PharmakokinetikAbsorption
Die Remifentanil-Konzentration im Blut ist innerhalb des empfohlenen Dosierungsbereiches proportional zur verabreichten Dosis. Jede Steigerung der Infusionsrate um 0,1 µg/kg/min führt zu einer Erhöhung des Remifentanil-Blutspiegels um 2,5 ng/ml.
Distribution
Das zentrale Verteilungsvolumen beträgt 100 ml/kg, das Verteilungsvolumen im Steady State 350 ml/kg. Die Plasmaproteinbindung liegt bei etwa 70%.
Metabolismus
Remifentanil wird durch Hydrolyse mittels unspezifischen Blut- und Gewebeesterasen metabolisiert. Die Metabolisierung führt zur Bildung eines inaktiven Carbonsäure-Derivates (1/4600 der Aktivität), welches beim gesunden Erwachsenen eine Eliminationshalbwertszeit von 2 Stunden besitzt. Ca. 95% einer Remifentanil-Dosis werden als Carboxylat-Metabolit im Urin wiedergefunden.
Remifentanil wird nicht durch die Plasmacholinesterase abgebaut.
Elimination
Die durchschnittliche Clearance bei jungen gesunden Erwachsenen beträgt 40 ml/kg/min. Die effektive biologische Halbwertszeit von Remifentanil beträgt nach Applikation der empfohlenen Dosen 3–10 Minuten.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Herzchirurgie
Während einer hypothermen (28°C) kardiopulmonalen Bypass-Operation ist die Clearance von Remifentanil um bis zu 20% reduziert. Eine Senkung der Körpertemperatur erniedrigt die Eliminationsclearance um 3% pro °C.
Leberfunktionsstörungen
Das pharmakokinetische Profil von Remifentanil ist bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen, bei denen eine Lebertransplantation bevorsteht, unverändert. Dies gilt auch für die ahepatische Phase einer Lebertransplantation. Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion können etwas empfindlicher auf die atemdepressive Wirkung von Remifentanil reagieren. Diese Patienten sollten daher streng überwacht und die Remifentanil-Dosis sollte individuell, entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, titriert werden.
Nierenfunktionsstörungen
Die rasche Erholung von der durch Remifentanil bewirkten Sedierung und Analgesie wird durch die Nierenfunktion nicht beeinflusst.
Die Pharmakokinetik von Remifentanil ist bei Patienten mit unterschiedlichem Grad der Nierenfunktionsstörung auch nach bis zu dreitägiger Anwendung im Rahmen einer Intensivpflege nicht signifikant verändert.
Die Clearance des Carboxylat-Metaboliten ist bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung verringert. Bei Patienten auf Intensivpflegestationen mit mittelschwerer/schwerer Nierenfunktionsstörung könnte die Konzentration des Carboxylat-Metaboliten in einigen Patienten über das 250fache des Remifentanil-Spiegels im Steady-state hinausgehen. Klinische Daten zeigen, dass die Akkumulation des Metaboliten auch nach bis zu dreitägiger Anwendung von Remifentanil-Infusionen bei diesen Patienten zu keinen klinisch relevanten µ-Opioid-Wirkungen führt.
Es liegen keine Hinweise darauf vor, dass Remifentanil während einer Nierenersatztherapie eliminiert wird.
Der Carboxylat-Metabolit wird während einer Hämodialyse um mindestens 30% eliminiert.
Ältere Patienten
Die Clearance von Remifentanil ist bei Patienten über 65 Jahren im Vergleich zu jüngeren Patienten um etwa 25% vermindert. Die pharmakodynamische Aktivität von Remifentanil nimmt mit zunehmendem Alter zu.
Aus diesen Gründen sollte die Initialdosis bei älteren Patienten um 50% reduziert und die Erhaltungsdosis individuell, entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, titriert werden.
Kinder und Jugendliche
Bei pädiatrischen Patienten im Alter von 5 Tagen bis 17 Jahren sind die durchschnittliche Clearance und das Verteilungsvolumen von Remifentanil im Steady State bei jüngeren Kindern erhöht. Clearance und Verteilungsvolumen reduzieren sich bis zum Alter von 17 Jahren zu den Werten von gesunden, jungen Erwachsenen. Die Halbwertszeit von Remifentanil ist bei Neugeborenen nicht signifikant verschieden, was annehmen lässt, dass nach Änderung der Infusionsrate von Remifentanil die Änderung der analgetischen Wirkung schnell erfolgt und vergleichbar ist mit derjenigen von gesunden, jungen Erwachsenen. Bei pädiatrischen Patienten im Alter von 2–17 Jahren entspricht die Pharmakokinetik des Carboxylsäure-Metaboliten nach Korrektur auf das niedrigere Körpergewicht jener der Erwachsenen.
Adipöse Patienten
Die Pharmakokinetik von Remifentanil unterscheidet sich bei adipösen Patienten nicht von jener bei Normalgewichtigen, wenn sie auf das Idealgewicht genormt wird. Daher sollte bei adipösen Patienten (mehr als 30% über dem Idealgewicht) entsprechend dem idealen Körpergewicht dosiert werden.
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