Präklinische DatenPräklinische Studien wurden mit einem Gentherapieprodukt begonnen, das den rekombinanten Adeno-assoziierten Virus Serotyp 5 (rAAV5) verwendet, das den Wildtyp des menschlichen Gerinnungsfaktors IX (rAAV5-hFIX) exprimiert. Etranacogen Dezaparvovec (rAAV5-hFIX-Padua) wurde anschliessend aus rAAV5-hFIX durch den Austausch zweier Nukleotide im Transgen des menschlichen Faktors IX entwickelt, wodurch die natürlich vorkommende Padua-Variante von Faktor IX erzeugt wird, die eine signifikant erhöhte Aktivität aufweist (siehe Abschnitt «Klinische Wirksamkeit»).
Etranacogen Dezaparvovec und sein Vorgänger wurden Mäusen und nichtmenschlichen Primaten (NMP) intravenös verabreicht, um die Biodistribution und die mögliche Toxizität zu bestimmen. Für beide Vektoren und ihre Transgenexpression wurde eine dosisabhängige bevorzugte Distribution in die Leber bestätigt. Beide Produkte wurden gut vertragen und waren während einer Nachbeobachtungszeit von 3 bzw. 6 Monaten nicht mit unerwünschten Wirkungen verbunden. Der No-Observed-Adverse-Effect-Level (NOAEL) wurde bei der höchsten bei NMP getesteten Dosis von 9 × 1013 Genomkopien (gc)/Kilogramm (kg) Körpergewicht (KG) beobachtet, was etwa dem Fünffachen der empfohlenen humanen Etranacogen-Dezaparvovec-Dosis von 2 × 1013 gc/kg KG entspricht.
Genotoxizität
Die genotoxischen und reproduktiven Risiken wurden mit rAAV5-hFIX untersucht. Die Integrationsstellenanalyse in der genomischen Wirts-DNA wurde an Lebergewebe von Mäusen und NMP durchgeführt, denen rAAV5-hFIX in einer Dosis von bis zu 2,3 × 1014 gc/kg KG injiziert wurde, was etwa dem Zehnfachen der klinischen Dosis in der Anwendung beim Menschen entspricht. Bei den gefundenen rAAV5-hFIX-Vektor-DNA-Sequenzen handelte es sich fast ausschliesslich um episomale Formen, die nicht in die Wirts-DNA integriert waren. Die übrigen geringen Mengen integrierter rAAV5-hFIX-DNA waren über das gesamte Wirtsgenom verteilt, wobei keine bevorzugte Integration in Gene erfolgte, die mit der Vermittlung maligner Transformationen beim Menschen in Verbindung gebracht werden.
Reproduktionstoxizität
Das Risiko einer Keimbahnübertragung nach Verabreichung von 2,3 x 1014 gc/kg KG rAAV5-hFIX, d.h. einer etwa 10-fach höheren Dosis als für den Menschen empfohlen, wurde bei Mäusen untersucht. Die Verabreichung von rAAV5-hFIX führte zu nachweisbarer Vektor-DNA in den Fortpflanzungsorganen und Spermien männlicher Tiere. Nach der Paarung dieser Mäuse mit nicht vorbehandelten weiblichen Tieren 6 Tage nach der Verabreichung wurde die rAAV5-hFIX-Vektor-DNA jedoch weder im weiblichen Fortpflanzungsgewebe noch in den Nachkommen nachgewiesen, was darauf hinweist, dass keine väterliche Keimbahnübertragung stattfindet.
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