ZusammensetzungWirkstoffe
Sugammadex (Natriumsalz)
Hilfsstoffe
Natrii hydroxidum, Acidum hydrochloricum, Aqua ad iniectabilia.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenDecurarisierung nach neuromuskulärer Blockade, die durch Rocuronium oder Vecuronium induziert wurde.
Die Anwendung wird nur für die routinemässige Decurarisierung nach einem Rocuronium-induzierten neuromuskulären Block bei Kindern und Jugendlichen empfohlen.
Dosierung/AnwendungSugammadex darf nur von einem Anästhesisten oder unter dessen Aufsicht verabreicht werden. Die Verwendung einer geeigneten Methode zur Überwachung der neuromuskulären Blockade wird empfohlen, um die Erholung von der neuromuskulären Blockade zu überwachen.
Die empfohlene Sugammadex-Dosis hängt vom Grad der neuromuskulären Blockade ab, nicht aber vom Anästhesieprotokoll.
Übliche Dosierung
Erwachsene
Sugammadex kann verwendet werden, um verschiedene Grade einer neuromuskulären Blockade, der durch Rocuronium oder Vecuronium induziert wurde, zu decurarisieren.
Routinemässige Decurarisierung der neuromuskulären Blockade
Die empfohlene Dosis für die Decurarisierung nach einer durch Rocuronium oder Vecuronium induzierten neuromuskulären Blockade beträgt 4,0 mg/kg Körpergewicht nach Wiederauftreten von 1 bis 2 Reaktionen auf die Post-Tetanus-Zählung (PTC).
Die mediane Zeit bis zur Erholung im T4/T1-Verhältnis von 0,9 beträgt dann etwa 3 Minuten (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“).
Eine Dosis von 2,0 mg/kg wird nach dem spontanen Wiederauftreten der 2. Reaktion (T2) empfohlen. Die mediane Zeit bis zur Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 beträgt dann ungefähr 2 Minuten (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“).
Die Verwendung der empfohlenen Dosen für eine routinemässige Decurarisierung führt zu einer etwas kürzeren medianen Zeit bis zur Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 bei einer Rocuronium-induzierten neuromuskulären Blockade im Vergleich zu einer Vecuronium-induzierten neuromuskulären Blockade.
Sofortige Decurarisierung der neuromuskulären Blockade
Wenn nach der Verabreichung von Rocuronium eine sofortige Decurarisierung klinisch notwendig ist, wird eine Dosis von 16,0 mg/kg Sugammadex empfohlen.
Die Verabreichung von 16,0 mg/kg Sugammadex 3 Minuten nach einer Bolusinjektion von 1,2 mg/kg Rocuroniumbromid ergibt eine mediane Zeit bis zur Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 von etwa 1,5 Minuten (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“).
Aufgrund fehlender Daten wird Sugammadex nicht für eine sofortige Decurarisierung nach einer durch Levecuronium induzierten neuromuskulären Blockade empfohlen.
Dosierung bei erneutem Auftreten der neuromuskulären Blockade
Im Ausnahmefall einer erneuten neuromuskulären Blockade in der postoperativen Phase (siehe "Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen") nach einer Anfangsdosis von 2 mg/kg oder 4 mg/kg Sugammadex wird empfohlen, eine zusätzliche Dosis von 4 mg/kg Sugammadex zu verabreichen. Es ist möglich, dass der Patient künstlich beatmet werden muss. Nach der Verabreichung dieser zweiten Dosis Sugammadex sollte der Patient engmaschig überwacht werden, um eine stabile Erholung der neuromuskulären Funktion zu gewährleisten.
Erneute Verabreichung von Rocuronium oder Vecuronium nach Sugammadex
Zu den Wartezeiten, die vor einer erneuten Verabreichung von Rocuronium oder Vecuronium nach der Decurarisierung durch Sugammadex einzuhalten sind, siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“.
Spezielle Dosierungshinweise
Dosierung bei übergewichtigen Patienten
Bei übergewichtigen Patienten, einschliesslich Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit (Body-Mass-Index ≥40 kg/m2), sollte die Dosis von Sugammadex auf dem tatsächlichen Körpergewicht basieren. Die empfohlenen Dosen sind die gleichen wie für die erwachsene Bevölkerung.
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Es wurden keine Studien mit Patienten mit Leberinsuffizienz durchgeführt. Da Sugammadex hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird, sind die empfohlenen Dosen bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Leberinsuffizienz ohne gleichzeitige Koagulopathie dieselben wie für die erwachsene Bevölkerung.
Bei der Anwendung von Sugammadex bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz oder einer Leberinsuffizienz mit Koagulopathie ist grösste Vorsicht geboten (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Patienten mit Nierenfunktionsstörung
Bei leichter oder mässiger Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 80 ml/min) gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen wie bei Patienten mit normaler Nierenfunktion.
Die Anwendung bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz - einschliesslich Patienten, die eine Dialysebehandlung benötigen (CrCl <30 ml/Min.) - wird nicht empfohlen (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Die vorliegenden Studiendaten zur Sicherheit bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz reichen nicht aus, um eine Anwendung von Sugammadex bei dieser Patientengruppe zu empfehlen (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“).
Bezüglich der erforderlichen Zeit vor einer erneuten Gabe von Rocuronium oder Vecuronium muss, siehe „Warnhinweise undVorsichtsmassnahmen“.
Ältere Patienten:
Obwohl die Erholungszeiten bei älteren Patienten insgesamt länger zu sein scheinen, sind die Dosierungsempfehlungen dieselben wie für die erwachsene Bevölkerung. Nach Verabreichung von Sugammadex beim Wiederauftreten derzweiten Reaktion (T2) nach einer durch Lerocuronium induzierten neuromuskulären Blockade betrug die mediane Zeit bis zur Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 bei Erwachsenen (18-64 Jahre) 2,2 Minuten, bei älteren Personen (65-74 Jahre) 2,6 Minuten und bei sehr alten Personen (75 Jahre und älter) 3,6 Minuten (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche (2 bis 17 Jahre):
Für eine routinemässige Decurarisierung der Rocuronium-induzierten neuromuskulären Blockade bei Wiederauftreten von T2 bei Kindern und Jugendlichen (2-17 Jahre) werden die gleichen Dosen wie für die erwachsene Bevölkerung empfohlen. Andere Decurarisierungssituationen wurden nicht untersucht, und daher wird Sugammadex in diesen Situationen nicht empfohlen, da keine weiteren Daten verfügbar sind.
Bei Kindern und Jugendlichen wurde die Verabreichung von Dosen über 2,0 mg/kg (wie bei einer sofortigen Decurarisierung) nicht untersucht und wird daher nicht empfohlen, da keine weiteren Daten vorliegen
Sugammadex Sintetica kann verdünnt werden, um die Genauigkeit der Dosierung in der pädiatrischen Population zu erhöhen (siehe „Sonstige Hinweise“).
Neugeborene und Kleinkinder:
Die Daten zur Anwendung von Sugammadex bei Kleinkindern (30 Tage bis 2 Jahre) sind sehr begrenzt; die Anwendung bei Neugeborenen (unter 30 Tagen) wurde nicht untersucht. Die Anwendung von Sugammadex bei Neugeborenen sowie bei Kleinkindern wird daher nicht empfohlen, da keine weiteren Daten verfügbar sind.
Verabreichungsart
Sugammadex muss schnell (innerhalb von 10 Sekunden) intravenös verabreicht werden, am besten als einzelner Bolus in einen bereits eingelegten intravenösen Katheter (siehe „Sonstige Hinweise“). In den klinischen Studien wurde Sugammadex nur als einzelne Bolusinjektion verabreicht.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe (siehe „Zusammensetzung“).
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenÜberwachung der Atemfunktion während der Erholung
Der Patient sollte künstlich beatmet werden, bis nach der Decurarisierung der neuromuskulären Blockade wieder eine wirksame Spontanatmung einsetzt.
Selbst nach vollständiger Decurarisierung können andere peri- und postoperativ eingesetzte Medikamente die Atemfunktion beeinträchtigen, weshalb eine assistierte Beatmung weiterhin erforderlich sein kann.
Wenn die neuromuskuläre Blockade nach der Extubation wieder auftritt, muss eine angemessene assistierte Beatmung eingeleitet werden.
Wiederauftreten der neuromuskulären Blockade
In klinischen Studien mit Patienten, die mit Rocuronium oder Vecuronium behandelt wurden (n=2022), bei denen Sugammadex in der für den Grad der neuromuskulären Blockade empfohlenen Dosis verabreicht wurde, wurde ein Wiederauftreten der neuromuskulären Blockade mit einer Inzidenz von 0,20 % aufgrund der neuromuskulären Überwachung oder des klinischen Befunds beobachtet. Dosierungen unterhalb der empfohlenen Dosis können zu einem erhöhten Risiko eines erneuten Auftretens der neuromuskulären Blockade nach der anfänglichen Decurarisierung führen und sollten daher nicht angewendet werden (siehe „Dosierung/Anwendung“).
Erforderliche Zeit bis zur erneuten Verabreichung von Curare nach Decurarisierung durch Sugammadex
Tabelle 1: Erneute Gabe von Rocuronium oder Vecuronium nach routinemässiger Decurarisierung der neuromuskulären Blockade bei Patienten mit normaler Nierenfunktion (Sugammadex bis zu 4 mg/kg)
Mindest-Wartezeit
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Curaremittel und zu verabreichende Dosis
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5 Minuten
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Rocuronium 1,2 mg/kg
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4 Stunden
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Rocuronium 0,6 mg/kg oder Vecuronium 0,1 mg/kg
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Wenn Rocuronium in einer Dosis von 1,2 mg/kg innerhalb von 30 Minuten nach der Decurarisierung der neuromuskulären Blockade durch Sugammadex verabreicht wird, kann das Auftreten der neuromuskulären Blockade um bis zu ca. 4 Minuten verzögert und die Dauer der neuromuskulären Blockade auf eine Dauer von ca. 15 Minuten verkürzt werden.
Nach pharmakokinetischen Modellierungen sollte die Wartezeit nach einer routinemässigen Decurarisierung der neuromuskulären Blockade durch Sugammadex bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Niereninsuffizienz vor einer erneuten Verabreichung von Rocuronium 0,6 mg/kg oder Decuronium 0,1 mg/kg ≥24 h betragen. Wenn es dringend notwendig ist, die Wartezeit zu verkürzen, sollte die Rocuronium-Dosis zur Erzielung eines neuen neuromuskulären Blocks 1,2 mg/kg betragen.
Erneute Gabe von Rocuronium oder Vecuronium nach sofortiger Decurarisierung der neuromuskulären Blockade (Sugammadex 16 mg/kg):
Für diese sehr seltenen Fälle wird eine Wartezeit von ≥24 Stunden empfohlen.
Wenn eine neuromuskuläre Blockade vor Ablauf der empfohlenen Zeit erforderlich ist, sollte ein nichtsteroidales neuromuskuläres Blockademittel verwendet werden. Der Wirkungseintritt eines depolarisierenden Curaremittels kann langsamer als erwartet erfolgen, da ein beträchtlicher Anteil der postsynaptischen Nikotinrezeptoren noch durch das Curaremittel besetzt sein kann.
Niereninsuffizienz
Die Anwendung von Sugammadex bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz - einschliesslich Dialysepatienten (CrCl <30 ml/min) - wird nicht empfohlen (siehe „Eigenschaften/Wirkungen“ und „Pharmakokinetik“).
Interaktionen aufgrund einer verlängerten Wirkung von Rocuronium oder Vecuronium
Bei der Anwendung von Medikamenten, die die neuromuskuläre Blockade in der postoperativen Phase potenzieren, sollte die Möglichkeit eines möglichen Wiederauftretens der neuromuskulären Blockade sorgfältig überwacht werden. Eine Liste spezifischer Medikamente, die die neuromuskuläre Blockade potenzieren, finden Sie in der Packungsbeilage von Rocuronium oder Vecuronium. Bei einem erneuten Auftreten der neuromuskulären Blockade muss der Patient möglicherweise künstlich beatmet werden und eine weitere Dosis Sugammadex erhalten (siehe „Dosierung/Anwendung“).
Potenzielle Interaktionen
Interaktionen durch Bildung einer komplexen Verbindung:
Nach der Verabreichung von Sugammadex kann die Wirksamkeit einiger Arzneimittel durch die Verringerung ihrer freien Plasmakonzentrationen verringert werden(siehe „Interaktionen, Hormonelle Kontrazeptiva“).
Wenn ein solcher Fall beobachtet wird, wird dem Kliniker geraten, eine erneute Verabreichung des beteiligten Arzneimittels, die Verabreichung eines therapeutischen Äquivalents (vorzugsweise eines Wirkstoffs aus einer anderen Klasse) und/oder nicht-pharmakologische Interventionen in Betracht zu ziehen.
Interaktionen durch Verdrängung:
Rocuronium oder Vecuronium können theoretisch durch Sugammadex verdrängt werden, wenn bestimmte Medikamente nach Sugammadex verabreicht werden.Derzeit gibt es nur wenige Substanzen, bei denen es zu Interaktionen durch Verdrängung kommen kann (Toremifen und Fusidinsäure, siehe „Interaktionen“).Diese können zu einer Recurarisierung führen. In diesem Fall muss der Patient künstlich beatmet werden. Die Verabreichung des Medikaments, das eine solche Verdrängung verursacht hat, muss bei einer Infusion gestoppt werden. In Situationen, die zu einer Interaktion führen könnten, sollten die Patienten nach parenteraler Verabreichung eines anderen Medikaments innerhalb von 7,5 Stunden nach der Verabreichung von Sugammadex aufmerksam überwacht werden (ca. 15 Minuten lang, um Anzeichen einer möglichen Recurarisierung zu erkennen).
Anästhesiologische Komplikationen
In klinischen Studien zur sofortigen Decurarisierung wurde eine Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade mit Sugammadex in der Mitte der Narkose freiwillig durchgeführt. Gelegentlich konnten Anzeichen einer Erholung der neuromuskulären Funktion beobachtet werden (Bewegung,Husten, Grimassenschneiden und Schlucken).
Im Falle einer Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade während der Anästhesie sollten zusätzliche Dosen von Anästhetika und/oder Opiaten gemäss der üblichen klinischen Praxis verabreicht werden (siehe „Unerwünschte Wirkungen“).
Ausgeprägte Bradykardie
In seltenen Fällen wurde eine ausgeprägte Bradykardie innerhalb weniger Minuten nach der Verabreichung von Sugammadex beobachtet. Einzelne Fälle von Bradykardie mit Herzstillstand wurden berichtet (siehe „Unerwünschte Wirkungen“). Bei Patienten, die mit Sugammadex behandelt werden, müssen die hämodynamischen Parameter während und nach der Verabreichung von Sugammadex engmaschig überwacht werden. Wenn eine klinisch bedeutsame Bradykardie beobachtet wird, müssen sofort geeignete Notfallmassnahmen ergriffen und ein Anticholinergikum (z. B. Atropin) verabreicht werden.
Leberinsuffizienz
Sugammadex wird in der Leber weder metabolisiert noch ausgeschieden, daher wurden keine spezifischen Studien an Patienten mit Leberinsuffizienz durchgeführt.
Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz sollten mit äusserster Vorsicht behandelt werden. Die Erholungsdauer könnte sich verlängern. Wenn eine Leberinsuffizienz mit einer Koagulopathie einhergeht, sollten die Informationen über den Einfluss auf die Hämostase beachtet werden.
Verwendung auf der Intensivstation
Sugammadex wurde bei Patienten auf der Intensivstation nicht untersucht.
Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade, die durch andere Curare als Rocuronium/Vecuronium induziert wurde.
Sugammadex darf nicht zur Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade verwendet werden, die durch nichtsteroidale Curare wie Lasuccinylcholin oder Benzylisochinoline induziert wurde.
Sugammadex darf nicht zur Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade verwendet werden, die durch andere steroidale Curare als Lerocuronium oder Vecuronium induziert wurde, da es keine Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit in diesen Situationen gibt.
Da die Daten über die Verwendung von Sugammadex zur Dceurarisierung nach einer Pancuronium-induzierten neuromuskulären Blockade begrenzt sind, wird in dieser Situation von der Verwendung von Sugammadex abgeraten.
Verlängerte Erholungszeit
Unter bestimmten Bedingungen, die mit einer verlängerten Kreislaufzeit einhergehen, z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Seneszenz (siehe „Dosierung/Anwendung“) oder ödematöse Zustände (z. B. schwere Leberinsuffizienz), ist die Erholungszeit verlängert.
Wirkung auf die Hämostase
In einer Studie mit Freiwilligen verlängerten Dosen von 4 mg/kg und 16 mg/kg Sugammadex die mittlere aktivierte Gerinnungszeit (ACT) um17 bis maximal 22% und die Prothrombinzeit (PT[INR]) um 11 bis 22 %. Diese begrenzten Verlängerungen, die bei den Durchschnittswerten von ACT und PT[INR] beobachtet wurden, waren nur von kurzer Dauer (≤30 Minuten). Auf der Grundlage der klinischen Daten (n=3519) wurde bei der Verabreichung von Sugammadex allein oder in Kombination mit anderen Antikoagulanzien kein klinisch signifikanter Effekt auf die Inzidenz perioperativer oder postoperativer Blutungskomplikationen festgestellt.
In einer Studie mit 1184 Patienten, die sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen mussten und gleichzeitig eine Antikoagulationstherapie erhielten, wurde innerhalb einer Stunde nach Verabreichung von Sugammadex 4 mg/kg ein leichter, vorübergehender Anstieg der PTZ um 5,5% bzw. der TP[INR] um 3,0% beobachtet. Dieser Anstieg verursachte in dieser Studie keine klinisch manifeste Erhöhung des Blutungsrisikos.
Eine zusätzliche Verlängerung der aPTT und PT wurde unter Sugammadex in Kombination mit Vitamin-K-Antagonisten, nicht fraktioniertem Heparin, niedermolekularen Heparinoiden, Rivaroxaban und Dabigatran in In-vitro-Experimenten beobachtet. Diese pharmakodynamische Interaktion ist bei Patienten, die routinemässig eine postoperative prophylaktische Antikoagulationstherapie erhalten, nicht klinisch signifikant. Bei der Entscheidung über die Anwendung von Sugammadex bei Patienten, die wegen einer vorbestehenden oder gegenwärtigen Erkrankung eine gerinnungshemmende Behandlung erhalten, sollten Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.
Eine Erhöhung des Blutungsrisikos kann bei den Patienten nicht ausgeschlossen werden:
·mit erblichen Defiziten an Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren;
·mit bekannten vorbestehenden Koagulopathien;
·die mit Cumarin-Derivaten behandelt werden und einen INR-Wert von über 3,5 aufweisen;
·die mit Antikoagulantien behandelt werden und eine Dosis von 16 mg/kg Sugammadex erhielten.
Wenn es medizinisch notwendig ist, diesen Kindern Sugammadex zu verabreichen,
sollte der Anästhesist prüfen, ob die Vorteile gegenüber dem potentiellen Risiko von Blutungskomplikationen überwiegen und die Vorgeschichte des Patienten mit Blutungsepisoden und die Art der geplanten Operation berücksichtigen. Wenn diesen Patienten Sugammadex verabreicht wird, wird empfohlen, die Hämostase- und Gerinnungsparameter zu überwachen.
Da das Blutungsrisiko unter Sugammadex >4 mg/kg nicht systematisch untersucht wurde, sollten die Gerinnungsparameter bei Patienten mit Koagulopathie und bei antikoagulierten Patienten, die Sugammadex in einer Dosis von 16 mg/kg erhalten, entsprechend der klinischen Routinepraxis sorgfältig überwacht werden.
Überempfindlichkeit gegen das Medikament
Kliniker müssen auf das Risiko
des Auftretens von Überempfindlichkeitsreaktionen auf das Arzneimittel (einschliesslich anaphylaktischer Reaktionen) vorbereitet sein und müssen die notwendigen Vorsichtsmassnahmen ergreifen (siehe „Unerwünschte Wirkungen“).
Die mit Überempfindlichkeitsreaktionen verbundenen Symptome können sein: Flush, Urtikaria, erythematöser Ausschlag, (schwere) Hypotonie, Tachykardie, Schwellung der Zunge, Schwellung des Rachens, Bronchospasmus und Lungenobstruktion. Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen können tödlich sein.
Natrium
Dieses Medikament enthält bis zu 9,7 mg Natrium pro ml, was 0,5% der von der WHO empfohlenen maximalen täglichen Nahrungsaufnahme von 2 g Natrium pro Erwachsenem entspricht.
InteraktionenInteraktionen mit anderen Arzneimitteln/andere Formen von Interaktionen
Die Informationen in diesem Abschnitt basieren auf der Bindungsaffinität zwischen Sugammadex und anderen Arzneimitteln, auf präklinischen Versuchen, klinischen Studien und Daten zur Modellierung der pharmakodynamischen Effekte von Substanzen, die eine neuromuskuläre Blockade verursachen, unter Berücksichtigung der pharmakokinetischen Interaktionen zwischen diesen Substanzen, die eine neuromuskuläre Blockade verursachen, und Sugammadex. Auf der Grundlage dieser Daten sind keine klinisch bedeutsamen pharmakodynamischen Interaktionen mit anderen Arzneimitteln zu erwarten, mit Ausnahme der folgenden:
Bei Toremifen und Fusidinsäure kann eine Interaktion durch Verdrängung nicht ausgeschlossen werden (klinisch relevante Interaktionen aufgrund von Komplexbildung sind nicht zu erwarten).
Bei hormonellen Kontrazeptiva kann eine klinisch relevante Interaktion aufgrund einer Komplexbildung nicht ausgeschlossen werden (eine Interaktion aufgrund einer Verdrängung ist nicht zu erwarten).
Interaktionen, die die Wirksamkeit von Sugammadex potenziell verändern können (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“)
Tremifen:
Toremifen, das eine relativ hohe Bindungsaffinität für Sugammadex aufweist und in relativ hohen Plasmakonzentrationen vorliegen kann, kann eine gewisse Verdrängung von Vecuronium oder Rocuronium aus dem mit Sugammadex gebildeten Komplex bewirken. Die Zeitspanne bis zum Erreichen eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 kann sich daher bei Patienten, die am Tag der Operation Toremifen erhalten haben, verlängern.
Intravenöse Verabreichung von Fusidinsäure:
Die Verabreichung von Fusidinsäure in der präoperativen Phase kann die Zeitspanne bis zur Wiederherstellung des T4/T1-Verhältnisses auf 0,9 verlängern. In der postoperativen Phase ist keine Recurarisierung zu erwarten, da Fusidinsäure über mehrere Stunden infundiert wird und sich die Blutspiegel über 2-3 Tage akkumulieren. Zu einer erneuten Verabreichung von Sugammadex siehe „Dosierung/Anwendung“.
Interaktionen, die die Wirksamkeit anderer Medikamente verändern können (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Hormonelle Kontrazeptiva:
In einem PC/PD-Simulationsmodell führte die Verabreichung von 4 mg/kg Sugammadex zu einer Verringerung der Gestagenkonzentration (34% der AUC), die mit derjenigen vergleichbar ist, die bei der Einnahme eines oralen Kontrazeptivums mit einer Verzögerung von 12 Stunden beobachtet wurde, was dessen Wirksamkeit beeinträchtigen kann. Im Falle von Östrogenen ist die erwartete Wirkung geringer. Daher kann die Verabreichung einer Sugammadex-Injektion als gleichwertig mit dem Vergessen einer täglichen Dosis eines oralen hormonellen Kontrazeptivums (Gestagen oder Östrogen) angesehen werden. Wenn Sie am Tag der Operation ein orales Kontrazeptivum einnehmen, beachten Sie die Anweisungen für eine vergessene Einnahme in der Packungsbeilage des oralen Kontrazeptivums.
Bei hormonellen Kontrazeptiva, die nicht oral verabreicht werden, muss die Patientin in den nächsten 7 Tagen zusätzlich eine andere nicht-hormonelle Verhütungsmethode anwenden. Ausserdem sollte die Patientin darauf hingewiesen werden, dass sie die Packungsbeilage des Verhütungsmittels konsultieren sollte.
Interferenz mit Laboruntersuchungen
Eine Interferenz mit dem Test zur Bestimmung des Serumprogesterons wurde bei Plasmakonzentrationen von Sugammadex von 100 μg/ml beobachtet (Spitzenwerte der Plasmakonzentration nach Bolusinjektion von 8 mg/kg).
In einer Studie mit Freiwilligen verlängerten Dosen von 4 mg/kg und 16 mg/kg Sugammadex die mittlere aktivierte Gerinnungszeit (ACT) um17 bis maximal 22% und die Prothrombinzeit (PT[INR]) um 11 bis 22 %. In allen Fällen war diese leichte Verlängerung nur von kurzer Dauer (≤30 Minuten).
Eine pharmakodynamische Interaktion (Verlängerung der aPTT und PT) mit Vitamin-K-Antagonisten, unfraktioniertem Heparin, niedermolekularen Heparinoiden, Rivaroxaban und Dabigatran wurde in In-vitro-Experimenten nachgewiesen (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Pädiatrische Patienten
Es wurden keine Studien zu Interaktionen bei Kindern durchgeführt. Die oben für Erwachsene genannten Interaktionen, Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen sind auch für Kinder und Jugendliche zu beachten.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Es gibt keine verfügbaren Daten über die Anwendung von Sugammadex bei schwangeren Frauen.
Tierstudien haben keine direkten oder indirekten schädlichen Auswirkungen auf die Schwangerschaft, die embryonale oder fetale Entwicklung, die Geburt sowie die postnatale Entwicklung gezeigt.
Während der Schwangerschaft sollte Sugammadex nur verabreicht werden, wenn es absolut notwendig ist.
Stillen
Bei Ratten werden maximal 0,22 % der verabreichten Sugammadex-Dosis in die Milch ausgeschieden. Der Gehalt in der Milch nimmt proportional zur Abnahme der Plasmakonzentration ab. Sugammadex, das mit der Milch aufgenommen wird, hat keine Auswirkungen auf die Überlebensrate, das Körpergewicht oder die physischen, Verhaltens- oder Entwicklungsparameter neugeborener Ratten, die in Studien zur peri- und postnatalen Entwicklung untersucht wurden. Die Ausscheidung von Sugammadex in die Muttermilch wurde beim Menschen nicht untersucht. Auf der Grundlage präklinischer Daten kann man jedoch eine solche Ausscheidung erwarten. Die Anwendung von Sugammadex während der Stillzeit wird nicht empfohlen.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenSugammadex Sintetica hatkeinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen.
Unerwünschte WirkungenDie Sicherheit von Sugammadex wurde bei 3519 Probanden anhand der Sicherheitsdatenbank bewertet, in der Daten aus den Phasen I bis III zusammengefasst sind.
In der Untergruppe der kumulativen, placebokontrollierten Studien, in denen die Probanden eine Anästhesie und/oder Curaremittel erhielten (1078 Patienten, die Sugammadex erhielten, versus 544 Patienten, die Placebo erhielten), wurden die folgenden unerwünschten Wirkungen beobachtet:
Tabelle 2: Prozentualer Anteil der Expositionen von Patienten mit unerwünschten Wirkungen mit einer Inzidenz von ≥2% und mindestens doppelt so häufig wie Placebo, die in den kumulativen, placebokontrollierten Studien der Phasen I bis III eine Anästhesie und/oder Curaremittel erhalten haben.
Ermüden von Organsystemen
|
Unerwünschte Wirkungen (preferred term)
|
Sugammadex
|
Placebo
|
(n=1078)
|
(n=544)
|
%
|
%
|
Verletzungen, Vergiftungen und Komplikationen bei Eingriffen
|
Respiratorische Komplikationen bei der Anästhesie
|
4
|
0
|
Komplikationen bei der Anästhesie
|
3
|
<1
|
Hypotonie während eines Eingriffs
|
3
|
2
|
Komplikationen während eines Eingriffs
|
2
|
1
|
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
|
Husten
|
5
|
2
|
Komplikationen im Zusammenhang mit der Anästhesie oder dem chirurgischen Eingriff wurden von den Prüfärzten der klinischen Studien in die unten aufgeführten Kategorien von unerwünschten Wirkungen eingeteilt und umfassten die folgenden Begriffe:
Respiratorische Komplikation in der Anästhesie:
Zu den respiratorischen Komplikationen in der Anästhesie gehörten heftiger Widerstand gegen die endotracheale Sondenbeatmung (Aufbäumen), Husten, leichtes Aufbäumen, eine Wachreaktion während des chirurgischen Eingriffs, Husten während der Anästhesie oder des chirurgischen Eingriffs oder Atmung gegen das Beatmungsgerät (spontane Atmung des Patienten während der Anästhesie).
Komplikationen in der Anästhesie:
Zu den Komplikationen in der Anästhesie, die auf eine Wiederherstellung der neuromuskulären Funktion hindeuten, gehören Bewegungen von Gliedmassen oder des Körpers oder Husten während der Anästhesie oder Operation, Grimassenschneiden oder das Saugen am Endotrachealtubus (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Komplikation während eines Eingriffs:
Zu den Komplikationen bei einem Eingriff gehörten Husten, Tachykardie, Bradykardie, Bewegung und erhöhte Herzfrequenz.
Die folgenden unerwünschten Wirkungen wurden in Übereinstimmung mit den kumulativen Sicherheitsdaten aus placebokontrollierten klinischen Studien der Phasen I bis III berichtet:
[sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100 bis <1/10), gelegentlich (≥1/1000 bis <1/100), selten (≥1/10'000 bis <1/1000), sehr selten (<1/10'000, einschliesslich Kasualien)].
Erkrankungen des Nervensystems
Gelegentlich: Schwindelgefühl.
Psychiatrische Erkrankungen
Selten: Schlaflosigkeit.
Erkrankungen des Ohrs und des Gehörgangs
Gelegentlich: Schwindel.
Herzerkrankungen
Gelegentlich: Tachykardie.
Selten: Extrasystolen.
Gefässerkrankungen
Gelegentlich: Hypotonie, Hämatome, Hypertonie.
Selten: Kreislaufkollaps.
Störungen des Blut- und Lymphsystems
Gelegentlich: Anämie.
Selten: Abnormale Blutkörperchen.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Selten: Harninkontinenz, Harnverhaltung.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Häufig: Husten.
Selten: Schluckauf, Niesen.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Übelkeit, Erbrechen.
Gelegentlich: Mundtrockenheit.
Selten: Abdominale Symptome, Verstopfung, Durchfall, Ptyalismus.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Erythem, Urtikaria.
Selten: Hyperhidrose.
Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems und des Bindegewebes
Gelegentlich: Muskelschwäche.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Selten: verminderter Appetit, Hypokaliämie.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Häufig: Vermindertes Therapieansprechen.
Selten: Schüttelfrost, Gefühl der Veränderung der Körpertemperatur, Unwohlsein, periphere Ödeme, Fieber.
Verletzungen, Vergiftungen und Komplikationen bei Eingriffen
Gelegentlich: postoperative Anämie, respiratorische Komplikation in Anästhesie, Komplikation in Anästhesie, Blutung nach dem Eingriff, verzögertes Erwachen nach der Anästhesie, Komplikation während des Eingriffs, niedriger Blutdruck während des Eingriffs, Blutung aus einer Wunde.
Selten: Komplikationen nach einem Eingriff, postoperatives Hämatom, verkürzte Narkosedauer, Schwindel im Zusammenhang mit einem Eingriff, Erbrechen im Zusammenhang mit einem Eingriff, subkutanes Hämatom, unerwünschtes Bewusstsein während der Narkose.
Medizinische und chirurgische Behandlungen
Selten: Oberflächenanästhesie, Drainage nach dem Eingriff.
Untersuchungen
Gelegentlich: Albumin im Urin vorhanden, Beta-2-Mikroglobulin im Urin erhöht, N-Acetyl-β-D-Glucosaminidase erhöht, verlängertes QT-Intervall im Elektrokardiogramm, erhöhtes Blutbilirubin, verminderter Hämatokrit, vermindertes Hämoglobin, verminderte Thrombozytenzahl.
Selten: verlängerte aktivierte Cephalinzeit, erhöhtes Beta-2-Mikroglobulin, erhöhtes Blutkreatinin, erhöhte Blutglukose, verringerter Blutdruck, abnormales QT-Intervall im Elektrokardiogramm, verringertes Haptoglobin, verringerte Herzfrequenz, erhöhte INR (International Normalisedratio), erhöhtes Prothrombin, verringerte rote Blutkörperchen.
Beschreibung bestimmter unerwünschter Wirkungen
Überempfindlichkeitsreaktionen auf das Arzneimittel:
Überempfindlichkeitsreaktionen auf Sugammadex, die in klinischen Studien beobachtet wurden, reichten von einzelnen Hautreaktionen bis hin zu schweren systemischen Reaktionen (d. h. Anaphylaxie, anaphylaktischer Schock) und traten bei Patienten auf, die zuvor noch nicht mit Sugammadex in Berührung gekommen waren.
In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde die Inzidenz von Überempfindlichkeitsreaktionen bei Probanden untersucht, die bis zu drei aufeinanderfolgende Dosen Placebo (n=76), Sugammadex 4 mg/kg (n=151) oder Sugammadex 16 mg/kg (n=148) erhalten hatten. Berichte über vermutete Überempfindlichkeitsreaktionen wurden einem Ausschuss zur Blindbewertung vorgelegt. Die Inzidenz bestätigter Überempfindlichkeitsreaktionen betrug1,3 % in der Placebogruppe, 6,6 % in der Gruppe, die Sugammadex 4 mg/kg erhielt, und 9,5 % in der Gruppe, die Sugammadex 16 mg/kg erhielt. Es gab keine Berichte über Anaphylaxie nach der Verabreichung eines Placebos oder von Sugammadex 4 mg/kg. Ein einzelner Fall von bestätigter Anaphylaxie trat nach der ersten Dosis von Sugammadex 16 mg/kg auf (Inzidenz 0,7 %). Es wurden keine Hinweise auf eine Zunahme der Häufigkeit oder Schwere von Überempfindlichkeitsreaktionen im Zusammenhang mit der wiederholten Verabreichung von Sugammadex gefunden.
Drei bestätigte Fälle von Anaphylaxie (Inzidenz 2,0%), die alle drei nach der Verabreichung von Sugammadex 16 mg/kg auftraten, waren in einer früheren Studie mit ähnlichem Design berichtet worden.
Ausgeprägte Bradykardie:
Nach der Markteinführung des Medikaments wurden einzelne Fälle von ausgeprägter Bradykardie und Bradykardie mit Herzstillstand innerhalb weniger Minuten nach der Verabreichung von Sugammadex beobachtet (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
Zusätzliche Informationen zu bestimmten Bevölkerungsgruppen
Patienten mit einer Lungenerkrankung:
Im Rahmen der Überwachung nach der Markteinführung und in einer klinischen Studie bei Patienten mit pulmonalen Komplikationen in der Vorgeschichte wurde Bronchospasmus als eine mögliche Nebenwirkung berichtet. Wie bei allen Patienten mit einer Vorgeschichte von pulmonalen Komplikationen muss der Arzt auf das mögliche Auftreten eines Bronchospasmus hingewiesen werden.
Pädiatrische Population:
Die begrenzt zur Verfügung stehenden Daten lassen darauf schliessen, dass das Sicherheitsprofil von Sugammadex (bis zu 4 mg/kg) bei pädiatrischen Patienten mit dem bei Erwachsenen beobachteten vergleichbar ist.
Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit:
In einer klinischen Studie bei Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit war das Sicherheitsprofil im Allgemeinen ähnlich wie bei erwachsenen Patienten in den kumulativen Studien der Phasen I bis III (siehe Tabelle 2).
Patienten mit einer schweren
systemischen Erkrankung:
In einer Studie mit Patienten, die von der American Society of Anesthesiologists (ASA) als Klasse 3 oder 4 eingestuft wurden (Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen oder Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen, die eine ständige Bedrohung für das Leben darstellen), war das Sicherheitsprofil bei diesen Patienten der Klassen ASA 3 und 4 im Allgemeinen ähnlich wie bei erwachsenen Patienten in den kumulativen Studien der Phasen I bis III (siehe Tabelle oben). Siehe Abschnitt „Eigenschaften/Wirkungen“.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungIn klinischen Studien wurde 1 Fall einer versehentlichen Überdosierung mit der Verabreichung von 40 mg/kg Sugammadex ohne signifikante Nebenwirkungen berichtet. In einer Verträglichkeitsstudie am Menschen wurde Sugammadex in Dosen von bis zu 96 mg/kg administeriert und gut vertragen.
Sugammadex kann durch Hämodialyse mit High-Flow-Filter, aber nicht mit Low-Flow-Filter entfernt werden. Laut klinischen Studien mit sugammadex4,0 mg/kg wird die Plasmakonzentration von Sugammadex durch eine 3- bis 6-stündige Dialyse mit einem High-Flow-Filter um 60 bis 70% reduziert.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
V03AB35
Sugammadex bildet einen selektiven Komplex, indem es sich spezifisch an Muskelrelaxantien bindet.
Wirkungsmechanismus
Sugammadex ist ein modifiziertes Gamma-Cyclodextrin, das einen Komplex mit Rocuronium und Vecuronium (Mittel zur neuromuskulären Blockade) bildet. Diese Interaktion verringert somit die Menge an Curare, die für die Bindung an die Nikotinrezeptoren des neuromuskulären Übergangs zur Verfügung steht, was zu einer Decurarisierung nach einer neuromuskulären Blockade führt, die durch Rocuronium und Vecuronium induziert wurde.
Pharmakodynamik
Sugammadex wurde in Dosen von 0,5 mg/kg bis 16 mg/kg in Dosis-Wirkungs-Studien zur Decurarisierung nach Rocuronium-induzierter neuromuskulärer Blockade (0,6; 0,9; 1,0 und 1,2 mg/kg Rocuroniumbromid mit oder ohne Erhaltungsdosis) und zur Decurarisierung nach einer Vecuronium-induzierten neuromuskulären Blockade (0,1 mg/kg Vecuroniumbromid mit und ohne Erhaltungsdosis) mit verschiedenen Zeitpunkten und Entspannungsniveaus verabreicht. In diesen Studien wurde eindeutig eine Dosis-Wirkungs-Beziehung beobachtet.
Klinische Wirksamkeit
Sugammadex kann nach der Verabreichung von Vecuroniumbromid und Rocuronium zu verschiedenen Zeitpunkten verabreicht werden.
Routinemässige Decurarisierung neuromuskuläre Blockade
In einer Pivotstudie wurden die Patienten randomisiert und erhielten entweder Rocuronium oder Vecuronium. Nach der letzten Dosis Rocuronium oder Vecuronium und dem Wiederauftreten von 1 oder 2 PTC-Reaktionen erhielten die Patienten entweder 4,0 mg/kg Sugammadex oder 70 μg/kg Neostigmin in einer randomisierten Reihenfolge. Die Zeitspanne (in Minuten) zwischen dem Beginn der Verabreichung von Sugammadex oder Neostigmin und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 betrug:
Tabelle 3: Zeit (Minuten) zwischen der Verabreichung von Sugammadex oder Neostigmin und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 während einer tiefen neuromuskulären Blockade (1 bis 2 PTC-Reaktionen), der durch Injektion von Rocuronium oder Vecuronium induziert wurde.
Curare
|
Therapeutisches Schema
|
Sugammadex (4 mg/kg)
|
Neostigmin (70 μg/kg )
|
Rocuronium
|
N
|
37
|
37
|
Median (Minuten)
|
2.7
|
49.0
|
Ran Extreme Werte
|
1.2-16.1
|
13.3-145.7
|
Vecuronium
|
N
|
47
|
36
|
Median (Minuten)
|
3.3
|
49.9
|
Extreme Werte
|
1.4-68.4
|
46.0-312.7
|
Routinemässige Decurarisierung - mässige neuromuskuläre Blockade
In einer anderen Pivotstudie wurden die Patienten randomisiert und erhielten entweder Rocuronium oder Vecuronium. Nach der letzten Dosis Rocuronium oder Vecuronium und Wiederauftreten von T2 erhielten die Patienten entweder 2,0 mg/kg Sugammadex oder 50 μg/kg Neostigmin in einer randomisierten Reihenfolge. Die Zeitspanne (in Minuten) zwischen dem Beginn der Verabreichung von Sugammadex oder Neostigmin und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 war:
Tabelle 4: Zeitspanne (in Minuten) von der Verabreichung von Sugammadex oder Neostigmin bis zum Wiederauftreten von T2 und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 nach Injektion von Rocuronium oder Vecuronium
Curare
|
Therapeutisches Schema
|
Sugammadex (2 mg/kg)
|
Neostigmin (50 μg/kg)
|
Rocuronium
|
N
|
48
|
48
|
Median (Minuten)
|
1.4
|
17.6
|
Extreme Werte
|
0.9-5.4
|
3.7-106.9
|
Vecuronium
|
N
|
48
|
45
|
Median (Minuten)
|
2.1
|
18.9
|
Extreme Werte
|
1.2-64.2
|
2.9-76.2
|
Die Decurarisierung einer neuromuskulären Blockade, die durch Rocuronium induziert wurde, durch Sugammadex wurde mit der Decurarisierung einer neuromuskulären Blockade, die durch Cisatracurium induziert wurde, durch Neostigmin verglichen. Bei Wiederauftreten von T2 wurde eine Dosis von 2,0 mg/kg Sugammadex oder 50 μg/kg Neostigmin verabreicht. Sugammadex führte zu einer schnelleren Decurarisierung der Rocuronium-induzierten neuromuskulären Blockade im Vergleich zu einer Decurarisierung der Cisatracurium-induzierten neuromuskulären Blockade mit Neostigmin.
Tabelle 5: Zeitspanne (in Minuten) von der Verabreichung von Sugammadex oder Neostigmin bis zum Wiederauftreten von T2 und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9 nach Injektion von Rocuronium oder Cisatracurium
Curare
|
Therapeutisches Schema
|
Rocuronium und Sugammadex (2,0 mg/kg)
|
Cisatracurium und Neostigmin (50 μg/kg)
|
N
|
34
|
39
|
Median (Minuten)
|
1.9
|
7.2
|
Extreme Werte
|
0.7-6.4
|
4.2-28.2
|
Sofortige Decurarisierung
Die Zeitspanne bis zur Erholung von einer durch Succinylcholin (1,0 mg/kg) induzierten neuromuskulären Blockade wurde mit der Zeit bis zur Erholung durch Sugammadex 16 mg/kg 3 Minuten nach einer durch Rocuronium (1,2 mg/kg) induzierten neuromuskulären Blockade verglichen.
Tabelle 6: Zeitspanne (in Minuten) zwischen der Verabreichung von Rocuronium und der Verabreichung von Sugammadex oder Succinylcholin und einer 10%igen Erholung von T1
Curare
|
Therapeutisches Schema
|
Rocuronium und Sugammadex (16,0 mg/kg)
|
Succinylcholin (1,0 mg/kg)
|
N
|
55
|
55
|
Median (Minuten)
|
4.2
|
7.1
|
Extreme Werte
|
3.5-7.7
|
3.7-10.5
|
In einer Analyse der zusammengestellten Ergebnisse wurden die folgenden Erholungszeiten bei der Verabreichung von 16 mg/kg Sugammadex nach Verabreichung von 1,2 mg/kg Rocuroniumbromid berichtet:
Tabelle 7: Zeitspanne (in Minuten) zwischen der Verabreichung von Sugammadex 3 Minuten nach Rocuronium und der Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses von 0,9; 0,8 oder 0,7
|
T4/T1bis 0,9
|
T4/T1bis 0,8
|
T4/T1bis 0,7
|
N
|
65
|
65
|
65
|
Median (Minuten)
|
1.5
|
1.3
|
1.1
|
Extreme Werte
|
0.5-14.3
|
0.5-6.2
|
0.5-3.3
|
Niereninsuffizienz
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Sugammadex wurde bei chirurgischen Patienten mit und ohne schwere Niereninsuffizienz im Rahmen von zwei offenen Studien verglichen. In einer dieser Studien wurde Sugammadex (4 mg/kg, n=68) nach der Induktion einer neuromuskulären Blockade durch Parrocuronium (1 bis 2 Antworten auf die Post-Tetanus-Zählung) verabreicht. In der anderen Studie wurde Sugammadex (2 mg/kg, n=30) nach Wiederherstellung von T2 verabreicht.
Die Erholungsdauer war bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz länger als bei Patienten ohne Niereninsuffizienz (Verhältnis T4/T1 von 0,9: median 3,25 Minuten vs. 1,52 Minuten in der ersten Studie und 2,00 Minuten vs. 1,39 Minuten in der zweiten Studie, siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“). In diesen Studien wurde bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz weder eine Restcurarisation noch eine Recurarisation berichtet.
Einfluss auf das QTc-Intervall
In drei klinischen Studien mit insgesamt n=287 Patienten wurden speziell die Veränderungen des QTc-Intervalls unter Sugammadex allein, unter Sugammadex in Kombination mit Rocuronium oder Vecuronium und unter Sugammadex in Kombination mit Propofol oder Sevofluran untersucht. In diesen Studien wurde keine klinisch relevante Verlängerung von QT/QTc unter Sugammadex im Vergleich zu einem Placebo festgestellt. Die integrierten Erkenntnisse aus den EKG-Untersuchungen und den Nebenwirkungen, die in den Studien der Phasen II und III beobachtet wurden, unterstützen diese Beobachtung.
Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit
Eine Studie bei 188 Patienten, die mit krankhafter Fettleibigkeit diagnostiziert wurden (Body-Mass-Index ≥40 kg/m2), bewertete die Erholungszeit nach einer mässigen oder tiefen neuromuskulären Blockade, die durch Rocuronium oder Vecuronium induziert wurde. Die Patienten erhielten 2 mg/kg oder 4 mg/kg Sugammadex, je nach Blockadegrad, dosiert nach dem tatsächlichen oder idealen Körpergewicht randomisiert und doppelblind. Nach Tiefe der Blockade und Curaremittel gruppiert, war die mediane Zeit bis zur Wiederherstellung eines T4/T1-Verhältnisses ≥0,9 bei Patienten, die eine Dosis auf der Grundlage des tatsächlichen Körpergewichts erhielten, statistisch signifikant schneller als bei Patienten, die eine Dosis auf der Grundlage des idealen Körpergewichts erhielten (1,8 vs. 3,3 Minuten; p <0,0001).
Sicherheit
Sugammadex wurde ohne Probleme bei Patienten mit Lungen- oder Herzkomplikationen angewendet.
Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen
In einer Studie mit 331 Patienten der ASA-Klasse 3 oder 4 wurde die Inzidenz von behandlungsbedingten Arrhythmien (Sinusbradykardie, Sinustachykardie oder andere kardiale Arrhythmien) nach der Verabreichung von Sugammadex untersucht.
Bei Patienten, die Sugammadex (2 mg/kg, 4 mg/kg oder 16 mg/kg) erhielten, war die Inzidenz von behandlungsbedingten Arrhythmien im Allgemeinen ähnlich wie bei Neostigmin (50 μg/kg bei einer Maximaldosis von 5 mg) + Glycopyrrolat (10 μg/kg bei einer Maximaldosis von 1 mg). Der Prozentsatz der Patienten mit behandlungsbedingter Sinusbradykardie war in der Sugammadex-Gruppe 2 mg/kg signifikant niedriger als in der Neostigmin-Gruppe (p=0,026). Der Prozentsatz der Patienten mit behandlungsbedingter Sinustachykardie war in der Sugammadex-Gruppe mit 2 mg/kg und 4 mg/kg im Vergleich zur Neostigmin-Gruppe signifikant niedriger (p=0,007 bzw. 0,036). Das Sicherheitsprofil bei Patienten der ASA-Klassen 3 und 4 war im Allgemeinen ähnlich wie bei erwachsenen Patienten in den kumulativen Studien der Phasen I bis III, daher ist keine Dosisanpassung erforderlich (siehe "Unerwünschte Wirkungen").
PharmakokinetikAbsorption
Die pharmakokinetischen Parameter von Sugammadex wurden aus der Gesamtsumme der Konzentrationen von freiem Sugammadex und komplex gebundenem Sugammadex berechnet. Bei anästhesierten Patienten wird angenommen, dass die pharmakokinetischen Parameter wie Clearance und Verteilungsvolumen für freies Sugammadex und komplex gebundenes Sugammadex gleich sind.
Distribution
Das im Steady State beobachtete Verteilungsvolumen von Sugammadex beträgt bei erwachsenen Patienten mit normaler Nierenfunktion etwa 11 bis 14 Liter (basierend auf einer konventionellen, nicht-kompartimentellen pharmakokinetischen Analyse).
In-vitro-Studien an Blutplasma- und Blutproben von männlichen Probanden haben gezeigt, dass weder Sugammadex noch die Komplexe aus Sugammadex und Rocuronium an Plasmaproteine oder Erythrozyten binden. Sugammadex, das als i.v. Bolus verabreicht wird, weist bei Dosen von 1 bis 16 mg/kg eine lineare Kinetik auf.
Metabolismus
In präklinischen und klinischen Studien wurden keine Metaboliten von Sugammadex beobachtet.
Elimination
Sugammadex wird hauptsächlich in unveränderter Form über den Urin ausgeschieden.
Bei erwachsenen anästhesierten Patienten mit normaler Nierenfunktion beträgt die Eliminationshalbwertszeit (t1/2) von Sugammadex etwa 2 Stunden und die geschätzte Plasmaclearance etwa 88 ml/Min. Eine Massenbilanzstudie hat gezeigt, dass >90% der Dosis innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden werden. 96 % der Dosis werden mit dem Urin ausgeschieden, davon mindestens 95 % in unveränderter Form. Weniger als 0,02 % der Dosis wird mit den Fäzes oder der ausgeatmeten Luft ausgeschieden. Die Verabreichung von Sugammadex an Freiwillige führte zu einer erhöhten renalen Elimination von Rocuronium in komplexierter Form.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Störungen der Nierenfunktion und ältere Patienten:
Nierenfunktionsstörungen
In einer pharmakokinetischen Studie, in der Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz mit Patienten mit normaler Nierenfunktion verglichen wurden, waren die Plasmaspiegel von Sugammadex während der ersten Stunde nach der Verabreichung ähnlich hoch und gingen dann in der Kontrollgruppe schneller zurück. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz war die Exposition insgesamt verlängert, was zu einer 17-mal höheren Exposition führte. Bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sind niedrige Konzentrationen von Sugammadex für mindestens 48 Stunden nach der Verabreichung nachweisbar.
In einer zweiten Studie, in der Patienten mit mässiger oder schwerer Niereninsuffizienz mit Patienten mit normaler Nierenfunktion verglichen wurden, nahm die Clearance von Sugammadex allmählich ab und t½ wurde mit der Abnahme der Nierenfunktion allmählich verlängert. Die Exposition war bei Patienten mit mässiger Niereninsuffizienz doppelt so hoch und bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz fünfmal so hoch. Mehr als 7 Tage nach der Verabreichung war Sugammadex bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz nicht mehr nachweisbar.
Im Folgenden wird eine Zusammenfassung der pharmakokinetischen Parameter von Sugammadex, stratifiziert nach Alter und Nierenfunktion, auf der Grundlage der Ergebnisse einer Modellierung der Populationskinetik dargestellt:
Tabelle 8: Pharmakokinetische Parameter
Ausgewählte Patientenmerkmale
|
Erwartete durchschnittliche pharmakokinetische Parameter (CV*%)
|
Demografisch-graphische Daten
|
Nierenfunktion Kreatininclearance (ml/min)
|
Clearance (ml/min)
|
Verteilungsvolumen im Gleichgewichtszustand (L)
|
Halbwertszeit der Elimination (h)
|
Erwachsene
|
Normal
|
|
100
|
88 (22)
|
12
|
2 (21)
|
40 Jahre 75 kg
|
Niereninsuffizienz
|
Leichte Mässige Schwere
|
50 30 10
|
51 (22) 31 (23) 9 (22)
|
13 14 14
|
4 (22) 6 (23) 19 (24)
|
Ältere Personen
|
Normal
|
|
80
|
75 (23)
|
12
|
2 (21)
|
75 Jahre 75 kg
|
Niereninsuffizienz
|
Leichte Mässige Schwere
|
50 30 10
|
51 (24) 31 (23) 9 (22)
|
13 14 15
|
3 (22) 6 (23) 19 (23)
|
Jugendliche
|
Normal
|
|
95
|
77 (23)
|
9
|
2 (22)
|
15 Jahre 56 kg
|
Niereninsuffizienz
|
Leichte Mässige Schwere
|
48 29 10
|
44 (23) 27 (22) 8 (21)
|
10 10 11
|
3 (22) 5 (23) 17 (23)
|
Kinder
|
Normal
|
|
51
|
37 (22)
|
4
|
2 (20)
|
7 Jahre 23 kg
|
Niereninsuffizienz
|
Leichte Mässige Schwere
|
26 15 5
|
19 (22) 11 (22) 3 (22)
|
4 4 5
|
3 (22) 5 (22) 20 (25)
|
CV=Variationskoeffizient
Geschlecht:
Es wurden keine geschlechtsspezifischen Unterschiede festgestellt.
Ethnische Herkunft:
In einer Vergleichsstudie an japanischen und kaukasischen Probanden wurden keine klinisch relevanten Unterschiede in den pharmakokinetischen Parametern beobachtet. Die begrenzten Daten lassen nicht auf Unterschiede in den pharmakokinetischen Parametern bei Schwarzen oder Afroamerikanern schliessen.
Körpergewicht:
Eine pharmakokinetische Analyse einer Population von erwachsenen und älteren Patienten ergab keinen klinisch bedeutsamen Zusammenhang zwischen der Clearance oder dem Verteilungsvolumen und dem Körpergewicht.
Fettleibigkeit:
In einer klinischen Studie an Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit wurden 2 mg/kg und 4 mg/kg Sugammadex entsprechend dem tatsächlichen Körpergewicht (n=76) oder dem idealen Körpergewicht (n=74) verabreicht. Die Exposition gegenüber Sugammadex stieg dosisabhängig und linear nach der Verabreichung entsprechend dem tatsächlichen oder idealen Körpergewicht an. Es wurden keine klinisch relevanten Unterschiede in den pharmakokinetischen Parametern zwischen Patienten mit krankhafter Fettleibigkeit und der Allgemeinbevölkerung beobachtet.
Präklinische DatenDa Sugammadex bestimmungsgemäss und nur einmalig angewendet wird und kein genotoxisches Potenzial besitzt, wurde keine Studie zum karzinogenen Potenzial durchgeführt.
Bei Ratten hat Sugammadex in einer Dosis von 500 mg/kg/Tag - was einer systemischen Exposition entspricht, die etwa 6- bis 50-mal höher ist als die beim Menschen mit der empfohlenen Dosis - die männliche oder weibliche Fertilität nicht beeinträchtigt. Darüber hinaus wurden in einer vierwöchigen Toxizitätsstudie an Ratten und Hunden keine morphologischen Anomalien der männlichen oder weiblichen Fortpflanzungsorgane festgestellt. Sugammadex war bei Ratten und Kaninchen nicht teratogen.
Sugammadex wird bei den Tierarten, die in präklinischen Studien verwendet wurden, schnell eliminiert, aber es wurden Rückstände von Sugammadex in den Knochen und Zähnen von juvenilen Ratten gefunden. Vorklinische Studien an jungen und geschlechtsreifen erwachsenen Ratten haben gezeigt, dass Sugammadex keine schädlichen Auswirkungen auf die Zahnfarbe oder die Knochenqualität, die Knochenstruktur oder den Knochenstoffwechsel hat. Sugammadex hat keinen Einfluss auf die Heilung von Knochenbrüchen und auf das Knochenremodelling.
Bei wiederholter Verabreichung an juvenile Ratten wurde eine weissliche Verfärbung der Schneidezähne und eine Störung der Zahnschmelzbildung festgestellt, wobei es sich jedoch um Expositionswerte handelte, die dem 48-480-fachen der klinischen Dosis von 4 mg/kg beim Menschen entsprachen.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Physikalische Unverträglichkeiten wurden mit Verapamil, Ondansetron und Ranitidin berichtet.
Sugammadex Sintetica darf nicht mit anderen Lösungen gemischt werden, ausser mit den im Abschnitt "Hinweise für die Handhabung" genannten.
Wenn Sugammadex Sintetica in denselben Schlauch verabreicht wird, der bereits für andere Arzneimittel verwendet wurde, ist es wichtig, dass die Infusionsleitung ausreichend gespült wird (z. B. mit 0,9 % NaCl), insbesondere zwischen der Verabreichung von Sugamamdex Sintetica und Arzneimitteln, für die eine Unverträglichkeit mit Sugamamdex Sintetica nachgewiesen wurde oder für die eine Unverträglichkeit mit Sugamamdex Sintetica nicht nachgewiesen wurde.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Keine.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel sollte nicht über das Datum hinaus verwendet werden, das hinter dem Wort „EXP“ auf dem Behältnis angegeben ist.
Haltbarkeit nach dem Öffnen
Die physikalisch-chemische Haltbarkeit der rekonstituierten Lösung wurde für 48 Stunden bei einer Temperatur zwischen 2°C und 25°C nachgewiesen. Aus mikrobiologischen Gründen sollte die gebrauchsfertige Zubereitung jedoch sofort nach der Verdünnung verwendet werden. Wenn sie nicht sofort verwendet wird, sollte die verdünnte Lösung normalerweise nicht länger als 24 Stunden bei 2°C bis 8°C aufbewahrt werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30°C lagern. Nicht einfrieren. Das Arzneimittel in der Originalverpackung vor Licht geschützt aufbewahren, jedoch nicht länger als bis zu dem auf der Verpackung nach "EXP" angegebenen Datum. Punktionsflaschen können ausserhalb der Verpackung bis zu fünf Tage lang aufbewahrt werden. Zur Lagerung des verdünnten Produkts siehe "Haltbarkeit".
Ausserhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Sugammadex Sintetica kann in den intravenösen Infusionsschlauch einer laufenden Infusion mit den folgenden intravenösen Lösungen injiziert werden: 0,9% NaCl,5% Glukose, 0,45% NaCl und 2,5% Glukose, Ringer-Laktat-Lösung, Ringer-Lösung, 5% Glukose in 0,9% NaCl.
Der Infusionsschlauch muss zwischen der Verabreichung von Sugammadex Sintetica und anderen Arzneimitteln ausreichend gespült werden (z. B. mit 0,9% NaCl).
Bei pädiatrischen Patienten kann Sugammadex Sintetica mit einer 0,9%igen NaCl-Lösung auf eine Konzentration von 10 mg/ml verdünnt werden (siehe "Dosierung/Anwendung").
Eventuelle Reste von geöffneten Fläschchensollten weggeworfen werden.
ZulassungsnummerAMM-Nr: 69587
PackungenPunktierbare Fläschchen mit 2 ml Inhalt: 10 (B)
Punktierbare Fläschchen mit 5 ml Inhalt: 10 (B)
ZulassungsinhaberinSintetica SA, CH-6850 Mendrisio
Stand der InformationDezember 2020
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