ZusammensetzungWirkstoffe
Heparin-Antidot I.E. Protaminsulfat, extrahiert aus dem Samen des Onchorhynchus keta (Lachs).
Hilfsstoffe
Natriumchlorid, Salzsäure, Natriumhydroxid und Wasser für Injektionszwecke.
1 ml Lösung enthält 3,34 mg Natrium.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenProtaminsulfat wird bei Erwachsenen angewendet
zur Behandlung einer Überdosierung von Heparin oder niedermolekularem Heparin (NMH) oder von Blutungen nach Gabe von Heparin oder NMH.
zur Neutralisierung der gerinnungshemmenden Wirkung von Heparin oder NMH vor Notfalloperationen.
zur Aufhebung der gerinnungshemmenden Wirkung von Heparin bei kardiopulmonalen Bypass-Operationen.
Dosierung/AnwendungDosierung
Protaminsulfat wird langsam während 10 Minuten als intravenöse Injektion oder kontinuierliche, langsame intravenöse Infusion verabreicht. Die höchste Dosis für einen Einzelbolus sollte 5 ml (7000 Heparin-Antidot I.E./50 mg Protaminsulfat) nicht überschreiten. Idealerweise richtet sich die Dosis nach den Ergebnissen von Gerinnungstests. Die aktivierte partiale Thromboplastinzeit (aPTT), aktivierte Gerinnungszeit (activated clotting time, ACT), Anti-Xa und Protamin-Titrationstests am Bett des Patienten sind für diesen Zweck geeignet. Koagulationstests werden üblicherweise 5 bis 15 Minuten nach der Gabe von Protaminsulfat durchgeführt. Die Gabe weiterer Dosen kann notwendig sein, da Protaminsulfat schneller aus dem Blut entfernt wird als Heparin. Dies gilt vor allem für NMH. Da die Resorption von Heparin oder NMH nach subkutaner Injektion verzögert sein kann, kann die Gabe weiterer Dosen Protaminsulfat notwendig werden.
Neutralisierung von Heparin
1 ml Protaminsulfat LEO Pharma (10 mg Protaminsulfat) neutralisiert etwa 1400 I.E. Heparin. Aufgrund der relativ kurzen Halbwertszeit von intravenös gegebenem Heparin (30 Minuten bis 2 Stunden) sollte die Dosis von Protaminsulfat entsprechend der Zeit, die seit der intravenösen Gabe von Heparin vergangen ist, angepasst werden. Die der Menge von Heparin angepasste Protaminsulfat-Dosis sollte gesenkt werden, wenn die intravenöse Gabe von Heparin mehr als 15 Minuten zurückliegt.
Neutralisierung von niedermolekularem Heparin (NMH)
Die empfohlene Dosis beträgt gewöhnlich 1 ml Protaminsulfat LEO Pharma (10 mg Protaminsulfat) auf 1000 I.E. Anti-Xa NMH. Protaminsulfat neutralisiert die verschiedenen NMH in unterschiedlichem Mass; bei einer Überdosierung sind daher die Anweisungen der Hersteller des jeweils verwendeten NMH zu berücksichtigen (siehe «Eigenschaften/Wirkungen»).
Protaminsulfat kann die Anti-Xa-Aktivität von NMH nur teilweise neutralisieren. Der Grad der Neutralisierung nimmt bei Anwendung höherer als den empfohlenen Dosen von Protaminsulfat nicht zu.
Das Risiko einer unvollständigen Neutralisierung mit nur einer Protaminsulfat-Injektion besteht vor allem bei subkutan gegebenem NMH. Die Länge der Resorptionsphase am Ort der Injektion führt dann dazu, dass weiteres NMH in den Kreislauf gelangt (der so genannte «Depot-Effekt»). In diesen Fällen kann die wiederholte Anwendung von Protaminsulfat notwendig sein oder Protaminsulfat kontinuierlich, langsam, intravenös infundiert werden. Bei der Berechnung der benötigten Protaminsulfat-Dosis bezogen auf die Zeit, die seit Gabe der letzten NMH-Dosis vergangen ist, ist auch die Halbwertszeit des NMH zu berücksichtigen.
Kardiopulmonale Bypass-Operationen
Es wird empfohlen, die Dosierung von Protaminsulfat durch Koagulationstests zu begleiten. Die aktivierte partiale Thromboplastinzeit (aPTT), aktivierte Gerinnungszeit (activated clotting time, ACT), Anti-Xa und Protamin-Titrationstests am Bett des Patienten sind für diesen Zweck geeignet. Koagulationstests werden üblicherweise 5 bis 15 Minuten nach der Gabe von Protaminsulfat durchgeführt. Üblicherweise wird eine Dosis von 0,1 ml - 0,2 ml (1 - 2 mg) Protaminsulfat LEO Pharma je 100 Einheiten Heparin gegeben.
Kinder und Jugendliche
Das Arzneimittel ist nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Alter <18 Jahre zugelassen. Es liegen unzureichende Daten zu Wirksamkeit und Sicherheit vor (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Patienten mit Beeinträchtigung der Nieren-und Leberfunktion
Es liegen keine Daten zur Anwendung von Protaminsulfat bei Patienten mit Nieren- oder Leberinsuffizienz vor.
Ältere Patienten
Es liegen keine Daten zur Anwendung von Protaminsulfat bei älteren Patienten vor.
Art der Anwendung
Informationen zur Verdünnung des Arzneimittels vor der Anwendung siehe Hinweise für die Handhabung.
KontraindikationenÜberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in «Zusammensetzung» genannten sonstigen Bestandteile.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDie Gabe von Protaminsulfat kann zu anaphylaktischen Reaktionen führen. Deshalb sollte bei dessen Anwendung die Möglichkeit zur Wiederbelebung und Schockbehandlung gegeben sein.
Protaminsulfat kann ein plötzliches starkes Absinken des Blutdrucks auslösen, insbesondere wenn es zu schnell gegeben wird.
Risikofaktoren für Überempfindlichkeit (einschliesslich anaphylaktische Reaktionen) gegen Protaminsulfat:
-Allergie gegen Fisch
vorausgegangene Behandlung mit Protamininsulin, Protaminsulfat oder Protaminchlorid
-Unfruchtbarkeit bei Männern
-Vasektomie in der Anamnese (z. B. Sterilisation)
Wird Protaminsulfat als lebensrettende Massnahme bei einem Patienten angewendet, auf den einer dieser Zustände zutrifft, sollte der Patient engmaschig überwacht werden.
Wird Protaminsulfat überdosiert oder in Abwesenheit von Heparin oder NMH verabreicht, kann die Blutgerinnungszeit verlängert sein, da Protaminsulfat selbst gerinnungshemmend wirkt.
Gelegentlich wurde trotz adäquater anfänglicher Neutralisation durch Protaminsulfat von einem Wiederauftreten des blutgerinnungshemmenden Effekts von Heparin/NMH mit Blutungen berichtet. Dieser Effekt tritt häufiger im Fall von extrakorporalem Kreislauf bei kardiovaskulären Operationen, innerhalb von 30 Minuten bis zu 18 Stunden nach der Protaminsulfat Gabe auf. Diese erneute Blutung spricht auf weitere Dosen von Protaminsulfat an.
Wiederauftretende Blutungen können auch auftreten, wenn Protaminsulfat angewendet wird, um subkutan verabreichtes Heparin oder NMH zu neutralisieren, da subkutane Verabreichungsorte als Depots wirken, aus denen Heparin oder NMH kontinuierlich freigegeben wird.
Patienten, bei denen längere Operationen mit wiederholten Gaben von Protaminsulfat durchgeführt werden, benötigen eine engmaschige Überwachung der Gerinnungsparameter, wie z. B. die aktivierte Gerinnungszeit (ACT). Darüber hinaus sollte die Thrombozytenzahl überwacht werden, da Protaminsulfat eine Thrombozytopenie nach extrakorporalem Kreislauf verstärken kann.
Bei einer Überdosierung von Heparin und fehlenden Anzeichen einer Hämorrhagie, sollte die Anwendung von Protaminsulfat sorgfältig überdacht und das Nutzen-/Risiko-Verhältnis für jeden Patienten gesondert erwogen werden. Dabei ist die relativ kurze Halbwertszeit von Heparin (insbesondere bei intravenöser Verabreichung) und das mit der Gabe von Protaminsulfat verbundene potentielle Risiko zu berücksichtigen.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 5 ml, d.h., es ist nahezu «natriumfrei».
InteraktionenEs wurden keine Wechselwirkungsstudien ausser mit Heparin und NMH durchgeführt.
Schwangerschaft, StillzeitSchwangerschaft
Bisher liegen keine oder nur begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Protaminsulfat bei Schwangeren vor.
Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen Studien in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität vor.
Protaminsulfat wird bei Frauen im gebährfähigen Alter, die nicht verhüten, sowie während der Schwangerschaft nicht empfohlen, es sei denn der klinische Zustand der Frau erfordert dringend eine Behandlung mit Protaminsulfat.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Protaminsulfat in die Muttermilch übergeht. Ein Risiko für Neugeborene kann nicht ausgeschlossen werden. Das Stillen sollte während der Behandlung mit Protaminsulfat unterbrochen werden.
Fertilität
Es liegen keine klinischen oder nicht-klinischen Studien für Protaminsulfat in Bezug auf Fertilität vor.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenProtaminsulfat LEO Pharma 1400 Heparin-Antidot I.E./ml Injektionslösung und Infusionslösung hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Unerwünschte WirkungenDie Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen ist nicht bekannt, da sie aufgrund der verfügbaren Daten nicht abschätzbar ist.
Die schwersten berichteten unerwünschten Wirkungen sind Hypotonie, pulmonale Hypertonie und anaphylaktische Reaktionen.
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA System Organklassen (SOC) aufgeführt. Innerhalb einer MedDRA SOC werden die unerwünschten Wirkungen nach abnehmendem Schweregrad gelistet.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Erbrechen
Erkrankungen des Immunsystems
Anaphylaktische Reaktion (inkl. anaphylaktischer Schock, auch tödlich), Überempfindlichkeit
Skelettmuskulatur- und Bindegewebserkrankungen
Rückenschmerzen
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Pulmonale Hypertonie
Gefässerkrankungen
Hypotonie (inkl. erniedrigtem Blutdruck)*, Blutung
* einige der hypotensiven Ereignisse, von denen berichtet wurde, können durch eine anaphylaktische Reaktion verursacht worden sein
Beschreibungen bestimmter unerwünschter Wirkungen
Überempfindlichkeit sowie immunvermittelte allergische Reaktionen (siehe «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen» für mögliche Risikofaktoren).
Es wurden Beschwerden wie Urtikaria oder andere Hautausschläge, periphere Vasodilatation, Dyspnoe oder Angioödem beobachtet. Ernstere Reaktionen umfassen Bronchospamus, Hypotonie mit Herzkreislaufveränderungen, Bewusstseinsverlust und Krämpfe. Nach Gabe von Protaminsulfat kam es zu einem anaphylaktischen Schock mit Todesfolge.
Anhaltende Hypotonie begleitet von Bradykardie, Zyanose, Stupor, Synkope, Bewusstlosigkeit oder vorübergehender Asystolie des Herzens.
Eine zu schnelle Gabe kann zu Hypotonie (vorübergehend oder schwer) oder Bradykardie führen und erhöht das Risiko für anaphylaktische Reaktionen.
Kinder und Jugendliche
Das beobachtete Sicherheitsprofil bei Kindern ähnelt dem von Erwachsenen.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.
ÜberdosierungKlinischer Effekt einer Überdosierung
Eine Überdosierung kann zu Blutungen führen, da Protaminsulfat selbst schwach gerinnungshemmend wirkt. Bei Probanden wurden unter sehr hohen Dosen von Protaminsulfat (800 mg/70 kg) ausserdem typische Zeichen einer dosisabhängigen Histaminfreisetzung wie Juckreiz, periphere Gefässerweiterung, Müdigkeit, Unwohlsein, Übelkeit/Erbrechen, Kopfschmerzen, Hyperventilation und erhöhte Temperatur beobachtet.
Behandlung einer Überdosierung
Bei Auftreten von Blutungen infolge einer Überdosierung von Protaminsulfat muss die Behandlung abgebrochen werden. Um zu ermitteln, ob Protaminsulfat selbst zur Blutung beiträgt, werden der Heparin-Titrations-Test mit Protaminsulfat und die Bestimmung der Plasmathrombinzeit üblicherweise genutzt. Bei schwerer Hämorrhagie können auch eine Transfusion von Vollblut oder frisch gefrorenem Plasma (FFP) oder andere Interventionen notwendig sein. Bei hypotonen Patienten kann die zusätzliche intravenöse Gabe von Flüssigkeit, Sauerstoff, Adrenalin, Dobutamin oder Dopamin erforderlich sein.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code
V03AB14
Wirkungsmechanismus
Protaminsulfat ist ein stark basisches polykationisches Peptid aus einer gereinigten Mischung von Peptidsulfaten, die vorwiegend die basischen Aminosäuren Arginin (über 67%), Prolin, Serin und Valin enthält. Protamin bildet zusammen mit dem stark sauren Heparin oder niedermolekularem Heparin einen stabilen Komplex ohne antikoagulatorische Wirkung.
Pharmakodynamik
Protaminsulfat neutralisiert die antikoagulatorische Wirkung von Heparin. Es neutralisiert die Anti-Thrombinwirkung (Anti-IIa-Aktivität) von niedermolekularem Heparin (NMH) fast vollständig und die Anti-Xa-Aktivität teilweise.
Der Grad der Neutralisierung verschiedener NMH durch Protaminsulfat wurde in-vitro bestimmt. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt:
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Anti-Xa neutralisiert
|
Anti-IIa neutralisiert
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Reviparin
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37%
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>84%
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Enoxaparin
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46%
|
>87%
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Nadroparin
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51%
|
>89%
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Dalteparin
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59%
|
>93%
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Tinzaparin
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81%
|
>96%
|
Die Anti-IIa-Aktivität wurde auf Werten unterhalb der Bestimmungsgrenze neutralisiert.
Klinische Wirksamkeit
Keine Angaben.
PharmakokinetikAbsorption
Protaminsulfat hat einen schnellen Wirkungseintritt. Nach intravenöser Gabe kommt es nach 5 bis15 Minuten zur Neutralisierung von Heparin.
Distribution
Keine Angaben.
Metabolismus
Die Metabolisierungswege der Komplexe aus Protamin mit Heparin bzw. Protamin mit NMH sind nicht bekannt.
Elimination
Keine Angaben.
Präklinische DatenEs liegen ausser den bereits in anderen Rubriken der Fachinformation beschriebenen keine relevanten präklinischen Daten zur Sicherheit vor.
Sonstige HinweiseInkompatibilitäten
Protaminsulfat-Lösungen sind nicht kompatibel mit bestimmten Antibiotika, einschliesslich verschiedener Cephalosporine und Penicilline.
Das Arzneimittel darf, ausser mit den unter Hinweise für die Handhabung aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30°C lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Hinweise für die Handhabung
Sofort nach Öffnen der Ampulle verwenden.
Nicht verwendete Lösung ist zu verwerfen.
Nur klare Lösung verwenden. Nur unversehrte Ampullen verwenden.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
Protaminsulfat LEO Pharma kann als langsame intravenöse Infusion angewendet werden (siehe «Dosierung/Anwendung»). In diesem Fall sollte Natriumchlorid-Lösung 9 mg/ml verwendet werden.
Solche Mischungen nicht aufbewahren.
Zulassungsnummer69842 (Swissmedic)
PackungenIn Apotheken nur gegen ärztliche Verschreibung.
5 ml Lösung in farblosen Ampullen.
Packungen mit 5 x 5 ml [B]
ZulassungsinhaberinLEO Pharmaceutical Products Sarath Ltd., Kloten
Domizil: Zürich
Stand der InformationAusländisches Vergleichsarzneimittel: Oktober 2014.
Ohne sicherheitsrelevante Ergänzungen von Swissmedic: Januar 2025
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