Übertragung von HIV nicht ausgeschlossen werden, wenn die verordnete ART nicht regelmässig eingenommen wird und/oder die virale Suppression nicht erreicht und aufrechterhalten wird.
Fosamprenavir enthält eine Sulfonamid-Gruppe. Das Potenzial für eine Kreuzallergie zwischen Arzneimitteln der Sulfonamidklasse und Fosamprenavir ist nicht bekannt. In den Zulassungsstudien mit Telzir wurden nach Gabe von Fosamprenavir mit Ritonavir keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Hautausschlägen bei Patienten mit einer Sulfonamidallergie in der Vorgeschichte gefunden im Vergleich zu den Patienten ohne Sulfonamidallergie. Dennoch sollte Telzir bei Patienten mit bekannter Sulfonamidallergie mit Vorsicht angewendet werden.
Die gemeinsame Anwendung von Telzir mit Ritonavir in höheren Dosierungen als zugelassen führte bei einigen Personen zu erhöhten Transaminasewerten und wird nicht empfohlen.
Lebererkrankungen:
Telzir Tabletten in Kombination mit Ritonavir sollte bei Erwachsenen mit leichter Leberfunktionsstörung mit Vorsicht und in geringerer Dosierung angewendet werden. Bei Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Leberfunktionsstörung dürfen Telzir Tabletten nicht angewendet werden (s. «Dosierung / Anwendung»). Patienten, die an chronischer Hepatitis B oder C leiden und mit einer antiretroviralen Kombinationstherapie behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko für schwere hepatische Nebenwirkungen mit potenziell tödlichem Verlauf. Für den Fall einer gleichzeitigen antiviralen Behandlung der Hepatitis B oder C lesen Sie bitte die betreffenden Fachinformationen dieser Arzneimittel.
Patienten mit vorbestehender eingeschränkter Leberfunktion einschliesslich einer chronisch-aktiven Hepatitis haben eine erhöhte Häufigkeit von Leberfunktionsstörungen unter einer antiretroviralen Kombinationstherapie und sollten entsprechend der klinischen Praxis überwacht werden. Bei Anzeichen einer Verschlechterung der Lebererkrankung bei solchen Patienten muss eine Unterbrechung oder ein Abbruch der Behandlung in Betracht gezogen werden
Interaktionen mit anderen Substanzen:
Die gleichzeitige Verabreichung von Fosamprenavir mit/ohne Ritonavir mit anderen durch CYP3A metabolisierten Antineoplastika (z.B. Dasatinib, Nilotinib, Ibrutinib, Vinblastin und Everolimus) kann die Konzentrationen dieser Arzneimittel erhöhen und das Risiko von unerwünschten Ereignissen, die normalerweise mit diesen Wirkstoffen verbunden sind, erhöhen.
Bitte beachten Sie die entsprechenden Fachinformationen zu diesen Arzneimitteln (vgl. «Interaktionen»).
Die gleichzeitige Anwendung von Telzir mit Halofantrin oder (systemisch gegebenem) Lidocain wird nicht empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Direkt wirkende antivirale Mittel gegen das Hepatitis-C-Virus (HCV): Wenn direkt wirkende antivirale Mittel (direct acting antiviral drugs, DAA) gegen das Hepatitis-C-Virus, die durch CYP3A4 metabolisiert werden oder CYP3A4-induzierende oder -inhibierende Eigenschaften besitzen, gleichzeitig mit Fosamprenavir mit/ohne Ritonavir verabreicht werden, ist aufgrund der Hemmung bzw. Induktion der CYP3A4-Aktivität mit einer Veränderung der Plasmakonzentration zu rechnen. Mögliche Folgen solcher Wechselwirkungen sind:
·Klinisch relevante unerwünschte Wirkungen aufgrund der höheren Exposition gegenüber Fosamprenavir/Ritonavir oder der Begleitmedikation.
·Verlust der therapeutischen Wirkung von Fosamprenavir/Ritonavir oder der Begleitmedikation und mögliche Resistenzentwicklung.
Aufgrund der möglichen Interaktionen wird daher die gleichzeitige Verabreichung von Fosamprenavir mit/ohne Ritonavir mit über CYP3A4 metabolisierten oder CYP3A4-induzierenden/-inhibierenden HCV-DAA (z.B. Telaprevir, Boceprevir, Simeprevir, Paritaprevir) nicht empfohlen. Bei gleichzeitiger Behandlung mit einem HCV-DAA bei Hepatitis C konsultieren Sie bitte die Fachinformation des entsprechenden Arzneimittels.
Die gleichzeitige Anwendung von Telzir mit PDE5-Inhibitoren (z.B. Sildenafil und Vardenafil) bei Patienten mit erektiler Dysfunktion wird nicht empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Amprenavir wird vor allem über das Cytochrom 3A4 (CYP3A4) metabolisiert. Die gleichzeitige Verabreichung von Fosamprenavir mit Ritonavir und anderen Arzneimitteln, die als Induktoren des CYP3A4 bekannt sind, wird nicht empfohlen, weil ein Therapieversagen und eine beschleunigte Resistenzentwicklung möglich sind. Dazu zählen insbesondere Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon und Topiramat (vgl. auch «Kontraindikationen»). Es wurden weder pharmakokinetische noch klinische Studien mit diesen CYP3A4-Induktioren durchgeführt. Phenytoin sollte mit Vorsicht angewendet werden (vgl. «Interaktionen»). Die gleichzeitige Anwendung von Telzir und Ritonavir mit Fluticason oder anderen Glukokortikoiden, die über CYP3A4 verstoffwechselt werden, wird nicht empfohlen, es sei denn, der mögliche Nutzen einer Behandlung überwiegt das Risiko systemischer kortikosteroider Wirkungen einschliesslich Morbus Cushing und Suppression der Nebennierenfunktion (vgl. «Interaktionen»).
Eine Verringerung der Dosierung von Rifabutin um mindestens 75 % wird bei gleichzeitiger Anwendung von Telzir mit Ritonavir empfohlen. Weitere Dosisreduktionen können erforderlich sein (vgl. «Interaktionen»).
In einer Studie wurden bei der gleichzeitigen Verabreichung von Fosamprenavir/Ritonavir und einem oral verabreichten Verhütungsmittel bei 22% (7/32) der gesunden Probandinnen klinisch signifikant erhöhte Transaminasespiegel beobachtet. Weiter waren die Hormonspiegel vermindert, und daher wird Frauen im gebärfähigen Alter der Einsatz von alternativen, nicht-hormonellen Verhütungsmethoden (Kondome) empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Für die gleichzeitige Verabreichung von Fosamprenavir und Ritonavir mit Östrogenen und/oder Progestogenen zur Hormonersatztherapie liegen keine Angaben vor. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapien bei gleichzeitiger Gabe von Fosamprenavir und Ritonavir ist nicht belegt.
Eine Überwachung der therapeutischen Konzentrationen immunsuppressiv wirkender Arzneimittel (Cyclosporin, Tacrolimus, Rapamycin) wird bei gleichzeitiger Gabe von Telzir empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Eine Überwachung der therapeutischen Konzentrationen trizyklischer Antidepressiva (z.B. Desipramin und Nortryptilin) wird bei gleichzeitiger Gabe von Telzir empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Wenn Methadon zusammen mit Telzir gegeben wird, sollten die Patienten engmaschig auf Opiatentzugssymptome überwacht werden (vgl. «Interaktionen»).
Wenn orale Antikoagulantien zusammen mit Telzir gegeben werden, wird eine verstärkte Kontrolle der INR (International Normalised Ratio) empfohlen (vgl. «Interaktionen»).
Magensäurereduzierende Arzneimittel (Antazida, H2-Blocker und PPI) führen zu unterschiedlich starker Verminderung der Resorption von Fosamprenavir. Die Datenlage favorisiert die Anwendung von Esomeprazol (siehe «Interaktionen»).
Hautausschläge/ Hautreaktionen:
Die meisten Patienten mit leichtem oder mittelschwerem Hautausschlag können die Einnahme von Telzir fortsetzen. Geeignete Antihistaminika (z.B. Cetirizin dihydrochlorid) können den Juckreiz lindern und das Abklingen des Hautausschlages beschleunigen. Über schwere und lebensbedrohliche Hautreaktionen einschliesslich des Stevens-Johnson-Syndroms wurde bei weniger als 1 % der Patienten im klinischen Entwicklungsprogramm berichtet. Im Falle von schweren Hautausschlägen oder von Hautausschlägen mittlerer Intensität mit systemischen oder die Schleimhaut betreffenden Symptomen muss Telzir dauerhaft abgesetzt werden (vgl. «Unerwünschte Wirkungen»).
Hämophilie-Patienten:
Bei hämophilen Patienten (Typ A und B), die mit Proteasehemmern (PI) behandelt wurden, liegen Berichte über eine Zunahme von Blutungen einschliesslich spontaner kutaner Hämatome und Hämarthrosen vor. Bei einigen Patienten war die Gabe von Faktor VIII erforderlich. In über der Hälfte dieser Fälle wurde die Behandlung mit Proteasehemmern fortgesetzt bzw. nach Abbruch wieder aufgenommen. Ein kausaler Zusammenhang wird vermutet, der Wirkmechanismus ist allerdings nicht geklärt. Hämophile Patienten sollten daher auf die Möglichkeit einer Zunahme von Blutungen aufmerksam gemacht werden.
Hyperglykämie:
Bei Patienten, die eine antiretrovirale Therapie einschliesslich Proteasehemmer erhielten, wurde über das Auftreten von Diabetes mellitus, Hyperglykämie oder eine Exazerbation eines bestehenden Diabetes mellitus berichtet. Bei einigen dieser Patienten war die Hyperglykämie schwerwiegend und in einigen Fällen zusätzlich mit einer Ketoazidose verbunden. Viele der Patienten hatten andere Erkrankungen, zu deren Therapie Arzneimittel erforderlich waren, die mit der Entwicklung eines Diabetes mellitus oder einer Hyperglykämie in Verbindung gebracht werden.
Lipohypertrophie
Die antiretrovirale Kombinationstherapie, einschliesslich Regimes mit einem Proteasehemmer, kann mit einer Erhöhung des Körperfetts bei einigen HIV-Patienten assoziiert sein. Ein kausaler Zusammenhang ist nicht etabliert worden.
Lipiderhöhungen:
Die Behandlung mit Fosamprenavir mit Ritonavir führte zu erhöhten Triglycerid- und Cholesterinspiegeln. Vor Beginn sowie in regelmässigen Abständen während der Therapie mit Telzir sollten daher die Triglycerid- und Cholesterinspiegel bestimmt werden. Lipidstörungen sollten symptomatisch behandelt werden.
Immun-Reaktivierungs-Syndrom:
Bei HIV-infizierten Patienten mit schwerem Immundefekt kann sich zum Zeitpunkt der Einleitung einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) eine entzündliche Reaktion auf asymptomatische oder residuale opportunistische Infektionen entwickeln, die zu schweren klinischen Zuständen oder Verschlechterung von Symptomen führt. Typischerweise wurden solche Reaktionen innerhalb der ersten Wochen oder Monate nach Beginn der ART beobachtet. Entsprechende Beispiele sind CMV-Retinitis, disseminierte und/oder lokalisierte mykobakterielle Infektionen und Pneumocystis jiroveci (P. carinii) Pneumonie. Jedes Entzündungssymptom ist zu bewerten; falls notwendig ist eine Behandlung einzuleiten.
Über das Auftreten von Autoimmunerkrankungen (wie z.B. Morbus Basedow, Polymyositis und Guillain-Barré Syndrom) ist im Rahmen einer Immun-Reaktivierung berichtet worden, jedoch ist die Zeit bis zum Einsetzen der Symptome variabler. Diese können viele Monate nach Behandlungsbeginn auftreten und sich manchmal atypisch manifestieren.
Osteonekrose:
Obwohl eine multifaktorielle Ätiologie angenommen wird (darunter Anwendung von Kortikosteroiden, Alkoholkonsum, schwere Immunsuppression, höherer Body-Mass-Index), wurden Fälle von Osteonekrose insbesondere bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung und/oder Langzeitanwendung einer antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) berichtet. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, bei Auftreten von Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen den Arzt aufzusuchen.
Natrium:
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Tablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
|