ZusammensetzungWirkstoff: Orlistatum.
Hilfsstoffe: Cellulosum microcristallinum, Carboxymethylamylum natricum, Povidonum, Natrii laurilsulfas, Talcum, Gelatina, Titanii dioxidum, Lacca, E 172, Propylenglycolum; Color.: E 132.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro EinheitKapseln zu 60 mg.
Hartkapsel: Türkisfarbene Kappe und türkisfarbener Boden mit dem Aufdruck «alli»; die Kapsel wird in der Mitte durch ein dunkelblaues Band umschlossen.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeitenalli ist in Verbindung mit einer leicht hypokalorischen fett-reduzierten Ernährungsweise zur Behandlung von übergewichtigen Erwachsenen mit einem Körpermassenindex (body mass index – BMI) von ≥28 kg/m2 indiziert.
Dosierung/AnwendungErwachsene (18 und älter):
Die empfohlene Dosis von alli ist eine Kapsel zu 60 mg zu jeder Hauptmahlzeit (unmittelbar vor, während oder bis zu einer Stunde nach dem Essen). Falls eine Mahlzeit nicht eingenommen wird oder kein Fett enthält, sollte auf die jeweilige Einnahme verzichtet werden.
Es sollten nicht mehr als drei Kapseln zu 60 mg pro 24 Stunden eingenommen werden.
Die Behandlung mit Orlistat kann die Absoption von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) beeinträchtigen (siehe Kapitel «Interaktionen»). Aus diesem Grund sollte vor dem Schlafen gehen ein Multivitaminpräparat zur Vitaminsubstitution (A, D, E, K) eingenommen werden.
Diät und körperliche Betätigung sind wichtige Bestandteile eines Programms zur Gewichtsabnahme. Es wird empfohlen, vor Beginn der Behandlung mit alli mit einer Diät und einem Bewegungsprogramm zu beginnen.
Das Diät- und Trainingsprogramm sollte nach Beenden der Behandlung mit alli weitergeführt werden.
Während der Einnahme von alli sollte der Patient eine ernährungsphysiologisch ausgewogene, leicht hypokalorische Kost zu sich nehmen, deren Kalorienanteil aus ca. 30% Fett bestehen sollte (z.B. bei einer Diät mit 2'000 kcal/Tag entspricht dies etwa <67 g Fett). Die Nahrung sollte reichlich Früchte und Gemüse enthalten. Die tägliche Menge an Fett, Kohlenhydraten und Proteinen sollte auf drei Hauptmahlzeiten verteilt werden.
Die Behandlung soll nicht länger als 6 Monate andauern.
Die stärkste Gewichtsabnahme findet in den ersten 6 Monaten der Behandlung statt. In dieser Zeit sollte der Fortschritt gegenüber den festgelegten Vorgaben der Gewichtsabnahme mit einem Arzt bzw. einer Ärztin oder Apotheker bzw. Apothekerin besprochen werden.
Falls Patienten nach 12 Wochen Behandlung mit alli keine Gewichtsreduktion erreicht haben, sollte ein Arzt bzw. eine Ärztin oder Apotheker bzw. Apothekerin aufgesucht werden. Möglicherweise müssen sie die Einnahme von alli beenden.
Die Wirkung von Orlistat führt 24–48 Stunden nach der Einnahme zu einer Zunahme der fäkalen Fettausscheidung. Nach Unterbrechung der Therapie kehrt die fäkale Fettausscheidung üblicherweise innerhalb von 48–72 Stunden auf die vor Behandlungsbeginn bestehenden Werte zurück.
Spezielle Dosierungsanweisungen
alli darf nicht von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden, da nicht genügend Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit vorliegen.
Die Verträglichkeit und Wirksamkeit von alli, bei älteren Patienten und bei Patienten mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen wurde nicht untersucht.
Kontraindikationenalli ist kontraindiziert bei:
·Chronischem Malabsorptionssyndrom
·Cholestase
·gleichzeitiger Behandlung mit Cyclosporin (siehe Kapitel «Interaktionen»)
·gleichzeitiger Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten zur HIV-Therapie (siehe Kapitel «Interaktionen»)
·gleichzeitiger Behandlung mit Antikoagulanzien (beispielsweise Phenprocoumon)
·Schwangerschaft und Stillzeit
·Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenGastrointestinale Symptome
Die Patienten sollten über die Möglichkeit des Auftretens gastrointestinaler Nebenwirkungen informiert werden sowie darüber, wie man diese am besten beherrscht, wie z.B. durch Beachtung der Nahrungszusammensetzung, insbesondere des prozentualen Fettanteils.
Die Aufnahme von fettarmer Nahrung senkt die Wahrscheinlichkeit gastrointestinaler Nebenwirkungen. Dies kann die Patienten dabei unterstützen, die Fettaufnahme zu beobachten und zu regulieren.
Den Patienten sollten empfohlen werden, sich an die Ernährungsempfehlungen zu halten (siehe Kapitel «Dosierung/Anwendung»). Die Einnahme von Orlistat mit einer fettreichen Mahlzeit kann die Wahrscheinlichkeit von gastrointestinalen Nebenwirkungen erhöhen (siehe Kapitel «Unerwünschte Wirkungen»). Die tägliche Aufnahme von Fett sollte auf 3 Hauptmahlzeiten verteilt werden.
Fettlösliche Vitamine
Die Behandlung mit Orlistat kann potentiell die Resorption von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) beeinträchtigen. Aus diesem Grund sollte vor dem Schlafen gehen ein ergänzendes Multivitaminpräparat eingenommen werden.
Arzneimittel gegen Diabetes
Aufgrund der Verbesserung der glykämischen Kontrolle muss unter Umständen die Dosis der oralen Antidiabetika oder des Insulins angepasst werden.
Patienten, die ein Antidiabetikum nehmen müssen, sollten vor Beginn der Therapie mit alli einen Arzt/eine Ärztin oder Apotheker/Apothekerin konsultieren, da die Dosierung von Antidiabetika gegebenenfalls anzupassen ist.
In klinischen Studien war die Gewichtsabnahme mit einer Orlistat-Behandlung bei Patienten mit einem Typ-2-Diabetes geringer als bei Nicht-Diabetikern. Die Behandlung mit Antidiabetika sollte bei Einnahme von Orlistat engmaschig überwacht werden.
Amiodaron
Patienten, die Amiodaron einnehmen, sollten vor Beginn einer Therapie mit alli einen Arzt bzw. eine Ärztin konsultieren (siehe Kapitel «Interaktionen»).
Rektale Blutungen
Unter der Einnahme von Orlistat wurden Fälle rektaler Blutungen berichtet. Falls dies eintritt, sollte der Patient einen Arzt bzw. ein Ärztin konsultieren.
Orale Kontrazeptiva
Unter Einnahme von Orlistat kann es in Folge Diarrhoe zu einer Beeinträchtigung der Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva kommen. Es wird empfohlen, zusätzliche schwangerschaftsverhütende Massnahmen zu treffen, um eine unzureichende Kontrazeption zu vermeiden (siehe Kapitel «Interaktionen»).
Erkrankungen der Niere
Patienten mit einer Nierenerkrankung sollten vor Beginn einer Therapie mit alli einen Arzt bzw. Ärztin befragen, da die Einnahme von Orlistat in seltenen Fällen mit Hyperoxalurie und Oxalat-Nephropathie verbunden sein kann.
Levothyroxin
Patienten, die Levothyroxin einnehmen, sollten vor Beginn der Therapie mit alli einen Arzt bzw. eine Ärztin befragen, da gegebenenfalls die Dosierung von Levothyroxin angepasst werden muss (siehe Kapitel «Interaktionen»). Möglicherweise müssen Orlistat und Levothyroxin zu unterschiedlichen Zeiten eingenommen werden.
Antiepileptische Arzneimittel
Patienten, die antiepileptische Arzneimittel einnehmen, sollten vor Beginn der Therapie mit alli einen Arzt bzw. eine Ärztin befragen, da sie auf mögliche Veränderungen in Häufigkeit und Schweregrad der Konvulsionen überwacht werden sollten. Falls Veränderungen auftreten, ist zu überlegen, ob Orlistat und das Antiepileptikum zu unterschiedlichen Zeiten verabreicht werden sollten (siehe Kapitel «Interaktionen»).
Hepatitis
Patienten, die Symptome wie gelbliche Verfärbungen der Augen oder Haut, Juckreiz, dunkler Urin und Appetitlosigkeit entwickeln, sollten die Einnahme von alli beenden und einen Arzt bzw. eine Ärztin konsultieren. Es wurden in seltenen Fällen von Hepatitis im Zusammenhang mit der Einnahme von alli berichtet.
InteraktionenDa keine pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Studien zu Wechselwirkungen vorliegen, wird eine gleichzeitige Verabreichung von Orlistat mit Acarbose, Thiazolidindionen (Glitazone), Gliniden oder Anorektika nicht empfohlen.
Ciclosporin
Sowohl in einer Studie zu Wechselwirkungen von Arzneimitteln als auch in mehreren Fällen mit gleichzeitiger Anwendung von Orlistat und Ciclosporin wurde eine Absenkung der Ciclosporin-Plasmaspiegel beobachtet. Dies könnte zu einer Abnahme der immunsuppressiven Wirkung von Ciclosporin führen.
Die gleichzeitige Anwendung von alli und Cyclosporin ist kontraindiziert (siehe Kapitel «Kontraindikationen»).
Antiretrovirale Medikamente
Nach der Markteinführung von Orlistat wurde von Fällen berichtet, in welchen bei gleichzeitiger Einnahme von Orlistat und Efavirenz oder Lopinavir eine erhöhte HI-Virusbelastung nachgewiesen wurde.
Die gleichzeitige Einnahme von alli 60 mg und antiretroviralen Medikamenten (wie Efavirenz) zur Behandlung von HIV ist deswegen kontraindiziert (siehe Kapitel «Kontraindikationen»).
Orale Antikoagulanzien
Bei der Anwendung oraler Antikoagulantien kann die antikoagulatorische Wirksamkeit beeinträchtigt sein. Die gleichzeitige Anwendung von alli und Antikoagulantien ist deswegen kontraindiziert.
Orale Kontrazeptiva
In spezifischen Interaktionsstudien konnte keine direkte Interaktion zwischen Orlistat und oralen Kontrazeptiva festgestellt werden. Orlistat kann jedoch indirekt durch gastrointestinale Nebenwirkungen die Bioverfügbarkeit oraler Kontrazeptiva verringern und hat in Einzelfällen zu unerwarteten Schwangerschaften geführt.
Levothyroxin
Bei gleichzeitiger Einnahme von Levothyroxin und Orlistat kann es zu Hypothyroidismus und/oder einer verminderten Kontrolle des Hypothyroidismus kommen. Dies könnte mit einer verminderten Resorption von Jodsalzen und/oder Levothyroxin zusammenhängen.
Antiepileptische Arzneimittel
Bei Patienten, die gleichzeitig mit Orlistat und antiepileptischen Arzneimitteln, wie z.B. Valproinsäure oder Lamotrigin behandelt wurden, wurden Konvulsionen berichtet, für die ein Kausalzusammenhang in Form einer Wechselwirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Orlistat verringert möglicherweise die Resorption von antiepileptischen Arzneimitteln, was zu Konvulsionen führen kann.
Fettlösliche Vitamine
Orlistat kann die Resorption von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E und K) beeinträchtigen. Bei den meisten Patienten, die in klinischen Studien bis zu 4 Jahren mit Orlistat behandelt worden waren, blieben die Konzentrationen der Vitamine A, D, E und K sowie von Beta-Carotin im Normbereich. Allerdings sollte den Patienten empfohlen werden, vor dem Schlafengehen ein ergänzendes Multivitaminpräparat einzunehmen, um eine ausreichende Vitaminaufnahme sicherzustellen (siehe Kapitel «Dosierung/Anwendung» und «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Amiodaron
Eine pharmakokinetische Studie, in der Amiodaron während einer Therapie mit Orlistat oral verabreicht wurde, zeigte eine Reduktion der systemischen Exposition gegenüber Amiodaron und Desethylamiodaron um 25–30%. Aufgrund der komplexen Pharmakokinetik von Amiodaron sind die klinischen Auswirkungen in diesem Zusammenhang nicht klar. Die Auswirkungen einer Behandlungsaufnahme mit Orlistat bei Patienten mit stabiler Amiodaron-Therapie wurden nicht untersucht. Es besteht die Möglichkeit einer reduzierten therapeutischen Wirkung von Amiodaron. Die gleichzeitige Anwendung von alli und Amiodaron sollte nur nach Absprache mit einem Arzt oder Ärztin erfolgen.
Keine Interaktionen
Es wurden keine Interaktionen beobachtet mit Amitriptylin, Atorvastatin, Biguaniden, Glibenclamid, Digoxin, Fibraten, Fluoxetin, Losartan, Furosemid, Captopril, Atenolol, Phenytoin, oralen Kontrazeptiva, Phentermin, Pravastatin, Nifedipin, Sibutramin oder Alkohol. Spezielle Studien zur Ermittlung von Arzneimittel-Interaktionen haben bestätigt, dass es mit diesen Substanzen zu keinen Wechselwirkungen kommt.
Schwangerschaft/StillzeitKontrazeption
(Siehe Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).
Schwangerschaft
Für Orlistat liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor.
Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schliessen (siehe Kapitel «Präklinische Daten»).
alli ist während der Schwangerschaft kontraindiziert (siehe Kapitel «Kontraindikationen»).
Stillzeit
Da nicht bekannt ist, ob Orlistat in die Muttermilch übertritt, ist alli während der Stillzeit kontraindiziert (siehe Kapitel «Kontraindikationen»).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenEine Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit und des Bedienens von Maschinen durch alli ist nicht zu erwarten.
Unerwünschte WirkungenDie Nebenwirkungen von Orlistat sind hauptsächlich gastrointestinaler Natur und hängen mit der pharmakologischen Wirkung des Arzneimittels zusammen, da die Absorption von eingenommenem Fett verhindert wird.
Die gastrointestinalen Nebenwirkungen wurden aus klinischen Studien mit Orlistat 60 mg über eine Dauer von 18 Monaten bis 2 Jahren ermittelt und waren im Allgemeinen leicht und vorübergehend. Sie traten in der Regel früh in der Behandlung (innerhalb der ersten 3 Monate) und bei den meisten Patienten nur einmal auf. Die Einnahme von fettarmer Nahrung senkt die Wahrscheinlichkeit gastrointestinaler Nebenwirkungen (siehe siehe Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Nebenwirkungen sind nachfolgend nach Systemorganklasse und Häufigkeit aufgelistet. Die Häufigkeiten sind wie folgt definiert: sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1'000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1'000) und sehr selten (<1/10'000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Die Häufigkeit der bekannt gewordenen Nebenwirkungen, die nach der Markteinführung von Orlistat festgestellt wurden, ist nicht bekannt, da diese Ereignisse freiwillig von einer Population ungewisser Grösse berichtet wurden.
Innerhalb jeder Häufigkeitsgruppe werden die Nebenwirkungen nach abnehmendem Schweregrad angegeben.
Systemorganklasse und Häufigkeit
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Nebenwirkung
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Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
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Nicht bekannt:
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Verringerung des Prothrombin und erhöhte INR (siehe Kapitel «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»)
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Erkrankungen des Immunsystems
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Nicht bekannt:
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Überempfindlichkeitsreaktionen wie anaphylaktischer Schock, Bronchospasmus, Angioödem, Pruritus, Exanthem und Urtikaria
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Psychiatrische Erkrankung
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Häufig
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Beklemmungen†
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
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Sehr häufig
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Ölige FleckenFlatulenz (teilweise mit Stuhlabgang)StuhldrangFettiger öliger StuhlAbgang öligen SekretsFlatulenzWeicher Stuhl
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Häufig
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UnterleibsschmerzenStuhlinkontinenzFlüssige StühleVermehrter Stuhlgang
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Nicht bekannt
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DivertikulitisPankreatitisLeichte Rektalblutungen
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Erkrankungen der Nieren und Harnwege
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Nicht bekannt
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Oxalat-Nephropathie
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Leber- und Gallenerkrankungen
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Nicht bekannt
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Hepatitis (auch schwerwiegende Fälle)CholelithiasisErhöhung der Transaminasen und der alkalischen Phosphatase
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
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Nicht bekannt:
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Bullöses Exanthem
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† Es ist plausibel, dass die Behandlung mit alli zu Beklemmungen im Hinblick auf mögliche bzw. tatsächliche gastrointestinale Nebenwirkungen führen kann.
ÜberdosierungEinzeldosen von 800 mg Orlistat und Mehrfachdosen von bis zu 400 mg dreimal täglich wurden über einen Zeitraum von 15 Tagen an normalgewichtige und übergewichtige Probanden verabreicht, ohne dass signifikante klinische Befunde auftraten. Darüber hinaus wurden Dosen von dreimal täglich 240 mg über 6 Monate an adipöse Patienten verabreicht. Bei der Mehrzahl der nach der Markteinführung gemeldeten Fälle von Orlistat-Überdosierung wurden entweder keine Nebenwirkungen oder ähnliche Nebenwirkungen wie bei der empfohlenen Dosis von Orlistat gemeldet.
Im Falle einer Überdosierung sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Sollte es zu einer signifikanten Überdosierung von Orlistat gekommen sein, wird empfohlen, den Patienten für 24 Stunden zu beobachten. Basierend auf Untersuchungen an Mensch und Tier kann von einer schnellen Rückbildung etwaiger systemischer Wirkungen, die auf die lipasehemmenden Eigenschaften von Orlistat zurückzuführen sind, ausgegangen werden.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: A08AB01
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Orlistat ist ein potenter, spezifischer, langwirksamer Lipasehemmer. Es entfaltet seine therapeutische Wirkung im Lumen des Magens und des oberen Dünndarms, indem es eine kovalente Bindung mit dem aktiven Serin-Rest der gastrischen Lipasen und Pankreaslipasen eingeht. Das inaktivierte Enzym ist dadurch nicht mehr in der Lage, die in Form von Triglyceriden vorliegenden Nahrungsfette in leicht zu resorbierende freie Fettsäuren und Monoglyceride zu hydrolysieren. Da unverdaute Triglyceride nicht resorbiert werden können, entsteht ein kalorisches Defizit mit einem positiven Effekt auf die Gewichtskontrolle. Eine systemische Resorption von Orlistat ist aus diesem Grund für seine Wirkung nicht notwendig.
Aus klinischen Studien wurde abgeschätzt, dass alli dreimal täglich eingenommen die Absorption von ungefähr 25% des Nahrungsfetts blockiert.
Klinische Wirksamkeit
Drei klinische Studien belegen die Wirksamkeit von dreimal täglich eingenommenem alli in Kombination mit einer hypokalorischen Ernährung. Dabei handelte es sich um doppelblinde, randomisierte, plazebokontrollierte Studien mit Parallelgruppendesign an Erwachsene mit einem BMI ≥28 kg/m2 (Studien 1 und 2) oder BMI 25-28 kg/m2 (Studie 3). Die Behandlungsdauer in den Studien 1 und 2 betrug 2 Jahre. Das erste Behandlungsjahr war darauf ausgelegt, den Gewichtsverlust zu ermitteln. In den Studien 1 und 2 gab es eine 4-wöchige Lead-in-Periode mit kalorienreduzierter Ernährung. Die Behandlungsdauer in Studie 3 betrug 16 Wochen, wobei es keine Lead-in-Periode gab. Der primäre Parameter in allen drei Studien war die Veränderung des Körpergewichts gegenüber dem Ausgangswert zu Beginn der Studie. Hierzu wurde die Gewichtsveränderung während des Studienverlaufes, sowie der prozentualen Anteil der Patienten, die ≥5% oder ≥10% ihres Ausgangs-Körpergewichts verloren hatten, beurteilt.
Die Analysen der Studien zeigten, dass es nach einer Behandlung von 6 Monaten (Studien 1 und 2) beziehungsweise 4 Monaten (Studie 3) statistisch signifikante Unterschiede im Gewichtsverlust zwischen den Plazebo- und Orlistatgruppen gab.
Bei den mit alli behandelten Patienten wurde eine signifikante Gewichtsabnahme erstmals nach zweiwöchiger Behandlung beobachtet. Der Unterschied zwischen alli und Plazebo nach 2 Wochen war in allen drei Studien statistisch signifikant.
Die Studien 1 und 2 zeigen nach einer 6-monatigen Behandlung mit dreimal täglich alli eine statistisch signifikante und konsistente Gewichtsabnahme von ungefähr 5% bezogen auf das Ausgangs-Körpergewicht. Eine Gewichtsabnahme von ca. 5% konnte auch in Studie 3 nach 4-monatiger Behandlung mit Orlistat bei Patienten mit einem BMI von 25-28 kg/m2 verzeichnet werden.
Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass in Verbindung mit einer Diät für jede Reduktion des Körpergewichts um 1 kg in der Plazebogruppe eine um ungefähr 0,5 kg grössere Gewichtsabnahme in den Orlistatgruppen einherging. Dies entspricht einer um relativ 50% grösseren Gewichtsabnahme in der Orlistatgruppe.
Zudem konnte in den Studien 1 und 2 gezeigt werden, dass nach 6 Monaten unter alli im Vergleich zu Plazebo signifikant mehr Patienten ≥5% oder ≥10% ihres Körpergewichtes verloren hatten. 47% der Patienten, die Orlistat einnahmen, konnten eine Gewichtsabnahme von ≥5% verzeichnen (Plazebo 26%).
Zusätzlich zum Gewichtsverlust bewirkte alli weitere wichtige gesundheitliche Vorteile wie die Reduktion des Taillenumfangs, des Gesamtcholesterins, sowie des «Low Density Lipoprotein»-(LDL)-Cholesterins. Nach 6-monatiger Behandlung mit alli war das durchschnittliche Gesamtcholesterin um 2,4% niedriger, während das durchschnittliche LDL-Cholesterin um 3,5% niedriger war.
Ausserdem verringerte sich nach 6 Monaten der mittlere Taillenumfang um 4,5 cm; nach 1-jähriger Behandlung stieg die Reduktion des mittleren Taillenumfanges auf 5,2 cm an. Sämtliche Vergleiche waren statistisch signifikant gegenüber Plazebo.
PharmakokinetikAbsorption
Untersuchungen an normalgewichtigen und übergewichtigen Probanden haben gezeigt, dass die Absorption von Orlistat und dessen Metaboliten minimal (≤3%) war. Plasmakonzentrationen von nicht metabolisiertem Orlistat waren 8 Stunden nach der oralen Einnahme von 360 mg Orlistat nicht messbar (<5 ng/ml).
Im Allgemeinen konnte bei therapeutischen Dosierungen nicht metabolisiertes Orlistat im Plasma nur sporadisch und in sehr niedrigen Konzentrationen (<10 ng/ml oder 0,02 µmol) nachgewiesen werden. Dies ist konsistent mit der beobachteten minimalen Absorption.
Distribution
Das Verteilungsvolumen kann wegen der minimalen Resorption und der nicht untersuchten systemischen Pharmakokinetik der Substanz nicht bestimmt werden. In vitro wird Orlistat zu mehr als 99% an Plasmaproteine gebunden (vor allem an Lipoproteine und Albumin). Orlistat wird nur in geringem Ausmass in Erythrozyten aufgenommen.
Metabolismus
Tierexperimentelle Daten legen nahe, dass Orlistat vor allem in der Darmwand metabolisiert wird. In einer Studie mit adipösen Patienten, denen die minimal systemisch resorbierte Dosis verabreicht wurde, konnten zwei Hauptmetabolite, nämlich M1 (in Position 4 hydrolysierter Lactonring) und M3 (M1 nach Abspaltung der N-Formyl-Leucin-Gruppe), identifiziert werden, die annähernd 42% der Gesamtplasmakonzentration darstellten.
M1 und M3 haben einen offenen β-Lactonring und eine extrem schwache lipasehemmende Aktivität (1000fach bzw. 2500fach schwächer als Orlistat). In Anbetracht der geringen inhibitorischen Wirkung und der niedrigen Plasmaspiegel bei therapeutischer Dosierung (durchschnittlich 26 ng/ml bzw. 108 ng/ml) werden diese Metabolite als pharmakologisch unwirksam betrachtet.
Elimination
Untersuchungen bei normalgewichtigen und übergewichtigen Personen haben gezeigt, dass der nicht resorbierte Wirkstoff hauptsächlich über den Stuhl eliminiert wird.
Ungefähr 97% der verabreichten Dosis wurden mit dem Stuhl ausgeschieden, 83% davon als unverändertes Orlistat.
Die kumulative renale Ausscheidung von Orlistat und seiner Derivate betrug weniger als 2% der applizierten Dosis. Der Zeitraum bis zur vollständigen Ausscheidung (fäkal und renal) betrug 3–5 Tage. Dies schien bei Normalgewichtigen und Übergewichtigen ähnlich zu sein. Sowohl Orlistat als auch M1 und M3 werden biliär ausgeschieden.
Präklinische DatenBasierend auf den konventionellen Studien zu Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Genotoxizität, kanzerogenem Potential und Reproduktionstoxizität lassen die präklinischen Daten keine besondere Gefahr für den Menschen erkennen.
Sonstige HinweiseHaltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Kapseln, die länger als einen Monat in der Transportbox aufbewahrt wurden, sollten nicht mehr eingenommen, sondern entsorgt werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern. Das Behältnis fest verschlossen halten, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
Zulassungsnummer59358 (Swissmedic).
Packungen42 Kapseln – Liste C
84 Kapseln – Liste C
120 Kapseln – Liste C
Die Packungen enthalten eine Transportbox (= Shuttle™) für die Aufbewahrung einer Tagesdosis von 3 Kapseln.
ZulassungsinhaberinGlaxoSmithkline Consumer Healthcare AG, Talstrasse 5, 3053 Münchenbuchsee.
Stand der InformationJuli 2014.
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