Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N04BC04
Wirkungsmechanismus
Ropinirol ist ein nicht-ergoliner D2/D3-Dopaminagonist. Die Pathophysiologie des Restless-Legs-Syndroms ist möglicherweise auf einen Mangel an dopaminerger Aktivität zurückzuführen (beispielsweise durch eine Verminderung der Dopamin-Synthese und der Dichte von Dopamin-D2-Rezeptoren im Nigrostriatum). Hinweise aus der Neuropharmakologie lassen eine primäre Beteiligung des dopaminergen Systems mit möglicher Beteiligung anderer Neurotransmittersysteme vermuten. Positronen-Emission-Tomografie-Studien deuten darauf hin, dass eine leichte dopaminerge Funktionsstörung im Bereich der Präsynapsen im Striatum an der Pathogenese des Restless-Legs-Syndroms beteiligt sein könnte.
Pharmakodynamik
Siehe unter «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
Das Restless-Legs-Syndrom wird als ein neurologischer Zustand mit einer starken Auswirkung auf das Schlafverhalten klassifiziert. Charakteristisch für das Syndrom sind quälende Empfindungen in den unteren Gliedmassen und der Drang, die betroffenen Gliedmassen zur Symptomlinderung zu bewegen. Am schlimmsten sind die Symptome im Zustand der Ruhe - sie treten vorwiegend am Abend oder in der Nacht auf - und werden durch körperliche Aktivität teilweise gelindert. Bei ungefähr 80% der Patienten mit Restless-Legs-Syndrom treten regelmässig Beinbewegungen während des Schlafes auf. Hierbei handelt es sich um repetitive, stereotype Bewegungen in einem oder beiden Beinen, die den Patienten mehrmals in der Nacht aufwecken können. Da diese Bewegungen den Schlaf häufig unterbrechen, tragen sie wesentlich zur Morbidität des Restless-Legs-Syndroms bei. Unter der Behandlung mit Ropinirol werden diese Beinbewegungen verringert und die nächtlichen Aufwachschübe reduziert.
In den beiden pivotalen Studien zur Untersuchung der Wirksamkeit über eine Dauer von jeweils 12 Wochen wurden Patienten mit dem Restless-Legs-Syndrom in die Ropinirol-Gruppe oder in die Placebo-Gruppe randomisiert. Die Wirksamkeit wurde in der Woche 12 anhand der International Restless Legs Syndrome-Skala und der CGI-Scorewerte (Clinical Global Impression) im Vergleich zum Beginn der Studie (Baseline) bewertet. Die mittlere Ropiniroldosis betrug 1,9 mg täglich. In beiden Studien wurden statistisch signifikante Unterschiede zwischen Ropinirol und Placebo festgestellt. Bereits nach einer nur 1-wöchigen Behandlung wurden sowohl beim Score der International Restless Legs Syndrome-Skala wie auch beim Clinical Global Impression-Score signifikante Unterschiede zwischen Ropinirol und Placebo festgestellt. In einer gepoolten Analyse der über 12 Wochen erhobenen Daten fiel die Adartrel-Ansprechrate bei männlichen und weiblichen Patienten ähnlich aus, aber auf das Placebo sprachen deutlich mehr Frauen als Männer an. Dies bedeutet, dass der beobachtete Behandlungsunterschied bei Frauen deutlich geringer war als bei Männern.
In einer Placebo-kontrollierten Studie über eine Dauer von 12 Wochen wurde bei Patienten mit dem Restless-Legs-Syndrom die Wirkung einer Ropinirol-Behandlung auf die periodischen Beinbewegungen im Schlaf sowie diejenigen periodischen Beinbewegungen im Schlaf, die zum Aufwachen führten, mittels Polysomnographie untersucht. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen Ropinirol und Placebo wurden dabei während der gesamten Dauer der Behandlung sowohl bei den periodischen Beinbewegungen im Schlaf (p ≤ 0,001) wie auch beim Index für periodische Beinbewegungen im Schlaf, die zum Aufwachen führen (p = 0,0096), festgestellt.
Im Vergleich zu den Patienten in der Placebo-Gruppe berichteten die Patienten, die mit Ropinirol behandelt wurden, über signifikante Verbesserungen hinsichtlich Schlafstörungen, Schlafmenge, Schlafqualität und Tagesschläfrigkeit.
Die langfristige Erhaltung der Wirksamkeit in der Behandlung des RLS wurde in einer 36-wöchigen Studie gezeigt. Nach einer 24-wöchigen einfachblinden Behandlungsphase (flexible Dosen von Ropinirol von 0,25 mg bis 4 mg einmal täglich), wurden Responder, d.h. Patienten, die auf die Behandlung ansprachen (definiert als ein Rückgang von > 6 Punkten im Gesamtscore nach der IRLS Skala im Vergleich zu Studienbeginn) in doppelblinder Verfahrensweise in die Behandlung mit Placebo oder in die fortgesetzte Behandlung mit Ropinirol über weitere 12 Wochen randomisiert. Nach der Randomisierung erhielten 45 Patienten Ropinirol (24 Männer und 21 Frauen) und 47 Patienten das Placebo (17 Männer und 30 Frauen). Die Rezidivrate war definiert als ein Anstieg um mindestens 6 Punkte im Gesamtscore der IRLS-Skala auf einen Gesamtscore von mindestens 15, bzw. ein Behandlungsabbruch aufgrund mangelnder Wirksamkeit. Für auf die Therapie ansprechende Patienten lag die mittlere Dosis Ropinirol in Woche 24 bei 2 mg (Varianzbereich 0,25 bis 4 mg). Männliche Patienten, die weiterhin Ropinirol erhalten hatten, zeigten eine signifikant niedrigere Rezidivrate im Vergleich zu männlichen Patienten, die in die Behandlung mit Placebo randomisiert worden waren (22,7% versus 62,6%, p=0,0080). Die Rezidivrate war geringer für weibliche Patienten, die weiterhin Ropinirol erhalten hatten im Vergleich zu in die Behandlung mit Placebo randomisierten weiblichen Patienten, aber der Unterschied war nicht statistisch signifikant (42,9% versus 55,2%, p = 0,4680). Diese fehlende statistische Signifikanz ist möglicherweise der relativ geringen Zahl von Patienten in jeder Untergruppe zuzuschreiben. Insgesamt zeigten die Patienten, die weiterhin Ropinirol erhalten hatten, eine signifikant geringere Rezidivrate verglichen mit Patienten, die in die Behandlung mit Placebo randomisiert worden waren (32,6% versus 57,8%, p=0,0156).
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