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Negatol®
Altana Pharma AG

Vaginaltherapeutikum 

Zusammensetzung

1 g Konzentrat enthält:
Policresulenum 360 mg, Excip. ad. solut. pro 1 g.

1 Ovulum enthält:
Policresulenum 90 mg, Excip. pro ovulo.

Eigenschaften/Wirkungen

Der Wirkstoff von Negatol ist ein Polykondensationsprodukt, das aus methylenüberbrückten m-Kresolsulfonsäuren unterschiedlicher Kettenlänge besteht.
Die Wirkung von Negatol beruht auf drei Wirkungsmechanismen, die miteinander verknüpft sind:
antimikrobielle Wirkung auf Bakterien, Pilze und Protozoen durch die hohe Azidität und Eiweissfällung.
Eiweissfällung bei abgestorbenem und krankhaft verändertem Gewebe sowie Zylinderepithel.
Hämostypische Wirksamkeit durch Koagulation von Bluteiweiss und starke Gefässkonstriktion.
Die eiweissfällende Wirkung wird durch eine spezifische Koagulation von nekrotischen und pathologisch veränderten Geweben mittels Negatol erreicht. Durch die Koagulation und anschliessende Eliminierung von abgestorbenem Gewebe können Wundheilungsvorgänge angeregt und die Reepithelisierung gefördert werden. Gesundes Plattenepithel wird von Negatol kaum angegriffen; Zylinderepithel dagegen zeigt schon wenige Sekunden nach Kontakt mit Negatol eine Quellung von Kern und Plasma mit nachfolgender Zellschrumpfung.

Pharmakokinetik

Die Anwendung von Policresulen geschieht ausschliesslich lokal. Pharmakokinetische Daten sind nicht ermittelt worden. Über die Resorption von Policresulen durch die Vaginalschleimhaut ist deshalb nichts bekannt.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Konzentrat und Ovula: Lokale Behandlung von zerivikovaginalen Entzündungen und Gewebsdefekten und deren Folgen (z.B. Fluor vaginalis und cervicalis. Druckgeschwüre bei Pessarträgerinnen).

Konzentrat zusätzlich: Lokale Behandlung von Ektopien; Blutstillung nach Biopsie und Entfernung von Gebärmutterpolypen.

Dosierung/Anwendung

Konzentrat
Für Scheidenbäder wird Negatol Konzentrat mit Wasser 1:5 verdünnt.
Zur Touchierung von oberflächlichen und tiefen Gewebsdefekten wird Negatol Konzentrat unverdünnt angewendet. Diese Behandlung empfiehlt sich 1-2×/Woche.
Die Touchierung erfolgt unter Zuhilfenahme von Scheidenspiegel, Kornzange und Mulltupfer. Vor dem Touchieren empfiehlt es sich oft, den Gebärmutterhals mit Negatol Konzentrat zu säubern, um den Schleim zu entfernen. Hierzu wird ein mit Negatol Konzentrat getränkter Watteträger in den Zervikalkanal eingeführt und nach mehrmaliger drehender Bewegung wieder entfernt. Zur Touchierung wird ein mit Negatol Konzentrat getränkter Mulltupfer unter leichtem Druck 1-3 Minuten auf dem geweblich veränderten Bezirk belassen.
Zur Blutstillung wird ebenfalls unverdünntes Negatol Konzentrat verwendet.
Dabei presst man nach Trockentupfen des Wundgebietes einen mit Negatol Konzentrat getränkten Mulltupfer für etwa 1-2 Minuten auf die blutende Stelle. Im Anschluss daran ist, wenn auch nicht immer erforderlich, die betupfte Stelle vom restlichen Konzentrat zu säubern.

Ovula
Je nach Schweregrad der Erkrankung wird 1 Ovulum jeden zweiten Tag oder täglich in die Scheide appliziert. Bei vorheriger Anwendung von Negatol Konzentrat zur Touchierung wird 1 Negatol Ovulum im Touchierungsintervall jeden zweiten Tag eingeführt.
Die Ovula werden tief in die Scheide eingeführt, am besten in Rückenlage. Das Einführen soll zweckmässigerweise abends erfolgen.
Die zusätzliche Verwendung einer Vorlage vermeidet das Verschmutzen der Wäsche.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Überempfindlichkeit auf einen Inhaltsstoff von Negatol.

Vorsichtsmassnahmen
Während der Behandlungszeit vaginaler Erkrankungen mit Negatol muss der Geschlechtsverkehr unterlassen werden.
Waschungen mit Reizungen auslösenden Seifen müssen während der Behandlungszeit vermieden werden.
Wie jedes Vaginaltherapeutikum sollten auch Negatol Konzentrat und Ovula nicht während der Menstruation verwendet werden.
Aufgrund der hohen Azidität sollte Policresulen nicht in die Augen gelangen. Bei Kontakt mit den Augen ist eine sofortige Spülung vorzunehmen und eventuell ein Augenarzt aufzusuchen.
Sollte Negatol Konzentrat getrunken worden sein, so ist der Betroffene sofort in ein Krankenhaus einzuweisen. Die Notfallmassnahmen umfassen Magenspülungen und Absaugen des Mageninhaltes sowie ein Freihalten der Atemwege.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie B. Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Feten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.
Negatol sollte deshalb bei Schwangeren nur bei zwingender Indikation, wenn der zu erwartende Nutzen ein mögliches Risiko übersteigt, angewendet werden.
Bei Schwangeren, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium, sollten Touchierungen des Gebärmutterkanals unterlassen werden, da Wehen ausgelöst werden können. Touchieren der Portio und der Portio-nahen Teile der Scheide sollten unter entsprechender Schonung und nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen.
Bezüglich eines Übergangs der Wirksubstanz in die Muttermilch liegen keine Untersuchungen vor.

Unerwünschte Wirkungen

Lokale Reizungen können zu Beginn der Behandlung beobachtet werden. Allergische Reaktionen sind möglich.

Interaktionen

Negatol Konzentrat und Ovula werden ausschliesslich lokal angewendet.
Während der Behandlung mit diesen Präparaten sollte auf die Applikation anderer lokal anwendbarer Arzneimittel an der gleichen Behandlungsstelle verzichtet werden, da Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen werden können.
Die Grundmasse von Negatol-Ovula kann mit gewissen Latexprodukten (z.B. Vaginaldiaphragmen, Präservative) reagieren und deren Reissfestigkeit herabsetzen.

Überdosierung

Da keine klinischen Studien über eine mögliche Resorption von Negatol durch die Vaginalschleimhaut vorliegen, können keine Aussagen über mögliche pharmakologische Effekte nach einer allfälligen Überdosierung gemacht werden.

Sonstige Hinweise

Hinweise
Unter dem Einfluss von Negatol kann es zur Anregung der Heilungsvorgänge kommen. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, wenn von den erkrankten Bezirken abgestorbenes Gewebe auch in grösserem Umfang abgestossen wird. Die koagulierten Zellverbände sind zwischenzeitlich zu entfernen.
Textilien und Leder sollten sofort nach Berührung mit Negatol vor dem Antrocknen mit Wasser gereinigt werden.
Instrumentarium u.ä. ist unmittelbar nach Gebrauch bis zur Sterilisation in einer Schale mit Wasser (eventuell unter Zusatz von 1-2% Natriumbikarbonat) aufzubewahren.
Ein fleckenartiges Erscheinungsbild der Ovula ist bedingt durch das natürliche Aussehen der Grundmasse und hat keinen Einfluss auf Anwendbarkeit, Wirksamkeit und Verträglichkeit.

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Nicht über 25 °C lagern.
Negatol Konzentrat sollte lichtgeschützt aufbewahrt werden.

IKS-Nummern

15015, 15017.

Stand der Information

Juni 1995.
RL88