Dosierung/AnwendungEine PET-Aufnahme mit Florbetapir (18F) sollte nur von Medizinern veranlasst werden, die mit neurodegenerativen Erkrankungen vertraut sind.
Amyvid darf nur durch Fachpersonal, das entsprechende Genehmigungen für den Umgang mit Radionukliden besitzt, und nur innerhalb einer medizinischen Einrichtung verwendet werden.
Amyvid-Aufnahmen sollten nur von in der Interpretation von Florbetapir (18F) PET-Aufnahmen erfahrenen Auswertern beurteilt werden. Bei Unsicherheiten hinsichtlich der Lokalisation der grauen Substanz und der Grenze von grauer zu weisser Substanz in der PET-Aufnahme wird empfohlen, kürzlich ko-registrierte CT- oder Magnetresonanz-Tomographie (MRT)-Aufnahmen des Patienten für ein fusioniertes PET-CT oder PET-MRT-Bild heranzuziehen (siehe «Auswertung der Amyvid-Aufnahmen»).
Dosierung
Die empfohlene Amyvid Dosis für einen 70 kg schweren Erwachsenen beträgt 370 MBq bei einem Gesamtvolumen von nicht mehr als 10 ml, angewendet als intravenöse Bolus-Injektion.
Spezielle Patientengruppen
Ältere Patienten
Eine Dosisanpassung auf Grundlage des Alters wird nicht empfohlen.
Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörung
Bei Patienten mit erheblich eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion wurden keine klinischen Studien durchgeführt. Bei diesen Patienten ist eine sorgfältige Abwägung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses erforderlich, da die Strahlenexposition erhöht sein kann. Florbetapir (18F) wird primär über das hepatobiliäre System ausgeschieden. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion besteht die Möglichkeit einer erhöhten Strahlenexposition.
Pädiatrische Patienten
Amyvid ist bei Kindern und Jugendlichen nicht indiziert.
Art der Anwendung
Zur intravenösen Anwendung.
Amyvid wird als Mehrdosen-Behältnis in Form einer Flasche zur Verfügung gestellt.
Die Florbetapir (18F)-Aktivität muss unmittelbar vor der Anwendung mit einem Aktivimeter (Dosis-Kalibrator) gemessen werden.
Die Dosis wird intravenös als Bolus injiziert, gefolgt von einer Spülung mit 0,9%-iger Natriumchloridlösung für Injektionszwecke, um die Gabe der vollständigen Dosis sicherzustellen.
Die Injektion von Amyvid über einen kurzen intravenösen Katheter (etwa 4 cm oder kürzer) minimiert die potentielle Adsorption des Wirkstoffs am Katheter.
Die Injektion von Florbetapir (18F) muss streng intravenös erfolgen, um eine Strahlenexposition aufgrund eines lokalen Extravasats sowie Artefakte bei der Bildgebung zu vermeiden.
Bildakquisition
Die 10-minütige PET Aufnahme sollte etwa 30 bis 50 Minuten nach der intravenösen Gabe von Amyvid beginnen. Die Patienten sollten dabei auf dem Rücken liegen, wobei der Kopf so positioniert wird, dass das Gehirn und auch das Zerebellum im Bildbereich des PET zentriert sind. Zur Verminderung von Kopfbewegungen können Bänder oder andere flexible Gurte verwendet werden. Bei der Rekonstruktion sollte eine Dämpfungskorrektur erfolgen, sodass sich eine transaxiale Pixel-Grösse zwischen 2,0 und 3,0 mm ergibt.
Auswertung der Amyvid Aufnahmen
Amyvid-Aufnahmen sollten nur von für die Interpretation von PET-Aufnahmen mit Florbetapir (18F) geschulten Auswertern interpretiert werden. Eine negative Aufnahme zeigt keine oder eine geringe Dichte kortikaler β-Amyloid Plaques, eine positive Aufnahme zeigt eine mittlere bis hohe Dichte. Bei der Bestimmung der Dichte von β-Amyloid Plaques im Gehirn wurden Interpretationsfehler, einschliesslich falsch negativer Befunde, beobachtet.
Die Auswertung der Bilder sollte überwiegend im transaxialen Schnitt erfolgen, mit der Möglichkeit, bei Bedarf sagittale und koronale Darstellungen hinzuzuziehen. Es wird empfohlen, bei der Auswertung alle transaxialen Gehirnschnitte zu berücksichtigen. Dabei ist eine Schwarz-Weiss-Skala zu verwenden, bei der die maximale Skalen-Intensität auf die maximale Intensität aller Gehirn-Pixel eingestellt wird.
Die Bewertung des Bildes als negativ oder positiv erfolgt anhand des visuellen Vergleichs der Aktivität in der kortikalen grauen Substanz mit der Aktivität in der angrenzenden kortikalen weissen Substanz (siehe Abbildung 1).
Bei negativen Aufnahmen ist die Aktivität in der weissen Substanz grösser als in der grauen Substanz, wodurch ein deutlicher Grau-Weiss-Kontrast entsteht. Positive Aufnahmen zeigen entweder:
a.Zwei oder mehrere Gehirnareale (jedes grösser als ein einzelner kortikaler Gyrus), in denen der Grau-Weiss-Kontrast vermindert ist oder fehlt. Dies ist das häufigste Bild einer positiven Aufnahme;
b.Einen oder mehrere Bereiche mit intensiver Aktivität der grauen Substanz, die die Aktivität in der angrenzenden weissen Substanz eindeutig übersteigt.

Abbildung 1: Amyvid PET-Aufnahmen mit Beispielen für negative Aufnahmen (die beiden oberen Reihen) und positive Aufnahmen (die beiden unteren Reihen). Von links nach rechts werden sagittale, koronale und transversale PET Bildschnitte gezeigt. Das Bild ganz rechts zeigt einen vergrösserten Ausschnitt des im Kasten gezeigten Gehirn-Areals. Die beiden oberen Pfeile zeigen auf einen normal erhaltenen Grau-Weiss-Kontrast, bei dem die kortikale Aktivität geringer ist als die in der angrenzenden weissen Substanz. Die beiden unteren Pfeile zeigen auf Bereiche mit vermindertem Grau-Weiss-Kontrast bei gesteigerter kortikaler Aktivität, die mit der Aktivität in der angrenzenden weissen Substanz vergleichbar ist.
Einschränkungen der Anwendbarkeit
Eine positive Aufnahme alleine bedeutet keine gesicherte Diagnose einer AD oder einer anderen kognitiven Funktionsstörung, da Ablagerungen neuritischer Plaques in der grauen Substanz bei asymptomatischen älteren Patienten und einigen neurodegenerativen Erkrankungen (Alzheimer Demenz, Lewy-Körper-Demenz, Parkinson'sche Erkrankung) auftreten können.
Zu Einschränkungen der Anwendbarkeit bei Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) siehe «Klinische Wirksamkeit».
Eine Wirksamkeit von Amyvid zur Vorhersage der Entwicklung einer AD oder zur Überwachung eines Therapieansprechens wurde bislang nicht gezeigt.
Einige Aufnahmen können aufgrund von Bildrauschen, Atrophie mit einhergehendem dünneren Kortex oder Bildunschärfe schwierig zu interpretieren sein, was zu falschen Ergebnissen bei der Auswertung der Aufnahmen führen kann. In Fällen, in denen Unsicherheit hinsichtlich der Lokalisierung der grauen Substanz und der Abgrenzung der grauen von der weissen Substanz in der PET-Aufnahme besteht und eine Aufnahme einer kürzlich ko-registrierten CT oder MRT vorliegt, sollte der Auswerter ein fusioniertes PET-CT- oder PET-MRT-Bild heranziehen, um die räumliche Beziehung der PET-Radioaktivität zur Anatomie der grauen Substanz abzuklären.
In einigen Fällen wurde eine erhöhte Anreicherung in extrazerebralen Strukturen, wie Speicheldrüsen, Haut, Muskeln und Knochen festgestellt (siehe «Pharmakokinetik»). Die Verwendung sagittaler Aufnahmen und von ko-registrierten CT- oder MRT-Aufnahmen kann bei der Abgrenzung des Hinterhauptbeins von der okzipitalen grauen Substanz hilfreich sein.
Strahlenexposition
Die geschätzte Strahlendosis, die von den Organen und Geweben eines durchschnittlichen erwachsenen Patienten (70 kg) nach 370 MBq Florbetapir (18F) unter Verwendung einer Standardmethode zur Bestimmung der Dosimetrie absorbiert wird, wird nachfolgend tabellarisch dargestellt. Für die Blasenentleerung wurden keine Schlussfolgerungen abgeleitet.
Geschätzte absorbierte Strahlendosis, Amyvid (Florbetapir [18F] Injektion)
Organ/Gewebe
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Absorbierte Dosis je Einheit angewendeter Aktivität (μGy/MBq) Durchschnitt
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Nebennieren
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13,6
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Gehirn
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10,0
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Mammae
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6,2
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Gallenblasenwand
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143,0
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Untere Dickdarmwand
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27,8
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Dünndarm
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65,5
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Magenwand
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11,7
|
Obere Dickdarmwand
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74,4
|
Herzwand
|
12,7
|
Nieren
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13,0
|
Leber
|
64,4
|
Lunge
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8,5
|
Muskeln
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8,6
|
Ovarien
|
17,6
|
Pankreas
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14,4
|
Rotes Knochenmark
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14,3
|
Osteogene Zellen
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27,6
|
Haut
|
5,9
|
Milz
|
8,9
|
Hoden
|
6,8
|
Thymus
|
7,3
|
Schilddrüse
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6,8
|
Harnblasenwand
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27,1
|
Uterus
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15,6
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Gesamtkörper
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11,6
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Effektive Dosis (μSv/MBq)a
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18,6
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a Die effektive Dosis wurde nach ICRP 60 berechnet
Die effektive Dosis beträgt etwa 7 mSv nach Gabe einer Aktivität von 370 MBq bei einem Erwachsenen mit einem Gewicht von 70 kg. Wenn im Rahmen der PET-Aufnahme gleichzeitig ein CT durchgeführt wird, erhöht sich die Strahlenbelastung in Abhängigkeit von den für die CT-Aufnahme gemachten Einstellungen. Bei einer verabreichten Aktivität von 370 MBq beträgt die absorbierte Dosis am Zielorgan (Gehirn) 3,7 mGy.
Für eine verabreichte Aktivität von 370 MBq beträgt die an kritischen Organen absorbierte Dosis 53 mGy an der Gallenblase, 27,5 mGy an der oberen Dickdarmwand, 10,3 mGy an der unteren Dickdarmwand, 24,2 mGy am Dünndarm und 23,8 mGy an der Leber.
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