Eigenschaften/WirkungenATC-Code
B01AF01
Wirkungsmechanismus
Rivaroxaban ist ein hochselektiver direkter Faktor-Xa-Inhibitor mit oraler Bioverfügbarkeit. Die Aktivierung von Faktor X zu Faktor Xa (FXa) via intrinsisches und extrinsisches System spielt eine zentrale Rolle in der Gerinnungskaskade. Über den Prothrombinasekomplex überführt FXa Prothrombin in Thrombin, was schliesslich zur Bildung des Fibrinpfropfs und zur Plättchenaktivierung durch Thrombin führt. Ein Molekül FXa kann über die Gerinnungskaskade mehr als 1000 Thrombinmoleküle generieren. Zusätzlich nimmt die Reaktionsrate des Prothrombinase-gebundenen FXa im Vergleich zu freiem FXa 300'000-fach zu und verursacht eine massive Zunahme der Thrombingeneration. Selektive FXa-Inhibitoren können diese massive Zunahme der Thrombinbildung beenden.
Pharmakodynamik
Beim Menschen wurde eine dosisabhängige Hemmung der FXa-Aktivität beobachtet. Die Prothrombinzeit (PT) wird von Rivaroxaban in Abhängigkeit der Plasmakonzentrationen (r-Wert = 0,98) beeinflusst, wenn Neoplastin® für den Assay eingesetzt wird. Andere Reagenzien liefern unterschiedliche Werte. Der Wert für die PT muss in Sekunden abgelesen werden, da der INR (International Normalized Ratio) nur zur Kalibrierung und Validierung von Kumarinen dient und ohne Validierung nicht für irgendein anderes Antikoagulans eingesetzt werden kann. Für die PT (Neoplastin®) betragen 2-4 Stunden nach Einnahme der Tablette (Cmax) die 5/95 Perzentilen bei Rivaroxaban 10 mg 13 bis 25 Sekunden, bei Rivaroxaban 15 mg 16-33 Sekunden und bei Rivaroxaban 20 mg 14-40 Sekunden.
Bei Patienten mit einer mittelschweren Nierenfunktionsstörung, die mit 15 mg einmal täglich behandelt wurden, betrugen die 5/95 Percentilen 10 bis 50 Sekunden.
In einer pharmakologischen Studie zur Aufhebung der Rivaroxaban Wirkung wurde der Effekt einer Einzeldosis (50 IE/kg) von zwei verschiedenen PCCs (3-Faktor-PCC [Faktor II, IX, X], 4-Faktor PCC [Faktor II, VII, IX, X]) an gesunden Probanden untersucht. Das Konzentrat 3-Faktor-PCC reduzierte den mittleren Neoplastin®-PT-Wert um ca. 1 Sekunde innert 30 Minuten, verglichen mit einer Reduktion von 3,5 Sekunden mit dem 4-Faktor-PCC. Im Gegensatz dazu hatte der 3-Faktor-PCC eine grössere und schnellere Wirkung auf den Umkehreffekt der endogenen Thrombingenerierung als der 4-Faktor-PCC.
Chromogene Anti-Faktor-Xa-Tests zum Nachweis von Heparinen werden durch Rivaroxaban beeinflusst. Es sind chromogene Anti-Faktor-Xa-Tests mit Rivaroxaban spezifischen Kalibirierungsstandards und Kontrollproben kommerziell erhältich. Sie werden für den empfindlichen Nachweis des pharmakodynamischen Effekts von Rivaroxaban empfohlen. Die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) und der HepTest® werden ebenfalls dosisabhängig verlängert. Diese Tests werden jedoch für die Beurteilung des pharmakodynamischen Effekts von Rivaroxaban nicht empfohlen.
Während der Behandlung mit Rivaroxaban ist ein Monitoring der Koagulationsparameter nicht notwendig.
Bei Risikopatienten und bei Umstellung von Antikoagulantien kann als Test der pharmakodynamischen Wirkungen von Rivaroxaban Anti-Faktor-Xa-Aktivität und PT verwendet werden.
Klinische Wirksamkeit
Prävention von venösen Thromboembolien (VTE) bei Patienten mit grösseren orthopädischen Eingriffen an den unteren Extremitäten
Über 9500 Patienten (7050 mit totaler Hüftersatzoperation, 2531 mit totaler Knieersatzoperation) wurden in kontrollierten randomisierten doppelblinden klinischen Phase-III-Studien (RECORD-Programm) untersucht. Eine einmal tägliche Dosis von 10 mg Rivaroxaban, erstmalige Verabreichung 6 Stunden postoperativ, wurde mit einer einmal täglichen Dosis Enoxaparin von 40 mg, erstmals verabreicht 12 Stunden präoperativ, verglichen. In allen drei Phase-III-Studien (siehe untenstehende Tabelle) führte Rivaroxaban zu einer signifikanten Verminderung der Rate aller VTE (jegliche TVT, nicht tödliche LE oder Tod) und der massiven VTE (proximale TVT, nicht-tödliche LE und VTE-bedingter Tod). Ferner war in allen drei Studien die Rate der symptomatischen VTE (symptomatische TVT, nicht-tödliche LE, VTE-bedingter Tod) in der Rivaroxaban- Gruppe niedriger als in der Enoxaparin-Gruppe. In beiden Behandlungsgruppen wurde eine vergleichbare Rate von grösseren Blutungen festgestellt (Tabelle 2).
Tabelle 2: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit aus Phase-III-Studien RECORD
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RECORD 1
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RECORD 2
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RECORD 3
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Studienpopulation
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4541 Patienten mit totaler Hüftersatzoperation
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2509 Patienten mit totaler Hüftersatzoperation
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2531 Patienten mit totaler Knieersatzoperation
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Dosis und Dauer der Behandlung nach Operation
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Rivaroxaban 10 mg/Tag 35 ± 4 Tage
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Enoxaparin 40 mg/Tag 35 ± 4 Tage
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p
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Rivaroxaban 10 mg/Tag 35 ± 4 Tage
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Enoxaparin 40 mg/Tag 12 ± 2 Tage
|
p
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Rivaroxaban 10 mg/Tag 12 ± 2 Tage
|
Enoxaparin 40 mg/Tag 12 ± 2 Tage
|
p
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Alle VTE
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18 (1,1%)
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58 (3,7%)
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<0,001
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17 (2,0%)
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81 (9,3%)
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<0,001
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79 (9,6%)
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166 (18,9%)
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<0,001
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Massive VTE
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4 (0,2%)
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33 (2,0%)
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<0,001
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6 (0,6%)
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49 (5,1%)
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<0,001
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9 (1,0%)
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24 (2,6%)
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0,01
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Sympto- matische VTE
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6 (0,4%)
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11 (0,7%)
|
|
3 (0,4%)
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15 (1,7%)
|
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8 (1,0%)
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24 (2,7%)
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Grössere Blutungen
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6 (0,3%)
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2 (0,1%)
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1 (0,1%)
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1 (0,1%)
|
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7 (0,6%)
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6 (0,5%)
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Die Analyse der gepoolten Resultate der Phase III Studien bestätigte die Daten der individuellen Studien bezüglich Reduktion aller VTE, der massiven VTE und der symptomatischen VTE mit Rivaroxaban 10 mg einmal pro Tag im Vergleich zu Enoxaparin 40 mg einmal pro Tag.
Zusätzlich zum RECORD-Programm wurde nach Zulassung eine nicht-interventionelle, open-label Kohortenstudie (XAMOS) mit 17'413 Patienten durchgeführt, die sich einer grösseren orthopädischen Knie- oder Hüftoperation unterziehen mussten, um Rivaroxaban mit anderen Standardbehandlungen in der Thromboseprophylaxe unter Praxisbedingungen zu vergleichen. Symptomatische tiefe Venenthrombosen traten in 57 (0.6%) der Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe (n=8778) und bei 88 Patienten (1.0%) unter Standardbehandlung (n=8635) auf (HR 0.63; 95% CI 0.43-0.91; safety population). Grössere Blutungen traten bei 35 (0.4%) Patienten der Rivaroxaban-Gruppe und bei 29 (0.3%) Patienten unter Standardbehandlung auf. Diese nicht-interventionelle Studie bestätigt die Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten aus dem RECORD-Programm.
Behandlung der tiefen Venenthrombose (TVT), Lungenembolie (LE) sowie Prophylaxe einer rezidivierenden TVT und Lungenembolie (LE)
Es wurden über 12800 Patienten in vier randomisierten kontrollierten klinischen Phase III Studien (Einstein-DVT, Einstein PE, Einstein-Extension und Einstein-Choice) untersucht sowie zusätzlich eine vorher festgelegte Analyse der gepoolten Einstein DVT und Einstein PE Daten durchgeführt. Die gesamte kombinierte Behandlungsdauer aller Studien betrug bis zu 21 Monate.
Im Rahmen von Einstein-DVT wurden 3449 Patienten mit akuter TVT während der Behandlung der TVT sowie der Prophylaxe einer rezidivierenden TVT und LE untersucht. Die Behandlungsdauer betrug, soweit es der Arzt aus klinischer Sicht vertreten konnte, bis zu 12 Monate.
Im Rahmen der 3-wöchigen Erstbehandlung der akuten TVT wurden 15 mg Rivaroxaban zweimal täglich verabreicht. Darauf folgte eine Behandlung mit 20 mg Rivaroxaban einmal täglich.
In der Einstein-PE Studie wurden 4832 Patienten mit akuter LE während der Behandlung der LE sowie während der Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE untersucht. Die Behandlungsdauer betrug, abhängig vom klinischen Ermessen des Prüfarztes bis zu12 Monaten.
Im Rahmen der 3wöchigen Erstbehandlung der akuten LE wurden 15 mg Rivaroxaban zweimal täglich verabreicht. Darauf folgte eine Behandlung mit 20 mg Rivaroxaban einmal täglich.
Sowohl in der Einstein-DVT-, als auch in der Einstein-PE-Studie bestand das Dosierungsschema der vergleichenden Behandlung aus der Verabreichung von Enoxaparin über mindestens 5 Tage in Kombination mit der Gabe eines Vitamin-K-Antagonisten, bis die INR-Werte im therapeutischen Bereich lagen (≥2,0). Die Behandlung wurde mit einem Vitamin-K-Antagonisten dosisangepasst fortgesetzt, um die INR-Werte im therapeutischen Bereich von 2,0 bis 3,0 zu halten.
Im Rahmen von Einstein-Extension wurden 1197 Patienten mit TVT oder LE hinsichtlich der Prophylaxe einer rezidivierenden TVT und LE untersucht. Die Behandlungsdauer betrug, soweit es der Arzt aus klinischer Sicht vertreten konnte, bis zu 12 Monate. Rivaroxaban 20 mg einmal täglich wurde mit Placebo verglichen.
Alle vier Phase III Studien verwendeten die gleichen vorher definierten primären und sekundären Wirksamkeitsendpunkte. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt waren die symptomatischen rezidivierenden VTE, definiert als rezidivierende TVT, tödliche oder nicht tödliche LE. Der sekundäre Wirksamkeitsendpunkt war definiert als rezidivierende TVT, nicht tödliche LE und Gesamtmortalität.
Die Einstein-DVT-Studie (siehe Tabelle 3), zeigte, dass Rivaroxaban hinsichtlich des primären Wirksamkeitsendpunktes der Standardtherapie mit Enoxaparin/VKA nicht unterlegen war. Der vorher festgelegte klinische Nutzen (primärer Wirksamkeitsendpunkt plus schwere Blutungen) wurde berechnet mit einer Hazard Ratio von 0,67 (95% KI = 0,47-0,95), nominaler p-Wert p = 0,027) zum Vorteil von Rivaroxaban.
Die Inzidenzraten des primären Sicherheitsendpunktes (schwere und nicht schwere klinisch relevante Blutungen) als auch die des sekundären Sicherheitsendpunktes (schwere Blutungen) waren in beiden Behandlungsgruppen ähnlich.
Die Einstein-PE-Studie (siehe Tabelle 4), zeigte, dass Rivaroxaban hinsichtlich des primären Wirksamkeitsendpunktes gegen Enoxaparin/VKA nicht unterlegen war (p = 0,0026 (Test auf Nicht-Unterlegenheit); Hazard ratio: 1,12 (0,75-1,68).
Der prädefinierte therapeutische Gesamtnutzen (primärer Wirksamkeitsendpunkt plus schwere Blutungen) wurde mit einer Hazard ratio von 0,85 ([95% KI = 0,63–1,14], nominaler p-Wert p = 0,275) berichtet.
Es wurde eine vorab festgelegte gepoolte Analyse der Einstein-DVT und LE- Studiendaten durchgeführt (siehe Tabelle 5).
In der Einstein-Extension-Studie (siehe Tabelle 6) war Rivaroxaban hinsichtlich der primären und sekundären Wirksamkeitsendpunkte dem Placebo überlegen. Beim primären Sicherheitsendpunkt (schwere Blutungen) gab es im Vergleich zu Placebo in der Rivaroxaban-Gruppe eine nicht signifikant höhere Inzidenzrate. Die Kombination schwere und nicht-schwere, aber klinisch relevante Blutungen (sekundärer Sicherheitsendpunkt) trat in der Rivaroxaban-Gruppe signifikant häufiger auf.
In der Einstein-Choice-Studie wurde bei 3396 Patienten mit bestätigter symptomatischer TVT und/oder LE, die eine 6-12monatige Antikoagulantientherapie abgeschlossen hatten, die Prophylaxe von tödlichen LE oder nicht tödlichen symptomatischen TVT- oder LE-Rezidiven untersucht. Patienten, die aufgrund eines hohen TVT- und LE-Rezidiv-Risikos eine Indikation für eine kontinuierliche Antikoagulation in therapeutischer Dosierung hatten, waren aus der Studie ausgeschlossen. Abhängig vom individuellen Randomisierungszeitpunkt dauerte die Behandlung bis zu 12 Monate (Median: 351 Tage). Rivaroxaban 20 mg einmal täglich und Rivaroxaban 10 mg einmal täglich wurden mit 100 mg Acetylsalicylsäure einmal täglich verglichen. Beide Rivaroxaban-Dosierungen, 20 mg als auch 10 mg, waren hinsichtlich des primären Wirksamkeitsendpunktes Acetylsalicylsäure 100 mg überlegen.
Der primäre Sicherheitsendpunkt (schwere Blutungen) war ähnlich für Rivaroxaban 10 mg, 20 mg oder Acetylsalicylsäure 100 mg jeweils einmal täglich. Die Outcomes waren konsistent zwischen Patienten mit provozierter und unprovozierter VTE (siehe Tabelle 7).
Tabelle 3: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit aus Phase-III-Studie Einstein-DVT
Studienpopulation
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3449 Patienten mit symptomatischer akuter tiefen Venenthrombose
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Dosis und Dauer der Behandlung
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Rivaroxabana 3, 6 oder 12 Monate n=1731
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Enoxaparin/VKAb 3, 6 oder 12 Monate n=1718
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Symptomatische rezidivierende VTE*
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36 (2,1%)
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51 (3,0%)
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Symptomatische rezidivierende LE
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20 (1,2%)
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18 (1,0%)
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Symptomatische rezidivierende TVT
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14 (0,8%)
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28 (1,6%)
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Symptomatische LE und TVT
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1 (0,1%)
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0
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Tödliche LE oder Tod, bei dem LE nicht ausgeschlossen werden konnte
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4 (0,2%)
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6 (0,3%)
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Schwere Blutungen
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14 (0,8%)
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20 (1,2%)
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a Rivaroxaban 15 mg zweimal täglich über 3 Wochen hinweg, anschliessend 20 mg einmal täglich.
b Enoxaparin über mindestens 5 Tage, anschliessend VKA.
* p <0,0001 (Nicht-Unterlegenheit), Hazard Ratio: 0,680 (0,443–1,042), p=0,076 (Überlegenheit).
Tabelle 4: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit aus Phase-III-Studie Einstein-PE
Studienpopulation
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4832 Patienten mit akuter symptomatischer Lungenembolie
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Dosis und Dauer der Behandlung
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Rivaroxabana 3, 6 oder 12 Monate N=2419
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Enoxaparin/VKAb 3, 6 oder 12 Monate N=2413
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Symptomatische rezidivierende VTE*
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50 (2,1%)
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44 (1,8%)
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Symptomatische rezidivierende LE
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23 (1,0%)
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20 (0,8%)
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Symptomatische rezidivierende TVT
|
18 (0,7%)
|
17 (0,7%)
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Symptomatische LE und TVT
|
0
|
2 (<0,1%)
|
Tödliche LE/Todesfälle, bei denen LE nicht ausgeschlossen werden konnte
|
11 (0,5%)
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7 (0,3%)
|
Schwere Blutungen
|
26 (1,1%)
|
52 (2,2%)
|
a Rivaroxaban 15 mg zweimal täglich über 3 Wochen, gefolgt von 20 mg einmal täglich.
b Enoxaparin über mindestens 5 Tage, anschliessend VKA.
* p <0,0026 (Nicht-Unterlegenheit), Hazard ratio: 1,12 (0,75–1,68)
Tabelle 5: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit aus der gepoolten Analyse der Phase-III-Studien Einstein-DVT und Einstein-PE
Studienpopulation
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8281 Patienten mit akuter symptomatischer TVT oder LE
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Dosis und Dauer der Behandlung
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Rivaroxabana 3, 6 oder 12 Monate N=4150
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Enoxaparin/VKAb 3, 6 oder 12 Monate N=4131
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Symptomatische rezidivierende VTE*
|
86 (2,1%)
|
95 (2,3%)
|
Symptomatische rezidivierende LE
|
43 (1,0%)
|
38 (0,9%)
|
Symptomatische rezidivierende TVT
|
32 (0,8%)
|
45 (1,1%)
|
Symptomatische LE und TVT
|
1 (<0,1%)
|
2 (<0,1%)
|
Tödliche LE/Todesfälle, bei dem LE nicht ausgeschlossen werden konnte
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15 (0,4%)
|
13 (0,3%)
|
Schwere Blutungen
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40 (1,0%)
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72 (1,7%)
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a Rivaroxaban 15 mg zweimal täglich über 3 Wochen, gefolgt von 20 mg einmal täglich.
b Enoxaparin über mindestens 5 Tage, anschliessend VKA.
* p <0,001 (Nicht-Unterlegenheit), Hazard ratio: 0,89 (0,66–1,19).
Tabelle 6: Ergebnisse zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit aus der Phase-III-Studie Einstein-Extension
Studienpopulation
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1197 Patienten mit verlängerter Behandlung zur sekundären Prophylaxe von rezidivierenden venösen Thromboembolien
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Dosis und Dauer der Behandlung
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Rivaroxabana 6 oder 12 Monate n= 602
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Placebo 6 oder 12 Monate n= 595
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Symptomatische rezidivierende VTE*
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8 (1,3%)
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42 (7,1%)
|
Symptomatische rezidivierende LE
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2 (0,3%)
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13 (2,2%)
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Symptomatische rezidivierende TVT
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5 (0,8%)
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31 (5,2%)
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Tödliche LE/Tod, bei dem LE nicht ausgeschlossen werden konnte
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1 (0,2%)
|
1 (0,2%)
|
Schwere Blutungen
|
4 (0,7%)
|
0 (0,0%)
|
a Rivaroxaban 20 mg einmal täglich.
* p <0,0001 (Überlegenheit), Hazard Ratio: 0,19 (0,09–0,39).
Tabelle 7: Ergebnisse zur Wirksamkeit im Vergleich zu Acetylsalicylsäure und zur Unbedenklichkeit aus der Phase-III-Studie Einstein Choice
Studienpopulation
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3396 Patienten mit verlängerter Prophylaxe von rezidivierenden venösen Thromboembolien
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Dosis der Behandlung
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Rivaroxaban 20mga n= 1107
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Rivaroxaban 10 mgb n= 1127
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Acetylsalicylsäure 100mgc n= 1131
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Dauer der Behandlung [Interquartilsabstand]
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349 [189-362] Tage
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353 [190-362] Tage
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350 [186-362]
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Symptomatische rezidivierende VTE*
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17 (1.5%)*
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13 (1.2%)**
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50 (4.4%)
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Symptomatische rezidivierende LE
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6 (0.5%)
|
6 (0.5%)
|
19 (1.7%)
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Symptomatische rezidivierende TVT
|
9 (0.8%)
|
8 (0.7%)
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30 (2.7%)
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Tödliche LE/Tod, bei dem LE nicht ausgeschlossen werden konnte
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2 (0.2%)
|
0
|
2 (0.2%)
|
Schwere Blutungen
|
6 (0.5%)
|
5 (0.4%)
|
3 (0.3%)
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a Rivaroxaban 20 mg einmal täglich.
b Rivaroxaban 10 mg einmal täglich.
c Acetylsalicylsäure (ASA) 100 mg einmal täglich
* p <0,001 (Überlegenheit) Rivaroxaban 20 mg a versus ASA 100 mg c , Hazard Ratio: 0,34 (0,20–0,59).
** p <0,001 (Überlegenheit) Rivaroxaban 10 mg b versus ASA 100 mg c , Hazard Ratio: 0,26 (0,14–0,47)
Schlaganfallprophylaxe und Prophylaxe systemischer Embolien bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern
Das klinische Entwicklungsprogramm für Rivaroxaban wurde geplant, um die Wirksamkeit von Rivaroxaban bei der Schlaganfallprophylaxe und systemischer Embolie bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (Atrial fibrillation: AF) zu zeigen.
In der pivotalen doppelblinden ROCKET-AF Studie wurden 14'264 Patienten entweder mit Rivaroxaban 20 mg oral einmal täglich (15 mg oral einmal täglich bei Patienten mit CrCl 30-49 ml/min) oder mit Warfarin, welches bis zu einem Ziel-INR von 2,5 titriert wurde (therapeutischer Bereich 2,0 bis 3,0), behandelt. Die mittlere Behandlungszeit lag bei 19 Monaten, insgesamt betrug die Behandlungsdauer bis zu 41 Monaten.
Im Vergleich zu Warfarin reduzierte Rivaroxaban den primären zusammengesetzten Endpunkt, bestehend aus Schlaganfall und systemischer Embolie signifikant. Zusätzlich wurden wichtige sekundäre Endpunkte (Kombination aus Schlaganfall, systemischer Embolie und vaskulärem Tod sowie Kombination aus Schlaganfall, systemischer Embolie, Myokardinfarkt und vaskulärem Tod) ebenfalls signifikant reduziert (siehe Tabelle 8).
Die Inzidenzraten für den primären Sicherheitsendpunkt (schwere und nicht schwere klinisch relevante Blutungen) waren bei beiden Behandlungsgruppen ähnlich (siehe Tabelle 9).
Tabelle 8: Ergebnisse zur Wirksamkeit aus der Phase-III-Studie ROCKET AF
Studienpopulation
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Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmerna
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Behandlungsdosis
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Rivaroxaban 20 mg einmal täglich (15 mg einmal täglich bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung) Ereignisrate (pro 100 Patientenjahre)
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Warfarin titriert bis zur Ziel-INR von 2,5 (therapeutischer Bereich 2,0 bis 3,0) Ereignisrate (pro 100 Patientenjahre)
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Hazard Ratio (95% CI) p-Wert
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Schlaganfall und systemische Embolie*
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189 (1,70%)
|
243 (2,15%)
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0,79 (0,65-0,95) 0,015
|
Schlaganfall, systemische Embolie und vaskulärer Tod*
|
346 (3,11%)
|
410 (3,63%)
|
0,86 (0,74-0,99) 0,034
|
Schlaganfall, systemische Embolie, vaskulärer Tod und Myokardinfarkt*
|
433 (3,91%)
|
519 (4,62%)
|
0,85 (0,74-0,96) 0,010
|
Schlaganfall
|
184 (1,65%)
|
221 (1,96%)
|
0,85 (0,70-1,03) 0,092
|
systemische Embolie**
|
5 (0,04%)
|
22 (0,19%)
|
0,23 (0,09-0,61) 0,003
|
a Sicherheitspopulation in Behandlung.
* Statistisch überlegen.
** nominell signifikant.
Tabelle 9: Ergebnisse zur Unbedenklichkeit aus der Phase-III-Studie ROCKET AF
Studienpopulation
|
Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmerna
|
Behandlungsdosis
|
Rivaroxaban 20 mg einmal täglich (15 mg einmal täglich bei Patienten mit mittelschwerer Nierenfunktionsstörung) Ereignisrate (pro 100 Patientenjahre)
|
Warfarin titriert bis zur Ziel-INR von 2,5 (therapeutischer Bereich 2,0 bis 3,0) Ereignisrate (pro 100 Patientenjahre)
|
Hazard Ratio (95% CI) p-Wert
|
Schwere und nicht schwere klinisch relevante Blutungen
|
1475 (14,91%)
|
1449 (14,52%)
|
1,03 (0,96-1,11) 0,442
|
Schwere Blutungen
|
395 (3,60%)
|
386 (3,45%)
|
1,04 (0,90-1,20) 0,576
|
Tod*
|
27 (0,24%)
|
55 (0,48%)
|
0,50 (0,31-0,79) 0,003
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Kritische Organblutung*
|
91 (0,82%)
|
133 (1,18%)
|
0,69 (0,53-0,91) 0,007
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Intrakranielle Blutung*
|
55 (0,49%)
|
84 (0,74%)
|
0,67 (0,47-0,93) 0,019
|
Hämoglobin-Abfall*
|
305 (2,77%)
|
254 (2,26%)
|
1,22 (1,03-1,44) 0,019
|
Transfusion von 2 oder mehr Einheiten Erythrozytenkonzentrat oder Vollblut*
|
183 (1,65%)
|
149 (1,32%)
|
1,25 (1,01-1,55) 0,044
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Nicht schwere klinisch relevante Blutungen
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1185 (11,80%)
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1151 (11,37%)
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1,04 (0,96-1,13) 0,345
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a Sicherheitspopulation in Behandlung.
* nominell signifikant.
Patienten, die kardiovertiert werden sollen
Eine prospektive, randomisierte, offene, multizentrische, exploratorische Studie mit verblindeter Endpunktevaluierung (X-VERT) wurde bei 1504 Patienten (mit und ohne vorherige Behandlung mit oralen Antikoagulanzien) mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, bei denen eine Kardioversion geplant war, durchgeführt, um Rivaroxaban mit Dosis-adjustiertem VKA (randomisiert 2:1) zur Prävention von kardiovaskulären Ereignissen zu vergleichen. Es wurden TEE-gestützte (1-5 Tage Vorbehandlung) oder konventionelle Kardioversions-strategien (mindestens drei Wochen Vorbehandlung) angewendet. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt (jeglicher Schlaganfall, transiente ischämische Attacke, nicht-ZNS systemische Embolie, Herzinfarkt und kardiovaskulärer Tod) trat bei 5 (0,5%) Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe (n = 978) und bei 5 (1,0%) Patienten in der VKA-Gruppe (n = 492; RR 0,50; 95% KI 0,15-1,73; modifizierte ITT-Population) auf. Der primäre Sicherheitsendpunkt (schwere Blutungen gemäss ISTH-Kriterien) trat bei 6 (0,6%) bzw. 4 (0,8%) Patienten in der Rivaroxaban- (n = 988) bzw. in der VKA-Gruppe (n = 499) auf (RR 0,76; 95% KI 0,21-2,67; Sicherheitspopulation). Die Häufigkeit aller klinisch relevanten Blutungen (schwerer + nicht schwerer) betrug 3,3% (33 Patienten) in der Rivaroxaban-Gruppe und 2,8% (14 Patienten) in der VKA-Gruppe. Diese Daten weisen auf eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit für die Behandlung mit Rivaroxaban bzw. VKA im Rahmen einer Kardioversion hin.
Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, die aufgrund einer PCI mit Stenteinlage zusätzlich mit einem P2Y12-Inhibitor behandelt werden
Die unverblindete, multizentrische PIONEER AF-PCI Studie untersuchte verschiedene antikoagulative Behandlungen bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, welche sich aufgrund einer arteriosklerotischen Grunderkrankung einer PCI mit Stenteinlage unterziehen mussten. Patienten mit Schlaganfall/TIA in der Anamnese waren von der Studie ausgeschlossen. Die Studienteilnehmer wurden randomisiert über 12 Monate entweder mit Rivaroxaban 15 mg einmal täglich (10 mg Rivaroxaban für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance von 30-49 ml/min) zusätzlich zu einem P2Y12-Inhibitor (z.B. Clopidogrel) oder mit einem VKA zusätzlich zu einer DAPT (3, 6 oder 12 Monate gefolgt von niedrigdosiertem ASS) behandelt.
Der primäre Sicherheitsendpunkt, klinisch signifikante Blutungsereignisse, trat bei 109 (15,7%) Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe und in 167 Patienten (24,0%) in der VKA-Gruppe (HR 0,59; 95% CI 0,47-0,76; p<0,001) auf. Der sekundäre Endpunkt, eine Kombination aus CV-Tod, MI oder Schlaganfall, trat bei 41 Patienten (5,9%) in der Rivaroxaban-Gruppe und bei 36 Patienten (5,2%) in der VKA-Gruppe auf; Stentthrombosen traten bei 5 Patienten mit Rivaroxaban und bei 4 Patienten mit VKA auf.
Die PIONEER AF-PCI Studie gestattet keine definitive Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnis der reduzierten Dosis (15 mg einmal täglich) im Vergleich zur Standarddosierung (20 mg einmal täglich) von Rivaroxaban bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern, da letztere in der Studie nicht untersucht wurde.
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