Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenEine Behandlung mit gonadotropen Hormonen darf nur von einem Facharzt durchgeführt werden, der Erfahrung in der Diagnose und Therapie von Fertilitätsstörungen besitzt, nach Ausschluss aller anderen Ursachen einer Infertilität (mechanisch, immunologisch, andrologisch) und nur, wenn adäquate endokrinologische und klinische Kontrollen gewährleistet sind.
Vor Beginn der Behandlung ist die Infertilität des betroffenen Paares umfassend abzuklären. Ferner sind mögliche Kontraindikationen einer Schwangerschaft auszuschliessen.
Das Paar muss darüber informiert werden, dass eine derartige Behandlung folgende Risiken einschliesst:
Ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS)
Eine gewisse Vergrösserung der Ovarien ist bei einer kontrollierten Stimulation der Ovarien zu erwarten. Bei zu starker Stimulierung kann es jedoch zu einem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) kommen.
Ein OHSS kann sich mit unterschiedlichen Schweregraden manifestieren. Es umfasst eine deutliche Vergrösserung der Ovarien, hohe Sexualhormonspiegel und eine erhöhte vaskuläre Permeabilität, welche zu einer Flüssigkeitsansammlung im peritonealen, pleuralen und selten auch im perikardialen Raum führen kann. In klinischen Studien betrug die Inzidenz eines schweren OHSS weniger als 1%.
Bei Patientinnen mit polyzystischem Ovarialsyndrom ist die Inzidenz des OHSS höher.
Ein leichtes OHSS geht mit Unterleibsschmerzen und einer Vergrösserung der Ovarien einher. Bei einem moderat verlaufenden OHSS können zusätzlich Übelkeit, Erbrechen, Anzeichen eines Aszites (Nachweis sonographisch) und eine deutliche Ovarialvergrösserung auftreten.
Bei einem schweren OHSS können folgende Symptome beobachtet werden: grosse Ovarialzysten (mit dem Risiko einer Zystenruptur), Unterleibsschmerzen, aufgeblähtes Abdomen, Gewichtszunahme, Oligurie, Dyspnoe sowie gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Es kann zu Ascites, Pleuraerguss, Hydrothorax, Hypovolämie, Hämokonzentration und Elektrolytstörungen kommen. In seltenen Fällen kann es in Verbindung mit einem OHSS zu venösen oder arteriellen Thromboembolien kommen. Ein schweres OHSS kann lebensbedrohlich sein.
Durch das Befolgen der empfohlenen Dosierung und der vorgeschriebenen Kontrollen wird das Risiko eines OHSS verringert. Deshalb soll die Patientin während der gesamten Therapiedauer sowie während 2 Wochen nach der hCG-Verabreichung engmaschig überwacht werden.
Am häufigsten tritt eine Hyperstimulation auf, nachdem eine Hormonbehandlung beendet wurde, und erreicht ihren Höhepunkt ca. 7 bis 10 Tage nach der Behandlung. Eine exzessive ovarielle Reaktion auf die Behandlung mit Merional HG ruft in der Regel nur dann erhebliche unerwünschte Wirkungen hervor, wenn hCG zur Ovulationsinduktion verabreicht wird oder wenn eine Schwangerschaft eintritt. Bei Eintreten einer Schwangerschaft kann der Verlauf zudem schwerwiegender und langwieriger sein.
Es ist deshalb empfehlenswert, in Fällen einer ovariellen Hyperstimulation kein hCG zu verabreichen und die Patientin anzuweisen, für mindestens 4 Tage keinen Geschlechtsverkehr zu haben oder geeignete nicht-hormonale Kontrazeptionsmethoden zu verwenden.
Treten klinische Hinweise auf ein OHSS auf oder deuten Östrogenwerte und/oder ein sonographischer Befund auf eine exzessive ovarielle Reaktion hin, so ist die Behandlung mit Merional HG abzubrechen. Die Patientin ist mittels geeigneter Massnahmen zu überwachen, wobei auf nicht unbedingt notwendige Unterleibsuntersuchungen verzichtet werden sollte.
Falls keine Schwangerschaft eintritt, bilden sich leichtgradige Fälle im Allgemeinen bei der nächsten Menstruation spontan zurück. Auch bei einem moderaten OHSS ist im Allgemeinen eine Überwachung der Patientin ausreichend. Im Falle einer schweren OHSS ist eine Hospitalisierung erforderlich, und eine Intensivbehandlung kann notwendig sein.
Die Bewertungskriterien einer exzessiven ovariellen Reaktion sind im Falle einer einfachen follikulären Stimulation: Erhöhung des Estradiol-Plasmaspiegels auf mehr als 4000 pmol/l oder 1100 pg/ml und/oder mehr als 3 Follikel mit einem Durchmesser von mindestens 16 mm.
Im Falle einer multifollikulären Stimulation ist das Risiko für eine Hyperstimulation erhöht, wenn der Estradiol-Plasmaspiegel 11 nmol/l oder 3000 pg/ml überschreitet und 20 Follikel mit einem Durchmesser von mindestens 12 mm vorliegen.
Überschreitet der Estradiolwert 20 nmol/l oder 5500 pg/ml und liegen mindestens 40 Follikel vor, darf keine hCG-Applikation erfolgen. In einem solchen Fall kann das Risiko einer OHSS durch Absaugen aller Follikel vor der Ovulation reduziert werden.
Mehrlingsschwangerschaften
Die Inzidenz von Mehrlingsschwangerschaften nach der Verabreichung von Merional HG/hCG beträgt rund 20%. Bei den meisten Mehrfachkonzeptionen handelt es sich jedoch um Zwillingsschwangerschaften.
Das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften im Rahmen ärztlich assistierter Fortpflanzungsprogramme erhöht sich mit der Zahl der eingepflanzten Oozyten bzw. Embryonen.
Aborte
Die Abortrate ist bei Patientinnen, die sich einer Stimulationsbehandlung oder einer Technik der assistierten Reproduktion unterziehen, höher als bei natürlicher Konzeption.
Ektopische Schwangerschaften
Nach einer Fertilitätsbehandlung ist die Inzidenz ektopischer Schwangerschaften erhöht, insbesondere bei Patientinnen mit Tubenerkrankungen in der Anamnese.
Hilfsstoffe von besonderem Interesse
Merional HG 75 I.E., 150 I.E. und Merional HG 900 I.E. Multidose enthalten weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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