Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDifferenzierungssyndrom bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie
Nach einer Behandlung mit Ivosidenib wurde über ein Differenzierungssyndrom berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Das Differenzierungssyndrom kann lebensbedrohlich oder tödlich sein, wenn es nicht behandelt wird (siehe unten und «Dosierung/Anwendung»). Es geht mit einer schnellen Proliferation und Differenzierung myeloischer Zellen einher. Zu den Symptomen gehören: nicht-infektiöse Leukozytose, periphere Ödeme, Pyrexie, Dyspnoe, Pleuraerguss, Hypotonie, Hypoxie, Lungenödem, entzündliche Lungenerkrankung, Perikarderguss, Hautausschlag, Flüssigkeitsüberladung, Tumorlyse-Syndrom und erhöhtes Kreatinin. Die Patienten sollen über die Anzeichen und Symptome des Differenzierungssyndroms informiert werden mit dem Rat, bei diesen Anzeichen und Symptomen sofort ihren Arzt zu kontaktieren.
Bei Verdacht auf ein Differenzierungssyndrom für mindestens drei Tage systemische Kortikosteroide verabreichen und eine hämodynamische Überwachung einleiten, bis die Symptome abgeklungen sind.
Wenn eine Leukozytose beobachtet wird, ist eine Behandlung mit Hydroxycarbamid gemäss den Pflegestandards der Einrichtung und, sofern klinisch angezeigt, und eine Leukapherese einzuleiten (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Kortikosteroide und Hydroxycarbamid sind erst nach Abklingen der Symptome schrittweise auszuschleichen. Die Symptome des Differenzierungssyndroms können bei einem vorzeitigen Absetzen der Behandlung mit Kortikosteroiden und/oder Hydroxycarbamid wieder auftreten. Wenn schwere Anzeichen/Symptome nach Beginn der systemischen Kortikosteroid-Gabe länger als 48 Stunden anhalten, ist die Behandlung mit Tibsovo zu unterbrechen. Die Behandlung mit 500 mg Ivosidenib einmal täglich kann wieder aufgenommen werden, wenn die Anzeichen/Symptome mässig oder schwächer sind und sich der klinische Zustand des Patienten gebessert hat.
Verlängerung des QTc-Intervalls
Eine konzentrationsabhängige Verlängerung des QTc-Intervalls wurde unter der Behandlung mit Ivosidenib berichtet (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Ein EKG muss vor Beginn der Behandlung, mindestens einmal pro Woche während der ersten 3 Behandlungswochen und danach, wenn das QTc-Intervall bei ≤480 ms bleibt, monatlich durchgeführt werden (siehe «Dosierung/Anwendung»). Jede Anomalie muss sofort behandelt werden (siehe «Dosierung/Anwendung»). Bei auffälliger Symptomatik solle ein EKG gemäss nach klinischer Indikation durchgeführt werden. Bei schwerem Erbrechen und/oder Durchfall muss eine Beurteilung der Serumelektrolyt-Anomalien, insbesondere der Hypokaliämie und des Magnesiums, erfolgen.
Die Patienten sind über das Risiko einer QT-Verlängerung und deren Anzeichen und Symptome (Herzklopfen, Schwindelgefühl, Synkope oder sogar Herzstillstand) zu informieren und darauf hinzuweisen, dass sie bei Auftreten dieser Symptome sofort ihren Arzt kontaktieren.
Die gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die bekanntermassen das QTc-Intervall verlängern, oder von moderaten oder starken CYP3A4-Inhibitoren kann das Risiko einer QTc-Verlängerung erhöhen und soll während der Behandlung mit Tibsovo nach Möglichkeit vermieden werden. Die Patienten sollen mit Vorsicht behandelt und engmaschig hinsichtlich einer Verlängerung des QTc-Intervalls überwacht werden, wenn die Anwendung einer geeigneten Alternative nicht möglich ist. Ein EKG soll vor der gleichzeitigen Verabreichung und danach entsprechend der klinischen Indikation durchgeführt werden. Die empfohlene Dosis von Ivosidenib soll auf 250 mg einmal täglich reduziert werden, wenn die Anwendung moderaten oder starken CYP3A4-Inhibitoren nicht vermieden werden kann (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Interaktionen»).
Wenn die Gabe von Furosemid (ein OAT3-Substrat) klinisch angezeigt ist, um die Anzeichen/Symptome eines Differenzierungssyndroms zu behandeln, müssen die Patienten engmaschig hinsichtlich Elektrolytstörungen und einer Verlängerung des QTc-Intervalls überwacht werden.
Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz oder Elektrolytanomalien müssen während der Behandlung mit Ivosidenib engmaschig überwacht werden, mit regelmässigen Kontrollen des EKGs und der Elektrolyte.
Die Behandlung mit Tibsovo muss endgültig abgesetzt werden, wenn Patienten eine Verlängerung des QTc-Intervalls mit Anzeichen oder Symptomen einer lebensbedrohlichen Arrhythmie entwickeln (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Ivosidenib sollte bei Patienten, deren Albuminspiegel unter dem Normalwert liegt oder die untergewichtig sind, mit Vorsicht angewendet werden.
Guillain-Barré-Syndrom
Im Rahmen des klinischen Entwicklungsprogramms wurde bei weniger als 1 % der mit Tibsovo behandelten AML-Patienten über ein Guillain-Barré-Syndrom berichtet.
Patienten, die Tibsovo einnehmen, sollten auf neue Anzeichen oder Symptome einer motorischen und/oder sensorischen Neuropathie überwacht werden, wie ein- oder beidseitige Schwäche, sensorische Veränderungen, Parästhesien oder Atemnot. Die Behandlung mit Tibsovo ist endgültig bei Patienten, bei denen ein Guillain-Barré-Syndrom diagnostiziert wurde, abzusetzen (siehe «Dosierung/Anwendung»).
Posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom
Im Rahmen des klinischen Entwicklungsprogramms wurde bei weniger als 1 % der mit Tibsovo behandelten AML-Patienten über ein posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom (PRES) berichtet.
Patienten, die Tibsovo einnehmen, sollten überwacht werden hinsichtlich unerwarteter neurologischer oder psychiatrischer Symptome/Anzeichen und Symptome/Anzeichen, die auf einen erhöhten intrakraniellen Druck oder eine beschleunigte neurologische Verschlechterung hindeuten. Wenn derartige Symptome/Anzeichen auftreten, sollte umgehend eine umfassende körperliche und neurologische Untersuchung erfolgen und eine Magnetresonanztomographie (MRI) in Betracht gezogen werden. Bei Verdacht auf ein posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom ist die Behandlung mit Tibsovo abzubrechen.
Progressive multifokale Leukenzephalopathie
Die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) ist eine opportunistische Virusinfektion des Gehirns, die durch das JCV (John-Cunningham-Virus) verursacht wird und in der Regel nur bei immungeschwächten Patienten auftritt. Im Rahmen des klinischen Entwicklungsprogramms wurde bei weniger als 1 % der mit Tibsovo behandelten AML-Patienten über eine PML berichtet. Patienten unter Behandlung mit Tibsovo müssen auf Symptome überwacht werden, die auf eine PML hinweisen (z.B. kognitive, neurologische oder psychiatrische Anzeichen). Wenn solche Symptome/Anzeichen auftreten, sollte man erwägen, den Patienten an einen Neurologen zu überweisen und geeignete diagnostische Massnahmen für PML/JCV zu veranlassen. Bei Verdacht auf PML muss die Behandlung mit Tibsovo unterbrochen werden, bis eine PML ausgeschlossen wurde. Wenn sie bestätigt wird, ist die Behandlung mit Tibsovo abzubrechen.
Blutungen
Tibsovo wurde mit einer erhöhten Inzidenz von Blutungsereignissen in Verbindung gebracht (siehe «Unerwünschte Wirkungen»). Patienten, die Tibsovo einnehmen, sollten auf Anzeichen und Symptome von Blutungen im Zentralnervensystem (ZNS), gastrointestinale (GI) Blutungen und andere schwere Blutungen überwacht werden (siehe «Dosierung/Anwendung» für andere unerwünschte Wirkungen vom Grad 3 oder höher und die empfohlenen Dosisanpassungen).
Leberfunktionsstörungen
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ivosidenib bei Patienten mit mässiger oder schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klassen B und C) ist nicht nachgewiesen. Tibsovo muss bei Patienten mit mässiger oder schwerer Leberinsuffizienz mit Vorsicht angewendet werden und diese Patientengruppe ist engmaschig zu überwachen (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Tibsovo muss bei Patienten mit leichter Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse A) mit Vorsicht angewendet werden (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Substrate von CYP3A4
Ivosidenib ist ein Induktor von CYP3A4 und kann daher die systemische Exposition gegenüber CYP3A4-Substraten verringern.
Die Patienten sollen auf einen Verlust der Wirksamkeit des Antimykotikums überwacht werden, wenn die Anwendung von Itraconazol oder Ketoconazol nicht zu vermeiden ist (siehe «Interaktionen»).
Schwere Nierenfunktionsstörungen
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ivosidenib wurde bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (eGFR < 30 ml/min/1,73 m2) nicht nachgewiesen. Tibsovo soll bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen mit Vorsicht angewendet werden und diese Patientengruppe ist engmaschig zu überwachen (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Frauen im gebärfähigen Alter/Kontrazeption
Frauen im gebärfähigen Alter müssen vor Beginn der Behandlung mit Tibsovo einen Schwangerschaftstest machen und es vermeiden, während der Behandlung schwanger zu werden (siehe «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Frauen im gebärfähigen Alter oder Männer, deren Partnerin im gebärfähigen Alter ist, müssen während der Behandlung mit Tibsovo und für mindestens einen Monat nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.
Ivosidenib kann die systemische Konzentration hormoneller Kontrazeptiva vermindern und daher wird die gleichzeitige Anwendung einer Barriere-Verhütungsmethode empfohlen (siehe «Interaktionen» und «Schwangerschaft, Stillzeit»).
Lactose-Intoleranz
Tibsovo enthält Lactose. Patienten mit Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption (seltene Erbkrankheiten) sollen dieses Arzneimittel nicht einnehmen.
Natriumgehalt
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Tablette, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
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