Eigenschaften/WirkungenATC-Code
L01XL09
Wirkungsmechanismus
Ebvallo ist eine allogene, EBV-spezifische T-Zell-Immuntherapie, die auf EBV-infizierte Zellen abzielt und diese unter HLA-Restriktion eliminiert. Ebvallo hat einen Wirkmechanismus, der demjenigen der endogenen zirkulierenden T-Zellen der Spender, von denen das Arzneimittel stammt, entspricht. Der T-Zell-Rezeptor jeder klonalen Population in Ebvallo erkennt auf der Oberfläche von Zielzellen ein EBV-Peptid im Komplex mit einem spezifischen HLA-Molekül (das die Restriktion vermittelnde HLA-Allel) und erlaubt Ebvallo, seine zytotoxische Aktivität gegen die EBV-infizierten Zellen auszuüben.
Pharmakodynamik
In mehreren klinischen Studien veränderten sich die systemischen Zytokinspiegel von IL-1β, IL-2, IL-6 und TNFα nach der Verabreichung von Ebvallo nicht signifikant gegenüber dem Ausgangswert.
Klinische Wirksamkeit
ALLELE ist eine laufende multizentrische, unverblindete, einarmige Phase-III-Studie mit 43 erwachsenen und pädiatrischen Patienten, nach Transplantation hämatopoetischer Zellen (HCT) oder eines soliden Organs (SOT) und bei denen eine vorherige Therapie keinen Erfolg gehabt hatte. Die Patienten wurden auf der Grundlage des Transplantationstyps und des Versagens der vorangegangenen Therapie für EBV+ PTLD in vorab festgelegte Kohorten eingeteilt. Die SOT-Kohorte (29 Patienten) bestand aus SOT-Patienten, bei denen eine Rituximab-Monotherapie versagt hatte (13 Patienten), und SOT-Patienten, bei denen Rituximab plus Chemotherapie versagt hatte (SOT-R+C, 16 Patienten). Die HCT-Kohorte (14 Patienten) bestand aus HCT-Patienten, bei denen Rituximab versagt hatte.
Geeignete Patienten hatten eine vorherige HCT oder SOT (Niere, Leber, Herz, Lunge, Pankreas, Dünndarm oder irgendeine Kombination), eine durch Biopsie nachgewiesene Diagnose eines EBV+ PTLD mit radiologisch messbarer Erkrankung und Therapieversagen von Rituximab als Monotherapie oder Rituximab in Kombination mit einer gleichzeitig oder sequenziell verabreichten Chemotherapie als Behandlung des EBV+ PTLD. Die am häufigsten verabreichte Chemotherapiekombination war Cyclophosphamid, Doxorubicinhydrochlorid, Vincristinsulfat und Prednison. Patienten mit einer Graft-versus-host Erkrankung (GvHD) des Grades ≥2, einer aktiven PTLD des zentralen Nervensystems (ZNS), einem Burkitt-Lymphom, einem klassischen Hodgkin-Lymphom oder einem T-Zell-Lymphom wurden ausgeschlossen. Die Patienten erhielten bis 30 Tage nach der letzten Ebvallo-Dosis eine standardmässige antivirale Prophylaxe. Tabelle 3 gibt einen Überblick über die demographischen und anderen Baseline-Merkmale der SOT R+C- und HCT-indizierten Kohorten.
Tabelle 3: Übersicht über demographische und Baseline-Merkmale in der ALLELE-Studie der SOT R+C- und HCT-indizierten Kohorten
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Ebvallo SOT EBV+ PTLDa,b
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Ebvallo HCT EBV+ PTLDa
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Nach Rituximab und Chemotherapie (N = 16)
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Nach Rituximab (N = 14)
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Alter
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Median, Jahre (Min, Max)
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39,2 (16,7, 81,5)
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51,9 (3,2, 73,2)
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Männlich, n (%)
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7 (43,8)
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8 (57,1)
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ECOG-Score (Alter ≥16)c
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Patienten in der Altersgruppe
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16
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13
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ECOG <2
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9 (56,3)
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10 (76,9)
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ECOG ≥2
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6 (37,5)
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3 (23,1)
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Fehlend
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1 (6,3)
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0
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Lansky-Score (Alter < 16)c
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Patienten in der Altersgruppe
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0
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1
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Lansky <60
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0
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0
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Lansky ≥60
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0
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1 (100)
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Erhöhte LDH (Alter ≥16), n (%)
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12 (75,0)
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11 (84,6)
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PTLD-adaptierter prognostischer Indexd (Alter ≥16), n (%)
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Niedriges Risiko
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1 (6,3)
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1 (7,7)
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Intermediäres Risiko
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6 (37,5)
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6 (46,2)
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Hohes Risiko
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8 (50,0)
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6 (46,2)
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Nicht bekannt
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1 (6,3)
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0
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PTLD-Morphologie/Histologie, n (%)
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DLBCL
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10 (62,5)
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10 (71,4)
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Anderee
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4 (25,0)
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3 (21,4)
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Plasmoblastisches Lymphom
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2 (12,5)
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1 (7,1)
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Extranodale Erkrankung
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13 (81,3)
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9 (64,3)
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Vorherige Therapien
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Mediane Anzahl von vorherigen systemischen Therapien (Min, Max)
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2,0 (1, 5)
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1,0 (1, 4)
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Rituximab-Monotherapie, n (%)
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10 (62,2)
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14 (100)
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Rituximab-Monotherapie als erste Behandlungslinie, n (%)
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9 (56,3)
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14 (100)
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Chemotherapie-haltiges Regimef, n (%)
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16 (100)
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3 (21,4)
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DLBCL = diffus grosszelliges B-Zell-Lymphom; EBV+ PTLD = Epstein-Barr-Virus-positive Posttransplantations-lymphoproliferative Erkrankung; ECOG = Eastern Cooperative Oncology Group; HCT = hämatopoetische Zelltransplantation; LDH = Laktatdehydrogenase; Max = Maximum; Min = Minimum; SOT = Solide Organtransplantation; SOT R+C = SOT-Patienten, bei denen Rituximab plus Chemotherapie versagt hatte.
a Die Patienten erhielten mindestens eine Dosis Ebvallo.
b SOT-Typen umfassten Transplantationen von Nieren, Herz, Leber, Lunge, Pankreas, Darm und mehreren Organen.
c Die Prozentzahlen für den ECOG- und Lansky-Score basieren auf der Anzahl der Patienten in der jeweiligen Altersgruppe.
d Das Krankheitsrisiko bei PTLD-Patienten wurde bei der Baseline-Beurteilung mit dem PTLD-adaptierten prognostischen Index (unter Berücksichtigung von Alter, ECOG-Score und LDH-Serumkonzentration) bestimmt.
e Morphologien, die nicht eindeutig als DLBCL oder plasmoblastisches Lymphom eingeteilt werden konnten, wurden unter «Andere» gefasst und standen im Einklang mit PTLD.
f Die Chemotherapie-Protokolle konnten auch in Kombination mit Rituximab oder anderen immuntherapeutischen Wirkstoffen verabreicht worden sein.
Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war die objektive Ansprechrate (ORR) gemäss unabhängiger Beurteilung des onkologischen Ansprechens (IORA für Independent Oncologic Response Adjudication). Dabei wurden die Kriterien der Lugano-Klassifikation, modifiziert anhand der Kriterien für das Ansprechen von Lymphomen auf immunmodulatorische Therapien (LYRIC-Kriterien), verwendet. Die ORR wurde nach Gabe von Ebvallo mit bis zu 2 verschiedenen HLA-Restriktionen (einmaliger Wechsel der Restriktion) bestimmt. Ebvallo wurde für jeden Patienten aus einem vorhandenen Produktbestand auf Grundlage einer geeigneten HLA-Restriktion ausgewählt. Der Behandlungsplan bestand in der Gabe von Ebvallo als intravenöse Injektion in einer Dosis von 2 × 106 lebensfähigen T-Zellen/kg an den Tagen 1, 8 und 15 mit anschliessender Beobachtung bis Tag 35 und Beurteilung des Ansprechens etwa an Tag 28. Die Anzahl der Ebvallo-Zyklen, die den Patienten verabreicht wurden, richtete sich nach dem Ansprechen auf die Behandlung wie in Tabelle 1 dargestellt (siehe «Dosierung/Anwendung»). Siebzehn (39,5 %) Patienten benötigten eine Behandlung mit einer Ebvallo-Charge mit anderer HLA-Restriktion (Wechsel der Restriktion). Von diesen 17 Patienten erhielten 15 einen Wechsel der Restriktion, 2 erhielten 2 Wechsel der Restriktion und 5 (29,4 %) Patienten erreichten ein erstes Ansprechen nach dem ersten Wechsel der Restriktion. Tabelle 4 fasst die Wirksamkeitsergebnisse der SOT R+C- und HCT-indizierten Kohorten zusammen.
Tabelle 4: Zusammenfassung der Wirksamkeitsergebnisse in der ALLELE-Studie der SOT R+C- und HCT-indizierten Kohorten
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Ebvallo SOT EBV+ PTLDa
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Ebvallo HCT EBV+ PTLDa
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Nach Rituximab und Chemotherapie (N = 16)
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Nach Rituximab (N = 14)
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Objektive Ansprechrateb, c, n (%) 95%-KI
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9 (56,3) 29,9, 80,2
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7 (50,0) 23,0, 77,0
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Bestes Gesamtansprechenc, n (%)
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Komplette Remission
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5 (31,3)
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6 (42,9)
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Partielle Remission
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4 (25,0)
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1 (7,1)
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Stabile Erkrankung
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0
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3 (21,4)
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Krankheitsprogression
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4 (25,0)
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2 (14,3)
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Nicht auswertbar
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3 (18,8)
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2 (14,3)
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Zeit bis zum Ansprechenc (erstes vollständiges Ansprechen oder Teilansprechen)
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Mediane (Min, Max) Zeit bis zum Ansprechen, Monate
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1,1 (0,7, 4,1)
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1,0 (1,0, 4,7)
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Ansprechdauerc
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Mediane (Min, Max) Beobachtungsdauer bis zum Ansprechen, Monate
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2,3 (0,8, 9,3)
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15,9 (1,3, 23,3)
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Mediane DOR, Monate (95%-KI)
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15,2 (0,8, 15,2)
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23,0 (15,9; n.s.).
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Patienten mit dauerhaftem Ansprechen (DOR > 6 Monate), n
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4
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6
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Mediane Dauer des vollständigen Ansprechens, Monate (95%-KI)
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14,1 (6,8, n.s.)
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23,0 (15,9, n.s.)
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KI = Konfidenzintervall; DOR = Ansprechdauer; EBV+ PTLD = Epstein-Barr-Virus-positive Posttransplantations-lymphoproliferative Erkrankung; HCT = hämatopoetische Zelltransplantation; KM = Kaplan-Meier; Max = Maximum; Min = Minimum; n.s. = nicht schätzbar; SOT = Solide Organtransplantation; SOT R+C = SOT-Patienten, bei denen Rituximab versagt hatte
a Die Patienten erhielten mindestens eine Dosis Ebvallo.
b Die objektive Ansprechrate war der Anteil der Patienten, bei denen ein Ansprechen (Komplette Remission oder partielle Remission) erzielt wurde.
c Ansprechen gemäss unabhängiger Beurteilung des onkologischen Ansprechens (IORA).
Besondere Patientengruppen
Ältere Patienten
Basierend auf begrenzten Daten wurden insgesamt keine Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen Patienten im Alter von ≥65 Jahren und jünger beobachtet. Siebzehn Patienten waren ≥65 bis < 75 Jahre alt, 3 Patienten waren ≥75 bis < 85 Jahre alt, kein Patient war ≥85 Jahre alt.
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche mit EBV+ PTLD wurden ab einem Alter von 2 Jahren mit Ebvallo behandelt. Acht Patienten waren ≥2 bis < 6 Jahre alt, 16 Patienten waren ≥6 bis < 12 Jahre alt, 17 Patienten waren ≥12 bis < 18 Jahre alt. Basierend auf begrenzten Daten, stimmten die Ergebnisse zur Wirksamkeit und Sicherheit bei pädiatrischen Patienten mit denen bei Erwachsenen überein.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat die Verpflichtung zur Vorlage der Ergebnisse von Studien mit Ebvallo in einer oder mehreren Untergruppen der pädiatrischen Bevölkerungsgruppe zur Behandlung der Epstein-Barr-Virus-assoziierten lymphoproliferativen Posttransplantationsstörung aufgeschoben (siehe «Dosierung/Anwendung» für Informationen zur pädiatrischen Anwendung).
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