Unerwünschte WirkungenZusammenfassung des Sicherheitsprofils
In klinischen Studien der Phase III und IV wurden insgesamt 2393 Patienten mit komplizierten Haut- und Weichgewebsinfektionen und komplizierten intra-abdominellen Infektionen mit Tigecyclin behandelt.
In klinischen Studien traten folgende Nebenwirkungen am häufigsten auf: passagere Übelkeit (21%) und Erbrechen (13%), die normalerweise zu Behandlungsbeginn auftraten (an Behandlungstag 1 und 2) und deren Schweregrad im Allgemeinen leicht bis mittelschwer war.
Nebenwirkungen bei Tygacil schliessen Berichte aus klinischen Studien und nach Markteinführung ein und sind nachfolgend aufgeführt.
Liste der unerwünschten Wirkungen
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet: «sehr häufig» (≥1/10); «häufig» (≥1/100, <1/10); «gelegentlich» (≥1/1000, <1/100); «selten» (≥1/10'000, <1/1000); «sehr selten» (<1/10'000); «nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Häufig: Sepsis/septischer Schock, Abszesse, Infektionen.
In klinischen Studien der Phase III und IV zu komplizierten Haut- und Weichgewebsinfektionen und komplizierten intra-abdominellen Infektionen wurde über infektionsbedingte schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei mit Tigecyclin behandelten (7.1%) häufiger als bei mit Vergleichsarzneimitteln behandelten (5.3%) Patienten berichtet.
Signifikante Unterschiede bei Sepsis/septischem Schock unter Tigecyclin (2.2%) versus Vergleichsarzneimittel (1.1%) wurden beobachtet.
Wie auch bei anderen Antibiotika kann es unter Tigecyclin zu Verschiebungen der physiologischen mikrobiellen Flora zugunsten von nicht-empfindlichen Erregern kommen, einschliesslich Pilzen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Häufig: Verlängerte aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT), verlängerte Prothrombinzeit (PT).
Gelegentlich: Erhöhte INR-Werte (International Normalised Ratio).
Selten: Hypofibrinogenämie.
Nicht bekannt: Thrombozytopenie.
Erkrankungen des Immunsystems
Nicht bekannt: Anaphylaxie/anaphylaktoide Reaktionen (siehe «Kontraindikationen» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig: Erhöhung des Serumharnstoffes, Hypoproteinämie, Hypoglykämie.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Schwindel.
Gefässerkrankungen
Häufig: Phlebitis.
Gelegentlich: Thrombophlebitis.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Pneumonie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Übelkeit (21%), Erbrechen (13%), Diarrhöe (13%).
Häufig: Bauchschmerzen, Dyspepsie, Anorexie, erhöhte Serum-Amylase.
Gelegentlich: Akute Pankreatitis (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Sehr selten: Pseudomembranöse Colitis, deren Schweregrad von leicht bis lebensbedrohlich reichen kann (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Anwendung von Tigecyclin während des Zahnwachstums kann zu einer dauerhaften Zahnverfärbung führen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Leber- und Gallenerkrankungen
Häufig: Erhöhte Aspartat- (AST) und Alaninaminotransferase (ALT) im Serum, Hyperbilirubinämie.
AST- und ALT-Anomalien traten bei mit Tygacil behandelten Patienten häufiger nach der Behandlung auf als bei Patienten im Vergleichsarm, wo diese Veränderungen häufiger während der Behandlung auftraten.
Gelegentlich: Leberschäden, meistens cholestatisch bedingt, Gelbsucht.
Nicht bekannt: Leberinsuffizienz (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Häufig: Pruritus, Ausschlag.
Nicht bekannt: schwere Hautreaktionen, einschliesslich Stevens-Johnson-Syndrom.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Kopfschmerzen, gestörte Wundheilung, Reaktionen an der Injektionsstelle.
Gelegentlich: Entzündungen, Schmerzen, Ödeme und Phlebitis an der Injektionsstelle.
In klinischen Studien der Phase III und IV zu zugelassenen Indikationen [Behandlung komplizierter Haut- und Weichgewebsinfektionen (cSSTI) und komplizierter intra-abdomineller Infektionen (cIAI)] starben 2.4% (54/2216) der mit Tigecyclin und 1.7% (37/2206) der mit Vergleichsarzneimitteln behandelten Patienten. In einer gepoolten Analyse aller 13 Phase-III- und Phase-IV-Studien, die ein Vergleichspräparat einschlossen, traten Todesfälle bei 4.0% (150/3788) der mit Tigecyclin und bei 3.0% (110/3646) der mit Vergleichspräparaten behandelten Patienten auf, resultierend in einer unadjustierten Risikodifferenz von 0.9% (95% KI 0.1, 1.8). In einer gepoolten Analyse dieser Studien, basierend auf einem «Random effects»-Modell mit Studiengewichtung, betrug eine adjustierte Risikodifferenz zwischen mit Tigecyclin oder einem Vergleichspräparat behandelten Patienten bezüglich Gesamtmortalität 0.6% (95% KI 0.1, 1.2).
Todesfälle nach Infektionsart
|
|
Tigecyclin
|
Vergleichspräparat
|
Risikodifferenz*
|
Infektionsart
|
n/N
|
%
|
n/N
|
%
|
% (95% KI)
|
cSSTI
|
12/834
|
1.4
|
6/813
|
0.7
|
0.7 (-0.5, 1.9)
|
cIAI
|
42/1382
|
3.0
|
31/1393
|
2.2
|
0.8 (-0.4, 2.1)
|
CAP
|
12/424
|
2.8
|
11/422
|
2.6
|
0.2 (-2.3, 2.7)
|
HAP
|
66/467
|
14.1
|
57/467
|
12.2
|
1.9 (-2.6, 6.4)
|
Non-VAPa
|
41/336
|
12.2
|
42/345
|
12.2
|
0.0 (-5.1, 5.2)
|
VAPa
|
25/131
|
19.1
|
15/122
|
12.3
|
6.8 (-2.9, 16.2)
|
RP
|
11/128
|
8.6
|
2/43
|
4.7
|
3.9 (-9.1, 11.6)
|
DFI
|
7/553
|
1.3
|
3/508
|
0.6
|
0.7 (-0.8, 2.2)
|
Gesamt unadjustiert
|
150/3788
|
4.0
|
110/3646
|
3.0
|
0.9 (0.1, 1.8)
|
Gesamt adjustiert
|
150/3788
|
4.0
|
110/3646
|
3.0
|
0.6 (0.1, 1.2)**
|
CAP = Community-acquired pneumonia = Ambulant erworbene Pneumonie; cIAI = Complicated intra-abdominal infections = komplizierte intra-abdominelle Infektionen; cSSTI = Complicated skin and soft tissue infections = komplizierte Haut- und Weichgewebsinfektionen; HAP = hospital-acquired pneumonia = nosokomiale Pneumonie; VAP = ventilator-associated pneumonia = beatmungsassoziierte Pneumonie; RP = resistant pathogens = resistente Erreger; DFI = diabetic foot infections = diabetische Fussinfektionen. * Prozentuale Differenz der Todesfälle unter Behandlung mit Tigecyclin oder einem Vergleichspräparat. Die 95%-Konfidenzintervalle wurden mit der «Wilson Score»-Methode mit Stetigkeitskorrektur berechnet. ** Adjustierte (gemäss «Random effects»-Modell mit Studiengewichtung) Gesamt-Risikodifferenzschätzung und 95%-Konfidenzintervall. a VAP und Non-VAP sind Untergruppen der HAP. Anmerkung: Daten aus folgenden Studien sind eingeschlossen 300, 305, 900 (cSSTI), 301, 306, 315, 316, 400 (cIAI), 308 und 313 (CAP), 311 (HAP), 307 [Studie zu resistenten gram-positiven Erregern bei Patienten mit MRSA oder Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE)] und 319 (DFI mit und ohne Osteomyelitis).
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Beschreibung spezifischer unerwünschter Wirkungen und Zusatzinformationen
Nebenwirkungen von Tetracyclinen (Klasseneffekt)
Tigecyclin als Antibiotikum der Glycylcyclin-Gruppe ähnelt in seiner Struktur den Tetracyclinen. Daher können typische Nebenwirkungen der Tetracycline wie Photosensibilität, Pseudotumor cerebri und Pankreatitis sowie eine katabole Wirkung mit Azidose, Azotämie, erhöhten Serumharnstoffwerten und Hyperphosphatämie möglicherweise auch unter Tigecyclin auftreten.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
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