Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenUm die Rückverfolgbarkeit von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen, wird empfohlen, Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Schwerwiegende Infektionen
Wenn unter der Behandlung mit Kevzara Anzeichen und Symptome einer Infektion auftreten, ist der Patient engmaschig zu überwachen (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Unerwünschte Wirkungen»). Bei der Untersuchung eines Patienten wegen Verdachts auf eine Infektion ist die Auswirkung der IL-6-Hemmung auf das C-reaktive Protein (CRP) und die Neutrophilen zu bedenken. Durch die Hemmung von IL-6 kann die Reaktion auf die Infektion im Hinblick auf CRP-Konzentration und Neutrophilenzahl abgeschwächt ausfallen. Da bei älteren Personen Infektionen grundsätzlich häufiger auftreten, ist bei der Behandlung dieser Patientengruppe besondere Vorsicht geboten.
Patienten mit einer Infektion in der aktiven Phase einschliesslich lokaler Infektionen sind nicht mit Kevzara zu behandeln. Wenn einer der folgenden Faktoren vorliegt, sind vor Einleitung einer Behandlung mit Kevzara die Risiken und Nutzen der Behandlung abzuwägen:
·Chronische oder wiederkehrende Infektionen
·Schwerwiegende oder opportunistische Infektionen in der Vorgeschichte
·Zugrunde liegende Erkrankung, die mit erhöhter Infektionsanfälligkeit einhergehen kann
·Vorausgegangene Tuberkuloseexposition
·Vorausgegangener Daueraufenthalt oder Besuch in einer Region, in der Tuberkulose oder Mykosen endemisch sind Bei Auftreten einer schwerwiegenden oder opportunistischen Infektion ist die Behandlung mit Kevzara auszusetzen.
Bei Patienten, bei denen während der Behandlung mit Kevzara eine Infektion neu auftritt, ist umgehend eine umfassende für immunsupprimierte Patienten angemessene Diagnostik durchzuführen, danach ist eine entsprechende antimikrobielle Therapie einzuleiten und der Patient engmaschig zu überwachen.
Es liegen Berichte über schwerwiegende und zum Teil tödlich verlaufende Infektionen bei Patienten vor, die zur Behandlung einer rheumatoiden Arthritis (RA) Immunsuppressiva erhalten haben; es handelte sich hierbei sowohl um Infektionen bakteriellen oder mykobakteriellen Ursprungs als auch um Pilz-, Virus- und andere opportunistische Infektionen.
Die am häufigsten unter Kevzara-Therapie auftretenden schwerwiegenden Infektionen sind Pneumonie und Cellulitis (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Zu den opportunistischen Infektionen, die unter Kevzara beobachtet wurden, zählen Tuberkulose, Candidiasis und Pneumocystis-Pneumonie. Bei einigen Patienten sind generalisierte anstelle von lokalisierten Erkrankungen beobachtet worden. Diese Patienten nahmen häufig begleitend Immunsuppressiva wie z.B. Methotrexat (MTX) oder Kortikosteroide ein, die bei bestehender RA die Infektionsanfälligkeit zusätzlich erhöhen können.
Weitere schwerwiegende Infektionen (z.B. Histoplasmose, Kryptokokkose und Aspergillose) sind zwar nicht in klinischen Studien zu Kevzara beobachtet worden, aber bei Patienten, die andere Immunsuppressiva zur Behandlung der RA erhielten.
Tuberkulose
Vor Einleitung einer Behandlung mit Kevzara sind die Patienten auf Risikofaktoren für Tuberkulose und auf Vorliegen einer latenten Infektion zu untersuchen. Patienten mit einer latenten Tuberkulose sind mit einer antimykobakteriellen Standardtherapie zu behandeln, bevor sie Kevzara erhalten. Bei Patienten mit einer latenten oder aktiven Tuberkulose in der Anamnese, bei denen sich der Erfolg einer adäquaten kurativen Behandlung nicht bestätigen lässt, sowie bei Patienten, bei denen zwar der Test auf latente Tuberkulose negativ war, aber Risikofaktoren für eine Tuberkuloseinfektion vorliegen, ist vor dem Beginn einer Behandlung mit Kevzara eine Tuberkulosetherapie zu erwägen. Bei dieser Erwägung kann es sinnvoll sein, einen Arzt mit Fachwissen auf dem Therapiegebiet der Tuberkulose hinzuzuziehen.
Alle Patienten – auch diejenigen, die bei Behandlungsbeginn negativ auf eine latente Tuberkuloseinfektion getestet wurden – sind engmaschig auf auftretende Anzeichen und Symptome einer Tuberkulose zu überwachen.
Reaktivierung von Viren
Unter der Behandlung mit verschiedenen Immunsuppressiva biologischen Ursprungs ist die Reaktivierung von Virusinfektionen beobachtet worden. In klinischen Studien zu Kevzara sind Fälle von Gürtelrose (Herpes zoster) aufgetreten. Bei Manifestation einer Herpes-zoster-Infektion ist die Behandlung mit Kevzara vorübergehend auszusetzen, bis die manifeste Infektion abgeklungen ist. Vor Behandlungsbeginn mit Kevzara ist es sinnvoll, ein Screening auf Lebervirusinfektionen gemäss der geltenden klinischen Leitlinien durchzuführen.
Laborwerte
Neutrophilenzahl
Die Behandlung mit Kevzara ist mit einer erhöhten Häufigkeit einer verringerten absoluten Neutrophilenzahl (ANC) assoziiert. Die verringerte ANC geht jedoch nicht mit einem häufigeren Auftreten von Infektionen einschliesslich schwerwiegender Infektionen einher.
·Die Einleitung einer Behandlung mit Kevzara wird bei Patienten mit geringer Neutrophilenzahl (ANC unter 2× 109/l) nicht empfohlen. Wenn die ANC unter 0,5× 109/l fällt, ist die Behandlung mit Kevzara auszusetzen.
·Die Neutrophilenzahl ist 4 bis 8 Wochen nach Behandlungsbeginn und danach gemäss klinischem Ermessen zu beobachten. Empfehlungen zur Dosisanpassung gemäss dem Verlauf der ANC-Werte sind dem Abschnitt «Dosierung/Anwendung» zu entnehmen.
·Wenn auf Basis der pharmakodynamischen Analyse der ANC-Veränderungen eine Anpassung der Dosis in Erwägung gezogen wird, sind die Ergebnisse vom Ende des Dosierungsintervalls zu betrachten (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Thrombozytenzahl
In klinischen Studie war die Behandlung mit Kevzara mit einer Abnahme der Thrombozytenzahl assoziiert. Eine verringerte Thrombozytenzahl ging hierbei nicht mit Blutungsereignissen einher (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
·Die Einleitung einer Behandlung mit Kevzara wird bei Patienten mit einer Thrombozytenzahl unter 150× 103/µl nicht empfohlen. Wenn die Thrombozytenzahl unter 50× 103/µl fällt, ist die Behandlung mit Kevzara auszusetzen.
·Die Thrombozytenzahl ist 4 bis 8 Wochen nach Behandlungsbeginn und danach gemäss klinischem Ermessen zu beobachten. Empfehlungen zur Dosisanpassung gemäss dem Verlauf der Thrombozytenzahl sind dem Abschnitt «Dosierung/Anwendung» zu entnehmen.
Leberenzymwerte
Die Behandlung mit Kevzara ist mit einer erhöhten Häufigkeit eines Anstiegs der Transaminasewerte assoziiert. In klinischen Studien war dieser Anstieg vorübergehend und ging nicht mit klinisch manifesten Leberläsionen einher (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Häufiger und ausgeprägter war ein solcher Anstieg bei Patienten, die mit potenziell hepatotoxischen Arzneimitteln (z.B. MTX) in Kombination mit Kevzara behandelt wurden.
·Die Einleitung einer Behandlung mit Kevzara wird bei Patienten mit erhöhten Transaminasewerten, zum Beispiel ALAT oder ASAT über 1,5× ULN, nicht empfohlen. Wenn der ALAT-Wert über 5× ULN steigt, ist die Behandlung mit Kevzara auszusetzen (siehe «Dosierung/Anwendung»).
·Die ALAT- und ASAT-Werte sind 4 bis 8 Wochen nach Behandlungsbeginn und danach alle 3 Monate zu beobachten. Wenn klinisch indiziert, sind auch andere Leberfunktionstests in Betracht zu ziehen, zum Beispiel die Messung der Bilirubinkonzentration. Empfehlungen zur Dosisanpassung bei Anstieg der Transaminasewerte sind dem Abschnitt «Dosierung/Anwendung» zu entnehmen.
Lipidwerte
Die Lipidkonzentration kann bei Patienten mit chronischer Entzündung herabgesetzt sein. Die Behandlung mit Kevzara ist mit der Erhöhung von Lipidparametern wie LDL- und HDL-Cholesterin sowie Triglyzeride assoziiert (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
·Die Lipidwerte sind 4 bis 8 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Kevzara und danach etwa alle 6 Monate zu untersuchen.
·Gegebenenfalls sind die Patienten gemäss den klinischen Empfehlungen zur Behandlung der Hyperlipidämie zu versorgen.
Gastrointestinale Perforation
In klinischen Studien wurden Fälle von gastrointestinaler Perforation beobachtet, vorwiegend als Komplikation einer Divertikulitis. Bei Patienten, die einem erhöhten Risiko für eine gastrointestinale Perforation unterliegen könnten, ist Kevzara mit besonderer Vorsicht anzuwenden. Patienten mit neu auftretenden abdominalen Symptomen sind umgehend zu untersuchen (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Maligne Erkrankungen
Eine Behandlung mit Immunsuppressiva kann das Risiko für maligne Erkrankungen erhöhen. Die Auswirkungen der Behandlung mit Kevzara auf die Entstehung von malignen Erkrankungen sind nicht bekannt, jedoch sind in klinischen Studien maligne Erkrankungen aufgetreten (1,0 Ereignisse pro 100 Patientenjahre in den Placebo- und Kevzara-Kohorten).
Überempfindlichkeitsreaktionen
Es sind unter Kevzara Fälle von Überempfindlichkeitsreaktionen aufgetreten (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Die am häufigsten auftretenden Überempfindlichkeitsreaktionen waren Ausschlag an der Injektionsstelle, Hautrötung und Urtikaria. Die Patienten sind anzuweisen, unverzüglich einen Arzt aufzusuchen, wenn sie Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion bemerken. Bei Auftreten einer anaphylaktischen oder sonstigen Überempfindlichkeitsreaktion ist die Anwendung von Kevzara unverzüglich zu beenden. Kevzara darf nicht bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Sarilumab angewendet werden.
Eingeschränkte Leberfunktion
Die Behandlung mit Kevzara wird bei Patienten mit aktiver Lebererkrankung oder Leberinsuffizienz nicht empfohlen (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Unerwünschte Wirkungen»).
Impfungen
Zum Ansprechen von Patienten unter Kevzara-Behandlung auf eine Impfung mit Lebend- oder inaktivierten Impfstoffen liegen keine Daten vor.
Die gleichzeitige Anwendung von Lebendimpfstoffen während einer Behandlung mit Kevzara ist zu vermeiden, da die klinische Sicherheit nicht nachgewiesen ist. Zur sekundären Übertragung von Infektionen durch Personen, die Lebendimpfstoffe erhalten, auf Personen, die Kevzara erhalten, liegen keine Daten vor. Der zeitliche Abstand zwischen der Impfung mit Lebendimpfstoffen und dem Behandlungsbeginn mit Kevzara ist gemäss den geltenden Impfempfehlungen zu Immunsuppressiva festzulegen (siehe «Interaktionen»).
Demyelisierende Erkrankungen
Der Patient ist aufmerksam auf Symptome zu überwachen, die auf das Auftreten einer demyelisierenden Erkrankung des zentralen Nervensystems hindeuten könnten. Das Risikopotenzial für das Auftreten einer Demyelinisierung des zentralen Nervensystems durch Sarilumab ist bisher nicht bekannt.
|