PharmakokinetikAbsorption
Nach oraler Verabreichung von 600 mg Telbivudin 1x/d an gesunde Probanden (n=12) lag die maximale Steady-State-Plasmakonzentration (Cmax) bei 3.69±1.25 Mikrogramm/ml (Mittelwert ± SD) und wurde 1 bis 4 h (Median 2 h) nach Einnahme erreicht. Die AUC betrug 26.1±7.2 Mikrogramm•h/ml (Mittelwert ± SD) und die Plasmatiefstkonzentrationen (Ctrough) waren ca. 0.2-0.3 Mikrogramm/ml. Der Steady-State wurde bei einmal täglicher Gabe nach ca. 5 bis 7 d erreicht bei einer annähernd 1.5-fachen Akkumulation, welche auf eine effektive Halbwertszeit von etwa 15 h hinweist.
Wirkung von Nahrung auf die orale Resorption
Die Resorption und die Exposition von Telbivudin wurden nicht beeinträchtigt, wenn eine Einzeldosis von 600 mg zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen wurde.
Distribution
In vitro bindet Telbivudin nur wenig an menschliche Plasmaproteine (3.3%). Nach oraler Verabreichung liegt das geschätzte apparente Verteilungsvolumen bei 8.2±4.1 l/kg, was über demjenigen des totalen Körperwassers ist. Telbivudin war zwischen Plasma und Blutzellen gleichmässig verteilt.
Metabolismus
Nach Verabreichung von 14C-Telbivudin wurden beim Menschen keine Metaboliten von Telbivudin festgestellt. Telbivudin ist weder Substrat noch Inhibitor oder Induktor des Cytochrom P450 (CYP450) Enzymsystems (s. «Interaktionen»).
Elimination
Nach Erreichen der maximalen Konzentration nimmt die Plasmakonzentration von Telbivudin mit einer initialen Distributions-/Eliminationshalbwertszeit von 2.0±0.3 h und einer terminalen Eliminationshalbwertszeit (t1/2) von 40-49 h bi-exponentiell ab. Die AUC unter der terminalen Phase repräsentiert <10% der AUC0-INF. Generell fallen die Plasmawerte 24 h nach Dosierung auf annähernd 5% der Cmax und die systemische Exposition beträgt während dieser Phase 80-85% der Gesamtexposition (AUC0-INF). Telbivudin wird hauptsächlich als unveränderter Wirkstoff über den Urin ausgeschieden. Die Nieren-Clearance von Telbivudin nähert sich der normalen glomerulären Filtrationsrate, was darauf hindeutet, dass passive Diffusion den Hauptmechanismus der Exkretion darstellt. Nach einer oralen Einzeldosis von 600 mg Telbivudin werden etwa 42% der Dosis über die folgenden 7 Tage im Urin als unverändertes Telbivudin ausgeschieden, wobei 36% der Dosis innerhalb der ersten 24 h ausgeschieden werden. Da die Ausscheidung über die Niere den Haupteliminationsweg darstellt, muss die Dosis bei Patienten mit moderater bis schwerer Nierenschädigung und Patienten unter Hämodialyse angepasst werden (s. «Dosierung/Anwendung»).
Kinetik spezieller Patientengruppen
Leberfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Telbivudin nach einer Einmaldosis von 600 mg wurde bei Patienten (ohne chronische Hepatitis B) mit verschiedenen Schweregraden von Leberinsuffizienz untersucht. Es kam zu keinen Veränderungen der Pharmakokinetik von Telbivudin bei Personen mit Leberschäden im Vergleich zu Personen mit einer gesunden Leber. Die Resultate dieser Studien deuten darauf hin, dass keine Dosisanpassung für Patienten mit Leberschäden nötig ist (s. «Dosierung/Anwendung»).
Nierenfunktionsstörungen
Die Pharmakokinetik von Telbivudin-Einzeldosen wurde bei Patienten (ohne chronische Hepatitis B) mit verschiedenen Schweregraden von Niereninsuffizienz (entsprechend der Kreatinin-Clearance) untersucht. Basierend auf den Resultaten in Tabelle 10 wird eine Dosisanpassung von Telbivudin für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von <50 ml/min empfohlen (s. «Dosierung/Anwendung»).
Tabelle 10: Pharmakokinetische Parameter (Mittelwert ± SD) von Telbivudin bei Patienten mit verschiedenen Schweregraden von Niereninsuffizienz
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Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance in ml/min)
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Normal (>80) (n=8) 600 mg
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Leicht (50-80) (n=8) 600 mg
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Moderat (30-49) (n=8) 400 mg
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Schwer (<30) (n=6) 200 mg
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ESRD/Hämodialyse (n=6) 200 mg
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Cmax (µg/ml)
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3.4±0.9
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3.2±0.9
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2.8±1.3
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1.6±0.8
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2.1±0.9
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AUC0-INF (µg•h/ml)
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28.5±9.6
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32.5±10.1
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36.0±13.2
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32.5±13.2
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67.4±36.9
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CLRENAL (L/h)
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7.6±2.9
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5.0±1.2
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2.6±1.2
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0.7±0.4
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Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unter Hämodialyse
Hämodialyse (bis zu 4 Stunden) reduziert die systemische Telbivudin-Exposition um ca. 23%. Nach einer Dosisanpassung entsprechend der Kreatinin-Clearance ist während routinemässiger Hämodialyse keine weitere Modifikation der Dosis nötig (s. «Dosierung/Anwendung»). Telbivudin sollte nach der Hämodialyse verabreicht werden.
Ältere Patienten
Es wurden keine Pharmakokinetikstudien bei älteren Patienten durchgeführt.
Kinder
Es wurden keine pharmakokinetischen Studien bei pädiatrischen Patienten durchgeführt.
Geschlecht
Es bestehen keine bedeutenden geschlechtsbedingten Unterschiede in der Pharmakokinetik von Telbivudin.
Rasse
Es bestehen keine bedeutenden rassebedingten Unterschiede in der Pharmakokinetik von Telbivudin.
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