Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J01XA02
Wirkungsmechanismus
Teicoplanin ist ein Glykopeptid, das das Wachstum sensibler Bakterien (aerobe und anaerobe grampositive Keime) durch Beeinflussung ihrer Zellwandsynthese an einer Angriffsstelle, die sich von jener der Betalaktame unterscheidet, hemmt. Die Peptidoglycan-Synthese wird durch spezifische Bindung an D-Alanyl-D-Alanin-Reste blockiert.
Pharmakodynamik
Mikrobiologie
Teicoplanin wirkt im Allgemeinen bakterizid. In einigen Ausnahmefällen (Enterokokken, Listeria monocytogenes und vereinzelt koagulasenegative Staphylokokken) wirkt Teicoplanin bakteriostatisch.
Teicoplanin wirkt unter anderem gegen Staphylokokken (inklusive derjenigen Stämme, die gegen Methicillin oder andere Betalactam-Antibiotika resistent sind), gegen Streptokokken, Enterokokken, Listeria monocytogenes, Mikrokokken, Corynebakterien der Gruppe J/K und grampositive Anaerobier inklusive Clostridioides difficile.
Für die Schweiz können die kritischen Konzentrationen anhand der Daten von EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) extrapoliert werden. Die Grenzwerte der MHK nach EUCAST, Version 11.0 vom 01. Januar 2021 (www.eucast.org) sind in der folgenden Tabelle aufgeführt:
Mikroorganismen
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Sensibel
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Resistent
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Staphylococcus aureusa
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≤2 mg/l
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>2 mg/ml
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Koagulasenegative Staphylokokkena,b
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≤4 mg/l
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>4 mg/ml
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Enterococcus spp.
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≤2 mg/l
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>2 mg/ml
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Streptococcus spp. (A, B, C, G) b
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≤2 mg/l
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>2 mg/ml
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Streptococcus pneumoniae b
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≤2 mg/l
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>2 mg/ml
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Streptokokken der Viridans-Gruppe b
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≤2 mg/l
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>2 mg/ml
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Grampositive Anaerobier ausser Clostridioides difficile
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DU
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DU
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PK-/PD-Schwellen (nicht artgebunden) c,d
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DU
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DU
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a Die Glykopeptid-MHK-Werte sind methodenabhängig und müssen durch Bouillon-Mikrodilution bestimmt werden (Referenz ISO 20776-1). S. aureus mit Vancomycin-MHK-Werten von 2 mg/ml liegen im Grenzbereich der Wildtyp-MHK-Verteilung und zeigen möglicherweise ein eingeschränktes klinisches Ansprechen. Der Grenzwert für S. aureus wurde auf 2 mg/ml reduziert, um eine Einstufung der Isolate als GISA zu vermeiden, da schwere Infektionen durch GISA-Isolate nicht mit hohen Dosen von Vancomycin oder Teicoplanin behandelbar sind. b Isolate mit MHK-Werten oberhalb des Resistenz-Grenzwertes sind sehr selten oder noch nicht berichtet worden. Die Tests zur Identifizierung und Empfindlichkeitsbestimmung müssen für jedes solcher Isolate wiederholt werden, und bei Bestätigung muss das Isolat an ein Referenz-Labor geschickt werden. Bis zum Vorliegen der Erkenntnisse zum klinischen Ansprechen dieser Isolate mit bestätigten MHK-Werten oberhalb des derzeitigen Resistenz-Grenzwertes sollten sie als resistent eingestuft werden. c DU bedeutet, dass nur unzureichende Daten vorliegen, um zu zeigen, dass die betreffende Spezies einen geeigneten Zielorganismus für die Behandlung mit diesem Arzneimittel darstellt. d Es kann eine MHK mit einem Kommentar aber ohne begleitende S-, I- oder R-Einstufung gemeldet worden sein.
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Üblicherweise sensible Spezies
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Inkonstant sensible Spezies (Erworbene Resistenz >10 %)
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Von Natur aus resistente Bakterien
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Grampositive aerobe Bakterien Corynebacterium jeikeiuma Enterococcus faecalis Staphylococcus aureus (darunter Methicillin-resistente Stämme) Streptococcus agalactiae Streptococcus dysgalactiae subsp. equisimilisa (Streptokokken der Gruppen C & G) Streptococcus pneumoniae Streptococcus pyogenes Streptokokken der Viridans-Gruppea,b Grampositive anaerobe Bakterien Clostridioides difficilea Peptostreptococcus spp.a
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Grampositive aerobe Bakterien: Enterococcus faecium Staphylococcus epidermidis Staphylococcus haemolyticus Staphylococcus hominis
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Alle gramnegativen Bakterien Andere Bakterien: Chlamydia spp. Chlamydophila spp. Legionella pneumophila Mycoplasma spp.
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a
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. Die wichtigsten Daten aus der Literatur, die Grundlagendokumente und die Therapieempfehlungen lassen auf eine Sensibilität schliessen. b Sammelbezeichnung für eine Gruppe heterogener Streptokokkenarten. Der Resistenzgrad kann je nach entsprechender Streptokokkenart schwanken.
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Resistenzmechanismus
Eine Teicoplanin-Resistenz kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
·Veränderung der Zielstruktur: Diese Form der Resistenz ist insbesondere bei der Spezies Enterococcus faecium aufgetreten. Die Veränderung beruht auf dem Austausch der endständigen D-Alanin-D-Alanin-Funktion der Aminosäureseitenkette einer Mureinvorstufe durch D-Ala-D-Laktat, sodass die Affinität zu Vancomycin vermindert ist. Die hierfür verantwortlichen Enzyme sind eine neu gebildete D-Laktat-Dehydrogenase bzw. Ligase.
·Die verminderte Empfindlichkeit oder Resistenz bei Staphylokokken gegenüber Teicoplanin beruht auf der Überproduktion von Vorstufen des Mureins, an die Teicoplanin gebunden wird.
Eine Kreuzresistenz zwischen Teicoplanin und Vancomycin kann auftreten. Einige Vancomycin-resistente Enterokokken sind gegenüber Teicoplanin empfindlich (Phänotyp Van-B).
Die Prävalenz der Resistenz kann geografisch und im Zeitverlauf für die selektierten Stämme variieren. Lokale Informationen können sich als sehr nützlich erweisen, insbesondere bei der Behandlung schwerer Infektionen, bei denen eine mikrobiologische Diagnostik mit Isolierung des Krankheitserregers und Sensibilitätsnachweis empfohlen wird. Es empfiehlt sich, einen Spezialisten zu Rate zu ziehen, insbesondere, wenn aufgrund einer hohen lokalen Resistenz die Anwendung von Teicoplanin-Evultis unter bestimmten Umständen fragwürdig ist.
Klinische Wirksamkeit
Es liegen keine Informationen vor.
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