Eigenschaften/WirkungenATC-Code
A16AB07
Wirkungsmechanismus
Es wird angenommen, dass Myozyme die Aktivität der lysosomalen GAA wiederherstellt, was zu einer Stabilisierung oder Wiederherstellung der Funktion der Herz- und Skelettmuskulatur (einschliesslich der Atemmuskulatur) führt. Aufgrund der Blut-Hirnschranke und der Grösse des Enzyms ist eine Aufnahme von Alglucosidase alfa in das Zentralnervensystem unwahrscheinlich.
Pharmakodynamik
Morbus Pompe
Morbus Pompe ist eine seltene, progressive und tödlich verlaufende muskuläre Stoffwechselerkrankung (metabolische Myopathie), deren Häufigkeit auf 1 pro 40'000 Geburten geschätzt wird. Andere Namen für Morbus Pompe sind Glycogenspeicherkrankheit Typ II (engl. Abkürzung GSD-II), Myopathie bei Mangel an saurer Maltase (engl. Abkürzung AMD) und Glycogenose Typ II. Morbus Pompe zählt zu den lysosomalen Speicherkrankheiten. Sie wird verursacht durch einen Mangel an saurer α-Glucosidase (GAA), einer natürlich vorkommenden lysosomalen Hydrolase, die für den Umbau von lysosomalem Glykogen in Glukose zuständig ist. Ein Mangel an diesem Enzym führt zur Ansammlung von Glykogen in verschiedenen Geweben, insbesondere im Herzmuskel, der Atem- und der Skelettmuskulatur. Die Folge ist eine hypertrophische Kardiomyopathie und eine fortschreitende Muskelschwäche, einschliesslich einer Beeinträchtigung der Atemfunktion.
Die klinische Symptomatik von Morbus Pompe kann als Krankheitsspektrum beschrieben werden, das von einer schnell fortschreitenden infantilen Verlaufsform (Symptome treten normalerweise im ersten Lebensjahr auf, niedrige Lebenserwartung) bis hin zu einer weniger schnell verlaufenden späteren Verlaufsform reicht.
Die infantile Verlaufsform von Morbus Pompe zeichnet sich durch eine starke Ablagerung von Glykogen in der Herz- und Skelettmuskulatur aus, was zu einer rasch fortschreitenden Kardiomyopathie, generalisierter Muskelschwäche und Muskelhypotonie führt. Die motorische Entwicklung kommt häufig völlig zum Stillstand. Werden Meilensteine in der motorischen Entwicklung erreicht, so gehen diese später wieder verloren. Der Tod tritt normalerweise durch Herzstillstand oder Atemversagen vor Erreichen des ersten Lebensjahres ein.
In einer retrospektiven Studie aus dem natürlichen Krankheitsverlauf von Patienten mit infantilem Morbus Pompe (n = 168) traten die Symptome median im Alter von 2,0 Monaten auf, das mediane Todesalter betrug 9,0 Monate. Die Überlebensraten nach Kaplan-Meier im Alter von 12, 24 und 36 Monaten betrugen 26 %, 9 % und 7 %.
Es wurde eine untypische, langsamer fortschreitende Form von infantilem Morbus Pompe beschrieben, die durch eine weniger schwere Kardiomyopathie und somit eine längere Überlebensdauer gekennzeichnet ist.
Morbus Pompe in später Verlaufsform tritt im Kindes-, Jugend- oder auch im Erwachsenenalter auf und hat einen sehr viel langsameren Verlauf als die infantile Verlaufsform. Normalerweise ist in der späten Verlaufsform eine ausreichende GAA-Restaktivität vorhanden, um das Entstehen einer Kardiomyopathie zu verhindern, wobei jedoch bei bis zu ca. 4 % der Morbus-Pompe-Patienten mit später Verlaufsform eine gewisse Beteiligung des Herzens beobachtet wurde.
Patienten mit Morbus Pompe in später Verlaufsform werden normalerweise mit einer progressiven Myopathie vorstellig, hauptsächlich der proximalen Muskeln im Becken- und Schultergürtel, und einer unterschiedlich starken Beeinträchtigung der Atemfunktion. Dies führt letztendlich zu schwerem Handicap und/oder der Notwendigkeit einer unterstützenden Beatmung. Der zeitliche Verlauf der Krankheitsprogression kann stark variieren und ist nicht vorhersagbar. Bei manchen Patienten tritt ein rascher Funktionsverlust der Skelett- und Atemmuskulatur ein, was zu Gehunfähigkeit und Versagen der Atmung führt. Bei anderen verläuft die Krankheit weniger schnell fortschreitend. Bei wieder anderen verläuft die Progression der Skelett- und Atemmuskulatur losgelöst voneinander.
Klinische Wirksamkeit
Morbus Pompe in infantiler Verlaufsform
In einer randomisierten, historisch kontrollierten offenen Hauptstudie an 18 nicht beatmeten Patienten mit infantiler Verlaufsform wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Myozyme untersucht. Die Patienten waren zu Beginn der Behandlung 6 Monate alt oder jünger. Die unbehandelte historische Vergleichsgruppe wurde aus einer retrospektiven Studie über den natürlichen Krankheitsverlauf (n = 42) bei Morbus-Pompe-Patienten mit infantiler Verlaufsform gewonnen und an die Population der Hauptstudie angepasst. Die Patienten wurden randomisiert und erhielten über einen Zeitraum von 52 Wochen einmal alle zwei Wochen entweder 20 mg/kg oder 40 mg/kg Myozyme. Nach frühestens 52 Wochen wurden 16 dieser 18 Patienten in eine Erweiterungsstudie aufgenommen, in der sie mit der gleichen Dosis wie zuvor über einen Zeitraum von insgesamt bis zu drei Jahren (150 Wochen) weiterbehandelt wurden.
Primärer Endpunkt war der Anteil an Patienten ohne Ereignis (Tod oder invasive Beatmung). Die Überlebensdauer ohne invasive Beatmung wurde jedoch in der unbehandelten historischen Kohorte nicht aufgezeichnet, weshalb ein Vergleich dieses Endpunkts nicht möglich ist. Nach 52-wöchiger Behandlung waren alle 18 mit Myozyme behandelten Patienten am Leben und 15 dieser 18 Patienten kamen ohne invasive Beatmung aus. Demgegenüber war in der unbehandelten historischen Kohorte 1 von 42 Patienten mit 18 Monaten noch am Leben. Nach 104 Wochen Behandlung waren alle 16 Patienten, die in die Erweiterungsstudie aufgenommen worden waren, am Leben und 10 von diesen 16 Patienten bedurften keiner invasiven Beatmung. Am Ende der Studie (mit einer individuellen Behandlungsdauer zwischen 60 und 150 Wochen; im Mittel 119 Wochen) waren 14 der 16 Patienten am Leben und 9 dieser 16 Patienten bedurften keiner invasiven Beatmung. Nach dem Ende der Studie verstarben ein weiterer Patient und ein anderer nach dem Ausscheiden aus der Studie.
Ein Vergleich der Überlebenskurven vom Zeitpunkt der Diagnose mit der unbehandelten historischen Kohorte wurde mit Hilfe einer Cox-Proportional-Hazard-Regression-Analyse vorgenommen. Die mit Myozyme behandelten Patienten (n = 18) zeigten eine längere Überlebensdauer im Vergleich zur Überlebensdauer der nicht behandelten historischen Kohorte (n = 42) (Risk Ratio 0,05 (95 %-KI 0,015; 0,147); p < 0,0001).
Es fand sich eine echokardiographische Verbesserung der Kardiomyopathie, gemessen als Verringerung der linksventrikulären Herzmasse (LVM). Nach 52 Wochen der Behandlung zeigten alle 14 Patienten mit erhebbaren Daten im Vergleich zur Eingangsmessung einen Rückgang der LVM; bei 3 von 14 Patienten im Normbereich. Nach dem ersten Jahr (64 bis zu 130 Wochen) der Behandlung war die LVM bei 8 Patienten weiter zurückgegangen. Nach 104 Wochen der Behandlung lagen Messergebnisse der LVM bei insgesamt 8 Patienten vor, bei 5 Patienten wurden Normwerte erreicht.
Die altersäquivalenten motorischen Leistungswerte gemäss Alberta Infant Motor Scale (AIMS) zeigten eine Verbesserung der motorischen Funktion während der Studie bei 7 von 18 Patienten, die bei der letzten Bewertung im Rahmen der Studie selbstständig gehen konnten. Weitere 4 Patienten zeigten während der Studie eine Zunahme der motorischen Funktion und konnten bei der letzten Studienuntersuchung selbstständig sitzen. Bei diesen Patienten war jedoch keine funktionale Nutzung der Beine festzustellen. Die übrigen 7 Patienten zeigten keine klinisch signifikante andauernde Verbesserung der motorischen Funktion.
Nach 52 Wochen Behandlung hatte sich das altersgemässe Gewicht bei 14 der 18 Patienten (77,8 %) gehalten oder verbessert (über der 3. Perzentile), 14 von 15 Patienten (93,3 %) lagen oberhalb der 3. Perzentile für die Körpergrösse und 12 von 15 Patienten (80,0 %) oberhalb der 3. Perzentile für den Kopfumfang. Im zweiten Jahr der Behandlung haben sich das altersgemässe Gewicht bei 15 von 17 Patienten, die altersgemässe Körpergrösse bei 10 von 16 Patienten und der altersgemässe Kopfumfang bei 11 von 15 Patienten weiter verbessert. Nach 104 Wochen Behandlung lag das Gewicht bei 13 Patienten sowie die Körpergrösse und der Kopfumfang bei 12 Patienten oberhalb der 3. Perzentile.
Wirksamkeitsanalysen zeigten keinen merklichen Unterschied zwischen den beiden Dosierungsgruppen, was Überleben, Überleben ohne invasive Beatmung, Überleben ohne jegliche Form von Beatmung, LVM-Abnahme, Verbesserung der Wachstumsparameter und Erreichung von Meilensteinen in der motorischen Entwicklung anbelangte. Basierend auf diesen Ergebnissen wird eine Dosis von 20 mg/kg jede zweite Woche empfohlen.
Eine zweite offene klinische Studie untersuchte auch die Sicherheit und Wirksamkeit von Myozyme bei 21 Morbus-Pompe-Patienten mit atypischer Ausprägung der infantilen Verlaufsform im Alter zwischen 6 Monaten und 3,5 Jahren bei Behandlungsbeginn. Die Patienten erhielten über einen Zeitraum von 52 Wochen einmal alle zwei Wochen Myozyme in einer Dosierung von 20 mg/kg Körpergewicht, ausgenommen 8 Patienten, die 40 mg/kg nach frühestens 26 Behandlungswochen erhielten. Nach 52 Wochen setzten alle Patienten die Behandlung über median 121 Wochen fort.
Primärer Endpunkt der Hauptstudie war der Anteil von Patienten, die nach Ablauf der Studiendauer am Leben waren. Nach 52 Wochen der Behandlung waren 16 der 21 mit Myozyme behandelten Patienten (76,2 %) am Leben. Nach 104 Wochen der Behandlung waren 14 der 21 Patienten (66,7 %) am Leben und 1 Patient war am Leben, aber aus der Studie ausgeschieden. Dieses Verhältnis konnte bis zum Ende der Studie aufrechterhalten werden (mit einer individuellen Behandlungsdauer der einzelnen Patienten zwischen 1 und 168 Wochen; mittlerer Nachkontrollzeitraum von 109 Wochen). ln der unbehandelten historischen Kohorte waren 5 der 47 Patienten (10,6 %) mit vorhandenen Daten im Alter von 30 Monaten (2,5 Jahren) am Leben.
Das Überleben der behandelten Patienten (n = 21) wurde mit demjenigen einer ähnlichen historischen Kohorte unbehandelter Patienten (n = 48) mit Hilfe einer Cox-Proportional-Hazards-Regresssion-Analyse verglichen (RR 0,301 (95 %-KI 0,11; 0,81); p = 0,018).
Zusätzliche Wirksamkeitsdaten zeigten, dass von den 16 Patienten, die zu Therapiebeginn nicht invasiv beatmet waren, 7 auch nach 104 Behandlungswochen keine invasive Beatmung benötigten. Von den übrigen 9 Patienten verstarben 5 Patienten, und 4 waren auf eine invasive Beatmung angewiesen. Alle 5 Patienten, die am Anfang invasiv beatmet wurden, bedurften während der gesamten Studie weiterhin künstlicher Beatmung (vier Patienten überlebten bis zur Erhebung in Woche 104, ein Patient verstarb vorher).
Nach 52 Wochen der Behandlung wiesen alle 12 Patienten mit erhebbaren Messergebnissen eine Abnahme der LVM gegenüber dem Ausgangswert auf, und bei 6 von 12 Patienten zeigten sich Werte im Normbereich. Nach dem ersten Jahr (58 bis zu 168 Wochen) der Behandlung ging die LVM bei 9 der 12 Patienten mit vorhandenen Daten weiter zurück. Nach 104 Wochen der Behandlungen lagen LVM-Messungen für 10 Patienten vor, bei 9 Patienten konnten Normwerte des LVM erreicht werden.
Nach 52 Wochen Behandlung zeigten die Bruttowerte und die altersgemässen motorischen Leistungswerte gemäss AIMS, dass sich die motorische Funktion bei 3 von 8 Patienten mit verfügbaren Daten gegenüber dem Ausgangswert verbessert hatte. Bei 6 von 11 Patienten mit vorhandenen Daten verbesserte sich die motorische Funktion über Woche 52 hinaus weiter (mit einer individuellen Behandlungsdauer der einzelnen Patienten zwischen 58 und 168 Wochen; mittlerer Nachkontrollzeitraum von 121 Wochen), darunter 3 Patienten, die bei der letzten Studienvisite gehen konnten, und 3 Patienten, die beim letzten Studienbesuch lediglich sitzen konnten. Bei den übrigen 5 Patienten war nach Woche 52 keine signifikante Verbesserung der motorischen Funktion zu beobachten (mit einer individuellen Behandlungsdauer der einzelnen Patienten zwischen 104 und 168 Wochen; mittlerer Nachkontrollzeitraum von 140 Wochen), darunter 4 Patienten ohne signifikante motorische Funktion in einer der zu bewertenden Positionen bei der letzten Studienvisite und 1 Patient, der bei der letzten Studienvisite lediglich sitzen konnte.
Die grosse Mehrzahl der mit Myozyme behandelten Morbus-Pompe-Patienten mit infantiler Verlaufsform zeigte eine Verbesserung der Atem- und Herzfunktion sowie eine Stabilisierung oder Verbesserung der Wachstumsparameter. Die Wirkung der Behandlung auf die motorische Funktion und die Atmung fiel jedoch unterschiedlich aus. Morbus-Pompe-Patienten mit infantiler Verlaufsform, die motorische Fortschritte zeigten, hatten auch in der Eingangsuntersuchung bessere erhaltene motorische Funktionen und niedrigere Glykogenwerte im Quadrizeps. Beachtenswert ist, dass Patienten mit besseren motorischen Ergebnissen auch einen höheren Prozentsatz in der Stabilität oder Verbesserung der Wachstumsparameter (Gewicht) zeigten, während die grosse Mehrheit der Patienten – unabhängig von ihrer motorischen Entwicklung und ihren Ausgangswerten – einen Rückgang der Kardiomyopathie zeigte, gemessen als Veränderung des LVM-Z-Score.
Die Gesamtheit der Daten legt nahe, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung im frühen Krankheitsstadium äusserst wichtig ist, um die bestmöglichen Ergebnisse bei Patienten mit infantiler Verlaufsform zu erzielen.
Morbus Pompe in später Verlaufsform
Die Sicherheit und die Wirksamkeit von Myozyme wurden in einer randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Studie bei 90 Patienten mit Morbus Pompe in später Verlaufsform untersucht, die bei Behandlungsbeginn zwischen 10 und 70 Jahre alt waren und zuvor noch keine Enzymersatztherapie erhalten hatten. Die Patienten wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert und erhielten 20 mg/kg Myozyme (n = 60) oder Placebo (n = 30) einmal alle 2 Wochen über einen Zeitraum von 78 Wochen (18 Monate).
Die Kriterien zur Beurteilung der co-primären Zielparameter der Wirksamkeit waren die 6-Minuten-Gehdistanz in Metern (6-Minute Walk Test, 6MWT) und die forcierte Vitalkapazität (FVC) in % des theoretischen Normwerts in sitzender Position. Nach 78 Wochen wiesen die mit Myozyme behandelten Patienten im Vergleich zu den mit Placebo behandelten Patienten eine Verbesserung bei der zurückgelegten Entfernung (gemäss 6MWT) und eine Stabilisierung der Lungenfunktion (gemäss FVC in % des theoretischen Normwerts) auf. Die zurückgelegte Distanz im 6MWT nahm bei den mit Myozyme behandelten Patienten um 25,13 Meter zu und verringerte sich bei den mit Placebo behandelten Patienten um 2,99 Meter. Dies entspricht einem statistisch signifikanten Unterschied zwischen Myozyme und Placebo von +28,12 Metern (p = 0,0347). Die geschätzte mittlere FVC (in % des theoretischen Normwerts) nahm bei den Myozyme-Patienten um 1,20 % zu und verringerte sich bei den Placebo-Patienten um 2,20 % mit einem statistisch signifikanten Unterschied von 3,40 % (p = 0,0055). Die Ergebnisse werden in Tabelle 3 aufgeführt.
Tabelle 3: Veränderung gegenüber dem Ausgangswert: Ergebnisse zur Wirksamkeit in der Placebo-kontrollierten Studie
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Myozyme (n = 60)
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Placebo (n = 30)
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Zurückgelegte Strecke (Meter) im 6-Minuten Gehtest (6MWT)
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Ausgangswert (vor der Behandlung)
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Mittelwert ± SD
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332,20 ± 126,69
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317,93 ± 132,29
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Woche 78 / letzte Beobachtung
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Mittelwert ± SD
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357,85 ± 141,32
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313,07 ± 144,69
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Geschätzte Veränderung vom Ausgangswert zur letzten Beobachtung (ANCOVA)
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Mittelwert (95 %-KI)
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25,13* (10,07; 40,19)
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-2,99* (-24,16, 18,18)
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Geschätzter Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Veränderung vom Ausgangswert zur letzten Beobachtung (ANCOVA)
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Mittelwert (95 %-KI) p-Wert
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28,12* (2,07; 54,17) 0,0347
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Wilcoxon-Mann-Whitney Test
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p-Wert
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0,0283
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Forcierte Vitalkapazität (FVC, in Prozent des theoretischen Normalwertes)
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Ausgangswert (vor der Behandlung)
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Mittelwert ± SD
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55,43 ± 14,44
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53,00 ± 15,66
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Woche 78 / letzte Beobachtung
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Mittelwert ± SD
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56,67 ± 16,17
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50,70 ± 14,88
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Geschätzte Veränderung vom Ausgangswert zur letzten Beobachtung (ANCOVA)
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Mittelwert (95 %-KI)
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1,20* (-0,16, 2,57)
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-2,20* (-4,12, -0,28)
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Geschätzter Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Veränderung vom Ausgangswert zur letzten Beobachtung (ANCOVA)
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Mittelwert (95 %-KI) p-Wert
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3,40* (1,03, 5,77) 0,0055
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Wilcoxon-Mann-Whitney Test
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p-Wert
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0,0026
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* Schätzwerte basierend auf der Anpassung des ANCOVA-Modells an die stratifizierte Randomisierung und die Baseline-Beobachtung
Morbus Pompe, späte Verlaufsform: weitere klinische Studien und Analysen
Vier unabhängige, offene, einarmige, Investigator-initiierte Studien mit Myozyme wurden durchgeführt:
·Eine Studie in den Niederlanden mit 102 Patienten der späten Verlaufsform – mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren (60 Monaten)
·Eine Studie in Italien mit 74 Patienten der späten Verlaufsform – mit einer maximalen Nachbeobachtungszeit von bis zu 48 Monaten
·Eine Studie in Deutschland mit 38 Patienten der späten Verlaufsform – mit einer Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten
·Eine Studie in den Niederlanden mit 69 Patienten der späten Verlaufsform – mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 23 Monaten
Diese vier Studien mit Alglucosidase alfa zeigen, dass sich einige Patienten in ihrer motorischen Funktion und der Lungenfunktion leicht verbessern oder stabilisieren, andere Patienten aber hinsichtlich ihrer motorischen Funktion und der Lungenfunktion keine Response aufwiesen. Dieser Effekt blieb in der in den Niederlanden durchgeführten Studie mit 102 Patienten der späten Verlaufsform bis zu 5 Jahre lang erhalten.
In der oben genannten, in den Niederlanden durchgeführten Studie mit 69 Patienten der späten Verlaufsform zeigte Alglucosidase alfa eine Verbesserung der Muskelkraft. Jedoch konnte die Muskelkraft nur bei Rollstuhlpatienten und bei Patienten mit einer weniger stark ausgeprägten Muskelschwäche verbessert werden.
Die Verbesserung der Muskelkraft wurde in der Studie in den Niederlanden mit 102 Patienten der späten Verlaufsform bis zu 5 Jahre bestätigt.
In zwei weiteren klinischen Open-Label-Studien mit Alglucosidase alfa mit einer Nachbeobachtung von 24 Monaten zeigten zehn Patienten mit schwerem Morbus Pompe der späten Verlaufsform (mittelschwere bis schwere motorische Beeinträchtigung und künstliche Beatmung) ein unterschiedliches Ansprechen der gemessenen motorischen Funktion und der Atemfunktion, hauptsächlich in Form von mässigen Verbesserungen (AGLU03105, AGLU04107).
Eine offene Studie an 5 Morbus-Pompe-Patienten mit später Verlaufsform im Alter zwischen 5 und 15 Jahren bei Behandlungsbeginn untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit von Myozyme. Die Patienten erhielten einmal alle zwei Wochen über einen Zeitraum von 26 Wochen Myozyme in einer Dosierung von 20 mg/kg Körpergewicht. Alle Patienten konnten zu Beginn der Studie ohne fremde Hilfe gehen und alle bis auf einen Patienten benötigten keinerlei künstliche Beatmung (1 Patient wurde nachts nicht-invasiv beatmet). Zwei der 3 Patienten mit erheblicher Lungenbeteiligung zu Studienbeginn (Bandbreite der forcierten Vitalkapazität (FVC) in % des theoretischen Normwerts in sitzender Position von 58–67 %) zeigten in Woche 26 eine deutliche klinische Verbesserung der FVC in sitzender Position (+11,5 % und +16 %). Die Auswertung der motorischen Funktion ergab unterschiedliche Ergebnisse.
Zehn Patienten im Alter von 9–54 Jahren mit fortgeschrittenem Morbus Pompe in später Verlaufsform (10/10 rollstuhlabhängig, 9/10 auf Beatmung angewiesen) wurden in Expanded-Access-Programmen mit Alglucosidase alfa 20–40 mg/kg einmal alle 2 Wochen unterschiedlich lange zwischen 6 Monaten und 2,5 Jahren behandelt. Die bei den Patienten beobachtete positive Wirkung auf die Lungenfunktion beinhaltete eine klinisch bedeutsame Verbesserung der FVC von 35 % bei einem Patienten und eine erhebliche Reduzierung der Beatmungsstunden bei zwei Patienten. Bei manchen Patienten wurde eine positive Wirkung auf die motorische Funktion beobachtet, darunter die Wiedererlangung verloren gegangener motorischer Fähigkeiten. Nur ein Patient konnte ganz auf den Rollstuhl verzichten. Auch in dieser Patientengruppe wurde ein unterschiedliches Ansprechen bezüglich der motorischen Funktion beobachtet.
Die Induktion einer Immuntoleranz (ITI) und die Anwendung von Alglucosidase alfa wurde im Rahmen einer klinischen Studie und einer retrospektiven Datenüberprüfung von Patienten untersucht, die sich zu Beginn der Behandlung noch nie einer Enzymersatztherapie (ERT) unterzogen hatten, sowie in einer klinischen Studie mit Patienten, die zum Zeitpunkt der Einleitung der ERT bereits Alglucosidase alfa erhielten.
In einer retrospektive Datenanalyse am Duke Center konnten 21 CRIM-negative IOPD-Patienten identifiziert werden, von denen 19 bis zum Zeitpunkt der Einleitung der ITI keine ERT erhalten hatten. Von den 21 Patienten waren 16 zum Studienende am Leben, wobei die Zeitspanne vom Beginn der ERT bis zur letzten Untersuchung im Median 44,6 Monate (Intervall: 5,7 bis 105,47 Monate) betrug. Fünf Patienten, die alle bis zu Beginn der ERT und der ITI-Behandlung keine Enzymersatztherapie erhalten hatten, verstarben infolge von Atemversagen und Krankheitsprogression.
Jüngere Patienten mit frühzeitiger Diagnose und frühem Behandlungsbeginn, die bei Einleitung der Enzymersatztherapie gleichzeitig eine ITI erhielten, zeigten tendenziell bessere Überlebensraten als ältere Patienten mit ähnlichem Therapieschema. Die Studiendaten zeigten, dass die prophylaktische ITI das Auftreten von Antikörpern gegen Alglucosidase alfa während des Behandlungsverlaufs verhindern oder verringern kann, wodurch der Behandlungserfolg der ERT unterstützt und das Überleben von CRIM-negativen IOPD-Patienten verbessert werden kann.
Morbus Pompe in später Verlaufsform, Ergebnisse aus Patientenbefragungen
Eine Umfrage der International Pompe Association (IPA) und des Erasmus Medical Center (Niederlande) bei Patienten mit Morbus Pompe untersuchte den Therapieerfolg von Myozyme anhand verschiedener, jährlich gesammelter Untersuchungsergebnisse:
·Myozyme reduzierte das Risiko, rollstuhlabhängig zu werden, signifikant: Bei behandelten LOPD-Patienten war das Risiko, einen Rollstuhl nutzen zu müssen, zu jedem Zeitpunkt der Nachbeobachtung weniger wahrscheinlich als bei unbehandelten Patienten (Hazard-Ratio: 0,36; [95 %-KI: 0,17; 0,75] in einer Studie mit 198 eingeschlossenen Patienten und einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren). In dieser Studie wurde eine Wirkung auf den Gebrauch einer Beatmungshilfe nicht nachgewiesen.
·Nach 3 Jahren Behandlung mit Myozyme verbesserte sich bei 163 erwachsenen Patienten der durchschnittliche Fatigue Severity Scale (FSS) Score signifikant um 0,13 Punkte pro Jahr (p < 0,001), was zeigte, dass die Therapie zur Reduzierung der Müdigkeit in dieser Studie beitrug. Vor der Behandlung mit Myozyme (mediane Nachbeobachtungszeit von 4 Jahren) war der durchschnittliche FSS-Score stabil bei ca. 5,3 Punkten.
·Myozyme führte zu einer Verbesserung und Stabilisierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und Teilhabe von 174 erwachsenen Patienten mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 4 Jahren (0,5–8 Jahre), sowohl vor als auch während der Behandlung.
·Nach einem Rückgang vor der Behandlung (-0,73 Punkte pro Jahr (Punkte/Jahr); [95 %-KI: -1,07; -0,39]) verbesserten sich die zusammengefassten Ergebnisse der physischen Komponenten bei der SF36-Patienten-Befragung in den ersten 2 Jahren der Myozyme-Behandlung (1,49 Punkte/Jahr; [95 %-KI: 0,76; 2,21]) und blieben danach stabil.
·Nach einem Rückgang vor der Behandlung (-0,49 Punkte/Jahr; [95 %-KI: -0,64; -0,34]) stabilisierte sich die Rotterdam 9-Item Handicap Scale (RHS) unter Myozyme (-0,02 Punkte/Jahr; [95 %-KI: -0,17; 0,13]).
Schliesslich wurde in der 5-jährigen, prospektiven Studie, die in den Niederlanden mit 102 erwachsenen Patienten mit mit Morbus Pompe in später Verlaufsform durchgeführt wurde, der Einfluss der Behandlung mit Myozyme auf die Alltagsaktivitäten anhand der Rasch-Built Pompe-Specific Activity (R-PACT) Skala gemessen. Im Vergleich zum Ausgangswert verbesserte sich der R-PACT-Score nach 5 Behandlungsjahren um 3,6 % (p = 0,004), was den Therapieerfolg von Myozyme bei diesen Patienten zeigt.
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