InteraktionenPharmakokinetische Interaktionen :
Johanniskrautextrakte rufen nach den derzeit verfügbaren Daten zu Wechselwirkungen einerseits eine Induktion von Cytochrom P450 (insbesondere CYP3A4) und andererseits eine Induktion von Transportproteinen (P-Glykoprotein, z. B. bei Digoxin) hervor. Dies kann zu einer Verringerung der Plasmakonzentrationen sowie zu einer Verringerung der therapeutischen Wirksamkeit einer Reihe von gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln führen und kann schwerwiegende Folgen haben, insbesondere bei Substanzen mit einem engen therapeutischen Fenster.
Plasmakonzentrationen und/oder die Wirksamkeit von gemeinsam verabreichten Arzneimitteln, insbesondere von Arzneimitteln mit einem engen therapeutischen Fenster, sollten zu Beginn und am Ende der Therapie sowie während einer Dosisänderung in der Johanniskrautzubereitung genau überwacht und deren Dosierung angepasst werden.
Umgekehrt kann es bei abruptem Abbruch eines Johanniskrautpräparates zu einer Erhöhung der Plasmakonzentration des mitverabreichten Medikaments kommen, die mit möglichen toxischen Wirkungen einhergehen kann.
Bei unbeabsichtigter Verabreichung einer Johanniskrautzubereitung mit einem Wechselwirkstoff sollte die Johanniskrautzubereitung generell schrittweise eingestellt werden.
Zu diesen Wechselwirkungen gehören unter anderem die folgenden Medikamente oder Arzneimittelgruppen :
Absolute Kontraindikationen :
Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Sirolimus):
Patienten mit immunsuppressiver Therapie mit Ciclosporin, Tacrolimus oder Sirolimus sollten nicht gleichzeitig mit einem Johanniskrautpräparat behandelt werden. Die gleichzeitige Verabreichung von Johanniskraut führt zu einem raschen und ausgeprägten Rückgang der Plasmaimmunsuppressiva-Konzentration und zu einem Verlust der immunsuppressiven Wirksamkeit mit potenziell schwerwiegenden Folgen (Transplantatabstoßung).
Antiretrovirale Medikamente in der Gruppe der nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren und Protease-Inhibitoren:
Johanniskrautpräparate sind kontraindiziert in der Behandlung von nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (z. B. Nevirapin) und Protease-Inhibitoren (z. B. Indinavir). Eine Studie, die an Freiwilligen durchgeführt wurde, zeigte, dass die Verwendung eines standardisierten Johanniskraut-Extraktes für 2 Wochen zu einem signifikanten Rückgang der Indinavir-Konzentration führte. Johanniskrautextrakte können auch zu einem verminderten Plasmaspiegel und einer verminderten Wirksamkeit anderer Protease-Inhibitoren (deren Metabolismus von CYP3A4 abhängig ist) führen.
Zytostatika (Imatinib, Irinotecan):
Imatinib: Die Verwendung von Johanniskrautpräparaten ist bei der Behandlung mit Imatinib kontraindiziert. In einer Studie über Interaktionen bei Freiwilligen führte die gleichzeitige Verabreichung von Johanniskraut für 2 Wochen zu einer Abnahme der Fläche unter der Imatinib (AUC)-Kurve um 32%, einer Halbwertszeit von 12,8 bis 9,0 Stunden, einer Abnahme von Cmax um 18% und einer Zunahme der Imatinib-Clearance um 43%. Diese Veränderungen waren statistisch signifikant und wurden durch eine weitere Studie bestätigt.
Irinotecan: Die Verwendung von Johanniskrautpräparaten ist während der Behandlung mit Irinotecan kontraindiziert. In einer offenen, randomisierten Crossover-Studie wurden fünf Krebspatienten 18 Tage lang entweder mit Irinotecan allein oder Irinotecan in Kombination mit Johanniskraut behandelt. Unter Irinotecan-Therapie mit Johanniskraut zeigte die Fläche unter der Kurve (AUC) der aktiven Metaboliten von Irinotecan SN-38 einen signifikanten Rückgang von 42% im Vergleich zur reinen Irinotecan-Gruppe.
Wechselwirkungen mit anderen Zytostatika, bei denen CYP-Enzyme und/oder Glykoprotein-P an ihrem Stoffwechsel beteiligt sind, sind ebenfalls möglich.
Cumarin-ähnliche Antikoagulantien (z. B. Acenocoumarol, Phenprocoumon, Warfarin):
Patienten mit oralen Antikoagulanzien sollten nicht mit Johanniskraut behandelt werden, da es ihre gerinnungshemmende Wirkung hemmt (Thromboembolie-Risiko).
Relativ Kontraindikationen :
Digoxin: Bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin und Johanniskraut wurde ein signifikanter Rückgang der Digoxinkonzentration um ca. 20 bis 25% beobachtet. Aus diesem Grund ist die gleichzeitige Gabe von Johanniskraut und Digoxinpräparaten nicht zu empfehlen.
Hormonelle Kontrazeptiva: Johanniskraut kann die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva vermindern (z. B. orale Kontrazeptiva (die Pille), injizierbare "Depotpräparate", subkutane Implantate, Hormonpflaster, Produkte zur vaginalen oder intrauterinen Anwendung mit Hormonausschüttung, etc.
Methadon: Johanniskrautpräparate können eine Abnahme der Plasmakonzentration von Methadon und eine signifikante Abnahme der Wirksamkeit bewirken. Bei 4 Freiwilligen, die sich mit der Methadon-Erhaltungstherapie befassten, sanken die durchschnittlichen Plasmakonzentrations-/Dosisverhältnisse um durchschnittlich 47%.
Sonstiges: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Johanniskrautpräparate auch den Stoffwechsel anderer Stoffe wie z. B. Johanniskraut beeinflussen können:
-Bestimmte lipidsenkende Substanzen (z. B. Simvastatin, ein Inhibitor der HMG-CoA-Reduktase; aber nicht Pravastatin);
-Midazolam;
-Steroidhormone, die oral oder intravenös verabreicht werden.
Aus diesem Grund sollte Johanniskraut mit diesen Medikamenten vorsichtig verabreicht werden.
Pharmakodynamische Interaktionen (relative Kontraindikationen) :
Antidepressiva und andere serotoninerge Substanzen (wie Buspiron, Amitriptylin, Nortriptylin, Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin usw.):
Johanniskrautpräparate sollten vorsichtig und unter regelmäßiger Kontrolle mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern oder anderen Serotonin-Medikamenten verabreicht werden. Vereinzelte Fälle von Nebenwirkungen (serotoninerges Syndrom) mit neurovegetativer Dystonie (z. B. Schwitzen, Tachykardie, Durchfall, Fieber), psychischen Veränderungen (Unruhe, Verwirrung) und motorischen Veränderungen (Tremor, Myoklonus) können auftreten.
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