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Fachinformation zu Ulipristal Sandoz®:Sandoz Pharmaceuticals AG
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Fahrtücht.Unerw.WirkungenÜberdos.Eigensch.Pharm.kinetikPräklin.Sonstige H.Swissmedic-Nr.
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Zusammensetzung

Wirkstoffe
Ulipristalum acetas.
Hilfsstoffe
Tablettenkern: lactosum monohydricum 240 mg, Amylum pregelificatum, Carboxymethylamylum natricum A, magnesii stearas.
Filmüberzug: Hypromellosum, Hydroxypropylcellulosum, Acidum stearicum, Talcum, titanii dioxidum (E171).
Ulipristal Sandoz 30 mg enthält 0,5 mg Natrium pro Filmtablette.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Notfallkontrazeption innerhalb von 120 Stunden (5 Tagen) nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr bzw. Versagen der Kontrazeption.

Dosierung/Anwendung

Die Abgabe erfolgt ausschliesslich durch die Ärztin bzw. den Arzt oder die Apothekerin bzw. den Apotheker. Vor der Abgabe muss in einem Beratungsgespräch abgeklärt werden, ob das Präparat für die Patientin geeignet ist. Bei Ausbleiben der Monatsblutung ist eine ärztliche Nachkontrolle erforderlich.
Vor der Abgabe sollte die Patientin über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden der Notfallkontrazeption aufgeklärt werden. Im Zweifelsfall sollte, auch wenn das Zyklusstadium nicht restlos geklärt werden kann (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»), auf jeden Fall so früh wie möglich eine Notfallkontrazeption durchgeführt werden.
Vor der Anwendung von Ulipristal Sandoz sollte eine bereits bestehende Schwangerschaft ausgeschlossen sein.
Zur Behandlung wird eine Tablette baldmöglichst und nicht später als 120 Stunden (5 Tage) nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr bzw. Versagen der Kontrazeption eingenommen.
Die Tablette kann zu einer Mahlzeit oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Wenn innerhalb von 3 Stunden nach der Einnahme von Ulipristal Sandoz Erbrechen auftritt, sollte eine weitere Tablette eingenommen werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Kinder und Jugendliche
Zur Anwendung von Ulipristal Sandoz bei Jugendlichen (einschliesslich solcher <16 Jahre) liegen eingeschränkte Daten vor. Für Jugendliche ab der Menarche wird, falls indiziert, dieselbe Dosierung wie bei Erwachsenen empfohlen (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Eigenschaften/Wirkungen»).
Ältere Patientinnen
Bei Frauen nach der Menopause besteht keine Indikation für Ulipristal Sandoz.
Patientinnen mit Leberfunktionsstörungen
Ulipristal Sandoz wurde bei Patientinnen mit Leberfunktionsstörungen nicht untersucht. Bei schwerer Leberinsuffizienz darf Ulipristal Sandoz nicht angewendet werden. Für Patientinnen mit leichter oder mässiger Leberfunktionsstörung können keine spezifischen Dosierungsempfehlungen gemacht werden.
Patientinnen mit Nierenfunktionsstörungen
Es ist keine Dosisanpassung notwendig.
Adipositas
Bei stark adipösen Patientinnen (BMI ≥35 kg/m2) könnte die Wirksamkeit von Ulipristal Sandoz eingeschränkt sein.
Gleichzeitige Behandlung mit Enzyminduktoren
Bei Frauen, welche innerhalb der letzten 4 Wochen mit Enzyminduktoren (z.B. Carbamazepin, Efavirenz, Rifampicin) behandelt wurden, wird empfohlen, eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption (d.h. eine Kupferspirale) anzuwenden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
Schwere Leberfunktionsstörung.
Schwangerschaft.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Ulipristal Sandoz hemmt oder verzögert die Ovulation (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»). Falls die Ovulation bereits stattgefunden hat, ist Ulipristal Sandoz nicht mehr wirksam. Da der Zeitpunkt der Ovulation nicht vorhergesagt werden kann, muss die Einnahme von Ulipristal Sandoz so bald wie möglich nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen.
Ulipristal Sandoz ist ein Notfallkontrazeptivum zur Senkung des Risikos einer Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr, gewährleistet jedoch keine Kontrazeption bei späterem Geschlechtsverkehr. Aus diesem Grund sollten Frauen nach Anwendung der Notfallkontrazeption bis zur nächsten Menstruationsblutung eine zuverlässige Barrieremethode anwenden.
Bei Frauen, die innerhalb der letzten 4 Wochen mit Arzneimitteln behandelt wurden, welche die hepatischen Enzyme induzieren, kann die Wirksamkeit einer medikamentösen Notfallkontrazeption reduziert und damit das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft erhöht sein (siehe «Interaktionen»). Die Patientin muss über das erhöhte Schwangerschaftsrisiko aufgeklärt werden, und es ist eine besonders sorgfältige und individuelle Beratung unter Berücksichtigung der anderen Möglichkeiten einer Notfallkontrazeption erforderlich. Im Zweifelsfall sollte ein Gynäkologe/eine Gynäkologin in die Entscheidung einbezogen werden. Bei Patientinnen, welche unter einer Langzeittherapie mit einem CYP3A4-Enzyminduktor stehen, wird die Anwendung von Ulipristal Sandoz nicht empfohlen.
Bei Anwendung von Enzyminduktoren wird empfohlen, eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption (d.h. eine Kupferspirale) anzuwenden.
Ulipristal Sandoz ist ausschliesslich zur sporadischen Anwendung gedacht und sollte keinesfalls eine regelmässige Kontrazeption ersetzen. In jedem Fall sollten die betroffenen Frauen über die Durchführung einer planmässigen Kontrazeption beraten werden. Patientinnen, welche längerfristig mit einem Enzyminduktor behandelt werden, sollten an einen Arzt/eine Ärztin mit entsprechender Erfahrung überwiesen werden.
Durch Notfallkontrazeption mit Ulipristal Sandoz wird der Eintritt einer Schwangerschaft nicht in jedem Fall verhindert. Deshalb sollte nach Anwendung von Ulipristal Sandoz möglichst auf die Einnahme von Arzneimitteln (sowie von Alkohol, Nikotin und anderen Drogen) verzichtet werden, bis eine Schwangerschaft definitiv ausgeschlossen werden kann.
Tritt trotz der Einnahme von Ulipristal Sandoz eine Schwangerschaft ein, sollte die Patientin ihren Gynäkologen/ihre Gynäkologin über die vorgängige Einnahme von Ulipristal Sandoz unterrichten.
Im Zweifelsfall sollte bei einer Verzögerung der nachfolgenden Menstruationsblutung um mehr als 7 Tage, bei abnormer Blutung zum Zeitpunkt der erwarteten Menstruation oder bei anderen Zeichen einer möglichen Schwangerschaft immer ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
Ulipristal Sandoz ist nicht zur Anwendung während der Schwangerschaft geeignet und darf nicht von Frauen eingenommen werden, bei denen der Verdacht auf eine Schwangerschaft besteht bzw. bei denen eine Schwangerschaft bekannt ist. Ulipristal Sandoz führt jedoch nicht zum Abbruch einer bestehenden Schwangerschaft (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Wenn nach Behandlung mit Ulipristal Sandoz eine Schwangerschaft eintritt, sollte wie bei jeder Schwangerschaft an die Möglichkeit einer Ektopie gedacht werden. Eine ektope Schwangerschaft kann auch trotz Auftretens uteriner Blutungen fortbestehen.
Ulipristal Sandoz führt nicht zum Abbruch einer bestehenden Schwangerschaft.
Nach Einnahme von Ulipristal Sandoz kommt es häufig zu einem verzögerten Eintritt der nachfolgenden Menstruationsblutung. In den klinischen Studien trat die Menstruation bei ca. 18,5% der erwachsenen Anwenderinnen mit einer Verzögerung von mehr als 7 Tagen ein, bei 4% um mehr als 20 Tage verzögert. In einigen Fällen kann auch noch der auf den Anwendungszyklus folgende Menstruationszyklus um einige Tage verlängert sein. Seltener wurde ein vorzeitiges Eintreten der Menstruation beobachtet (bei etwa 7% der Studienteilnehmerinnen mehr als 7 Tage früher als erwartet). Ein verzögerter Eintritt der Menstruation wurde häufiger bei Jugendlichen (insbesondere Mädchen <16 Jahren) sowie bei Frauen mit unregelmässigen Zyklen in der Anamnese beobachtet. So wiesen 13% der Anwenderinnen <18 Jahre eine Verzögerung um mehr als 20 Tage auf.
In den klinischen Studien berichteten 8,7% der mit Ulipristalacetat behandelten Frauen über Zwischenblutungen, mit einer durchschnittlichen Dauer von 2,4 Tagen. In der Mehrzahl dieser Fälle (88,2%) wurden diese als Schmierblutungen beschrieben. Nur 0,4% der Frauen, die Ulipristalacetat im Rahmen der Phase-III-Studien erhielten, gaben eine starke Zwischenblutung an.
Die Anwendung bei Frauen mit schwerem Asthma, die mit systemischen Glucocorticoiden behandelt werden, wird nicht empfohlen.
Die gleichzeitige Anwendung eines Notfallkontrazeptivums auf Basis von Levonorgestrel wird nicht empfohlen (siehe «Interaktionen»).
Eine schnelle Rückkehr der Fertilität nach der Behandlung mit Ulipristal Sandoz zur Notfall-Kontrazeption ist wahrscheinlich. Aus diesem Grund ist die regelmässige Einnahme von Kontrazeptiva schnellstmöglich nach der Einnahme von Ulipristal Sandoz fortzusetzen bzw. zu beginnen, um einen fortwährenden Konzeptionsschutz zu gewährleisten. Bei Anwendung von Ulipristal Sandoz ist die Fortsetzung der regelmässigen hormonellen Kontrazeption nicht kontraindiziert, Ulipristal Sandoz kann aber deren Wirksamkeit beeinträchtigen (siehe «Interaktionen»).
Über die Wirksamkeit von Ulipristal Sandoz bei Einnahme nach mehr als 120 Stunden (5 Tage) nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr liegen keine Daten vor.
Dieses Arzneimittel enthält Lactose. Patienten mit der seltenen hereditäreren Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Ulipristal Sandoz nicht einnehmen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Filmtablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».

Interaktionen

Möglicher Einfluss anderer Arzneimittel auf die Pharmakokinetik von Ulipristalacetat:
Ulipristalacetat wird durch CYP3A4 metabolisiert.
·CYP3A4-Induktoren
Nach Gabe von Rifampicin, einem starken CYP3A4-Induktor, nahmen Cmax und AUC von Ulipristalacetat um 90% bzw. 93% ab. Die AUC des aktiven Metaboliten nahm um 84%, die Cmax um 90-91% ab. Bei gleichzeitiger Anwendung von CYP3A4-Induktoren kann daher die Wirksamkeit von Ulipristalacetat reduziert sein. Dies gilt z.B. für Barbiturate, Bosentan, Carbamazepin, Efavirenz, Felbamat, Modafinil, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Rifabutin, Rifampicin und Topiramat sowie für pflanzliche Arzneimittel, die Hypericum perforatum [Johanniskraut] enthalten.
Wenn Proteaseinhibitoren (wie Ritonavir oder Nelfinavir) oder nicht-nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (z.B. Nevirapin) über einen längeren Zeitraum angewendet werden, können sie, obwohl sie eigentlich als starke Inhibitoren von Cytochrom P450 bekannt sind, bei gleichzeitiger Anwendung mit Sexualhormonen ebenfalls einen enzyminduzierenden Effekt aufweisen. Diese Veränderungen können in manchen Fällen klinisch relevant sein.
Eine Enzyminduktion kann bis zu vier Wochen nach dem Absetzen dieser Arzneimittel andauern.
Bei Patientinnen, die innerhalb der letzten 4 Wochen mit einem Arzneimittel mit enzyminduzierenden Eigenschaften behandelt wurden, sollte daher eine nicht-hormonale Methode der Notfallkontrazeption in Betracht gezogen werden (siehe «Dosierung/Anwendung», Abschnitt «spezielle Dosierungsempfehlungen» sowie «Warnhinweise und Vorsichtmassnahmen»).
·CYP3A4-Inhibitoren
Nach Gabe von Ketoconazol, einem starken CYP3A4-Inhibitor, stiegen Cmax und AUC von Ulipristalacetat um das 2- bzw. 5,9-fache an. Die AUC des aktiven Metaboliten von Ulipristalacetat stieg um das 2,4-fache an, wohingegen seine Cmax um 47% abnahm.
Nach Gabe von Ulipristalacetat als Einzeldosis sind diese Interaktionen vermutlich klinisch nicht relevant.
Arzneimittel mit Einfluss auf den pH-Wert des Magens
Die Gabe von Ulipristalacetat (10 mg Tablette) zusammen mit dem Protonenpumpeninhibitor Esomeprazol (20 mg täglich während 6 Tagen) führte zu einer um etwa 65% tieferen Cmax, einer verzögerten Tmax (von Median 0.75 Stunden auf 1.0 Stunden) und einer um 13% höheren mittleren AUC. Der Einfluss von Arzneimitteln, welche den gastrischen pH erhöhen, dürfte für die Einzelgabe von Ulipristalacetat-Tabletten nicht von klinischer Relevanz sein.
Möglicher Einfluss von Ulipristalacetat auf die Pharmakokinetik anderer Arzneimittel:
Ulipristalacetat ist in vitro ein schwacher Hemmer von CYP1A2, 2A6, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 und 3A4. Bei Verabreichung von Ulipristalacetat als Einzeldosis ist in vivo weder eine klinisch relevante Inhibition noch eine Induktion dieser Enzyme zu erwarten. Interaktionen mit Substraten dieser CYP-Enzyme sind daher unwahrscheinlich.
·Potentielle Interaktionen an Transportern
p-Glykoprotein (p-Gp)-Substrate: In-vitro-Daten deuten darauf hin, dass Ulipristalacetat in klinisch relevanten Konzentrationen ein Inhibitor von p-Gp sein kann. Die in vivo-Ergebnisse (mit dem p-Gp-Substrat Fexofenadin) lassen keine abschliessende Beurteilung zu. Nach Gabe von Ulipristalacetat als Einzeldosis sind Interaktionen am p-Gp vermutlich klinisch nicht relevant.
Andere Transporter: In-vitro-Daten deuten darauf hin, dass Ulipristalacetat ein Hemmer von BCRP (Breast Cancer Resistance Protein)-Transportprotein im Darm sein könnte. Der Einfluss von Ulipristalacetat auf BCRP hat bei der Einnahme einer Einzeldosis von Ulipristalacetat wahrscheinlich keine klinischen Auswirkungen. Bei gleichzeitiger Gabe von BCRP-Substraten mit engem therapeutischem Fenster sollte dieser Sachverhalt jedoch berücksichtigt werden.
Ulipristalacetat ist kein Substrat für OATP1B1 oder OATP1B3.
Pharmakodynamische Interaktionen:
Hormonelle Kontrazeptiva:
Da Ulipristalacetat mit hoher Affinität an den Progesteronrezeptor gebunden wird, kann die Wirkung gestagenhaltiger Arzneimittel beeinträchtigt werden:
·Die Wirksamkeit hormonaler Kontrazeptiva (sowohl von kombinierten Kontrazeptiva als auch von Gestagen-Monopräparaten) kann reduziert sein. Umgekehrt könnte auch die Gestagen-Komponente des Kontrazeptivums den Einfluss von Ulipristalacetat auf die Ovulation beeinträchtigen. Es wird daher empfohlen, bis zum Eintritt der nächsten Menstruation eine Barrieremethode anzuwenden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
·Die gleichzeitige Anwendung von Ulipristalacetat und Notfallkontrazeptiva auf Basis von Levonorgestrel wird nicht empfohlen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Ulipristal Sandoz ist bei bestehender oder vermuteter Schwangerschaft kontraindiziert. Obwohl kein teratogenes Potenzial festgestellt wurde, sind die tierexperimentellen Daten in Bezug auf die Reproduktionstoxizität nicht ausreichend (siehe «Präklinische Daten»). Über den Gesundheitszustand von Föten/Neugeborenen nach intrauteriner Exposition liegen nur limitierte Humandaten vor. Die bisherigen Beobachtungen ergaben jedoch keine Hinweise auf kongenitale Anomalien oder eine Entwicklungsverzögerung. Zur Erfassung des Verlaufes und Ausgangs von Schwangerschaften nach Ulipristal Sandoz-Exposition wird ein Schwangerschaftsregister geführt.
Alle Anwenderinnen sowie Angehörige der Gesundheitsberufe werden gebeten, Fälle einer Schwangerschaft mit Ulipristal Sandoz-Exposition an den Inhaber der Zulassung (siehe «Zulassungsinhaberin») zu melden.
Stillzeit
Ulipristalacetat tritt in die Muttermilch über (siehe «Pharmakokinetik»). Die Auswirkungen für Neugeborene/Säuglinge wurden nicht untersucht. Ein Risiko für das gestillte Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Nach der Einnahme von Ulipristal Sandoz ist das Stillen für eine Woche auszusetzen und die Milch in dieser Zeit abzupumpen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Die unter «unerwünschte Wirkungen» beschriebenen Effekte wie Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, Verschwommensehen oder Aufmerksamkeitsstörungen sollten beachtet werden.

Unerwünschte Wirkungen

Die Sicherheit der Anwendung von Ulipristalacetat wurde in klinischen Studien an insgesamt 5297 Frauen untersucht. Die am häufigsten genannten unerwünschten Wirkungen waren Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauch- und Unterleibsschmerzen (Dysmenorrhö).
Nachfolgend sind die unerwünschten Wirkungen nach Organklassen und Häufigkeit zusammengestellt, die im Phase-III-Programm an 2637 Frauen sowie nach der Marktzulassung unter Ulipristalacetat beobachtet wurden. Die Häufigkeiten sind dabei wie folgt definiert: häufig: ≥1/100 - <1/10; gelegentlich: ≥1/1000 - <1/100; selten: ≥1/10'000 - <1/1000.
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Gelegentlich: Vaginitis.
Erkrankungen des Immunsystems
Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen, einschliesslich Hautausschlag, Urtikaria, Angioödem.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Gelegentlich: Appetitstörungen.
Selten: Dehydratation.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: affektive Störungen.
Gelegentlich: emotionale Störungen, Veränderungen der Libido, Ängstlichkeit, Hyperaktivität.
Selten: Aufmerksamkeitsstörung, Desorientiertheit.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen, Schwindel.
Gelegentlich: Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit, Migräne.
Selten: Tremor, Dysgeusie, Parosmie, Synkope.
Augenerkrankungen
Gelegentlich: Sehstörungen.
Selten: Hyperämie der Skleren, Photophobie.
Gefässerkrankungen
Gelegentlich: Hitzewallungen.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Selten: trockener Rachen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen.
Gelegentlich: Mundtrockenheit, Meteorismus, Diarrhoe, Verdauungsstörungen.
Selten: Sodbrennen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Pruritus, Akne, Dermatose.
Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Häufig: Myalgie, Rückenschmerzen.
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse
Häufig: Spannungsgefühl in der Brust, Unterleibsschmerzen, Dysmenorrhö, Zwischenblutungen.
Gelegentlich: Fluor vaginalis, Menorrhagie, Metrorrhagie, Menstruationsbeschwerden, prämenstruelles Syndrom.
Selten: Genitalpruritus, Hypomenorrhoe, vulvovaginale Schmerzen, Dyspareunie, rupturierte Ovarialzyste.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Müdigkeit.
Gelegentlich: Malaise, Reizbarkeit, Pyrexie, Schüttelfrost.
Selten: verstärktes Durstgefühl, thorakale Missempfindungen.
82 Frauen wurden mehrfach in die Phase-III-Studien aufgenommen und erhielten dementsprechend mehr als eine Dosis Ulipristalacetat(73 Frauen nahmen zweimal, 9 Frauen dreimal teil). Diese Patientinnen unterschieden sich bezüglich der untersuchten Sicherheitsparameter (d.h. Häufigkeit und Schweregrad unerwünschter Ereignisse, Änderungen von Dauer und Stärke der Menstruation, Häufigkeit von Zwischenblutungen) nicht vom Gesamtkollektiv.
Jugendliche:
Insgesamt entspricht das Sicherheitsprofil von Ulipristal Sandoz bei Jugendlichen jenem bei Erwachsenen. Eine Verlängerung des Menstruationszyklus (einschliesslich einer solchen um mehr als 20 Tage) wurde jedoch bei Jugendlichen häufiger beobachtet als bei Erwachsenen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Zur Überdosierung von Ulipristalacetat liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Eine begrenzte Anzahl Probandinnen erhielt Einzeldosen von bis zu 200 mg, ohne dass es zu schwer verlaufenden oder schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen kam. Insgesamt ist im Falle einer Überdosierung mit dem vermehrten Auftreten der unter «Unerwünschte Wirkungen» genannten Symptome zu rechnen, insbesondere mit einer veränderten Zyklusdauer. Es existiert kein spezifisches Antidot, eine Behandlung sollte ggf symptomatisch erfolgen.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
G03AD02
Wirkungsmechanismus
Ulipristalacetat ist ein oral wirksamer synthetischer selektiver Progesteronrezeptor-Modulator, dessen Wirkung auf einer hochaffinen Bindung an den menschlichen Progesteronrezeptor beruht. Als Mechanismus bei der Anwendung zur Notfallkontrazeption wird die Hemmung oder Verzögerung der Ovulation durch Unterdrückung des LH-Anstiegs angesehen. Pharmakodynamische Daten zeigen, dass Ulipristalacetat selbst bei Einnahme unmittelbar vor der Ovulation (d.h. nach bereits erfolgtem LH-Anstieg) die Follikelruptur in 78,6% der Fälle um mindestens 5 Tage verzögern kann (p<0,005 vs. Levonorgestrel und vs. Placebo). Ulipristalacetat hat jedoch keine kontrazeptive Wirkung, wenn es nach der Ovulation eingenommen wird.
Ulipristal Sandoz führt nicht zum Abbruch einer bestehenden Schwangerschaft.
Pharmakodynamik
Daneben hat Ulipristalacetat auch hohe Affinität zum Glucocorticoidrezeptor; in vitro zeigten sich beim Tier antiglucocorticoide Wirkungen. Beim Menschen wurden diese Wirkungen allerdings selbst nach wiederholter Anwendung einer Tagesdosis von 10 mg nicht beobachtet. Ulipristalacetat hat nur minimale Affinität zum Androgenrezeptor und keine Affinität zu menschlichen Estrogen- oder Mineralocorticoidrezeptoren.
Klinische Wirksamkeit
Die kontrazeptive Wirksamkeit von Ulipristalacetat wurde in zwei klinischen Studien an insgesamt mehr als 3000 Frauen untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei Anwendung der Notfallkontrazeption innerhalb von 72 Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr (bzw. Versagen der Kontrazeption) die Wirksamkeit von Ulipristalacetat jener von Levonorgestrel nicht unterlegen war. An den gepoolten Daten der beiden Studien lag das Schwangerschaftsrisiko unter Ulipristalacetat bei 1.36% (gegenüber einer ohne Notfallkontrazeption erwarteten Schwangerschaftsrate von rund 5%).
In zwei klinischen Studien an Erwachsenen wurde Ulipristalacetat bis zu 120 Stunden nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen. In einer offenen klinischen Studie, die Frauen einschloss, die zwischen 48 und 120 Stunden nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr bzw. Versagen der Kontrazeption mit Ulipristalacetat behandelt wurden, lag die Schwangerschaftsrate bei 2,1% (26/1241). Die zweite, kleinere Studie bestätigte die kontrazeptive Wirksamkeit von Ulipristalacetat auch bei Einnahme erst 72-120 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr.
Jugendliche
In einer offenen, unkontrollierten Phase IV-Studie wurden Sicherheit und Wirksamkeit von Ulipristalacetat auch bei Jugendlichen untersucht. In diese Studie waren neben 233 erwachsenen Frauen auch 239 Jugendliche eingeschlossen, davon 64 Mädchen <16 Jahre. Die Schwangerschaftsrate lag in dieser Studie für Erwachsene bei 2,1% (5 von 233), für Jugendliche bei 0,8% (2 von 239).
Eine Verlängerung des Zyklus, in welchem Ulipristalacetat angewendet wurde, um mehr als 7 Tage fand sich bei Jugendlichen signifikant häufiger als bei erwachsenen Anwenderinnen (42,6% vs. 37,0%, relatives Risiko 1,36 [95%-Konfidenzintervall 1,04-1,78]; siehe auch «Warnhinweise/Vorsichtsmassnahmen»). Für andere unerwünschte Wirkungen fanden sich keine relevanten Unterschiede zwischen Jugendlichen und Erwachsenen.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach oraler Gabe einer Einzeldosis von 30 mg wird Ulipristalacetat rasch resorbiert. Der Plasmaspitzenspiegel von 176 ± 89 ng/ml wird etwa 1 Stunde (0,5–2,0 h) nach der Einnahme erreicht, die Fläche unter der Kurve (AUC0-∞) beträgt 556 ± 260 ng•h/ml.
Bei Einnahme von Ulipristalacetat mit einem fettreichen Frühstück war die durchschnittliche Cmax um 45% vermindert und der Medianwert der Tmax verlängert (von 0,75 auf 3 Stunden), während die mittlere AUC0-∞ um 25% höher lag als bei der Nüchterneinnahme. Ähnliche Ergebnisse wurden für den pharmakologisch wirksamen, monodemethylierten Metaboliten gefunden.
Die Dissolution von Ulipristalacetat ist pH-abhängig.
Distribution
Ulipristalacetat liegt weitgehend (>98%) gebunden an Plasmaproteine wie Albumin, saures Alpha-l-Glycoprotein und HDL (High density lipoprotein) vor. Das mittlere Verteilungsvolumen beträgt 3470 L.
Ulipristalacetat ist eine lipophile Verbindung und tritt in die Muttermilch über. Die durchschnittliche, tägliche Exkretion beträgt 13,35 μg [0-24 Stunden], 2,16 μg [24-48 Stunden], 1,06 μg [48-72 Stunden], 0,58 μg [72-96 Stunden] und 0,31 μg [96-120 Stunden].
Metabolismus
Ulipristalacetat wird in der Leber intensiv zu monodemethylierten, didemethylierten und hydroxylierten Metaboliten verstoffwechselt. Der monodemethylierte Metabolit ist pharmakologisch wirksam. In-vitro-Untersuchungen zeigen, dass der Abbau überwiegend über CYP3A4 sowie zu einem geringen Anteil über CYP1A2 und CYP2A6 verläuft.
Elimination
Ulipristalacetat wird überwiegend über die Faezes eliminiert, nur weniger als 10% werden über den Urin ausgeschieden. Die terminale Halbwertszeit betrug nach einer Einzeldosis von 30 mg 32,4 ± 6,3 Stunden, die mittlere orale Clearance (Cl/F) lag bei 76,8 ± 64,0 l/h.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Kinder und Jugendliche
Die Pharmakokinetik von Ulipristalacetat wurde ausschliesslich bei erwachsenen Frauen untersucht.
Leber- und Nierenfunktionsstörungen
Bei Frauen mit renalen oder hepatischen Funktionsstörungen wurden keine Studien zur Pharmakokinetik von Ulipristalacetat durchgeführt.

Präklinische Daten

Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe und Genotoxizität lassen die nichtklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. Die meisten in den allgemeinen Toxizitätsstudien festgestellten Wirkungen waren auf den Wirkungsmechanismus als Modulator an Progesteron- und Glucocorticoidrezeptoren zurückzuführen. Antiprogesteronwirkungen traten bei einer der therapeutischen Anwendung vergleichbaren Exposition auf.
Informationen aus Studien zur Beurteilung der Reproduktionstoxizität liegen nur in begrenztem Umfang vor, da in diesen Studien keine Messung der Exposition vorgenommen wurde. Ulipristalacetat wirkt embryoletal bei Ratten, Kaninchen (in wiederholten Dosen über 1 mg/kg) und Affen. Die Sicherheit in Bezug auf menschliche Embryonen bei den genannten wiederholten Dosen ist nicht bekannt. Bei Dosierungen, die ausreichend niedrig für eine Aufrechterhaltung der Schwangerschaft waren, wurden in den tierexperimentellen Studien keine teratogenen Wirkungen beobachtet.
Studien zur Kanzerogenität (bei Ratten und Mäusen) zeigten, dass Ulipristalacetat nicht kanzerogen ist.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
In der Originalverpackung, nicht über 25°C, vor Licht geschützt und ausser Reichweite von Kindern lagern.

Zulassungsnummer

68799 (Swissmedic)

Packungen

Ulipristal Sandoz 30 mg: Packung zu 1 Filmtablette, [B]

Zulassungsinhaberin

Sandoz Pharmaceuticals AG, Risch; Domizil: Rotkreuz

Stand der Information

Juli 2022

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