Am 17. Juni 2009 wurde Firazyr®, (Wirkstoff Icatibant) nach Art. 13 Heilmittelgesetz (HMG; SR 812.21) zugelassen. Die Indikation lautet „symptomatische Behandlung akuter Attacken eines hereditären Angioödems (HAE) bei Erwachsenen (mit C1-Esterase-lnhibitor-Mangel)“.
Icatibant ist ein selektiver kompetitiver Antagonist des Bradykininrezeptors Typ 2 (B2). Es handelt sich um ein synthetisches Dekapeptid mit einer ähnlichen Struktur wie Bradykinin, aber mit 5 nicht proteinogenen Aminosäuren. Bei HAE sind erhöhte Bradykininkonzentrationen die wichtigsten Einflussfaktoren bei der Entwicklung klinischer Symptome. Bei gesunden jungen Personen wurden durch Anwendung von Icatibant in einer Dosierung von 0,8 mg/kg über 4 Stunden, von 1,5 mg/kg/Tag oder 0,15 mg/kg/Tag für 3 Tage die Entwicklung einer bradykinininduzierten Hypotonie, Vasodilatation und Reflextachykardie verhindert. Icatibant erwies sich als kompetitiver Antagonist, wenn die Bradykinin-Testdosis auf das 4-fache erhöht wurde.
Daten zur Wirksamkeit stammten aus einer offenen Phase-II-Studie und zwei randomisierten doppelblinden kontrollierten multizentrischen Phase-III-Studien (eine mit oraler Tranexamsäure als Vergleichspräparat und eine placebokontrolliert). Die grundlegenden Phase-III-Studien waren vom Studiendesign her identisch. Es wurden insgesamt 130 Patienten randomisiert und erhielten entweder eine Icatibant-Dosis von 30 mg (63 Patienten) oder ein Vergleichspräparat (entweder Tranexamsäure, 38 Patienten, oder ein Placebo, 29 Patienten). In den Phase-III-Studien war der primäre Wirksamkeitsendpunkt die Zeit bis zum Einsetzen der Symptomlinderung, was mit Hilfe einer visuellen Analogskala (VAS) festgestellt wurde. In beiden Studien war der mittlere Zeitraum bis zum Einsetzen der Symptomlinderung bei Patienten unter Icatibantbehandlung kürzer (2,0 Std. bzw. 2,5 Std.) als bei Gabe von Tranexamsäure (12,0 Std.) und. Placebo (4,6 Std.).
Die empfohlene Dosierung von Firazyr® zur Behandlung einer Attacke eines hereditären Angioödems ist eine subkutane Injektion von 30 mg, durch medizinisches Fachpersonal verabreicht, vorzugsweise in den Abdominalbereich. Firazyr® ist nicht zur Selbstverabreichung bestimmt. Firazyr® ist für die subkutane Anwendung bestimmt.
Aufgrund des großen zu verabreichenden Volumens (3 ml) sollte die Injektion langsam erfolgen.
In den meisten Fällen ist eine einzelne Injektion von Firazyr® ausreichend, um eine Attacke zu behandeln. Bei unzureichender Linderung oder Wiederauftreten der Symptome kann 6 Stunden später eine zweite Injektion von Firazyr® erfolgen. Innerhalb von 24 Stunden dürfen maximal 3 Injektionen von Firazyr® verabreicht werden.
Unter ischämischen Bedingungen kann sich durch Blockierung des Bradykinin-Rezeptors Typ 2 eine Verschlechterung der Herzfunktion und eine Verminderung der Durchblutung der Herzkranzgefässe ergeben. Bei der Anwendung von Firazyr® bei Patienten mit akuter ischämischer Herzkrankheit oder instabiler Angina pectoris ist daher Vorsicht angezeigt.
Obgleich es Hinweise auf einen günstigen Effekt einer B2-Rezeptorblockade unmittelbar nach einem Schlaganfall gibt, besteht theoretisch die Möglichkeit, dass Icatibant die positive neuroprotektive Spätphasenwirkung von Bradykinin abschwächt. Entsprechend ist bei der Anwendung von Icatibant bei Patienten in den Wochen nach einem Schlaganfall Vorsicht angezeigt. Die gleichzeitige Anwendung von Firazyr® und ACE-Hemmern wurde nicht untersucht. ACE-Hemmer sind bei HAE-Patienten infolge einer möglichen Erhöhung des Bradykininspiegels kontraindiziert.
Fast alle Studienteilnehmer, die in klinischen Studien mit Icatibant subkutan behandelt worden sind, entwickelten Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Erythem, Schwellung, Wärmegefühl, Brennen, Jucken und/oder Hautschmerzen. Diese Reaktionen waren im Allgemeinen leicht, vorübergehend und klangen ohne weitere Massnahmen ab.
Weitere Einzelheiten sind der Arzneimittelinformation zu entnehmen.
WHO-DDD | G |