Ausdruck von http://www.oddb.org
Nootropil®
UCB-Pharma SA

Nootropicum 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Piracetamum.

Nootropil Filmtabletten 800

1 Tablette enthält: 800 mg Piracetamum, Excipiens pro compresso obducto.

Nootropil Filmtabletten 1200

1 Tablette enthält: 1200 mg Piracetamum, Excipiens pro compresso obducto.

Nootropil Sirup 20%

1 ml enthält: 200 mg Piracetamum, Conserv.: E216, E218, Saccharinum, Vanillinum und Aromatica, Excipiens ad solutionem pro 1 ml (graduierter Messbecher liegt bei).

Nootropil Granulat 1200

1 Beutel enthält: 1200 mg Piracetamum, Aspartamum, Aromatica, Excipiens ad Granulatum pro charta 2,5 g.

Nootropil Granulat 2400

1 Beutel enthält: 2400 mg Piracetamum, Aspartamum, Aromatica, Excipiens ad Granulatum pro charta 5,0 g.

Nootropil Injektionslösung 3g/15 ml Ampulle

1 ml enthält: 200 mg Piracetamum, Natrii acetas, Aqua q.s. ad solutionem pro 1 ml.

Nootropil Infusionslösung 12g/60 ml

1 ml enthält: 200 mg Piracetamum, Natrii acetas, Natrii chloridum, Aqua q.s. ad solutionem pro 1 ml.

Eigenschaften/Wirkungen

Therapeutische Wirkung/Wirkungsmechanismen
Piracetam ist ein Wirkstoff, der direkt die Funktionen beeinflusst, die an kognitiven Prozessen beteiligt sind. Diese spielen eine Rolle beim Lernen, für das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und den Bewusstseinszustand. Der Einfluss von Piracetam auf das zentrale Nervensystem beruht auf den folgenden Wirkungen:

Neuronale Effekte
Piracetam bewirkt im Tier einen Schutz und eine Wiederherstellung der kognitiven Fähigkeiten nach verschiedenen zerebralen Aggressionen einhergehend mit einer Hypoxie, einer Intoxikation oder einer elektrokonvulsiven Therapie. Die chronische oder akute Verabreichung von Piracetam an Patienten mit einer gestörten Hirnfunktion bewirkt signifikante EEG-Veränderungen, die sich in einer erhöhten Aufmerksamkeit und verbesserten kognitiven Funktion äussert (Erhöhung der Alphaaktivität).

Hämorrheologische Effekte einhergehend mit einer Verbesserung der Mikrozirkulation
Die hämorrheologische Wirkung von Piracetam kann den folgenden Effekten zugeschrieben werden:
1. Reduktion der Plättchenaggregation.
2. Reduktion der Blutviskosität aufgrund einer erhöhten Membrandeformierbarkeit der Blutzellen, insbesondere der Erythrocyten, sowie Reduktion der Plasmaviskosität.
3. Anti-vasospastischem Effekt.

Pharmakokinetik

Absorption
Piracetam wird nach oraler Verabreichung (als Tabletten, Granulat oder Sirup) rasch und praktisch vollständig im Gastrointestinaltrakt resorbiert.
Die Bioverfügbarkeit der oralen Formen beträgt beinahe 100%. Die Fläche unter der Plasmaspiegelkurve (AUC) nach Verabreichung der verschiedenen oralen Formen war äquivalent mit derjenigen nach intravenöser Applikation.
Eine Einmalgabe von 2 g ergibt eine maximale Serumkonzentration von 40 bis 60 µg/ml nach 1,5 Stunden. Im Liquor wird Cmax nach 2 bis 8 Stunden erreicht.
Die Verabreichung von Piracetam nach einer Mahlzeit kann das Erreichen der Plasmakonzentrationsspitze bis zu 3 Stunden verzögern. Das Ausmass der Bioverfügbarkeit ist dadurch nicht beeinträchtigt.

Distribution
Das scheinbare Distributionsvolumen beträgt ungefähr 0,7 l/kg.
Piracetam wird nicht an Plasmaproteine gebunden.
Piracetam verteilt sich im gesamten Körper, ist liquor- und plazentagängig und tritt durch Dialysemembranen.

Metabolismus
Piracetam wird weder beim Tier noch beim Menschen metabolisiert und ist als solches aktiv.

Elimination
Piracetam wird unverändert über die Nieren ausgeschieden.
Nach 30 Stunden wird es praktisch vollständig (mehr als 95%) über den Harn ausgeschieden. Die Halbwertszeit, die von der Nierenfunktion abhängig ist, beträgt bei einem jungen, gesunden Erwachsenen 4 bis 6 Stunden. Die Nierenclearance von Piracetam bei gesunden Probanden beträgt 81 ml/min.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei älteren Personen ist die Ausscheidung von Piracetam verlangsamt und hängt von der physiologischen Funktionsverminderung ab (T½ ungefähr 8 Stunden).
Bei Patienten mit verminderter Nierenfunktionsleistung (Niereninsuffizienz und/oder ältere Patienten) ist die Elimination von Piracetam deutlich reduziert, was zu einer verlängerten Halbwertszeit und einer geringeren systemischen Clearance führt. In diesem Sinne ist bei Patienten mit einer verminderten Nierenfunktion (<60 ml/min) die tägliche Dosis zu reduzieren (siehe «Spezielle Dosierungsanweisungen»).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Belegte Indikationen
Behandlung von kortikalen Myoklonien in Verbindung mit antiepileptischen Medikamenten.

Anwendungsmöglichkeiten
Behandlung von kognitiven Störungen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Verminderung der Aufmerksamkeit) bei älteren Menschen. Ausdrücklich ausgeschlossen ist das psychoorganische Syndrom aufgrund von Morbus Alzheimer.
Behandlung der Dyslexie bei Kindern in Verbindung mit geeigneten Massnahmen wie die Logopädie.

Dosierung/Anwendung

Korrekte Art der Einnahme
Es wird empfohlen - wenn auch nicht zwingend - die oralen Formen von Nootropil vor den Mahlzeiten einzunehmen. Die Tabletten werden unzerkaut mit einem Glas Flüssigkeit eingenommen. Die entsprechende Menge Sirup ist mit dem beiliegenden, graduierten Messbecher abzumessen und kann vor der Einnahme mit etwas Wasser oder Fruchtsaft verdünnt werden. Zur Einnahme des Granulats wird der Inhalt eines Beutels in einem halben Glas Wasser aufgelöst.

Behandlung von kognitiven Störungen
Die Behandlung beginnt mit 4,8 g pro Tag:
entweder 3× 2 Tabletten zu 800 mg
oder 2× 2 Tabletten zu 1200 mg
oder 2× 12 ml Sirup
oder 2× 2 Beutel Granulat zu 1200 mg
oder 2× 1 Beutel Granulat zu 2400 mg,
danach 2,4 g pro Tag:
entweder 3× 1 Tablette zu 800 mg
oder 2× 1 Tablette zu 1200 mg
oder 2× 6 ml Sirup
oder 2× 1 Beutel Granulat zu 1200 mg.

Behandlung von kortikalen Myoklonien
Die Anfangsdosierung beträgt 7,2 g Piracetam pro 24 Stunden während 3 Tagen.
Dies entspricht
3× 3 Tabletten zu 800 mg
oder 3× 2 Tabletten zu 1200 mg
oder 3× 12 ml Sirup
oder 3× 2 Beutel Granulat zu 1200 mg
oder 3× 1 Beutel Granulat zu 2400 mg.
Wenn die therapeutische Wirkung ausbleibt oder gering ist, kann die Dosierung alle drei Tage um 4,8 g/Tag bis zu einer maximalen Dosis von 24 g/Tag erhöht werden.
Die tägliche Dosierung von Nootropil wird in 3 Gaben verabreicht. Die Behandlung mit anderen antimyoklonischen Medikamenten wird in der gleichen Dosierung aufrechterhalten. Je nach klinischem Erfolg wird die Dosierung der anderen antimyoklonischen Medikamente wenn möglich reduziert.
Die Behandlung mit Piracetam wird solange fortgesetzt, wie die Beschwerden bestehen. Es sollte versucht werden, die medikamentöse Behandlung alle 6 Monate zu verringern oder abzusetzen, indem die Piracetamdosis alle 2 Tage um 1,2 g reduziert wird. Dadurch wird das plötzliche Wiederauftreten der Beschwerden verhindert.

Spezielle Anweisungen für die parenterale Applikation von Nootropil
Die parenterale Gabe von Piracetam ist bei Patienten zu empfehlen, bei denen die Schwere des Krankheitsbildes eine hohe Dosierung erfordert oder eine orale Gabe infolge von Übelkeit oder Erbrechen nicht möglich ist.
Die Anfangsdosierung während der ersten 3 Behandlungstage beträgt 7,2 g Piracetam verteilt auf 3 Gaben während 24 Stunden. Dies entspricht einem Volumen von 3× 12 ml Injektionslösung. Bei Ausbleiben bzw. zu geringer therapeutischer Wirkung kann die Tagesdosis alle 3 Tage um 4,8 g Piracetam bis zu einer maximalen Tagesdosis von 24 g Piracetam pro Tag (entsprechend 120 ml Infusionslösung) erhöht werden.
Sobald eine Verbesserung der Symptome eintritt und eine Dosisverringerung in Erwägung gezogen werden kann, wird in der Regel auf die oralen Darreichungsformen umgestellt.
Nootropil kann entweder als Dauerinfusion oder als Bolusinjektion verabreicht werden.

Dauerinfusion
Die empfohlene Tagesdosis wird als Dauerinfusion während 24 Std. mit gleichbleibender Infusionsgeschwindigkeit verabreicht. Dazu wird die einer Tagesdosis entsprechende Menge an Nootropil Injektions- bzw. Infusionslösung mit einer geeigneten Infusionslösung (siehe unten) verdünnt. Das Verdünnungsvolumen wird vom behandelnden Arzt je nach Zustand des Patienten bestimmt.

Bolusinjektion
Die empfohlene Tagesdosis wird gleichmässig über 24 Std. verteilt jeweils als Bolus intravenös verabreicht. Dabei beträgt jeder Bolus max. 3 g Piracetam. Nootropil Injektionslösung ist in unverdünnter Form langsam (innerhalb von mindestens 2 Minuten) in eine grössere Vene zu injizieren.

Verträglichkeit von Piracetam mit Infusionen
Nootropil Injektions- und Infusionslösung kann auch mit folgenden Infusionslösungen verdünnt werden:
Glukose: 5%, 10%, 20%.
Fructose: 5%, 10%, 20%.
Natriumchlorid: 0,9%.
Dextran 40: 10% in einer 0,9% NaCl - Lösung.
Ringer.
Mannitol: 20%.
HES-Lösung (Hydroxy-Ethyl-Stärke): 6%, 10%.
Die Stabilität von Piracetam in diesen Lösungen ist während mindestens 24 Stunden gegeben. Aus mikrobiologischen Gründen ist die gebrauchsfertige Zubereitung unmittelbar nach Anbruch zu verwenden.

Behandlung der Dyslexie in Verbindung mit Logopädie bei Kindern
3,2 g pro Tag, auf 2 Gaben verteilt (2× 2 Tabletten zu 800 mg).

Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Patienten mit einer verminderten Nierenfunktionsleistung von Clcreat.<60 ml/min (Niereninsuffizienz und/oder ältere Patienten) ist eine Dosisanpassung vorzunehmen.
Das folgende Dosierungsschema wird bei einer Kreatininclearance <60 ml/min. angewendet.

----------------------------------------------------
Kreatinin-       Serumkreatinin      Dosierung      
clearance                                           
----------------------------------------------------
60-40 ml/min.    1,25 mg-1,7 mg/     ½ der üblichen 
                 100 ml              Dosierung      
40-20 ml/min.    1,7 mg-3 mg/        ¼ der üblichen 
                 100 ml              Dosierung      
<20 ml/min.      >3 mg/100 ml        kontraindiziert
----------------------------------------------------

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Piracetam, anderen Pyrrolidonderivaten oder Hilfsstoffen von Nootropil darf Nootropil nicht angewendet werden.
Nootropil ist kontraindiziert bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (renale Clearance <20 ml/min.) und bei Patienten mit zerebralen Blutungen.
Nootropil Granulat enthält Aspartam und darf daher bei Patienten mit einer Phenylketonurie nicht angewendet werden.

Vorsichtsmassnahmen
Aufgrund der Wirkung von Piracetam auf die Plättchenaggregation (siehe «Eigenschaften/Wirkungen») sollte die Anwendung von Nootropil bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen, grösseren Operationen oder schweren Blutungen mit Vorsicht erfolgen.
Es wurden Fälle von Blutungen beobachtet bei gleichzeitiger Anwendung von Piracetam und Heparin, Salicylaten und Vitamin K-Antagonisten. Piracetam wird über die Nieren ausgeschieden. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sowie bei älteren Patienten ist deshalb Vorsicht geboten. Bei diesen Patienten ist die Erhöhung der Halbwertszeit direkt mit der Kreatininclearance verbunden (siehe «Spezielle Dosierungsanweisungen»).
Die Behandlung von kortikalen Myoklonien mit Piracetam sollte nicht abrupt abgesetzt werden, da in diesem Fall myoklonische oder generalisierte Anfälle auftreten können.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie B. Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für den Fötus gezeigt, aber es liegen keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen vor. Piracetam ist plazentagängig, jedoch ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Muttermilch übertritt.
Wie bei allen Medikamenten sollte der Arzt die möglichen Vorteile einer Behandlung während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate und während der Stillzeit genau prüfen.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen während der Behandlung sind: Nervosität, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Zittern, Depression, Schläfrigkeit.
Diese sind dosisabhängig und treten bei jungen Patienten weniger häufig (1-2%) auf als bei älteren Menschen (6-9%).
Gelegentlich sind Darmschwierigkeiten und Hypersensibilitäts-reaktionen aufgetreten.
In kontrollierten Studien sind weniger als 2% Nebenwirkungen aufgetreten. Diese wurden in der Regel bei älteren Patienten mit Dosierungen über 2,4 g/Tag beobachtet. In der Mehrzahl der Fälle konnten die Nebenwirkungen durch eine Reduktion der Dosis beseitigt werden.

Interaktionen

Es ist ein einziger Fall mit Verwirrung, Reizbarkeit und Schlafstörungen bei gleichzeitiger Verabreichung mit Schilddrüsenhormonen (T3 + T4) bekannt.
In einer publizierten Studie mit blinder Versuchsanordnung wurden die Blutwerte von Patienten mit wiederholter schwerer Venenthrombose während gleichzeitiger Gabe von Acenocoumarol und Piracetam untersucht. Bei der Gabe von 9,6 g Piracetam pro Tag musste die Acenocoumarol - Dosis nicht verändert werden, die zur Einstellung des INR - Wertes (International Normalised Ratio) zwischen 2,5 und 3,5 benötigt wird. Im Vergleich zu der Einzelgabe von Acenocoumarol verminderte die zusätzliche Gabe von Piracetam 9,6 g pro Tag jedoch signifikant die Plättchenaggregation, die Freisetzung von β-Thromboglobulin, die Werte von Fibrinogen und von-Willebrand-Faktoren (VIII : C; VIII : vW : Ag; VIII : vW : Rco) sowie die Viskosität des Gesamtbluts und des Blutplasmas.
Aus den bis jetzt vorliegenden Anwendungsbeobachtungen geht hervor, dass mit den antiepileptischen Medikamenten Clonazepam, Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital und Natriumvalproat keine Interaktionen bekannt sind. Systematische Interaktionsstudien wurden jedoch nicht durchgeführt.

Überdosierung

Es sind Dosierungen bis 400 mg/kg pro Tag bei guter Verträglichkeit beschrieben worden. Ausser einer forcierten Diurese (bei oraler oder intravenöser Verabreichung) sind keine spezifischen Veränderungen zu erwarten.

Sonstige Hinweise

Einfluss auf diagnostische Methoden
Keine bekannt.

Haltbarkeit
Bei Raumtemperatur (15-25 °C) aufbewahren.
Nach Anbruch sind verbleibende Reste von Injektions- oder Infusionslösung zu verwerfen.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Verpackung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

37445, 40502, 40784.

Stand der Information

Oktober 2001.
RL88