Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenPaliperidon war in klinischen Studien nach Gabe einer Einzeldosis Trevicta bis zu 18 Monate im Plasma nachweisbar. Die langandauernde Freisetzung von Paliperidon bei Anwendung von Trevicta sollte in die therapeutischen Überlegungen miteinbezogen werden, insbesondere hinsichtlich unerwünschter Wirkungen, pharmakokinetischer und pharmakodynamischer Wechselwirkungen sowie bezüglich Schwangerschaft und Stillzeit.
Malignes Neuroleptika-Syndrom
In Verbindung mit Antipsychotika, einschliesslich Paliperidon, wurde über ein malignes Neuroleptika-Syndrom (MNS) berichtet, das durch Hyperthermie, Muskelsteifigkeit, autonome Instabilität, Bewusstseinsstörungen und erhöhte Serum-Creatinphosphokinase-Werte gekennzeichnet ist. Weitere klinische Anzeichen können Myoglobinurie (Rhabdomyolyse) und akute Niereninsuffizienz sein. Wenn ein Patient Anzeichen oder Symptome entwickelt, die auf ein MNS hindeuten, sollten alle Antipsychotika, einschliesslich Trevicta, abgesetzt werden. Dabei ist die lange Wirksamkeit von Trevicta zu berücksichtigen.
Spätdyskinesie/extrapyramidale Symptome
Arzneimittel mit Dopaminrezeptor-antagonistischen Eigenschaften wurden mit der Induktion einer Spätdyskinesie in Zusammenhang gebracht, die durch unwillkürliche, rhythmische Bewegungen vor allem der Zunge und/oder des Gesichts charakterisiert ist. Bei Auftreten von Anzeichen und Symptomen einer Spätdyskinesie sollte in Erwägung gezogen werden, sämtliche Antipsychotika, einschliesslich Trevicta, abzusetzen. Dabei ist die lange Wirksamkeit von Trevicta zu berücksichtigen.
Extrapyramidale Symptome und Psychostimulanzien
Bei Patienten, die gleichzeitig sowohl Psychostimulanzien (z.B. Methylphenidat) als auch Paliperidon erhalten, ist Vorsicht geboten, da bei der Anpassung eines Arzneimittels oder beider Arzneimittel extrapyramidale Symptome auftreten könnten. Es sollte ein Ausschleichen einer der Behandlungen oder beider Behandlungen erwogen werden (siehe «Interaktionen»).
QT-Intervall
Wie bei anderen Antipsychotika ist Vorsicht geboten, wenn Trevicta Patienten mit Herzrhythmusstörungen in der Vorgeschichte oder Patienten mit angeborenem Long-QT-Syndrom verordnet wird, sowie bei Anwendung zusammen mit Arzneimitteln mit bekannter QT-verlängernder Wirkung.
Überempfindlichkeitsreaktionen
Im Rahmen der Anwendungsbeobachtung nach der Markteinführung wurden bei Patienten, welche orales Risperidon oder orales Paliperidon zuvor vertragen hatten, sehr selten Fälle anaphylaktischer Reaktionen nach der Verabreichung von Paliperidonpalmitat als Depotinjektion für 1 Monat beschrieben (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Unerwünschte Wirkungen»).
Beim Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen ist die Anwendung von Trevicta zu beenden; allgemeine unterstützende Massnahmen je nach klinischer Indikation sind einzuleiten und der Patient ist zu überwachen, bis die Anzeichen und Symptome abgeklungen sind (siehe «Kontraindikationen» und «Unerwünschte Wirkungen».)
Hyperglykämie und Diabetes mellitus
Es liegen Berichte über das Auftreten von Hyperglykämie, eines Diabetes mellitus und eine Verschlechterung einer bereits vorhandenen Diabeteserkrankung während der Behandlung mit Antipsychotika vor. Die Beurteilung des Zusammenhangs zwischen der Anwendung von Atypika und Glukoseanomalien wird durch die Möglichkeit eines erhöhten Basisrisikos des Auftretens eines Diabetes mellitus bei Patienten mit Schizophrenie und die erhöhte Inzidenz von Diabetes mellitus in der Allgemeinbevölkerung erschwert. In Anbetracht dieser Einflussfaktoren kann der Zusammenhang zwischen der Anwendung von Atypika und Hyperglykämie-bedingten unerwünschten Ereignissen nicht als geklärt betrachtet werden. Alle Patienten unter Behandlung mit Atypika, einschliesslich Trevicta, sollten auf Symptome einer Hyperglykämie und eines Diabetes mellitus überwacht werden (siehe auch «Unerwünschte Wirkungen»).
Gewichtszunahme
Bei der Anwendung von Atypika wurde eine Gewichtszunahme beobachtet. Es wird empfohlen, das Gewicht der Patienten klinisch zu überwachen.
Orthostatische Hypotonie
Bei manchen Patienten kann Paliperidon aufgrund seiner alpha-adrenerg blockierenden Wirkung eine orthostatische Hypotonie induzieren. Trevicta sollte bei Patienten mit bekannter kardiovaskulärer Krankheit (z.B. Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt oder Ischämie, Erregungsleitungsstörungen), zerebrovaskulärer Krankheit oder Störungen, welche den Patienten gegenüber einer Hypotonie anfällig machen (z.B. Dehydrierung, Hypovolämie und Behandlung mit Antihypertensiva), mit Vorsicht angewendet werden.
Krampfanfälle
Wie andere Antipsychotika sollte Trevicta bei Patienten mit Krampfanfällen in der Vorgeschichte oder anderen Zuständen, welche die Anfallsschwelle senken könnten, bedachtsam angewendet werden.
Ältere Patienten mit Demenz
Trevicta ist bei älteren Patienten mit Demenz nicht untersucht worden.
Gesamtmortalität
In einer Metaanalyse von 17 kontrollierten klinischen Prüfungen war das Sterberisiko bei älteren Patienten mit Demenz unter Behandlung mit anderen Atypika wie Risperidon, Aripiprazol, Olanzapin und Quetiapin im Placebovergleich erhöht. Unter Behandlung mit Risperidon betrug die Mortalität 4% gegenüber 3,1% bei Gabe eines Placebos.
Zerebrovaskuläre Nebenwirkungen
In placebokontrollierten Prüfungen bei älteren Patienten mit Demenz unter Behandlung mit bestimmten Atypika wie Risperidon, Aripiprazol und Olanzapin war die Inzidenz zerebrovaskulärer unerwünschter Ereignisse (Schlaganfälle und transitorische ischämische Attacken), von denen einige zum Tode führten, im Placebovergleich erhöht.
Leukopenie, Neutropenie und Agranulozytose
Es liegen Berichte über das Auftreten von Leukopenie, Neutropenie und Agranulozytose in Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika, einschliesslich Paliperidon, vor. Im Rahmen der Überwachung nach der Markteinführung trat Agranulozytose sehr selten auf (bei weniger als 1 von 10000 Patienten).
Patienten mit klinisch bedeutsamer niedriger Leukozytenzahl (LEU) oder medikamenteninduzierter Leukopenie/Neutropenie in der Vorgeschichte sollten in den ersten Therapiemonaten überwacht werden. Beim ersten Anzeichen eines klinisch signifikanten Abfalls des LEU-Werts, und wenn keine anderen ursächlichen Faktoren vorliegen, sollte eine Beendigung der Therapie mit Trevicta in Betracht gezogen werden.
Patienten mit klinisch signifikanter Neutropenie sollten aufmerksam im Hinblick auf Fieber oder andere Symptome oder Anzeichen einer Infektion überwacht und unverzüglich behandelt werden, wenn solche Symptome bzw. Anzeichen auftreten. Bei Patienten mit schwerer Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl <1× 109/l) sollte die Gabe von Trevicta beendet und der LEU-Wert kontrolliert werden, bis er sich wieder normalisiert hat.
Dabei ist die lange Wirksamkeit von Trevicta zu berücksichtigen.
Venöse Thromboembolie
Es sind Fälle einer venösen Thromboembolie (VTE) bei Anwendung von Antipsychotika beschrieben worden. Da bei Patienten unter Behandlung mit Antipsychotika häufig erworbene VTE-Risikofaktoren vorliegen, sollten vor und während der Therapie mit Trevicta alle möglichen VTE-Risikofaktoren abgeklärt und entsprechende Präventionsmassnahmen durchgeführt werden.
Parkinson-Krankheit und Lewy-Körper-Demenz
Bei der Verordnung von Antipsychotika wie Trevicta an Patienten mit der Parkinson-Krankheit oder Lewy-Körper-Demenz (engl. Dementia with Lewy Bodies, DLB) sind von Ärzteseite die Risiken gegenüber dem Nutzen einer solchen Behandlung abzuwägen, da bei beiden Patientengruppen unter Umständen das Risiko eines malignen Neuroleptika-Syndroms erhöht ist und eine verstärkte Empfindlichkeit gegenüber Antipsychotika vorliegt. Letztere kann sich beispielsweise als Verwirrtheit, Sopor, Gleichgewichtsstörungen mit häufigen Stürzen sowie in Form von extrapyramidalen Symptomen äussern.
Priapismus
Es wurde berichtet, dass Arzneimittel mit alpha-adrenerg blockierender Wirkung Priapismus verursachen. Bei Paliperidon wurde im Rahmen der Überwachung nach der Markteinführung über Priapismus berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Regulierung der Körpertemperatur
Mit Antipsychotika wurden Störungen der Fähigkeit des Körpers, seine Kerntemperatur zu senken, in Verbindung gebracht. Es wird zu entsprechender Umsicht geraten, wenn Patienten Trevicta verordnet wird, bei denen es umständehalber zu einer Erhöhung der Körperkerntemperatur kommen kann, z.B. aufgrund intensiver körperlicher Belastung, extreme Hitzeeinwirkung, bei Anwendung von Begleitmedikamenten mit anticholinerger Wirkung oder durch Dehydrierung.
Antiemetische Wirkung
In präklinischen Studien mit Paliperidon wurde eine antiemetische Wirkung beobachtet. Diese Wirkung kann, falls sie beim Menschen auftritt, die Anzeichen und Symptome einer Überdosierung bestimmter Arzneimittel oder bestimmter Erkrankungen wie gastrointestinale Obstruktion, Reye-Syndrom und eines Hirntumors verschleiern.
Verabreichung
Es ist darauf zu achten, Trevicta nicht versehentlich in ein Blutgefäss zu injizieren.
Intraoperatives Floppy Iris Syndrom
Bei Patienten unter Behandlung mit Medikamenten mit alpha1a-adrenerg antagonistischer Wirkung, wie beispielsweise Trevicta, wurde bei Kataraktoperationen ein intraoperatives Floppy Iris Syndrom (IFIS) beobachtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
IFIS kann das Risiko für Augenkomplikationen während und nach der Operation erhöhen. Der Augenchirurg ist vor dem Eingriff auf die aktuelle oder frühere Anwendung von Medikamenten mit alpha1a-adrenerg antagonistischer Wirkung aufmerksam zu machen. Der mögliche Nutzen der Beendigung der Alphablocker-Therapie vor der Kataraktoperation wurde nicht untersucht und ist gegenüber dem Risiko in Verbindung mit der Beendigung der Antipsychotika-Therapie abzuwägen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosiereinheit, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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