Eigenschaften/WirkungenATC-Code
J01MA23
Wirkungsmechanismus
Delafloxacin ist ein anionisches Mitglied der Fluorchinolonklasse der bakteriziden Antibiotika.
Die bakterizide Wirkung von Delafloxacin ist durch die gleichermassen starke Hemmung der Bakterienenzyme Topoisomerase IV und DNA-Gyrase (Topoisomerase II) charakterisiert, die für die Replikation, Transkription, Reparatur und Rekombination der Bakterien-DNA erforderlich sind. Wie bei den anderen bakteriziden Antibiotika der Fluorchinolonklasse war die bakterizide Wirkung von Delafloxacin gegen Erreger sowohl in der minimalen bakteriziden Konzentration (MBK) als auch in den kinetischen Time-Kill-Assays gegen eine Reihe von unterschiedlichen Gram-positiven und Gram-negativen Erregern vorhanden. Die anionischen Eigenschaften von Delafloxacin können seine Wirksamkeit in einer sauren Umgebung, die für infizierte Bereiche charakteristisch ist, verstärken.
Resistenzmechanismus
Eine Resistenz gegen Fluorchinolone, einschliesslich Delafloxacin, kann aufgrund von Mutationen in definierten Regionen der bakteriellen Zielenzyme Topoisomerase IV und DNA-Gyrase (Chinolonresistenz-bestimmende Regionen [QRDR]) oder infolge einer Induktion von Effluxmechanismen auftreten.
Die chemische Struktur und der Wirkmechanismus der Fluorchinolone, einschliesslich Delafloxacin, unterscheidet sich von den anderen Klassen der bakteriziden Substanzen (z.B. Aminoglykoside, Makrolide, β-Lactame, Glycopeptide, Tetracycline und Oxazolidinone); daher wirkt Quofenix möglicherweise gegen Bakterien, die gegen diese bakteriziden Antibiotika resistent sind.
Obwohl Kreuzresistenz zwischen Delafloxacin und anderen antibakteriellen Wirkstoffen der Fluorchinolonklasse beobachtet wurde, können einige Isolate, die gegen andere antibakterielle Wirkstoffe der Fluorchinolonklasse resistent sind, empfindlich für Quofenix sein.
Grenzwerte der Empfindlichkeitstestung
Die vom European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing (EUCAST) festgelegten Grenzwerte für die minimale Hemmkonzentration (MHK) für Delafloxacin sind nachfolgend aufgeführt:
Erreger
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MHK-Grenzwert (mg/l)
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Empfindlich (S ≤)
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Resistent (R >)
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Staphylococcus aureus
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0.25
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0.25
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Streptococcus pyogenes
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0.03
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0.03
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Streptococcus dysgalactiae
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0.03
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0.03
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Streptococcus agalactiae
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0.03
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0.03
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Streptococcus anginosus group
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0.03
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0.03
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Escherichia coli
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0.125
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0.125
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Empfindlichkeit
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann aufgrund der geographischen Region und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb ist es nützlich, insbesondere für die Behandlung schwerer Infektionen, über Informationen zur lokalen Resistenzsituation zu verfügen
Pharmakodynamik
Pharmakokinetische/pharmakodynamische Zusammenhänge
Wie bei anderen Chinolon-Antibiotika erwies sich der fAUC24/MHK-Quotient als derjenige pharmakokinetische/pharmakodynamische Parameter, der am engsten mit der Wirksamkeit von Quofenix assoziiert ist. Zur Entwicklung von Zielen für das Erreichen der bakteriellen Stase von S. aureus, E. coli und P. aeruginosa wurde das Oberschenkel-Infektionsmodell bei neutropenischen Mäusen verwendet.
Wirkungsspektrum
Delafloxacin wirkt in vitro gegen einen weiten Bereich Gram-positiver und Gram-negativer Bakterien und anaerobe Mikroorganismen. Die Wirksamkeit von Delafloxacin gegen Isolate der folgenden Bakterien wurde sowohl in vitro als auch für klinische Infektionen nachgewiesen.
Grampositive Mikroorganismen:
·Staphylococcus aureus (einschliesslich methicillin-resistenter Staphylokokken [MRSA])
·Staphylococcus haemolyticus
·Staphylococcus hominis
·Staphylococcus lugdunensis
·Streptococcus agalactiae
·Streptococcus anginosus-Gruppe (einschliesslich von Streptococcus anginosus, Streptococcus intermedius und Streptococcus constellatus)
·Streptococcus dysgalactiae
·Streptococcus mitis Gruppe (einschliesslich von Streptococcus cristatus, Streptococcus gordonii, Streptococcus oralis, Streptococcus mitis, und Streptococcus sanguinis)
·Streptococcus pyogenes
·Enterococcus faecalis
Gramnegative Mikroorganismen:
·Escherichia coli
·Enterobacter cloacae
·Klebsiella oxytoca
·Klebsiella pneumoniae
·Proteus mirabilis
·Pseudomonas aeruginosa
Klinische Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Quofenix wurde in zwei randomisierten klinischen Studien untersucht, an denen Patienten mit akuten bakteriellen Haut- und Hautstrukturinfektionen (ABSSSI) teilnahmen. In Studie 1 wurde Quofenix 300 mg alle 12 Stunden als intravenöse Infusion verabreicht und mit einer aktiven Kontrolle verglichen. In Studie 2 erhielten die Patienten sechs intravenöse Infusionen von Quofenix 300 mg im Abstand von jeweils 12 Stunden und mussten dann auf orales Quofenix 450 mg alle 12 Stunden wechseln. In beiden Studien war die aktive Kontrolle die intravenöse Kombinationstherapie mit Vancomycin 15 mg/kg tatsächliches Körpergewicht und Aztreonam. Waren in den vor Behandlungsbeginn angelegten Kulturen keine gramnegativen Erreger nachweisbar, wurde die Aztreonam-Therapie abgesetzt.
In Studie 1 wurden 331 Patienten mit ABSSSI randomisiert Quofenix und 329 Vancomycin plus Aztreonam zugeteilt. Die Patienten dieser Studie wiesen die folgenden Infektionen auf: Cellulitis (39%), Wundinfektion (35%), grösserer kutaner Abszess (25%), Infektion von Verbrennungswunden (1%). Die mittels digitaler Planimetrie bestimmte mittlere Gesamtoberfläche der infizierten Läsion betrug 307 cm2. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 46 Jahre (Bereich: 18 bis 94 Jahre). Die Patienten waren vorwiegend männlich (63%) und weiss (91%); 32% hatten einen BMI ≥30 kg/m2. Die in Studie 1 untersuchte Studienpopulation war heterogen und hatte Komorbiditäten wie Hypertonie (21%), Diabetes (9%) und Niereninsuffizienz (16%). Bei 55 % der Patienten wurde ein aktueller oder wenig zurückliegender Drogenmissbrauch, darunter auch Fälle mit Missbrauch intravenöser Drogen, beschrieben. Bei 2% der Patienten lag vor Behandlungsbeginn eine Bakteriämie vor.
In Studie 2 wurden 423 Patienten randomisiert Quofenix und 427 Vancomycin plus Aztreonam zugeteilt. Die Patienten dieser Studie wiesen die folgenden Infektionen auf: Cellulitis (48%), Wundinfektion (26%), grösserer kutaner Abszess (25%), Infektion von Verbrennungswunden (1%). Die mittels digitaler Planimetrie bestimmte mittlere Gesamtoberfläche der infizierten Läsion betrug 353 cm2. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 51 Jahre (Bereich: 18 bis 93 Jahre). Die Patienten waren vorwiegend männlich (63%) und weiss (83%); 50% hatten einen BMI ≥30 kg/m2. Die in Studie 2 untersuchte Studienpopulation war heterogen und hatte Komorbiditäten wie Hypertonie (31%), Diabetes (13%) und Niereninsuffizienz (16%). Bei 30 % der Patienten wurde ein aktueller oder wenig zurückliegender Drogenmissbrauch, darunter auch Fälle mit Missbrauch intravenöser Drogen, beschrieben. Bei 2% der Patienten lag vor Behandlungsbeginn eine Bakteriämie vor.
In beiden Phase-III-Studien war der primäre Endpunkt in Europa die klinische Beurteilung durch den Prüfer beim Nachuntersuchungstermin (FU-Termin) (d.h. Tag 14 + 1 nach der Randomisierung). Dabei betrug die Behandlungsdauer sowohl im Delafloxacin- als auch im Kontrollarm bis zu 14 Tage. Die Analyse erfolgte anhand der Outcome-Ergebnisse Heilung (vollständiges Abklingen aller Befunde und Symptome) oder klinischer Erfolg (geheilte oder gebesserte Patienten ohne weiteren Antibiotika-Bedarf) in der Intention-to-treat-Population (ITT-Population) bzw. der Population der klinisch auswertbaren Patienten (CE-Population). Die folgende Tabelle enthält die Raten von Heilung und klinischem Erfolg in der ITT- und CE-Population.
Tabelle: Durch den Prüfarzt beurteilter Erfolg beim Nachuntersuchungstermin bei Patienten mit ABSSSI — ITT-Population und CE-Population in Studie 1 und Studie 2 sowie gepoolte Ergebnisse.
Studie 1
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Quofenix (300 mg i.v.)
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Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
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Heilung, n/N (%) ITT
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172/331 (52,0%)
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166/329 (50,5%)
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1,5 (-6,1; 9,1)
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Erfolg, n/N (%) ITT
|
270/331 (81,6%)
|
274/329 (83,3%)
|
-1,7 (-7,6; 4,1)
|
Heilung, n/N (%) CE
|
142/240 (59,2%)
|
142/244 (58,2%)
|
1,0 (-7,8; 9,7)
|
Erfolg, n/N (%) CE
|
233/240 (97,1%)
|
238/244 (97,5%)
|
-0,5 (-3,7; 2,7)
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Studie 2
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Quofenix (300 mg i.v. und 450 mg per os)
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Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
|
Heilung, n/N (%) ITT
|
244/423 (57,7%)
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255/427 (59,7%)
|
-2,0 (-8,6; 4,6)
|
Erfolg, n/N (%) ITT
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369/423 (87,2%)
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362/427 (84,8%)
|
2,5 (-2,2; 7,2)
|
Heilung, n/N (%) CE
|
220/353 (62,3%)
|
224/329 (68,1%)
|
-5,8 (-12,9; 1,4)
|
Erfolg, n/N (%) CE
|
340/353 (96,3%)
|
319/329 (97,0%)
|
-0,6 (-3,5; 2,2)
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Gepoolt (Studie 1 + Studie 2)
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Quofenix (300 mg i.v. ± 450 mg per os)
|
Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
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Heilung, n/N (%) ITT
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416/754 (55,2%)
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421/756 (55,7%)
|
-0,5 (-5,5; 4,5)
|
Erfolg, n/N (%) ITT
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639/754 (84,7%)
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636/756 (84,1%)
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0,8 (-2,8; 4,5)
|
Heilung, n/N (%) CE
|
362/593 (61,0%)
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366/573 (63,9%)
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-3,1 (-8,6; 2,5)
|
Erfolg, n/N (%) CE
|
573/593 (96,6%)
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557/573 (97,2%)
|
-0,6 (-2,7; 1,6)
|
KI = Konfidenzintervall; ITT = Intention-to-treat (umfasst alle randomisierten Patienten); CE = Clinically Evaluable (klinisch auswertbar, also alle Patienten der ITT-Population mit der Diagnose ABSSSI, die mindestens 80% der erwarteten Dosen des Prüfpräparats erhielten, bei denen keine die Wirksamkeitsbeurteilung beeinflussenden Abweichungen vom Prüfplan vorlagen und für die eine Beurteilung durch den Prüfarzt beim Nachuntersuchungstermin zur Verfügung stand).
* Differenz zwischen den Behandlungen, ausgedrückt in Prozent, und KI auf Grundlage der Methode von Miettinen und Nuriminen ohne Stratifizierung.
In beiden Studien war ein objektives klinisches Ansprechen 48 bis 72 Stunden nach Behandlungsbeginn definiert als Verkleinerung der mittels digitaler Planimetrie des fortschreitenden Erythemrandes (Leading Edge of Erythema) bestimmten Läsionsgrösse um 20% oder mehr. Die folgende Tabelle enthält die objektiven klinischen Ansprechraten.
Tabelle: Klinisches Ansprechen nach 48-72 Stunden* in der ITT-Population von Patienten mit ABSSSI in Studie 1 und Studie 2 sowie gepoolte Ergebnisse
Studie 1
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Quofenix (300 mg i.v.)
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Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
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Responder, n/N (%)
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259/331 (78,2%)
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266/329 (80,9%)
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-2,6 (-8,8; 3,6)
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Studie 2
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Quofenix (300 mg i.v. und 450 mg per os)
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Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
|
Responder, n/N (%)
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354/423 (83,7%)
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344/427 (80,6%)
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3,1 (-2,0; 8,3)
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Gepoolt (Studie 1 + Studie 2)
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Quofenix (300 mg i.v. ± 450 mg per os)
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Vancomycin 15 mg/kg + Aztreonam
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Differenz zwischen den Behandlungen* (2-seitiges 95%-KI)
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Responder, n/N (%)
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613/754 (81,3%)
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610/756 (80,7%)
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0,8 (-3,2; 4,7)
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KI = Konfidenzintervall; ITT = Intention-to-treat (umfasst alle randomisierten Patienten)
* Differenz zwischen den Behandlungen, ausgedrückt in Prozent, und KI auf Grundlage der Methode von Miettinen und Nuriminen ohne Stratifizierung.
Tabelle: Durch den Prüfarzt beurteiltes Ansprechen beim Nachuntersuchungstermin nach Erreger – MITT-Population
Responder-Rate für Delafloxacin
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Studie 1 Erfolg (%)
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Studie 2 Erfolg (%)
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Phase-III-Pool (Erfolg %)
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Staphylococcus aureus
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133/159 (83.6)
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142/160 (88.8%)
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275/319 (86.2)
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Staphylococcus haemolyticus
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5/6 (83.3)
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8/9 (88.9)
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13/15 (86.7)
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Staphylococcus hominis
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3/4 (75.0)
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7/7 (100.0)
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10/11 (90.9)
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Staphylococcus lugdunensis
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7/7 (100.0)
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3/4 (75.0)
|
10/11 (90.9)
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Streptococcus agalactiae
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5/6 (83.3)
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7/8 (87.5)
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12/14 (85.7)
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Streptococcus-anginosus-Gruppe (einschliesslich Streptococcus anginosus, Streptococcus intermedius und Streptococcus constellatus)
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28/35 (80.0)
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26/29 (89.7)
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54/64 (84.4)
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Streptococcus dysgalactiae
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3/3 (100.0)
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5/6 (83.3)
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8/9 (88.9)
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Streptococcus-mitis-Gruppe (einschliesslich Streptococcus cristatus, Streptococcus gordonii, Streptococcus oralis, Streptococcus mitis-Gruppe und Streptococcus sanguinis)
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3/3 (100.0)
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6/6 (100.0)
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9/9 (100.0)
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Streptococcus pyogenes
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6/7 (85.7)
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15/16 (93.8)
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21/23 (91.3)
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Enterococcus Spp. (einschliesslich Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium)
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3/4 (75.0)
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8/9 (88.9)
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11/13 (84.6)
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Escherichia coli
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5/5 (100.0)
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7/9 (77.8)
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12/14 (85.7)
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Enterobacter cloacae
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4/6 (66.7)
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8/8 (100.0)
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12/14 (85.7)
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Klebsiella oxytoca
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2/2 (100.0)
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4/4 (100.0)
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6/6 (100.0)
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Klebsiella pneumoniae
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11/12 (91.7)
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9/10 (90.0)
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20/22 (90.9)
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Proteus mirabilis
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2/2 (100.0)
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6/6 (100.0)
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8/8 (100.0)
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Pseudomonas aeruginosa
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2/2 (100.0)
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9/9 (100.0)
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11/11(100.0)
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Photosensibilisierendes Potenzial
Quofenix zeigte in einer Dosierung von 200 mg/Tag und 400 mg/Tag über 7 Tage für alle untersuchten Wellenlängen (295 nm bis 430 nm) kein klinisch relevantes phototoxisches Potenzial. In klinischen Studien mit Quofenix traten keine Lichtempfindlichkeitsreaktionen auf.
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