Eigenschaften/WirkungenATC-Code: L02BB03
Bicalutamid ist ein nichtsteroidales Antiandrogen, welches keine weiteren endokrinen Eigenschaften aufweist.
Bicalutamid ist ein Racemat, wobei fast ausschliesslich das (R)-Enantiomer für die antiandrogene Wirkung verantwortlich ist. Es bindet sich kompetitiv an Androgenrezeptoren ohne die Genexpression zu aktivieren und verhindert so die Androgenwirkung. Dies führt zu einer Regression des Prostatatumors. Die endogene Androgen- und Estrogenproduktion wird nicht beeinträchtig. Die Beendigung der Therapie mit Bicalutamid kann zu einem Antiandrogen-Withdrawal Syndrom führen.
Klinische Wirksamkeit
Bei Kombination von Bicalutamid 50 mg mit einem LHRH-Agonisten (bzw. Orchiektomie) ist sowohl die testikuläre wie auch die adrenale Androgenproduktion unterdrückt.
Bei metastasierendem Prostatakarzinom ist nur die Kombinationstherapie untersucht.
Bicalutamid 150 mg wurde bei 8113 Patienten mit lokalisiertem (T1-T2, N0-Nx,M0) oder lokal fortgeschrittenem (T3-T4, alle N, M0; T1-T2, N+, M0), nicht metastasiertem Prostatakarzinom in einem Programm von 3 doppelblinden Placebo kontrollierten Studien untersucht. In einer kombinierten Analyse aller drei Studien wo Bicalutamid adjuvant nach radikaler Prostatektomie oder Strahlentherapie (Studie 23) oder entweder adjuvant oder als Ersttherapie (watchful waiting) eingesetzt wurde (Studien 24 und 25) zeigte sich bei einer medianen Beobachtungsdauer von 7,4 Jahren eine Progression der Erkrankung unter Bicalutamid bei 27,4% und bei Placebo zu 30,7%.
Bei Patienten mit lokalisierter Erkrankung ergab sich für die Behandlung mit Bicalutamid 150 mg kein signifikanter Unterschied zu Placebo im progressionsfreien Überleben oder im Gesamtüberleben, in der Untergruppe watchful waiting fand sich ein Trend zu verminderter Lebensdauer (HR 1,16; 95% CI 0,99, 1,37).
Bei Patienten mit lokal fortgeschrittener Erkrankung waren die Ereignisse im progressionsfreien Überleben bei Bicalutamid niedriger als bei Placebo und zwar bei watchful waiting 57,6% vs. 68,9% (HR 0,60 Cl 95% 0,49, 0,73), bei adjuvanter Therapie nach Strahlentherapie 41,0% vs. 59,7% (HR 0,56 Cl 95% 0,40, 0,78) und nach radikaler Prostatektomie 20,6% vs. 25,1% (HR 0,75 Cl 95% 0,61, 0,91). Die Zeit des medianen progressionsfreien Überlebens kann noch nicht angegeben werden. Das Gesamtüberleben war nur in der Untergruppe Strahlentherapie mit 49 vs. 61 Ereignisse verbessert (aber es traten nicht weniger Tumor bedingter Todesfalle auf).
Das Nutzen Risikoprofil für die Anwendung von Bicalutamid bei lokalisierter Erkrankung wird als unvorteilhaft angesehen. Bei lokal fortgeschrittener Erkrankung ist die Wirksamkeit der adjuvanten Behandlung im erfassten Zeitraum erst bei hohem Risiko zur Progression erkennbar. Bei Patienten nach radikaler Prostatektomie besteht ein geringes Progressionsrisiko.
In einer kombinierten Analyse von zwei Studien in der Erst-line Therapie bei 480 Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Prostatakarzinom (medianer Follow-up 6,3 Jahre und 56% Gesamtmortalität) zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Behandlung mit Bicalutamid 150 mg und einer chirurgischen oder medikamentösen Kastration in der Zeit bis zur Progression HR 1,20 (Cl 95% 0,96 bis 1,51) und im Gesamtüberleben, HR 1,05 (Cl 95% 0,81 bis 1,36). Die Noninferiorität zwischen beiden Behandlungen ist nicht gezeigt.
In einer weiteren kombinierten Analyse von zwei Studien mit 805 unvorbehandelten Patienten mit metastasierendem Prostatakarzinom (M1) war bei einer 43% Mortalität Bicalutamid 150 mg weniger wirksam als Kastration im Gesamtüberleben HR 1,30 (C195% 1,04,1,65) mit einem numerischen Unterschied von 6 Wochen.
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