Unerwünschte WirkungenZusammenfassung des Sicherheitsprofils
Die gepoolte Analyse von kontrollierten klinischen Studien zur MS mit einem medianen Nachbeobachtungszeitraum von 6,1 Jahren (Maximum: 12 Jahre) ergab eine Sicherheitspopulation von insgesamt 1 486 mit Lemtrada (12 mg oder 24 mg) behandelten Patienten, entsprechend einer Beobachtungsdauer von 8 635 Patientenjahren.
Die wichtigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind Autoimmunität (ITP, Schilddrüsenerkrankungen, Nephropathien, Zytopenien), infusionsassoziierte Reaktionen und Infektionen. Diese sind im Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» beschrieben.
Die häufigsten (bei ≥20% der Patienten) unter Lemtrada beobachteten unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind Ausschlag, Kopfschmerzen, Fieber und Atemwegsinfektionen.
Tabellarische Auflistung der unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Die folgende Tabelle basiert auf den gepoolten Sicherheitsdaten von vier Studien: Aus Studie 1 und 2 lagen Daten bis Monat 24 von Patienten mit RRMS vor, die Lemtrada 12 mg/Tag bei Studienbeginn an 5 aufeinanderfolgenden Tagen und nach 12 Monaten an 3 aufeinanderfolgenden Tagen erhielten. In Studie 3 (CAMMS223) wurden die Wirksamkeit und Sicherheit von Lemtrada bei Patienten mit RRMS über einen Zeitraum von 3 Jahren untersucht. Studie 4 (CAMMS03409) war eine nicht-kontrollierte Verlängerungsstudie zur Beurteilung der Langzeitwirksamkeit und -sicherheit (4 zusätzliche Jahre) von Lemtrada bei Teilnehmern von Studie 1, 2 oder 3.
Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die bei ≥0,5% der Patienten auftraten, sind nach MedDRA-SOC (Systemorganklasse gemäss Medical Dictionary of Regulatory Activities) und bevorzugter Bezeichnung (Preferred Term, PT) aufgelistet.
Tabelle 1: Unerwünschte Arzneimittelwirkungen aus den Studien 1, 2, 3 und 4, die bei ≥0,5% der mit Lemtrada 12 mg behandelten Patienten beobachtet wurden
Systemorganklasse
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Sehr häufig (≥1/10)
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Häufig (≥1/100, <1/10)
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Gelegentlich (≥1/1'000, <1/100)
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Infektionen und parasitäre Erkrankungen
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Infektionen der Atemwege (36,0%), Harnwegsinfekte (14,2%)
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Infektionen der unteren Atemwege, Herpes zoster, Gastroenteritis, oraler Herpes, orale Kandidose, vulvovaginale Kandidose, Influenza, Ohrinfektion, Pneumonie, vaginale Infektionen
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Zahninfektion, Zahnabszess, Onychomykose, virale Gastroenteritis, Gingivitis, Pilzinfektionen der Haut, Tonsillitis, akute Sinusitis, bakterielle Vaginose, Herpesvirusinfektion, Genitalherpes, Cellulitis, Pneumonitis
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Gutartige, bösartige und unspezifische Neubildungen (einschl. Zysten und Polypen)
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Kutanes Papillom
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Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
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Lymphopenie (32,8%), Leukopenie (14,8%)
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Lymphadenopathie, Immunthrombozytopenische Purpura (ITP), Thrombozytopenie, Zunahme der Leukozytenzahl, Anämie, Abnahme des Hämatokrits, Neutrophilie, Zunahme der Eosinophilenzahl, Monozytose, Zunahme der Lymphozytenzahl
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Erkrankungen des Immunsystems
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Zytokin-Freisetzungs-Syndrom
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Überempfindlichkeit
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Endokrine Erkrankungen
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Morbus Basedow (13,1%), Hyperthyreose (14,4%), Hypothyreose (14,1%)
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Autoimmunthyreoiditis, Struma, positiver Schilddrüsenantikörpertest
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Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
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Verminderter Appetit
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Psychiatrische Erkrankungen
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Insomnie*, Angst, Depression
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Erkrankungen des Nervensystems
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Kopfschmerz* (46,4%)
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MS-Schub, Benommenheit*, Hypoästhesie, Parästhesie, Tremor, Störung des Geschmacksempfindens
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Hyperästhesie, sensorische Störungen
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Augenerkrankungen
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Konjunkivitis, endokrine Ophthalmopathie, verschwommenes Sehen
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Diplopie
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Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
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Schwindel
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Ohrenschmerzen
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Herzerkrankungen
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Tachykardie* (10,8%)
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Bradykardie, Palpitationen
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Gefässerkrankungen
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Flushing* (11,8%)
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Hypotonie*, Hypertonie
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Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
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Dyspnoe*, Husten, Epistaxis, Schluckauf, oropharyngeale Schmerzen
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Engegefühl im Rachen, Rachenreizung, Asthma, produktiver Husten
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
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Übelkeit* (18,0%)
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Abdominalschmerz, Erbrechen, Diarrhö, Dyspepsie*, Stomatitis
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Obstipation, gastroösophageale Refluxkrankheit, Zahnfleischbluten, Mundtrockenheit, Dysphagie, gastrointestinale Störungen, Hämatochezie
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Leber- und Gallenerkrankungen
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Anstieg der Aspartat-Aminotransferase (AST), Anstieg der Alanin-Aminotransferase (ALT)
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
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Urtikaria* (16,4%), Ausschlag* (50,1%), Pruritus* (18,6%), generalisierter Ausschlag* (13,2%)
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Erythem, Ekchymose, Alopezie, Hyperhidrosis, Akne
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Blasen, Nachtschweiss, Hautläsionen, Schwellung des Gesichts, Ekzem, Dermatitis
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Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
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Myalgien, Muskelschwäche, Arthralgien, Rückenschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten, Muskelspasmen, Nackenschmerzen
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Muskuloskelettale Schmerzen, muskuloskelettale Steifigkeit, muskuloskelettale Thoraxschmerzen, Beschwerden der Extremitäten
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Erkrankungen der Nieren und Harnwege
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Proteinurie, Hämaturie, Anstieg des Kreatinins im Blut, Leukozytenesterase-Nachweis im Urin positiv
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Nephrolithiasis, Ketonurie
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Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
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Menorrhagie, unregelmässige Menstruation
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Zervixdysplasie, Amenorrhoe
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
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Fieber* (37,5%), Erschöpfung* (11,3%), Schüttelfrost* (11,2%)
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Beklemmungsgefühl im Brustbereich*, Schmerzen*, periphere Ödeme, Asthenie, grippeartige Erkrankung, Unwohlsein, Schmerzen an der Infusionsstelle
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Untersuchungen
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Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme, Abnahme der Erythrozytenzahl, Bakteriennachweis positiv, Abnahme des CD4/CD8-Verhältnisses, Anstieg der Glykämie, Anstieg des mittleren korpuskulären Erythrozytenvolumens (MCV)
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Verletzung, Vergiftung und durch Eingriffe bedingte Komplikationen
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Kontusionen, infusionsassoziierte Reaktionen
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Die mit einem Stern (*) gekennzeichneten unerwünschten Arzneimittelwirkungen wurden als Infusionsassoziierte Reaktionen (IAR) genannt. Als IAR wurden darüber hinaus Vorhofflimmern und Anaphylaxie beschrieben, die unterhalb der Häufigkeitsgrenze von 0,5% für behandlungsabhängige Ereignisse lagen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Nach Markteinführung festgestellte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Häufigkeit nicht bekannt – kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden):
Infektionen und parasitäre Erkrankungen: Zytomegalievirus-Infektionen, Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV).
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Fälle von schwerer (einschliesslich tödlicher) Neutropenie, erworbene Hämophilie A, thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP).
Erkrankungen des Immunsystems: Hämophagozytische Lymphohistiozytose, Sarkoidose.
Erkrankungen des Nervensystems: autoimmune Enzephalitis.
Herzerkrankungen: Myokardischämie*, Myokardinfarkt*.
Gefässerkrankungen: Schlaganfall*, Dissektion zervikozephaler Arterien*, pulmonale alveoläre Blutung*.
Leber- und Gallenerkrankungen: akute Cholezystitis, Autoimmunhepatitis, EBV-assoziierte Hepatitis (EBV).
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes: Vitiligo.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: Morbus Still des Erwachsenen (Adult Onset Still Disease, AOSD).
Die Art sowie das Ausmass und die Schwere der unerwünschten Ereignisse waren in den Lemtrada-Behandlungsgruppen während des gesamten Nachbeobachtungszeitraums einschliesslich derjenigen Patienten, die zusätzliche Behandlungszyklen erhielten, vergleichbar wie unter der Verum-Studienbehandlung in den kontrollierten Studien.
Bei den Patienten, die die Behandlung nach den kontrollierten klinischen Studien fortsetzten und die nach den beiden anfänglichen Behandlungszyklen kein weiteres Lemtrada erhalten hatten, war die Rate (Zahl der Ereignisse pro Patienten-Jahr) der meisten unerwünschten Wirkungen in den Jahren 3 bis 6 vergleichbar wie oder geringer als in den Jahren 1 und 2. Die Rate der thyreoidalen unerwünschten Wirkungen war im 3. Jahr am höchsten und ging danach wieder zurück.
Bei denjenigen Patienten, die im Rahmen der 4-jährigen Verlängerungsstudie zusätzliche Behandlungszyklen erhalten haben, war im Vergleich zu den Patienten ohne zusätzliche Behandlung ein nummerischer Unterschied beim geringen Gesamtrisiko für schwerwiegende Infektionen zu verzeichnen (Rate: 0,027 vs. 0,012). Es handelte sich um Infektionen verschiedener Organe und/oder durch verschiedene Erreger; hier war keine Tendenz zu erkennen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
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