Dosierung/AnwendungLunsumio darf nur unter Aufsicht einer medizinischen Fachperson, die für die Anwendung von Krebstherapien qualifiziert ist, und in einer Umgebung mit angemessener medizinischer Unterstützung zur Behandlung schwerer Reaktionen wie dem Zytokinfreisetzungssyndrom (ZFS) und von neurologischen Toxizitäten inklusive Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS) angewendet werden (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Eine intensive Überwachung der Patienten ist für die nächste Lunsumio-Verabreichung vorzunehmen, wenn bei der vorhergehenden Verabreichung ein ZFS (Grad ≥2) oder klinisch relevante neurologische Toxizitäten (z.B. schwerwiegende oder lebensbedrohliche neurologische Toxizitäten inklusive ICANs) im Zusammenhang mit der Lunsumio-Verabreichung beobachtet wurden.
In diesen Fällen soll eine stationäre Überwachung über mindestens 72 Stunden erfolgen und Patienten sollten insgesamt bis zu 7 Tagen nach der Verabreichung von Lunsumio täglich auf Anzeichen und Symptome eines Zytokinfreisetzungssyndroms (ZFS), sowie neurologischer und anderer Toxizitäten überwacht werden. Zusätzlich sollte dem Patienten nahegelegt werden, sich in diesem Zeitraum in der Nähe eines Behandlungszentrums aufzuhalten. Eine allfällige weitergehende Überwachung erfolgt im Ermessen der Ärztin bzw. des Arztes.
Um die Rückverfolgbarkeit von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen, wird empfohlen, Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Prophylaxe und Prämedikation
Vor der Anwendung von Lunsumio sollte eine gute Hydratation der Patienten sichergestellt sein.
Tabelle 1 beschreibt detailliert die empfohlene Prämedikation, um das Risiko von ZFS und infusionsbedingten Reaktionen zu vermindern.
Tabelle 1: Prämedikation vor der Infusion von Lunsumio
Patienten, bei denen Prämedikation erforderlich ist
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Prämedikation
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Anwendung
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Zyklus 1 und 2: alle Patienten Zyklus 3 und darauffolgende Zyklen: Patienten, bei denen bei Anwendung einer vorhergehenden Dosis ein ZFS jeglichen Grades aufgetreten ist
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Intravenöse Kortikosteroide: 20 mg Dexamethason oder 80 mg Methylprednisolon
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Mindestens 1 Stunde vor der Infusion von Lunsumio geben
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Antihistaminikum: 50 - 100 mg Diphenhydraminhydrochlorid oder ein gleichwertiges orales oder intravenöses Antihistaminikum
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Mindestens 30 Minuten vor der Infusion von Lunsumio geben
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Antipyretikum: 500 - 1000 mg Paracetamol
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In Tabelle 2 ist die empfohlene Lunsumio-Dosis für jeden 21tägigen Zyklus angegeben.
Tabelle 2: Lunsumio-Dosis bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem follikulärem Lymphom
Behandlungstag
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Lunsumio-Dosis
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Infusionsgeschwindigkeit
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Zyklus 1
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Tag 1
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1 mg
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Die Infusionen von Lunsumio in Zyklus 1 sollten über einen Zeitraum von mindestens 4 Stunden gegeben werden.
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Tag 8
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2 mg
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Tag 15
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60 mg
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Zyklus 2
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Tag 1
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60 mg
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Wenn die Infusionen in Zyklus 1 gut vertragen wurden, können nachfolgende Infusionen von Lunsumio über einen Zeitraum von 2 Stunden gegeben werden.
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Zyklus 3 und darauffolgende Zyklen
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Tag 1
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30 mg
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Therapiedauer
Lunsumio sollte während 8 Zyklen angewendet werden, es sei denn, es kommt zum Auftreten inakzeptabler Toxizität oder zur Progression der Krankheit.
Bei Patienten, die eine vollständige Remission erreichen, ist über 8 Zyklen hinaus keine weitere Behandlung erforderlich. Bei Patienten, die unter Behandlung mit Lunsumio über 8 Zyklen eine partielle Remission erreichen oder eine stabile Erkrankung aufweisen, sollten weitere 9 Behandlungszyklen (d.h. insgesamt 17 Zyklen) stattfinden, es sei denn, es kommt zum Auftreten inakzeptabler Toxizität oder zur Progression der Krankheit (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
In der Zulassungsstudie (GO29781, siehe «Klinische Wirksamkeit») betrug die mediane Zahl der Zyklen 8, 59 % der Patienten erhielten 8 Zyklen, 18 % (16 Patienten) erhielten mehr als 8 und bis zu 17 Zyklen.
Dosisanpassung aufgrund unerwünschter Wirkungen/Interaktionen
Bei Patienten mit Reaktionen vom Grad 3 oder 4 (z.B. schwerwiegende Infektion, Tumor-Flare, Tumorlysesyndrom, Hepatotoxizität) sollte die Behandlung vorübergehend ausgesetzt werden, bis die Symptome abgeklungen sind (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Zytokinfreisetzungssyndrom (ZFS)
Ein ZFS ist anhand des klinischen Bildes festzustellen (siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»). Die Patienten sollten auf andere Ursachen von Fieber, Hypoxie und Hypotonie (beispielsweise Infektionen/Sepsis) untersucht und behandelt werden. Infusionsbedingte Reaktionen (IRRs) sind klinisch unter Umständen nicht von einem ZFS zu unterscheiden. Wenn ein ZFS oder eine IRR vermutet wird, sind die Patienten gemäss den Empfehlungen in Tabelle 3 und darüber hinaus gemäss den geltenden Praxisleitlinien zu behandeln.
Tabelle 3: ZFS-Schweregrade1 und Behandlungsempfehlungen
ZFS-Schweregrad
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ZFS-Behandlung2
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Nächste geplante Infusion von Lunsumio
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Grad 1 Fieber ≥38 ºC
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Bei Auftreten eines ZFS während der Infusion: ·Infusion unterbrechen und Symptome behandeln ·Nach dem Abklingen der Symptome die Infusion in der gleichen Geschwindigkeit fortsetzen ·Bei erneutem Auftreten der Symptome nach dem Fortsetzen der Infusion die aktuell durchgeführte Infusion beenden Bei Auftreten eines ZFS nach der Infusion: ·Symptome behandeln Bei Anhalten des ZFS > 48 Stunden nach der symptomatischen Behandlung: ·ZFS gemäss den geltenden Praxisleitlinien behandeln
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Vor der nächsten Infusion sollten die Symptome seit mindestens 72 Stunden abgeklungen sein. Den Patienten häufiger überwachen.
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Grad 2 Fieber ≥38 °C und/oder Hypotonie, die keine Vasopressoren erfordert, und/oder Hypoxie, die Low-Flow-Sauerstoff3 durch eine Nasenkanüle oder Blow-by erfordert
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Bei Auftreten eines ZFS während der Infusion: ·Infusion unterbrechen und Symptome behandeln ·Nach dem Abklingen der Symptome die Infusion mit einer um 50 % verringerten Geschwindigkeit fortsetzen ·Bei erneutem Auftreten der Symptome nach dem Fortsetzen der Infusion die aktuell durchgeführte Infusion beenden Bei Auftreten eines ZFS nach der Infusion: ·Symptome behandeln Bei Ausbleiben einer Besserung nach der symptomatischen Behandlung: ·ZFS gemäss den geltenden Praxisleitlinien behandeln
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Vor der nächsten Infusion sollten die Symptome seit mindestens 72 Stunden abgeklungen sein. Prämedikation gegebenenfalls maximieren4. Es sollte erwogen werden, die nächste Infusion mit einer um 50 % verringerten Geschwindigkeit zu geben. Für die nächste Dosis sollte eine stationäre Überwachung über mindestens 72 Stunden erfolgen.
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Grad 3 Fieber ≥38 °C und/oder Hypotonie, welche die Gabe eines Vasopressors (mit oder ohne Vasopressin) erfordert, und/oder Hypoxie, die High-Flow-Sauerstoff5 durch eine Nasenkanüle, eine Gesichtsmaske, eine Non-Rebreather-Maske oder Venturi-Maske erfordert
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Bei Auftreten eines ZFS während der Infusion: ·Aktuelle Infusion beenden ·Symptome behandeln ·ZFS gemäss den geltenden Praxisleitlinien behandeln Bei Auftreten eines ZFS nach der Infusion: ·Symptome behandeln ·ZFS gemäss den geltenden Praxisleitlinien behandeln
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Vor der nächsten Infusion sollten die Symptome seit mindestens 72 Stunden abgeklungen sein. Für die nächste Dosis sollte eine stationäre Überwachung über mindestens 72 Stunden erfolgen. Prämedikation gegebenenfalls maximieren4. Rekurrierendes Grad-3-ZFS: Behandlung mit Lunsumio dauerhaft beenden.
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Grad 4 Fieber ≥38 °C und/oder Hypotonie, welche die Gabe mehrerer Vasopressoren (ausser Vasopressin) erfordert, und/oder Hypoxie, die eine Sauerstoffzufuhr unter Überdruck erfordert (z.B. CPAP, BiPAP, Intubation und mechanische Beatmung)
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Bei Auftreten eines ZFS während oder nach der Infusion: ·Behandlung mit Lunsumio dauerhaft beenden ·Symptome behandeln ·ZFS gemäss den geltenden Praxisleitlinien behandeln
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1 ASTCT = American Society for Transplant and Cellular Therapy. Da eine Prämedikation Fieber verschleiern kann, sind die Behandlungsempfehlungen zu befolgen, wenn das klinische Bild mit einem ZFS übereinstimmt.
2 Wenn das ZFS nicht auf die Behandlung anspricht, sollten andere Ursachen in Betracht gezogen werden, beispielsweise eine hämophagozytische Lymphohistiozytose.
3 Low-Flow-Sauerstoff ist definiert als Zufuhr von Sauerstoff mit < 6 l/Minute.
4 Zusätzliche Informationen siehe Tabelle 1.
5 High-Flow-Sauerstoff ist definiert als Zufuhr von Sauerstoff mit ≥6 l/Minute.
Neurologische Toxizitäten und ICANS
Patienten, bei denen neurologische Ereignisse auftreten, sollten gemäss Tabelle 4 behandelt werden.
Bei Patienten, bei denen eine schwerwiegende oder lebensbedrohliche neurologische Toxizität einschliesslich ICANs, auftritt, sollte für die nächste Infusion eine stationäre Überwachung über mindestens 72 Stunden erfolgen.
Tabelle 4: Empfehlungen für die Behandlung von neurologischen Ereignissen (einschl. ICANS)
Unerwünschte Wirkung
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Schweregrad
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Massnahmen
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Neurotoxizität (einschl. ICANS)
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Grad 2
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·Lunsumio absetzen, bis Neurotoxizitätssymptome mind. 72 h lang auf Grad 1 oder den Ausgangszustand zurückgegangen sind. ·Unterstützende Therapie durchführen. Bei Vorliegen eines ICANS: gemäss geltenden Praxisleitlinien behandeln.
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Grad 3
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·Lunsumio absetzen, bis Neurotoxizitätssymptome mind. 72 h lang auf Grad 1 oder den Ausgangszustand zurückgegangen sind. ·Unterstützende Therapie durchführen (dazu kann Intensivpflege zählen) und neurologische Evaluierung erwägen. Bei Vorliegen eines ICANS: gemäss geltenden Praxisleitlinien behandeln. ·Im Falle eines Wiederauftretens Lunsumio dauerhaft absetzen.
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Grad 4
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·Lunsumio dauerhaft absetzen. ·Unterstützende Therapie durchführen (dazu kann Intensivpflege zählen) und neurologische Evaluierung erwägen. Bei Vorliegen eines ICANS: gemäss geltenden Praxisleitlinien behandeln.
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1. Basierend auf den National Cancer Institute Common Terminology Criteria for Adverse Events (NCI CTCAE), Version 4.0.2. Basierend auf dem Einstufungssystem der American Society for Transplantation and Cellular Therapy (ASTCT) 2019 für ICANS.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Lunsumio wurde bei Patienten mit Leberfunktionsstörung nicht untersucht. Basierend auf der Pharmakokinetik werden keine Anpassungen der Dosis für erforderlich gehalten (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei Patienten mit starker Einschränkung der Nierenfunktion wurde Lunsumio nicht untersucht. Bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Nierenfunktionsstörung werden basierend auf der Pharmakokinetik keine Anpassungen der Dosis für erforderlich gehalten (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).
Ältere Patienten
Bei Patienten ≥65 Jahren ist keine Dosisanpassung von Lunsumio erforderlich (siehe Abschnitt «Pharmakokinetik»).
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Lunsumio bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde nicht untersucht.
Verspätete Dosisgabe
Wenn eine Dosis in Zyklus 1 um > 7 Tage versäumt wird, sollte die zuvor vertragene Dosis wiederholt werden, bevor das geplante Behandlungsschema wieder aufgenommen wird.
Wenn zwischen den Zyklen 1 und 2 eine Dosisunterbrechung stattfindet, die zu einem behandlungsfreien Intervall von ≥6 Wochen führt, sollte die Anwendung von Lunsumio in einer Dosis von 1 mg an Tag 1 und von 2 mg an Tag 8 fortgesetzt und anschliessend die geplante Behandlung in Zyklus 2 mit 60 mg an Tag 15 wieder aufgenommen werden.
Wenn zwischen jeglichen Zyklen ab Zyklus 3 eine Dosisunterbrechung stattfindet, die zu einem behandlungsfreien Intervall von ≥6 Wochen führt, sollte die Anwendung von Lunsumio in einer Dosis von 1 mg an Tag 1 und von 2 mg an Tag 8 fortgesetzt und anschliessend das geplante Behandlungsschema mit 30 mg an Tag 15 wieder aufgenommen werden.
Art der Anwendung
Lunsumio ist nur für die intravenöse Anwendung bestimmt.
Lunsumio ist unter aseptischen Kautelen und unter Aufsicht einer medizinischen Fachperson zu verdünnen. Die intravenöse Infusion sollte über einen separaten Infusionsschlauch ohne Verwendung eines In-Line-Filters erfolgen. Tropfkammerfilter sind zulässig.
Der erste Zyklus von Lunsumio sollte über mindestens 4 Stunden als intravenöse Infusion gegeben werden. Wenn die Infusionen in Zyklus 1 gut vertragen werden, können die Infusionen in den nachfolgenden Zyklen über 2 Stunden gegeben werden.
Lunsumio darf nicht als schnelle i.v. Injektion oder Bolus gegeben werden.
Hinweise zur Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung, siehe Abschnitt «Hinweise für die Handhabung».
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