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Diamox®
Corden Pharma Fribourg SA

Carboanhydrasehemmer 

Zusammensetzung

Diamox Injektionspräparat

1 Trockenampulle (= Praeparatio cryodesiccata) enthält: Acetazolamidum 500 mg ut Acetazolamidum natricum (pH 9,2) pro vitro.

Diamox Tabletten

1 Tablette enthält: Acetazolamidum 250 mg, Excipiens pro compresso.

Diamox Sustets
(Kapseln mit verzögerter Freisetzung)

1 Sustet 500 mg enthält: Acetazolamidum 500 mg.
Hilfsstoffe: Ethylvanillinum, Conserv.: E 216/E 218, Color.: E 127; Excipiens pro capsula.

Eigenschaften/Wirkungen

Acetazolamid hemmt das Enzym Carboanyhdrase. Durch Gabe von Diamox wird deshalb die Reaktion CO 2  + H 2 O = H +  + HCO 3  -  verlangsamt. Die Folge ist eine verringerte Abgabe von Wasserstoffionen an das Lumen der Nierentubuli und eine verringerte tubuläre Rückresorption von Bicarbonat- und Natriumionen. Die verstärkte Ausscheidung von Bicarbonat-, Natrium- und Kaliumionen führt zur Diurese.
Durch Hemmung der Carboanhydrase im Auge bewirkt Diamox eine Reduktion der Kammerwasserbildung und dadurch eine Senkung des Augeninnendrucks. Diamox wird deshalb zur Glaukombehandlung eingesetzt. Bei Ateminsuffizienz mit respiratorischer Azidose führt Diamox durch Bicarbonatausschwemmung zur verbesserten Ansprechbarkeit des Atemzentrums. Hirnödem und bestimmte Epilepsieformen werden günstig beeinflusst. Im Pankreas wird die Sekretion vermindert.

Pharmakokinetik

Acetazolamid wird schnell und fast vollständig vom Gastrointestinaltrakt absorbiert. Der Wirkungseintritt nach parenteraler oder oraler Verabreichung erfolgt ca. 1 Stunde nach Applikation. Ca. 93% des Wirkstoffes im Plasma sind proteingebunden. Der Wirkstoff verteilt sich jedoch schnell in andere Gewebe und konzentriert sich vor allem in den Erythrocyten, dem Plasma und den Nieren. Acetazolamid kumuliert nicht in den Geweben. Bei den Tabletten liegen max. Serumkonzentrationen von 26 µg/ml nach 2 Stunden, min. Serumkonzentrationen von 13 µg/ml nach 6 Stunden vor. Nach Mehrfachapplikation stellen sich innert 7 Tagen max. Serumkonzentrationen von mehr als 10 µg/ml über 12 Stunden hinweg ein. Bei den Kapseln liegen max. Serumkonzentrationen von 21 µg/ml nach 2-3 Stunden und min. Serumkonzentrationen von 11 µg/ml nach 12 Stunden vor.
Die Serumhalbwertszeit von Acetazolamid beträgt durchschnittlich 6,3 Stunden. Die Eliminations-Plasmahalbwertszeit nach intravenöser Applikation von Dosierungen im Bereich von 5-20 mg/kg beträgt 95 Minuten. In den ersten 24 Stunden werden über den Urin 70-100%, im Durchschnitt 90% des Acetazolamids unverändert ausgeschieden bei den retardierten Kapseln 47%.
Acetazolamid durchdringt in unbekannter Menge die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Glaukom, Ödeme unterschiedlicher Genese, Ateminsuffizienz mit respiratorischer Azidose, Epilepsie, Hirnödem, Pankreatitis, Pankreasfisteln, Prophylaxe der Höhenkrankheit.

Dosierung/Anwendung

Glaukom: In akuten Fällen ½-2 Ampullen oder 1-4 Tabletten (250-1000 mg) während 24 Stunden, je nach Fall in unterteilten Dosen, z.B. ½ Ampulle oder 1 Tablette alle 4 Stunden oder 2 × täglich. Eventuell auch initial 1 Ampulle oder 2 Tabletten (500 mg) applizieren und alle 4 Stunden ¼-½ Ampulle.

Dauermedikation: ¼-1 Ampulle (125-500 mg) oder ½-1 Tablette (125-250 mg) täglich.
Sobald als möglich sollte auf die orale Therapie mit Diamox Tabletten zu 250 mg oder Sustets Retard-Kapseln zu 500 mg umgestellt werden. Eine Kombination mit Miotika ist sinnvoll, da einerseits die Kammerwassersekretion reduziert, anderseits der Abfluss gefördert wird.

Ödeme: Initial 2-3 Tage lang täglich morgens ½-¾ Ampulle (5 mg/kg Kpgw.) i.v. oder 1-1½ Tabletten (5 mg/kg Kpgw.), anschliessend 2× wöchentlich ½-¾ Ampulle i.v. oder 1-1½ Tabletten. Eine Dosiserhöhung ergibt keine gesteigerte, sondern u.U. sogar eine verminderte Diurese, wobei zugleich Schläfrigkeit und/oder Parästhesien auftreten können. Anderseits wurden unter bestimmten Voraussetzungen sehr hohe Dosen von Diamox mit anderen Diuretika verabreicht, um bei vollständig refraktärer Insuffizienz die Diurese zu sichern.

Ateminsuffizienz mit respiratorischer Azidose: Kontinuierliche tägliche Gabe von 1-1½ Ampullen oder 2-3 Tabletten (500-750 mg) Diamox über längere Zeit.

Epilepsie: ½-2 Ampullen oder 1-4 Tabletten (250-1000 mg) täglich in unterteilten Dosen. Der Therapiebeginn oder eine Umstellung auf Diamox hat einschleichend zu erfolgen. In Kombination mit anderen Antiepileptika beträgt die Anfangsdosis 250 mg täglich. Bei Status epilepticus 500 mg täglich (2× ½ Ampulle) i.v.

Akute Pankreatitis, Pankreasfisteln: 2-5 Ampullen (1000-2500 mg) täglich langsam i.v. oder als Dauertropfinfusion.

Zur Prophylaxe der Höhenkrankheit: 1 Tablette (250 mg) 2× täglich oder 1 Sustet (500 mg) alle 24 Stunden über mindestens 4 Tage, beginnend 1 Tag vor der Exposition.

Anwendung des Diamox Injektionspräparates: Jede Ampulle ist in mindestens 5 ml Aqua bidest. zu lösen. Diamox parenteral wird bevorzugt langsam intravenös injiziert oder im Dauertropf infundiert. Es kann auch intramuskulär appliziert werden, die Injektion ist jedoch der alkalischen Lösung wegen schmerzhaft.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Bei erniedrigtem Natrium- und/oder Kaliumspiegel, schweren Nieren- und Lebererkrankungen, Nebennierenrindeninsuffizienz, hyperchlorämischer Azidose und bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden ist die Anwendung von Diamox kontraindiziert.
Eine Diamox-Langzeitbehandlung ist kontraindiziert bei Patienten mit chronischem, nicht kongestivem Glaukom mit geschlossenem Kammerwinkel, weil dadurch die Gefahr der Maskierung des Glaukoms besteht.

Vorsichtsmassnahmen
Bei Patienten mit Lungenobstruktion oder Emphysem, bei denen die alveoläre Ventilation eingeschränkt ist, sollte Diamox nur mit Vorsicht angewendet werden, weil dadurch eine Azidose ausgelöst oder verstärkt werden kann.
Es gibt keine relevanten Berichte über eine Einschränkung der Reaktionsbereitschaft.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C. Tierstudien haben unerwünschte Effekte auf den Fötus gezeigt (Teratogenität, Embryotoxizität o.a.), und es existieren keine kontrollierten Humanstudien. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.
Acetazolamid tritt in die Muttermilch über.

Unerwünschte Wirkungen

Solche sind während einer Kurzzeittherapie unbedeutend. Es wurden Parästhesien, besonders ein «kribbelndes» Gefühl in den Extremitäten, leichter Appetitverlust, Polyurie und vereinzelte Fälle von Benommenheit und Verwirrtheit beobachtet. Während der Langzeittherapie kann gelegentlich ein azidotischer Zustand eintreten, der sich gewöhnlich durch die Gabe von Bicarbonat korrigieren lässt.
Es wurde über vorübergehende Myopie berichtet. Diese Störung verschwindet, wenn die Dosis verringert oder das Präparat abgesetzt wird.
Andere, gelegentlich auftretende Nebenwirkungen sind Urticaria, Melaena, Hämaturie, Glukosurie, Leberinsuffizienz, schlaffe Paralyse und Konvulsionen.
Da Acetazolamid ein Sulfonamidderivat ist, können typische Sulfonamidnebenwirkungen wie Exanthem (einschliesslich Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse), Fieber, Kristallurie, Nierensteine, Knochenmarkdepression, thrombozytopenische Purpura, hämolytische Anämie, Leukopenie, Panzytopenie und Agranulozytose auftreten. Es sollte darauf geachtet werden, dass derartige Reaktionen möglichst frühzeitig erkannt werden. Bei deren Diagnose ist das Präparat abzusetzen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Um die bei Sulfonamiden bekannten hämatologischen Reaktionen überwachen zu können, wird empfohlen, vor der Behandlung mit Diamox und in regelmässigen Abständen während der Therapie ein Blutbild des Patienten anzufertigen. Beim Auftreten signifikanter Veränderungen ist der frühzeitige Behandlungsabbruch und das Einleiten einer geeigneten Therapie von besonderer Bedeutung.

Interaktionen

Die Wirkung von Acetazolamid wird durch Probenecid und Sulfinpyrazon verstärkt. Seinerseits verstärkt es die Wirkung von Sulfonylharnstoffen, oralen Antikoagulantien und Barbituraten sowie die Toxizität von Methotrexat. Bei gleichzeitiger Verabreichung verändert Acetazolamid den Metabolismus von Phenytoin. Dadurch werden die Serumkonzentrationsspiegel von Phenytoin erhöht. Mit Hexamethylentetramin besteht die Gefahr der Konkrementbildung im Urin.
Bei Patienten, die gleichzeitig hohe Dosen von Acetylsalicylsäure erhalten, ist besondere Vorsicht geboten, da in seltenen Fällen über das Auftreten von Anorexie, Tachypnoe, Lethargie und Koma als Folge einer möglichen Interaktion berichtet wurde.
Über Interaktionen mit Nahrungsmitteln und Alkohol liegen keine Berichte vor.

Überdosierung

Es gibt kein spezifisches Antidot für Acetolamid. Überdosierungen sollten mit unterstützenden Massnahmen behandelt werden. Die Flüssigkeitszufuhr (unter Berücksichtigung der Elektrolyterhaltung) sollte forciert werden.

Sonstige Hinweise

Besondere Hinweise
Während einer Langzeittherapie mit Diamox muss für eine ausreichende Zufuhr von Kalium gesorgt werden. Hierzu eignen sich Diätmassnahmen (Gemüse, Obst, vor allem getrocknete Aprikosen) oder Gabe von Kaliumpräparaten.
Das Medikament ist ausser Reichweite von Kindern aufzubewahren.

Haltbarkeit
Diamox parenteral, Diamox Tabletten und Diamox Sustets dürfen nur bis zum angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Gelöstes Diamox ist bei Raumtemperatur (15-25 °C) 12 Stunden und im Kühlschrank (2-8 °C) 3 Tage haltbar. Die Lösung enthält kein Konservierungsmittel.

IKS-Nummern

21191, 22002, 28983.

Stand der Information

September 2001.
RL88