Eigenschaften/WirkungenATC-Code
N02AA55
Wirkungsmechanismus
Oxycodon und Naloxon haben eine Affinität zu μ-, κ- und δ-Opioidtrezeptoren in Gehirn, Rückenmark und peripheren Organen (z.B. Darm).
Oxycodon ist ein reiner Agonist dieser Rezeptoren ohne antagonistischen Effekt. Im Gegensatz dazu ist Naloxon ein reiner Antagonist an allen Opioidrezeptortypen.
Pharmakodynamik
Die therapeutische Wirkung von Oxycodon ist hauptsächlich analgetisch, anxiolytisch, antitussiv und sedierend durch die Bindung an die endogenen Opioid-Rezeptoren im ZNS.
In seiner Wirkungsweise ähnelt Oxycodon dem Morphin, unterscheidet sich aber in seiner Pharmakokinetik und seinem Metabolismus.
Aufgrund des ausgeprägten hepatischen First-pass-Metabolismus liegt die Bioverfügbarkeit von Naloxon bei oraler Gabe bei ca. 2% (siehe «Pharmakokinetik»), so dass eine klinisch relevante systemische Wirkung von Naloxon nach oraler Einnahme nicht zu erwarten ist.
Aufgrund der im Vergleich zu Oxycodon höheren Rezeptor-Affinität von Naloxon lokal im Darm wird das Auftreten der für eine Behandlung mit Opioiden typischen Darmfunktionsstörungen deutlich reduziert.
Bei vorbestehenden Darmfunktionsstörungen können insbesondere das Ausmass und die Schwere dieser unerwünschten Wirkung reduziert werden.
Im Vergleich zu schnell freisetzenden Darreichungsformen von Oxycodon bewirkt Targin für einen erheblich längeren Zeitraum eine Schmerzlinderung (siehe auch «Pharmakokinetik»).
Präklinische Studien zeigen unterschiedliche Effekte natürlicher Opioide auf Komponenten des Immunsystems. Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist nicht bekannt. Es ist nicht bekannt, ob Oxycodon, ein semisynthetisches Opioid, ähnliche Wirkungen auf das Immunsystem aufweist wie natürliche Opioide.
Klinische Wirksamkeit
In einer zwölfwöchigen randomisierten, plazebo- und aktiv kontrollierten, doppelblinden Parallelgruppenstudie an 463 Patienten mit mittelstarken bis starken chronischen Rückenschmerzen konnte gezeigt werden, dass die tägliche Verabreichung von Targin (Dosierung 20 mg/10 mg bis 40 mg/20 mg) zu einer im Vergleich zu Plazebo signifikanten Reduktion rekurrenter Schmerzevents führte (um 42%, p<0,0001). Die Wirksamkeit hinsichtlich Schmerzkontrolle war dabei mit dem Effekt von 20-40 mg retardiertem Oxycodon gut vergleichbar.
In einer vierwöchigen, randomisierten, aktiv kontrollierten, doppelblinden Parallelgruppenstudie an 185 Patienten mit mittelstarken bis starken tumor-assoziierten Schmerzen liess sich eine Nicht-Unterlegenheit von Targin versus retardiertes Oxycodon hinsichtlich der Schmerzkontrolle messen (sekundärer Studienendpunkt).
In einer zwölfwöchigen randomisierten, aktiv kontrollierten, doppelblinden Parallelgruppenstudie an 322 Patienten mit mittelstarken bis starken nicht tumor-assoziierten Schmerzen und opioid-induzierter Obstipation hatten Patienten, die mit 20 mg/10 mg bis 50 mg/25 mg Targin täglich behandelt wurden, im Vergleich zu denen, die 20 bis 50 mg retardiertes Oxycodon täglich erhielten, im Durchschnitt einen zusätzlichen spontanen Stuhlgang in der letzten Behandlungswoche (p <0,0001). Der Gebrauch von Laxantien in den ersten 4 Wochen war signifikant niedriger in der Gruppe mit Targin im Vergleich zur Gruppe mit retardiertem Oxycodon (31% vs. 55%, p<0,0001).
Ähnliche Ergebnisse wurden in einer fünfwöchigen, randomisierten, aktiv kontrollierten, doppelblinden Parallelgruppenstudie an 243 Patienten mit nicht tumor- bzw. tumor-assoziierten Schmerzen und opioid-induzierter Obstipation erzielt, die vergleichbare Tagesdosierungen von 100 mg/50 mg bis 160 mg/80 mg Targin bzw. 100 mg bis 160 mg retardiertem Oxycodon erhielten.
Der primäre Endpunkt (Bowel Function Index (BFI): Maximale Obstipation = 100 Punkte) basierte auf einem Patientenfragebogen und die entsprechenden Werte betrugen zu Beginn im Mittel für Targin 68, respektive für Oxycodon 67 Punkte. Nach einer Woche sank der Index mit Targin um -28 und mit Oxycodon -13 Punkte, nach fünf Wochen betrug der BFI für Targin 37 und für Oxycodon 52 Punkte. Diese Ergebnisse sind statistisch signifikant und klinisch relevant.
Ein sekundärer Endpunkt untersuchte die Anzahl Darmentleerungen pro Woche; zu Beginn waren es im Mittel 3,8 für Targin und 3,7 für Oxycodon; nach einer Woche stiegen die Frequenzen unter Targin auf 6.7 und für Oxycodon auf 4,3. Nach fünf Wochen betrugen die Stuhlfrequenzen unter Targin 5,2, respektive 4,7 für Oxycodon.
Die Studie belegte weiterhin die Gleichwertigkeit von Targin versus retardiertes Oxycodon hinsichtlich der Schmerzkontrolle. Höhere Dosen von Naloxon hatten demnach keinen Einfluss auf den analgetischen Effekt von Oxycodon.
In all diesen Studien wurden schnell freisetzende Darreichungsformen von Oxycodon als Reservemedikation und für die Dosistitration eingesetzt (siehe auch «Dosierung/Anwendung»).
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