Eigenschaften/WirkungenATC-Code
H01BB03
Wirkungsmechanismus
Die pharmakologischen und klinischen Eigenschaften von Carbetocin entsprechen jenen eines langwirksamen Oxytocin-Agonisten.
Wie Oxytocin bindet Carbetocin selektiv an Oxytocin-Rezeptoren in der glatten Uterusmuskulatur. Es erhöht dadurch den Tonus der Uterusmuskulatur, stimuliert rhythmische Kontraktionen des Uterus und steigert die Frequenz bereits vorhandener Kontraktionen.
Post partum kann Carbetocin Häufigkeit und Stärke der spontanen uterinen Kontraktionen steigern. Nach intravenöser oder intramuskulärer Carbetocin-Gabe beginnen die uterinen Kontraktionen rasch mit einer ersten starken Kontraktion innerhalb von 2 Minuten.
Eine einmalige intravenöse oder intramuskuläre Dosis von 100 µg Carbetocin Ferring nach der Geburt ist ausreichend, um adäquate uterine Kontraktionen zu erreichen. Dadurch kann das Risiko für eine Uterusatonie und übermässige Blutungen reduziert werden.
Pharmakodynamik
Siehe «Wirkungsmechanismus».
Klinische Wirksamkeit
Prävention uteriner Blutungen aufgrund einer postpartalen Uterusatonie nach Sectio caesarea
Die Wirksamkeit von Carbetocin wurde im Vergleich zu Oxytocin in einer randomisierten, doppelblinden doubledummy Studie an n=659 Patientinnen untersucht. Eingeschlossen waren gesunde Schwangere, bei welchen eine elektive Sectio unter Epiduralanästhesie durchgeführt wurde. Appliziert wurden entweder 100 µg Carbetocin als intravenöse Bolus-Injektion oder 25 I.E. Oxytocin als Infusion über 8 Stunden. Primärendpunkt war der Anteil der Patientinnen, welche eine zusätzliche Oxytocin-Gabe benötigten. Eine solche war in der Carbetocin-Gruppe bei 5 % der Patientinnen erforderlich gegenüber 10 % in der Oxytocin-Gruppe (p=0,031).
Prävention uteriner Blutungen aufgrund einer postpartalen Uterusatonie nach vaginaler Entbindung
Die Wirksamkeit von Carbetocin wurde im Vergleich zu Oxytocin in einer randomisierten, doppelblinden Studie an n=29ʼ645 Patientinnen untersucht. Neben gesunden Schwangeren konnten auch Patientinnen mit (Gestations-)Diabetes oder Präeklampsie sowie solche mit leicht- oder mässiggradig eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion eingeschlossen werden. Eingeschlossen waren auch Patientinnen mit Risikofaktoren für eine Uterusatonie (wie postpartale Blutung in der Anamnese, Makrosomie oder Anwendung von Uterotonika zur Weheninduktion oder –verstärkung). Die Patientinnen erhielten entweder 100 µg Carbetocin oder 10 I.E. Oxytocin jeweils als intramuskuläre Einzeldosis. Primärendpunkte waren 1) der Anteil an Patientinnen mit einem Blutverlust ≥ 500 ml oder der Anwendung zusätzlicher Uterotonika; 2) der Anteil an Patientinnen mit einem Blutverlust ≥1000ml.
Im ersten der beiden Ko-Primärendpunkte konnte noninferiority von Carbetocin gegenüber Oxytocin gezeigt werden. Der Anteil an Patientinnen mit einem Blutverlust ≥ 500 ml und/oder Anwendung zusätzlicher Uterotonika lag unter Carbetocin bei 14,37 %, unter Oxytocin bei 14,29 % (relatives Risiko [RR] 1,01; 95 % CL: 0,96-1,06). Im zweiten der beiden Ko-Primärendpunkte wurde das vordefinierte Kriterium der noninferiority hingegen verfehlt. Unter Carbetocin kam es bei 1,52 %, unter Oxytocin bei 1,44 % der Patientinnen zu einem Blutverlust ≥1000ml (RR 1,05; 95%-CI 0,88-1,27).
Pädiatrische Population
In der pivotalen Studie nach vaginaler Entbindung erhielten 151 Jugendliche im Alter von 12–18 Jahren Carbetocin in der empfohlenen Dosierung von 100 μg; 162 Jugendliche wurden mit Oxytocin behandelt. In dieser Altersgruppe lag der Anteil an Patientinnen mit einem Blutverlust ≥ 500 ml und/oder Anwendung zusätzlicher Uterotonika (erster Ko-Primärendpunkt) unter Carbetocin bei 18,67%, unter Oxytocin bei 15,43%.
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