ZusammensetzungWirkstoffe
Budesonid.
Hilfsstoffe
Natriummonohydrogencitrat-Sesquihydrat, wasserfreies Natriumdihydrogencitrat, Natriumhydrogencarbonat, Sucralose, Povidon K 25, Docusat-Natrium, Mannitol (E421), Macrogol 6000, Magnesiumstearat.
Gesamtnatriumgehalt: 26 mg pro 0,5 mg bzw. 1 mg Schmelztablette.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenJorveza wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung der eosinophilen Ösophagitis (EoÖ).
Dosierung/AnwendungInduktionstherapie
Die empfohlene tägliche Dosis ist 2 mg Budesonid als eine 1mg Schmelztablette morgens und eine 1mg Schmelztablette abends.
Die übliche Dauer einer Induktionstherapie beträgt 6 Wochen. Bei Patienten, die innerhalb von 6 Wochen nicht ausreichend auf die Behandlung ansprechen, kann die Behandlung bis zu 12 Wochen lang erfolgen.
Erhaltungstherapie
Die empfohlene tägliche Dosis beträgt 1 mg Budesonid als eine 0,5mg Schmelztablette morgens und eine 0,5mg Schmelztablette abends oder 2 mg Budesonid als eine 1mg Schmelztablette morgens und eine 1mg Schmelztablette abends. Dies hängt von den individuellen klinischen Bedürfnissen eines jeden Patienten ab.
Eine Erhaltungsdosis von 1 mg Budesonid zweimal täglich wird für Patienten mit langjähriger Krankengeschichte und/oder grossen Ausdehnung der ösophagealen Entzündung während des akuten Krankheitszustands empfohlen (siehe auch Abschnitt Eigenschaften/Wirkungen).
Die Dauer der Erhaltungstherapie wird vom behandelnden Arzt bestimmt.
Besondere Patientengruppen
Nierenfunktionsstörungen
Derzeit liegen keine Daten für Patienten mit Nierenfunktionsstörungen vor. Da Budesonid nicht über die Nieren ausgeschieden wird, können Patienten mit leichter bis mittelgradiger Nierenfunktionsstörung unter Vorsicht mit den gleichen Dosen behandelt werden wie Patienten ohne Nierenfunktionsstörung. Die Anwendung von Budesonid bei Patienten mit einer schweren Einschränkung der Nierenfunktion wird nicht empfohlen.
Leberfunktionsstörungen
Bei der Behandlung von Patienten mit Leberfunktionsstörungen mit anderen Budesonid enthaltenden Arzneimitteln waren die Budesonidspiegel erhöht. Es gibt jedoch keine systematische Studie, die die unterschiedlichen Schweregrade von Leberfunktionsstörungen untersucht. Patienten mit Leberfunktionsstörung sollten nicht behandelt werden (siehe Abschnitte Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen und Pharmakokinetik).
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Jorveza bei Kindern und Jugendlichen im Alter von unter 18 Jahren ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.
Art der Anwendung
Die Schmelztablette sollte nach der Entnahme aus der Blisterpackung sofort eingenommen werden.
Die Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
Sie sollte auf die Zungenspitze gelegt und sanft gegen den Gaumen gedrückt werden. Dort zerfällt sie, was mindestens zwei Minuten dauert, aber auch bis zu 20 Minuten dauern kann. Sobald Jorveza in Kontakt mit Speichel kommt, regen die Brauseeigenschaften der Schmelztablette die weitere Speichelproduktion an. Der budesonidhaltige Speichel sollte nach und nach heruntergeschluckt werden, während die Schmelztablette zerfällt. Die Schmelztablette sollte nicht mit Flüssigkeit oder Nahrung eingenommen werden.
Es sollten mindestens 30 Minuten vergehen, bevor der Patient isst oder trinkt oder Mundhygiene durchführt. Lösungen zum Einnehmen, Sprays oder Kautabletten sind in einem Abstand von mindestens 30 Minuten vor oder nach der Einnahme von Jorveza anzuwenden.
Die Schmelztablette sollte nicht zerkaut oder unaufgelöst geschluckt werden. Diese Massnahmen sorgen für eine optimale Exposition der Ösophagusschleimhaut gegenüber dem Wirkstoff.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenInfektionen
Die Unterdrückung von Entzündungsreaktionen und der Immunabwehr erhöht die Anfälligkeit für Infektionen und deren Schweregrad. Symptome von Infektionen können atypisch oder maskiert sein.
In klinischen Studien mit Jorveza wurden orale, oropharyngeale und ösophageale Candida-Infektionen mit einer hohen Häufigkeit beobachtet (siehe Abschnitt Unerwünschte Wirkungen).
Falls nötig kann eine symptomatische Candidose des Mundes und Rachens mit einem topischen oder systemischen Antimykotikum behandelt werden, während die Behandlung mit Jorveza fortgeführt wird.
Windpocken, Herpes zoster und Masern können bei Patienten, die Glukokortikoide erhalten, einen schwerwiegenderen Verlauf nehmen. Bei Patienten, die diese Erkrankungen noch nicht durchgemacht haben, ist der Impfstatus zu überprüfen und es ist besondere Vorsicht geboten, um eine Exposition zu vermeiden.
Impfstoffe
Die gemeinsame Verabreichung von Lebendimpfstoffen und Glukokortikoiden ist zu vermeiden, da dies wahrscheinlich die Immunantwort auf Impfstoffe abschwächt. Die Antikörperbildung nach Verabreichung anderer Impfstoffe kann verringert sein.
Besondere Patientengruppen
Bei Patienten mit Tuberkulose, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Osteoporose, peptischem Ulkus, Glaukom, Katarakt sowie bei Diabetes oder Glaukom in der Familienanamnese kann das Risiko für das Auftreten von systemischen Glukokortikoidnebenwirkungen erhöht sein (siehe unten und Abschnitt Unerwünschte Wirkungen), weshalb diese Patienten auf das Auftreten solcher Nebenwirkungen überwacht werden sollten.
Bei eingeschränkter Leberfunktion kann die Elimination von Budesonid beeinträchtigt und dadurch die systemische Exposition erhöht sein. Das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen (systemische Glukokortikoidwirkungen) ist erhöht. Es liegen jedoch keine systematischen Daten vor. Patienten mit Leberfunktionsstörung sollten daher nicht behandelt werden.
Systemische Glukokortikoidnebenwirkungen
Es können systemische Glukokortikoidnebenwirkungen (z.B. Cushing-Syndrom, Nebennierensuppression, Wachstumsverzögerung, Katarakt, Glaukom, verminderte Knochenmineraldichte und vielfältige psychiatrische Wirkungen) auftreten (siehe auch Abschnitt Unerwünschte Wirkungen). Diese Nebenwirkungen sind abhängig von der Behandlungsdauer, einer gleichzeitigen oder früheren Glukokortikoidtherapie und der individuellen Empfindlichkeit.
Sehstörung
Bei der systemischen und topischen Anwendung von Kortikosteroiden können Sehstörungen auftreten. Wenn ein Patient mit Symptomen wie verschwommenem Sehen oder anderen Sehstörungen vorstellig wird, sollte eine Überweisung des Patienten an einen Augenarzt zur Bewertung möglicher Ursachen in Erwägung gezogen werden; diese umfassen unter anderem Katarakt, Glaukom oder seltene Erkrankungen, wie z.B. zentrale seröse Chorioretinopathie (CSC), die nach der Anwendung systemischer oder topischer Kortikosteroide gemeldet wurden.
Andere
Glukokortikoide können zu einer Supprimierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden(HPA)-Achse führen und die Stressreaktion vermindern.
Aus diesem Grund sollte bei Operationen oder anderen Stresssituationen gleichzeitig ein systemisch wirksames Glukokortikoid gegeben werden.
Eine gleichzeitige Behandlung mit Ketoconazol oder anderen CYP3A4-Inhibitoren sollte vermieden werden (siehe Abschnitt Interaktionen).
Beeinflussung serologischer Untersuchungen
Da die Nebennierenfunktion durch die Behandlung mit Budesonid unterdrückt sein kann, kann ein ACTH-Stimulationstest zur Diagnose einer Hypophyseninsuffizienz falsche Ergebnisse anzeigen (niedrige Werte).
Natriumgehalt
Jorveza 0,5 mg und 1 mg Schmelztabletten enthalten 52 mg Natrium pro Tagesdosis (2 Schmelztabletten), entsprechend 2,6 % der von der WHO für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme von 2 g.
InteraktionenCYP3A4-Inhibitoren
Bei einer gleichzeitigen Behandlung mit starken CYP3A-Inhibitoren wie Ketoconazol, Ritonavir, Itraconazol, Clarithromycin, Cobicistat und Grapefruitsaft kann es zu einem deutlichen Anstieg der Budesonid-Konzentration im Plasma kommen und es ist mit einem erhöhten Risiko systemischer Nebenwirkungen zu rechnen. Eine gleichzeitige Anwendung sollte daher vermieden werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt das erhöhte Risiko systemischer Nebenwirkungen der Kortikosteroide; in diesem Fall sollten die Patienten im Hinblick auf systemische Kortikosteroidnebenwirkungen überwacht werden.
Die gleichzeitige orale Gabe von einmal täglich 200 mg Ketoconazol erhöhte die Plasmakonzentration von Budesonid (Einzeldosis 3 mg) um ca. das 6-Fache.
Bei Einnahme von Ketoconazol etwa 12 Stunden nach der Einnahme von Budesonid erhöhte sich die Plasmakonzentration von Budesonid um ca. das 3-Fache.
Östrogene, orale Kontrazeptiva
Bei Frauen, die gleichzeitig Östrogene oder orale Kontrazeptiva eingenommen haben, wurde über erhöhte Plasmaspiegel und eine verstärkte Wirkung von Glukokortikoiden berichtet. Diese Wirkung wurde jedoch nach gleichzeitiger Einnahme von Budesonid und niedrig dosierten oralen Kombinationskontrazeptiva nicht beobachtet.
Herzglykoside
Die Glykosidwirkung kann durch Kaliummangel verstärkt werden. Dies ist eine bekannte mögliche Nebenwirkung von Glukokortikoiden.
Saluretika
Die gleichzeitige Anwendung von Glukokortikoiden kann zu einer verstärkten Kaliumausscheidung und einer verschlimmerten Hypokaliämie führen.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Eine Anwendung in der Schwangerschaft sollte vermieden werden, es sei denn, es liegen überzeugende Gründe für die Behandlung mit Jorveza vor. Es liegen nur wenige Daten zu Schwangerschaftsausgängen nach oraler Gabe von Budesonid beim Menschen vor. Obwohl Daten über die inhalative Anwendung von Budesonid bei einer grossen Anzahl von exponierten schwangeren Frauen keine Hinweise auf eine schädliche Wirkung ergaben, muss davon ausgegangen werden, dass die maximale Plasmakonzentration von Budesonid während einer Behandlung mit Jorveza höher ist als nach inhalativ angewendetem Budesonid. Bei trächtigen Tieren verursachte Budesonid, wie auch andere Glukokortikosteroide, Anomalien in der fetalen Entwicklung (siehe auch Abschnitt Präklinische Daten). Die Relevanz dieser Befunde für den Menschen ist unklar.
Stillzeit
Budesonid wird in die Muttermilch ausgeschieden (es liegen Daten zur Exkretion nach inhalativer Anwendung vor). Bei oraler Anwendung von Jorveza im therapeutischen Bereich sind jedoch nur geringe Auswirkungen auf den Säugling zu erwarten. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Budesonid verzichtet werden soll/die Behandlung mit Budesonid zu unterbrechen ist. Dabei muss sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.
Fertilität
Es sind keine Daten über die Auswirkung von Budesonid auf die Fertilität beim Menschen verfügbar. In tierexperimentellen Studien war die Fertilität nach Behandlung mit Budesonid nicht beeinträchtigt (siehe Abschnitt Präklinische Daten).
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenJorveza hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Unerwünschte WirkungenZusammenfassung des Sicherheitsprofils
In klinischen Studien mit Jorveza waren Pilzinfektionen in Mund, Rachen und Speiseröhre die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. In den klinischen Studien BUL-1/EEA und BUL-2/EER bestand bei insgesamt 44 von 268 Patienten (16,4 %), die Jorveza erhalten hatten der Verdacht auf eine symptomatische Pilzinfektion. Alle diese Fälle waren von schwacher oder mittlerer Intensität. Die Gesamtzahl der Infektionen (einschliesslich symptomfreier Infektionen, die mittels Endoskopie und Histologie diagnostiziert wurden) betrug 92, die bei 72 von 268 Patienten (26,9 %) auftraten.
Die folgenden Häufigkeitsdefinitionen werden verwendet
Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1000), sehr selten (<1/10'000).
Systemorganklassen gemäss MedDRA
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Sehr häufig
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Häufig
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Gelegentlich
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Infektionen und parasitäre Erkrankungen
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Ösophageale Candidose, Orale Candidose und/oder Candidose des Oropharynx
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Nasopharyngitis, Pharyngitis
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Erkrankungen des Immunsystems
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Angioödem
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Psychiatrische Erkrankungen
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Schlafstörungen
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Angst, Agitation
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Erkrankungen des Nervensystems
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Kopfschmerzen, Geschmacksstörung
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Schwindelgefühl,
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Augenerkrankungen
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Trockene Augen
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Gefässerkrankungen
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Bluthochdruck
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Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
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Husten, Halstrockenheit, Schmerzen im Oropharynx
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
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Gastroösophageale Refluxkrankheit, Übelkeit, orale Parästhesie, Dyspepsie, Schmerzen im Oberbauch, Mundtrockenheit, Glossodynie, Erkrankung der Zunge, oraler Herpes
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Abdominalschmerz, abdominale Distension, Dysphagie, erosive Gastritis, Magengeschwür, Lippenödem, Zahnfleischschmerz
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
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Ausschlag, Urtikaria
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
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Müdigkeit
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Fremdkörpergefühl
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Untersuchungen
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Cortisol im Blut erniedrigt unabhängig der kausalen Bewertung (11,6%)
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Cortisol im Blut erniedrigt, kausal der Behandlung mit Jorveza zugeordnet
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Osteocalcin verringert, Gewichtszunahme
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Die folgenden bekannten Nebenwirkungen der therapeutischen Klasse (Kortikosteroide, Budesonid) könnten ebenfalls unter Jorveza auftreten (die Häufigkeit ist nicht bekannt).
Systemorganklassen gemäss MedDRA
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Nebenwirkungen
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Erkrankungen des Immunsystems
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Erhöhung des Infektionsrisikos
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Endokrine Erkrankungen
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Cushing-Syndrom, Nebennierensuppression, Wachstumsverzögerung bei Kindern
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Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
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Hypokaliämie, Hyperglykämie
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Psychiatrische Erkrankungen
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Depression, Reizbarkeit, Euphorie, psychomotorische Hyperaktivität, Aggression
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Erkrankungen des Nervensystems
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Pseudotumor cerebri einschliesslich Papillenödem bei Jugendlichen
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Augenerkrankungen
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Glaukom, Katarakt (einschliesslich subkapsulärer Katarakt), verschwommenes Sehen, zentrale seröse Chorioretinopathie (CSC) (siehe auch Abschnitt 4.4)
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Gefässerkrankungen
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Erhöhung des Thromboserisikos, Vaskulitis (Entzugssyndrom nach Langzeittherapie)
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
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Zwölffingerdarmgeschwüre, Pankreatitis, Obstipation
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
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Allergisches Exanthem, Petechien, verzögerte Wundheilung, Kontaktdermatitis, Ekchymosen
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Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
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Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelschwäche und zuckungen, Osteoporose, Osteonekrose
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
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Unwohlsein
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Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungBei einer kurzzeitigen Überdosierung sind keine medizinischen Notfallmassnahmen erforderlich. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel. Es erfolgt eine symptomatische und unterstützende Behandlung.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
A07EA06
Wirkungsmechanismus
Budesonid ist ein nicht-halogeniertes Glukokortikoid, das über die Bindung an den Glukokortikoid-Rezeptor primär antiphlogistisch wirkt. Bei der Behandlung einer eosinophilen Ösophagitis mit Jorveza hemmt Budesonid die antigenstimulierte Ausschüttung zahlreicher proinflammatorischer Signalmoleküle wie z.B. TSLP (thymic stromal lymphopoietin), Interleukin-13 und Eotaxin-3 im Ösophagusepithel, was zu einer signifikanten Abnahme der entzündungsbedingten Infiltration des Ösophagus durch eosinophile Granulozyten führt.
Pharmakodynamik
Siehe Angaben unter «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
In einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden klinischen Phase-III-Studie (BUL-1/EEA) an 88 erwachsenen Patienten mit aktiver eosinophiler Ösophagitis (Randomisierungsverhältnis 2:1) induzierte 1 mg Budesonid zweimal täglich als Schmelztablette über 6 Wochen bei 34 von 59 Patienten (57,6 %) eine klinisch-pathologische Remission (definiert als Maximum von < 16 Eosinophilen/mm2 im hochauflösenden Bereich bei ösophagealen Biopsien plus keine oder nur minimale Symptome in Form von Dysphagie oder Schmerzen beim Schlucken), versus 0/29 Patienten (0 %) in der Placebogruppe.
Eine unverblindete Weiterbehandlung mit 1 mg Budesonid Schmelztabletten zweimal täglich über weitere 6 Wochen bei Patienten, die während der doppelblinden Phase keine Remission erzielt hatten, führte zu einem Anstieg des Anteils von Patienten mit klinisch-pathologischer Remission auf 84,7 %.
In einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden klinischen Phase-III-Studie (BUL-2/EER) an 204 erwachsenen Patienten mit eosinophiler Ösophagitis in klinisch-pathologischer Remission wurden die Patienten über 48 Wochen mit 0,5 mg Budesonid zweimal täglich (BID), 1 mg Budesonid BID oder Placebo (alle in Form von Schmelztabletten) behandelt. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten ohne Behandlungsversagen, wobei ein Behandlungsversagen definiert war als klinisches Rezidiv (Schwere der Dysphagie oder Schmerzen beim Schlucken, jeweils ≥4 Punkte auf einer numerischen Bewertungsskala von 0-10) und/oder histologisches Rezidiv (≥48 Eosinophile/mm2 im hochauflösenden Bereich bei ösophagealen Biopsien) und/oder Steckenbleiben von Nahrung, was einen endoskopischen Eingriff erforderte, und/oder Notwendigkeit einer endoskopischen Dilatation und/oder vorzeitiger Abbruch ohne Angabe von Gründen.
Bei den Patienten in der Gruppe mit 0,5 mg Budesonid BID (73,5 %) und der Gruppe mit 1 mg Budesonid BID (75,0 %) waren nach 48 Wochen signifikant mehr Patienten ohne Behandlungsversagen, als in der Placebogruppe (4,4 %).
Der stringenteste sekundäre Endpunkt „deep disease remission“, d.h. eine tiefe klinische, tiefe endoskopische und histologische Remission, zeigte eine klinisch relevante höhere Wirksamkeit in der 1mg-BID-Gruppe (52,9 %) als in der 0,5mg-BID-Gruppe (39,7 %), was darauf hindeutet, dass eine höhere Budesonid Dosis zum Erreichen und Aufrechterhalten der „deep disease remission“ von Vorteil sein kann.
Der doppelblinden Phase folgte eine optionale, unkontrollierte 96wöchige Behandlung mit einer empfohlenen Dosis von 0,5 mg Budesonid BID, die bei Bedarf auf bis zu 1 mg Budesonid BID erhöht werden konnte. Bei mehr als 80 % der Patienten blieb in der 96wöchigen Phase die klinische Remission erhalten (definiert als wöchentlicher eosinophiler Ösophagitis-Aktivitätsindex-Pro ≤20), während es bei lediglich 2/166 Patienten (1,2 %) zu einem Steckenbleiben von Nahrung kam. Darüber hinaus blieb im ersten Jahr bei 56/65 Patienten (86,2%) sowie nach dem zweiten Jahr bei 40/49 Patienten (81,6 %) eine tiefe histologische Remission (0 Eosinophile/mm2 im hochauflösenden Bereich bei allen Biopsien) durchgehend zwischen Beginn der Studie BUL-2/EER und Ende der Behandlung in der 96wöchigen Phase erhalten. Insgesamt wurde eine tiefe histologische Remission (0 Eosinophile/mm2 im hochauflösenden Bereich) bei 101/120 Patienten (84,2%) am Ende des ersten Jahres sowie bei 115/146 Patienten (78,8%) am Ende des zweiten Jahres (Ende der Studie) festgestellt. Eine vollständige Remission, inkl. tiefer klinischer, histologischer Remission (0 Eosinophile/mm2 im hochauflösenden Bereich) sowie endoskopischer Remission wurde bei 64/137 Patienten (46,7%) am Ende des ersten Jahres sowie bei 76/154 Patienten (49,4%) am Ende der Studie festgestellt.
Angaben zu den beobachteten Nebenwirkungen finden sich unter Abschnitt Unerwünschte Wirkungen.
PharmakokinetikAbsorption
Budesonid wird nach der Gabe von Jorveza rasch resorbiert. Pharmakokinetische Daten nach Anwendung von Einzeldosen zu 1 mg Budesonid bei gesunden Probanden im Nüchternzustand zeigen in zwei unterschiedlichen Studien eine mediane Verzögerungszeit von 0,17 Stunden (Spanne 0,00-0,52 Stunden) und eine mediane Zeit bis zur maximalen Plasmakonzentration von 1,00-1,22 Stunden (Spanne 0,50-2,00 Stunden).
Die mittlere maximale Plasmakonzentration lag bei 0,44 ± 49 ng/ml (Spanne 0,18-1,05 ng/ml) und die Fläche unter der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve (AUC0–∞) betrug 1, 50-2,23 h*ng/ml (Spanne 0,81-5,14 h*ng/ml).
Es liegen pharmakokinetische Daten für 4 mg Budesonid Einmalgaben bei nüchternen Patienten mit eosinophiler Ösophagitis vor: Die mediane Verzögerungszeit betrug 0,00 Stunden (Spanne 0,00-0,17 Stunden), die mediane Zeit bis zur maximalen Plasmakonzentration lag bei 1,00 Stunden (Spanne 0,67-2,00 Stunden). Die maximale Plasmakonzentration lag bei 2,56 ± 1,36 ng/ml, und die AUC0–12 betrug 8,96 ± 4,21 h*ng/ml.
Bei Patienten waren die maximalen Plasmakonzentrationen im Vergleich zu gesunden Probanden um 35 % erhöht und die AUC0–12 um 60 % vergrössert.
Bei der systemischen Exposition (Cmax und AUC) konnte eine Dosisproportionalität zwischen den 0,5-mg-Schmelztabletten und den 1-mg-Schmelztabletten gezeigt werden.
Distribution
Das scheinbare Verteilungsvolumen nach oraler Gabe von 1 mg Budesonid an gesunden Probanden betrug 35,52 ± 14,94 l/kg und nach Gabe von 4 mg Budesonid an Patienten mit eosinophiler Ösophagitis 42,46 ± 23,90 l/kg. Die Plasmaproteinbindung beträgt durchschnittlich 85-90 %.
Metabolismus
Patienten mit eosinophiler Ösophagitis weisen im Vergleich zu gesunden Probanden eine verminderte Metabolisierung von Budesonid auf, was zu erhöhten Budesonid Plasmakonzentrationen führt.
Budesonid wird in der Mukosa des Dünndarms und in der Leber über CYP3A4 extensiv zu Metaboliten mit schwacher Glukokortikoidwirkung verstoffwechselt. Verglichen mit Budesonid beträgt die Glukokortikoidwirkung der Hauptmetaboliten 6β-Hydroxybudesonid und 16α-Hydroxyprednisolon weniger als 1 %. CYP3A5 ist nicht signifikant am Abbau von Budesonid beteiligt.
Elimination
Bei gesunden Probanden beträgt die mediane Eliminationshalbwertszeit (nach Gabe von 1 mg Budesonid) 2-3 Stunden und bei Patienten mit eosinophiler Ösophagitis (nach Gabe von 4 mg Budesonid) 4-5 Stunden. Die Budesonid-Clearance beträgt bei gesunden Probanden ca. 13-15 l/Stunde/kg und bei Patienten mit eosinophiler Ösophagitis 6,54 ± 4,4 l/Stunde/kg.
Budesonid wird nicht oder nur in geringen Mengen über die Nieren ausgeschieden. Im Urin wurde kein Budesonid, sondern nur Abbauprodukte von Budesonid gefunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Lebererkrankungen
Ein erheblicher Anteil von Budesonid wird in der Leber über CYP3A4 metabolisiert. Die systemische Exposition gegenüber Budesonid ist bei Patienten mit stark eingeschränkter Leberfunktion deutlich erhöht. Es wurden keine Studien zu Jorveza bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion durchgeführt.
Präklinische DatenPräklinische Daten aus Studien zur akuten, subchronischen und chronischen Toxizität von Budesonid zeigten Atrophien des Thymus und der Nebennierenrinde sowie eine Abnahme insbesondere der Lymphozyten.
Budesonid hatte in einer Reihe von In-vitro- und In-vivo-Studien keine mutagenen Effekte.
In Studien zur chronischen Toxizität von Budesonid an Ratten wurde eine geringfügig erhöhte Anzahl an basophilen Leberfoci beobachtet. In Kanzerogenitätsstudien waren die Inzidenzen von primären hepatozellulären Neoplasien, Astrozytomen (bei männlichen Ratten) und Mammatumoren (weibliche Ratten) erhöht. Diese Tumoren sind vermutlich auf spezifische Steroidrezeptorwirkungen sowie auf eine erhöhte metabolische Belastung und anabole Effekte auf die Leber zurückzuführen. Diese Befunde, die auch aus Rattenstudien mit anderen Glukokortikosteroiden bekannt sind, stellen daher einen Klasseneffekt in dieser Spezies dar.
Budesonid hatte keine Auswirkung auf die Fertilität von Ratten. Bei trächtigen Tieren führte Budesonid wie andere Glukokortikosteroide zu einem Absterben von Föten und zu Anomalien in der fötalen Entwicklung (reduzierte Wurfgrösse, intrauterine Wachstumsverzögerung der Föten und Skelettanomalien). Es wurde berichtet, dass einige Glukokortikosteroide bei Tieren Gaumenspalten verursachen. Die klinische Relevanz dieser Befunde für den Menschen ist bisher nicht geklärt (siehe Abschnitt Schwangerschaft/Stillzeit).
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Nicht zutreffend
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25 °C lagern. Für Kinder unzugänglich aufbewahren. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.
Zulassungsnummer66999 (Swissmedic).
Packungen20 oder 90 Jorveza 0,5 mg Schmelztabletten
20 oder 60 Jorveza 1 mg Schmelztabletten
ZulassungsinhaberinDr. Falk Pharma AG, 8152 Opfikon.
Stand der InformationDezember 2022
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