Dosierung/AnwendungSugammadex sollte nur durch oder unter der Aufsicht eines Anästhesisten verabreicht werden. Die Anwendung einer geeigneten neuromuskulären Überwachungstechnik wird empfohlen, um die Aufhebung der neuromuskulären Blockade zu überwachen.
Die empfohlene Dosis von Sugammadex hängt vom Grad der neuromuskulären Blockade ab, nicht aber vom Anästhesieverfahren.
Übliche Dosierung
Erwachsene
Sugammadex kann eingesetzt werden, um verschiedene Grade von neuromuskulären Blockaden aufzuheben, die durch Rocuronium oder Vecuronium induziert wurden.
Routinemässige Aufhebung der neuromuskulären Blockade
Die empfohlene Dosis zur Aufhebung einer durch Rocuronium oder Vecuronium induzierten neuromuskulären Blockade beträgt 4,0 mg/kg Körpergewicht bei 1-2 Post-Tetanic Counts (PTC). Die mediane Zeit bis zum Wiedererlangen der T4/T1 Ratio von 0,9 beträgt ca. 3 Minuten (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Eine Dosis von 2,0 mg/kg wird empfohlen, falls eine Spontanerholung bis zum Wiedererlangen von zwei Reizantworten (T2) stattgefunden hat. Die mediane Dauer bis zum Wiedererlangen der T4/T1 Ratio von 0,9 beträgt ca. 2 Minuten (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Verglichen mit der durch Vecuronium induzierten neuromuskulären Blockade, führt die Verabreichung der empfohlenen Dosierung für die routinemässige Aufhebung bei einer durch Rocuronium induzierten Blockade zu einer etwas kürzeren medianen Dauer bis zum Wiedererlangen der T4/T1 Ratio von 0,9.
Sofortige Aufhebung der neuromuskulären Blockade
Falls nach der Verabreichung von Rocuronium eine klinische Notwendigkeit zur sofortigen Aufhebung der neuromuskulären Blockade besteht, wird eine Dosis von 16,0 mg/kg Sugammadex empfohlen.
Nach Verabreichung von 16,0 mg/kg Sugammadex, 3 Minuten nach einer Bolusinjektion von 1,2 mg/kg Rocuroniumbromid, beträgt die mediane Dauer bis zum Wiedererlangen der T4/T1 Ratio von 0,9 ungefähr 1,5 Minuten (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Für die sofortige Aufhebung der neuromuskulären Blockade nach einer Vecuronium induzierten Blockade sind keine Daten vorhanden, welche die Verwendung von Sugammadex empfehlen.
Dosierung bei Wiederauftreten einer neuromuskulären Blockade
Für den seltenen Fall eines postoperativen Wiederauftretens einer neuromuskulären Blockade (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») nach einer initialen Gabe von 2 mg/kg oder 4 mg/kg Sugammadex, wird eine erneute Gabe von 4 mg/kg empfohlen. Es kann erforderlich sein, den Patienten künstlich zu beatmen. Nach einer zweiten Gabe von Sugammadex sollte der Patient eng überwacht werden, um eine dauerhafte Rückkehr der neuromuskulären Funktion sicherzustellen.
Erneute Verabreichung von Rocuronium oder Vecuronium nach Sugammadex
Bezüglich Wartezeiten bis zur erneuten Verabreichung von Rocuronium oder Vecuronium nach Aufhebung der Blockade mit Sugammadex siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Spezielle Dosierungsanweisungen
Dosierung bei adipösen Patienten
Bei adipösen Patienten, einschliesslich morbid adipöser Patienten (Body-Mass-Index ≥40 kg/m2), sollte die Sugammadex-Dosis auf dem tatsächlichen Körpergewicht basieren. Es gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen wie für Erwachsene.
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Studien bei Patienten mit Leberinsuffizienz sind nicht durchgeführt worden. Da Sugammadex hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird, gelten bei leicht bis mässig eingeschränkter Leberfunktion ohne gleichzeitige Koagulopathie die gleichen Dosierungsempfehlungen wie für Erwachsene.
Sugammadex sollte bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz oder bei Vorliegen einer Leberinsuffizienz zusammen mit einer Koagulopathie mit grosser Vorsicht angewendet werden (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Bei leichter oder mässiger Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance zwischen 30 und 80 ml/min) gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen wie für Patienten mit normaler Nierenfunktion.
Die Anwendung bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz einschliesslich dialysepflichtigen Patienten (CrCl <30 ml/min) wird nicht empfohlen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Aus Studien bei schwerer Niereninsuffizienz liegen nicht genügend Daten zur Sicherheit vor, um die Anwendung von Sugammadex bei diesen Patienten zu unterstützen (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Bezüglich Wartezeiten für eine erneute Anwendung von Rocuronium oder Vecuronium siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Ältere Patienten
Es gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen wie für Erwachsene, obwohl die Zeit bis zur Erholung bei älteren Patienten im Allgemeinen länger zu sein scheint. Nach Verabreichung von Sugammadex bei Wiedererlangen von T2 nach einer durch Rocuronium induzierten neuromuskulären Blockade, betrug die mediane Dauer bis zum Wiedererlangen der T4/T1 Ratio von 0,9 bei Erwachsenen (18-64 Jahre) 2,2 Minuten, bei älteren Patienten (65-74 Jahre) 2,6 Minuten und bei sehr alten Patienten (75 Jahre und mehr) 3,6 Minuten (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche (2-17 Jahre)
Für eine routinemässige Aufhebung bei Wiedererlangen von T2 nach einer durch Rocuronium induzierten neuromuskulären Blockade gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen wie für Erwachsene. Andere Situationen für eine Aufhebung der Blockade wurden nicht untersucht und können daher nicht empfohlen werden, bis weitere Daten verfügbar sind.
Die Verwendung von höheren Dosierungen als 2,0 mg/kg (wie für eine sofortige Aufhebung der Blockade) wurde bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht und kann daher nicht empfohlen werden, bis weitere Daten verfügbar sind.
Um eine genaue Dosierung bei Pädiatrie-Patienten zu ermöglichen, kann Sugammadex Fresenius i.v. verdünnt werden (siehe «Sonstige Hinweise»).
Neugeborene und Kleinkinder
Die Erfahrung über die Anwendung von Sugammadex bei Kleinkindern (30 Tage bis 2 Jahre) ist sehr beschränkt. Eine Anwendung bei Neugeborenen (jünger als 30 Tage) wurde nicht untersucht. Die Anwendung von Sugammadex bei Neugeborenen und Kleinkindern wird daher nicht empfohlen, bis weitere Daten verfügbar sind.
Art der Anwendung
Sugammadex sollte schnell (innerhalb von 10 Sekunden) intravenös verabreicht werden, vorzugsweise als einmalige Bolusinjektion, in einen bestehenden IV-Zugang (siehe «Sonstige Hinweise»). In klinischen Studien wurde Sugammadex nur als einmalige Bolusinjektion verabreicht.
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