Eigenschaften/WirkungenATC-Code: C10AA04
Wirkungsmechanismus
Fluvastatin ist eine vollsynthetische, cholesterinsenkende Substanz, welche die HMG-CoA-Reduktase kompetitiv hemmt. Diese katalysiert die Bildung von Mevalonsäure - einem Vorläufer der Sterole, zu denen auch das Cholesterin gehört - aus HMG-CoA.
Fluvastatin übt seine Hauptwirkung in der Leber aus und liegt als Razemat vor, welches hauptsächlich aus 2 Erythro-Enantiomeren besteht, wobei nur eines davon für die pharmakologische Wirkung verantwortlich ist. Die Hemmung der Cholesterinbiosynthese vermindert die Cholesterin-Konzentration in den Leberzellen. Dadurch wird die Synthese von LDL-Rezeptoren stimuliert und die Aufnahme von LDL-Partikeln erhöht. Diese Mechanismen bewirken schliesslich eine Reduktion der Cholesterin-Konzentration im Plasma.
Pharmakodynamik
Fluvastatin reduziert in Patienten mit Hypercholesterolämie und gemischter Dyslipidämie das Gesamt-Cholesterin (total-C), das LDL-Cholesterin (LDL-C), das Apolipoprotein B (apo-B) sowie die Triglyceride (TG) und erhöht das HDL-Cholesterin (HDL-C). Die therapeutische Wirkung wird innerhalb von 2 Wochen und die maximale Wirkung innerhalb von 4 Wochen nach Therapiebeginn erreicht. Die Wirkung bleibt während der chronischen Behandlung erhalten.
Klinische Wirksamkeit
In drei multizentrischen, doppelblinden, aktiv kontrollierten Studien mit annähernd 1700 Patienten (primäre Hypercholesterolämie oder primäre gemischte Dyslipidämie) wurden Primesin retard (80 mg/d) und Primesin (40 mg vor dem Schlafengehen, oder 40 mg b.i.d.) in einer 24-wöchigen Therapie verglichen. Tabelle 1 zeigt die Ansprechraten für Primesin 1× täglich (mittlere LDL-C Reduktion = 26%) bzw. Primesin retard (mittlere LDL-C Reduktion = 36%) nach Erreichen der maximalen therapeutischen Wirkung.
Tabelle 1: Ansprechraten in % LDL-C Reduktion nach 4 Wochen (gepoolte Daten aus den 3
Vergleichsstudien)
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% Ansprechrate
Â≥ 15%
Â≥ 30%
Â≥ 35%
Â≥ 40% ---------------------------------------------------- Primesin (40 mg, 1×/d) 84,8 39,0 19,7 9,1 ---------------------------------------------------- Primesin retard (80 mg, 1×/d) 95,9 73,5 58,0 40,2 ----------------------------------------------------
In diesen Studien haben - nach einer 24-wöchigen Therapie - sowohl Primesin, wie auch Primesin retard total-C, LDL-C, apo-B und TG signifikant reduziert und HDL-C in einer dosis-geordneten Weise erhöht (s. Tabelle 2).
Tabelle 2: Mittlere Veränderung gegenüber dem Ausgangswert nach 24 Wochen (alle Patienten)
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Medikament total- LDL-C HDL-C HDL-C apo-B TG*
C (base-
line
Â≤ 35 mg/dl) ---------------------------------------------------- Primesin -17% -25% +6% +10% -18% -12% (40 mg, 1×/d) ---------------------------------------------------- Primesin -23% -34% +9% +14% -26% -19% retard (80 mg, 1×/d) ----------------------------------------------------
* median percent change
Von den 857 randomisierten Primesin retard Patienten zeigte sich bei 271 Patienten mit primärer gemischter Dyslipidämie (Fredrickson Typ IIb) und definierten Ausgangswerten von Â≥ 200 mg/dl, eine mittlere Reduktion der Triglyceride um 25%. Zudem führte Primesin retard bei diesen Patienten zu einer bedeutenden Erhöhung der HDL-C um 13%. Dieser Effekt war bei Patienten mit sehr tiefen HDL-C Ausganswerten (z.B. <35 mg/dl) noch ausgeprägter, mit einer durchschnittlichen HDL-C Erhöhung um 16%. Zudem wurde eine signifikante Reduktion von total-C, LDL-C und apo-B erzielt (s. Tabelle 3). (Patienten mit Triglyceridwerten von >400 mg/dl wurden aus diesen Studien ausgeschlossen.)
Tabelle 3: Mittlere Veränderung gegenüber dem Ausgangswert nach 24 Wochen (Primäre gemischte
Dyslipidämie)
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Medikament total-C LDL-C HDL-C apo-B TG*
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Primesin -17% -23% +7% -17% -18%
(40 mg,
1×/d)
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Primesin -24% -33% +13% -24% -25%
retard
(80 mg,
1×/d)
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* median percent change
In der «Lipoprotein and Coronary Atherosclerosis Study (LCAS)» wurden mittels quantitativer Koronarangiographie die Auswirkungen von Fluvastatin auf die Koronarsklerose bei männlichen und weiblichen Patienten (35-75 Jahre) mit leichter bis mittelschwerer Hypercholesterinämie (LDL-C zu Studienbeginn: 115-190 mg/dl bzw. 3,0-4,9 mmol/l) und koronarer Herzkrankheit untersucht. In dieser randomisierten, doppelblinden, kontrollierten klinischen Studie wurden 429 Patienten zusätzlich zu konventionellen Massnahmen mit 2× täglich 20 mg Fluvastatin oder mit Placebo behandelt. Die Angiogramme wurden zu Beginn und nach 2,5 Jahren ausgewertet. Fluvastatin verlangsamte signifikant die Progression koronarer atherosklerotischer Läsionen gemessen als Veränderung des minimalen Lumendurchmessers pro Patient (MLD, primäres Zielkriterium), als prozentualer Stenosedurchmesser oder als Bildung neuer Läsionen.
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