Unerwünschte WirkungenDie meisten Nebenwirkungen sind dosisabhängig, sowohl bezüglich der Höhe der Einzeldosis als auch der kumulierten Gesamtdosis bei Mehrfachverabreichung.
Neoplasien
Selten: akute Leukämie (nach Kombinationstherapien).
Blut und lymphatisches System
Sehr häufig: Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie (25–30%).
Bei den Leukozyten wird der Nadir innerhalb von 2 Wochen, bei den Thrombozyten innerhalb von 3 Wochen nach der Behandlung erreicht; die meisten Patienten erholen sich innerhalb 5–6 Wochen nach der Behandlung.
Selten: Coombs-positive hämolytische Anämie, nach Absetzen reversibel.
Immunsystem
Selten: anaphylaktische Reaktion mit Tachykardie, Blutdruckabfall, Dyspnoe, Gesichtsödem, pfeifendem Atem etc. (können innerhalb weniger Minuten nach der Verabreichung auftreten).
Bei längerer Therapie kann es zur Immunsuppression kommen.
Nervensystem
Häufig: Periphere Neuropathien mit Parästhesien, Muskelschwäche, Kribbeln, Muskelkrämpfen und Verlust der Tastempfindung sind dosislimitierende Toxizitäts-Effekte von Cisplatin. Sie treten am häufigsten nach längerer Behandlung (4–7 Monate) mit kumulativer Dosis von 300–600 mg/m² auf, können jedoch auch nach einmaliger Verabreichung auftreten. Die Neurotoxizität kann noch mehrere Wochen nach der letzten Dosis auftreten und nach Absetzen der Behandlung fortschreiten. Das Lhermitte-Zeichen (Nackenbeugezeichen) wird häufig beobachtet, eine Myelopathie im Wirbelsäulenbereich und eine autonome Neuropathie wurden beobachtet. Die Behandlung sollte bei ersten Anzeichen von Neurotoxizität abgesetzt werden.
Sehr selten: Verlust des Geschmackssinns, epileptische Krampfanfälle, komatöse Zustände; diese Erscheinungen waren reversibel. Schwere Neuropathien und Muskelkrämpfe von kurzer Dauer sind bei Patienten aufgetreten, die Cisplatin in höherer Dosierung oder häufiger als empfohlen erhalten haben. Diese Neuropathien können irreversibel sein und sich als Parästhesien im Bein- und Handbereich, im Fehlen von Reflexen und Verlust der Propriorezeptoren und Wahrnehmung von Vibrationen äussern. Über einen Verlust der motorischen Funktion wurde ebenfalls berichtet.
Auge
Sehr häufig: dosisabhängiges verschwommenes Sehen und dosisabhängige veränderte Farb-Wahrnehmung (23%) mit Verlust der Farbunterscheidung im Blau-Gelb-Bereich; diese kann länger als ein Jahr persistieren.
Selten: Optikusneuritis, Papillenödem und kortikale Blindheit, nach sofortigem Absetzen der Therapie reversibel.
Gehör und Gleichgewichtsorgan
Sehr häufig: Tinnitus und Hörverlust für Frequenzen von 4000–8000 Hz (31%), bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.
Gelegentlich: Taubheit, vestibuläre Toxizität (Schwindel).
Ein Hörverlust kann ein- oder zweiseitig sein, bei wiederholten Anwendungen verstärkt er sich und tritt häufiger auf. Die Ototoxizität kann bereits nach erstmaliger Gabe auftreten. Sie wird verstärkt durch vorherige oder gleichzeitige Bestrahlung des Schädels und dürfte mit der Höhe der maximalen Serumspiegel korrelieren.
Kardiovaskuläres System
Selten: Herzrhythmusstörungen, Herzversagen, Zunahme einerHerzinsuffizienz, Angina pectoris, Myokardinfarkt, Apoplexie, arterielle und venöse Thrombosen, thrombotische Mikroangiopathie (hämolytisch-urämisches Syndrom), Arteriitis, Raynaud-Phänomen (bei Kombinationstherapie mit Bleomycin und Vinblastin).
Gastrointestinaltrakt
Sehr häufig: Übelkeit und Erbrechen bei den meisten Patienten in den ersten 4 h, Dauer bis 24 h, in gewissen Fällen bis zu einer Woche.
Übelkeit und Erbrechen können auch verzögert auftreten (Beginn oder Dauer 24 Stunden oder mehr nach Chemotherapie).
Selten: Diarrhö, erhöhte Serumamylase.
Leber
Selten: Erhöhung von Transaminasen und Bilirubin.
Sehr selten. Lebernekrosen.
Haut und Unterhautgewebe
Selten: Hautausschlag (Rash), Alopezie.
Nieren
Sehr häufig: Hyperurikämie (25–30%). Nephrotoxizität ohne genügende Wasserzufuhr und forcierte Diurese 25–33%, insbesondere bei wiederholter Verabreichung (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Selten: Hypokaliämie, Hyponatriämie, Hypophosphatämie, Hypomagnesiämie, Hypokalziämie mit Muskelkrämpfen (Tetanie) mit und ohne EKG-Veränderungen, ADH-Syndrom.
Allgemeine Störungen und Reaktionen an der Applikationsstelle
Selten: Schluckauf, Unwohlsein, Asthenie, Dehydration; bei versehentlicher extravasaler Gabe lokale Gewebereizungen wie schmerzhafte Entzündung, Erythem, Gewebezellulitis, Fibrose oder Nekrose.
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