Fachinformation Antabus® Teva Pharma AG ZusammensetzungWirkstoff: Disulfiramum.
Hilfsstoffe: Excipiens pro compresso.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro EinheitDispergetten zu 400 mg Disulfiramum.
Indikationen/AnwendungsmöglichkeitenUnterstützende Behandlung von chronischem Alkoholismus, periodisch wiederkehrender Alkoholismus in Verbindung mit nicht-medikamentösen Behandlungsformen.
Dosierung/AnwendungInitial
2 Dispergetten zu 400 mg pro Tag während 3 Tagen.
Erhaltungsdosis
½ Dispergette zu 400 mg pro Tag oder 1 Dispergette jeden 2. Tag.
Hinweis
Vor Therapiebeginn soll eine Alkohol-Karenz von ca. 3 Tagen eingehalten werden.
Die Anwendung und Sicherheit von Antabus Dispergetten bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher nicht geprüft worden.
Einnahme
Dispergette in einem Glas Wasser auflösen. Es entsteht eine milchige, feine Dispersion, welche geschmacksneutral ist. Es ist meist ratsam, diese vor den Augen des Therapie-Begleiters zu trinken. Die Dispersion darf nicht stehengelassen werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei schweren Lebererkrankungen ist die Dosierung sorgfältig zu überwachen. Die empfohlene Dosis soll nicht überschritten werden.
KontraindikationenPatienten, die auf eine frühere Gabe von Disulfiram mit einer subklinischen oder klinisch manifesten Hepatitis reagiert haben, dürfen nicht mit Antabus behandelt werden.
Bei vorbestehender nicht-aethylischer Hepatopathie (z.B. Virushepatitis) oder bei ausgeprägterer Erhöhung der Transaminasen (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen») soll Antabus nicht eingesetzt werden.
Vorsicht bei Patienten mit Diabetes mellitus und Niereninsuffizienz.
Kontraindiziert bei schweren Myokard-, Koronar- und Kreislaufaffektionen, manifesten Psychosen, Epilepsie, schweren Gehirnschäden, Überempfindlichkeit gegenüber Disulfiram oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Antabus darf bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden.
Warnhinweise und VorsichtsmassnahmenDisulfiram-induzierte Leberschädigung
Antabus soll grundsätzlich nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung verabreicht werden.
Disulfiram kann zu Leberschädigungen führen. Die Störungen der Leberfunktion sind normalerweise reversibel, aber Todesfälle infolge Nekrose sind bekannt. Die Symptome gleichen denen einer akuten Hepatitis und/oder eines Ikterus mit erhöhten Werten von Transaminasen und/oder Bilirubin, manchmal besteht zugleich eine Bluteosinophilie und evtl. ein Hautausschlag.
Die Symptome treten meist innert Wochen bis Monaten nach Beginn der Behandlung auf und erfordern ein sofortiges Absetzen von Antabus. Im Hinblick auf ein vorbestehendes Leberleiden sind als Ausgangswerte mindestens folgende Laborparameter zu bestimmen: GOT, GPT, Gamma-GT und alkalische Phosphatase. Überschreiten die Transaminasen oder die alkalische Phosphatase das Dreifache der oberen Normgrenze, ist Antabus kontraindiziert. Bei geringer ausgeprägten pathologischen Leberenzymwerten sind die Risiken besonders sorgfältig abzuwägen und die Kontrolle ist zu intensivieren.
Während der ersten 3 Monate der Behandlung sind wenigstens alle 2 Wochen die Transaminasen zu bestimmen, danach in mindestens 3- bis 6-monatigen Abständen. Steigen die Leberenzymwerte auf mehr als das Dreifache der oberen Normgrenze an, muss Antabus sofort abgesetzt werden und der Patient ist bis zur Normalisierung des Befundes nachzukontrollieren. Es wird empfohlen Rezepte für Antabus vom Arzt oder der Ärztin mit dem Vermerk «TK sic» (TK = Transaminase-Kontrolle) zu versehen.
Bei Auftreten von Symptomen einer Leberschädigung wie Müdigkeit, Nausea, Erbrechen, Schwäche, Fieber, Pruritus, Ikterus, Dunkelfärbung des Urins oder Entfärbung des Stuhls ist Antabus sofort abzusetzen und es sind entsprechende diagnostische und therapeutische Massnahmen einzuleiten. Der Patient ist über die erwähnten Anzeichen zu informieren.
Disulfiram-induzierte Reaktion auf Alkohol
Antabus sollte nie einem Patienten mit Alkohol im Blut oder ohne dessen Wissen verabreicht werden. Dies sollte auch den Angehörigen mitgeteilt werden.
Der Patient soll über die Antabus-Alkohol-Reaktion voll informiert werden, insbesondere über die Folgen heimlichen Konsums. Er soll auch vor Alkohol in versteckter Form gewarnt werden z.B. in Saucen, Essig, Hustensirup, After-Shave etc. (die Reaktion selbst ist unter «Eigenschaften/Wirkungen» beschrieben).
Die Intensität der Antabus-Alkohol-Reaktion variiert von Person zu Person und ist dosisabhängig. Schwache Reaktionen können bei empfindlichen Patienten schon bei Blutalkoholspiegeln von 5–10 mg/100 ml auftreten. Die volle Symptomatik tritt bei 50 mg Alkohol/100 ml Blut zu Tage. Bei über 125–150 mg/100 ml tritt Bewusstlosigkeit ein. Die Reaktion dauert von 30–60 Min. bis zu mehreren Stunden oder solange noch Alkohol im Blut ist.
Disulfiram induzierte Opticus-Neuritis
Bei Verdacht auf eine Opticus-Neuritis ist das Absetzen des Präparates sofort erforderlich, bis der Verdacht weitergehend abgeklärt ist. Dasselbe gilt für Zeichen einer neu auftretenden oder zunehmenden peripheren Polyneuropathie. Die neurologischen Nebenwirkungen können erst nach einigen Monaten der Behandlung auftreten.
InteraktionenAntabus verstärkt die Wirkung gerinnungshemmender Arzneimittel und die des Phenytoin durch eine verminderte Metabolisierung besagter Pharmaka.
Antabus führt möglicherweise zu einer Demethylierung des Diazepam und des Chlordiazepoxid, was zu einem erhöhten Beruhigungseffekt der entsprechenden Pharmaka führt.
Eine Kombination mit Metronidazol kann zu Verwirrungszuständen führen.
Schwangerschaft/StillzeitTierstudien haben unerwünschte Effekte auf den Föten gezeigt (Embryotoxizität, aber keine Teratogenität s. «Präklinische Daten») und nur eine Studie bei schwangeren Frauen ist verfügbar, welche über Missbildungen berichtet. Unter diesen Umständen ist das teratogene Risiko schwer abzuschätzen. Das Arzneimittel soll während Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, es sei denn, es ist klar notwendig.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von MaschinenDa Müdigkeit oder Koordinationsstörungen auftreten können, kann Antabus Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit Maschinen zu bedienen haben.
Unerwünschte WirkungenZu Behandlungsbeginn auftretende Nebenwirkungen sind nicht nur auf die Verabreichung von Antabus zurückzuführen; sie können gegebenenfalls durch die zugrunde liegende Krankheit verursacht werden. Aus diesem Grunde sind diesbezügliche Häufigkeitsangaben nicht vollkommen gesichert.
Häufigkeit der Nebenwirkungen aufgrund von Spontanmeldungen und klinischen Versuchen.
Die Nebenwirkungen sind gewichtet gemäss folgender Abstufung:
Sehr häufig (≥1/10), häufig (≥1/100, <1/10), gelegentlich (≥1/1'000, <1/100), selten (≥1/10'000, <1/1'000) und sehr selten (<1/10'000).
Störungen des Blutes und Lymphsystems
Selten: Eosinophilie.
Psychiatrische Störungen
Häufig: Exazerbation depressiver Schwankungen.
Selten: Psychosen mit psychosomatischen Symptomen/EEG-Veränderungen und Krampfanfälle.
Störungen des Nervensystems
Häufig: Müdigkeit.
Selten: Periphere Neuropathien (sensorische und motorische Störungen), Opticus-Neuritis (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Störungen des Gastrointestinaltraktes
Häufig: Epigastralgie, Diarrhö.
Affektionen der Leber und Gallenblase
Selten: Leberschädigung, oft begleitet von den Symptomen einer akuten Hepatitis und/oder Ikterus mit erhöhten Werten von Transaminasen und/oder Bilirubin, manchmal besteht zugleich eine Bluteosinophilie (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Erhöhung von Transaminasen, Hyperbilirubinämie, Ikterus, Hepatitis.
Akute Hepatitis, einige davon mit tödlichem Ausgang (fulminante toxische Hepatitis) beobachtet nach Markteinführung (vgl. «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Störungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Gelegentlich: Akneartiger Hautausschlag, allergische Reaktionen in Verbindung mit Juckreiz und/oder Exanthem.
Selten: Erythema multiforme, toxisch epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom.
Häufigkeit unbekannt: Hautausschlag.
Allgemeine Störungen
Häufig: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Mundgeruch, metallischer Geschmack im Mund.
Selten: Störungen der Sexualfunktion.
Die neurologischen Nebenwirkungen zeigen wahrscheinlich eine Dosisabhängigkeit (i.d.R. bei Dosen über 500 mg/Tag).
Psychotische Symptome sind teilweise dosisabhängig und werden v.a. bei Patienten mit einem Hintergrund von Depression oder Schizophrenie beobachtet. Als mögliche Ursache kommt ein erhöhter Dopaminspiegel infolge Hemmung der Dopamin-Beta-Hydroxylase in Frage.
Selten können schwere Hautreaktionen wie z.B. Erythema multiforme, toxisch epidermale Nekrolyse oder Stevens-Johnson-Syndrom auftreten. Bei Nachweis eines Exanthems ist die Behandlung mit Antabus abzubrechen.
ÜberdosierungLeerpumpen des Magens, Aktivkohle. Möglicherweise Laxantien.
Symptomatische Therapie.
In Verbindung mit Alkohol (schwere «Antabusreaktionen»): Leerpumpen des Magens zu einem frühen Zeitpunkt. Gabe von Aktivkohle, Kontrolle der Atmung und des Kreislaufes. Zufuhr von Sauerstoff und, falls erforderlich, künstliche Beatmung. Gegebenenfalls Schockbehandlung, intravenöse Flüssigkeitszufuhr (Volumen).
Bei Krämpfen: Gabe von Diazepam. Bei bedrohlicher Sinustachykardie: Betablocker langsam intravenös verabreichen, falls kein Blutdruckabfall oder Schock vorliegt.
Eigenschaften/WirkungenATC-Code: N07BB01
Antabus blockiert selektiv die Acetaldehyddehydrogenase in der Leber. Nach Einnahme von Alkohol steigt die Konzentration von Acetaldehyd an. Dies führt zur typischen Antabus-Alkohol-Interaktion: Flush (Hitze, Rötung) primär im Gesicht und allmählich auf Rumpf und Gliedmassen übergreifend. Beim Auftreten einer Antabus-Alkohol-Interaktion mit Störung der Kreislaufregulation sollen die Patienten sich hinlegen (Palpitationen, Dyspnoe (Hyperventilation), Tachykardie, Kopfweh, manchmal Brustschmerzen). Schwere Reaktionen mit ausgeprägter Vasodilatation erzeugen einen Kreislaufkollaps mit Symptomen wie Blässe, Schwäche, Sehstörungen, Schwindel, Desorientierung, Übelkeit oder Erbrechen. Die Reaktion setzt meist innert 5–10 Minuten nach Alkohol-Einnahme ein und dauert bis das Acetaldehyd ausgeschieden ist (bis zu mehreren Stunden). Die Aussicht auf einen solchen Zustand hält den Patienten davon ab, wieder Alkohol zu konsumieren (aversive Wirkung).
PharmakokinetikAbsorption
Das in Antabus enthaltene Disulfiram wird zu 80–90% bioverfügbar, da das Disulfiram in mikrokristalliner Form in der Dispergette vorliegt. Durch die starke Oberflächenvergrösserung wird eine hohe Absorptionsrate erreicht.
Distribution
Disulfiram ist stark lipophil und verteilt sich gut ins Fettgewebe. Die Disulfiram-Konzentration im Plasma kann aufgrund der extrem schnellen Metabolisierung nicht gemessen werden.
Metabolismus
Disulfiram wird schnell zu Diethyldithiocarbamid abgebaut, und dieses wiederum zersetzt sich in Diethylamin und Schwefelkohlenstoff. Eine leichte Erkrankung der Leber beeinträchtigt den Metabolismus nicht; bei einer Leberzirrhose hingegen ist ein vermehrtes Auftreten der Metaboliten zu erwarten. Die Plasma-Halbwertzeit des wichtigsten Stoffwechselproduktes liegt bei ca. 12 Stunden.
Massgebend für die Wirkungsdauer ist die teilweise irreversible Hemmung der Aldehyd-Dehydrogenase.
Präklinische DatenPublizierte Daten zu Genotoxizität und Karzinogenität von Disulfiram zeigten keine entsprechenden Risiken.
Bei Ratten zeigte sich eine hohe Embryotoxizität, wenn Disulfiram vom dritten Tag der Trächtigkeit an verabreicht wurde; in den überlebenden Jungtieren ergaben sich keine Anzeichen einer teratogenen Wirkung.
Sonstige HinweiseHinweise
Antabus ist nur mit Wissen des Patienten zu verabreichen. Die Alkohol-Antabus-Reaktion kann sich sogar noch 2 Wochen nach Absetzen der Behandlung entwickeln.
Vorbenannte Reaktion kann bereits durch extrem geringe Mengen von Alkohol bewirkt werden (z.B. After-Shave oder alkoholhaltige Schokolade).
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP:» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Bei Raumtemperatur (15–25 °C), vor Feuchtigkeit geschützt und ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.
Zulassungsnummer15104 (Swissmedic).
PackungenAntabus: Packungen zu 50 Dispergetten (B).
ZulassungsinhaberinTeva Pharma AG, Basel.
Stand der InformationNovember 2014.
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