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Natriumhydrogencarbonat IMS 8,4%
B. Braun Medical AG

Injektionslösung

Antidot für metabolische Azidose 

Zusammensetzung

1 ml Injektionslösung 8,4% enthält: 84 mg NaHCO 3 , 1,0 mmol Na +  und 1,0 mmol HCO 3 .

Eigenschaften/Wirkungen

Eine Therapie mit Natriumhydrogencarbonat bezweckt die Steigerung der Hydrogencarbonatkonzentration im Plasma, die Pufferung von überschüssiger Wasserstoffionenkonzentration, die Steigerung des Blut-pH-Wertes und die Umkehrung der klinischen Symptome einer metabolischen Azidose.

Pharmakokinetik

Im Blut des Gesunden befinden sich etwa 27 mmol/l an Bicarbonationen, die zusammen mit gelöstem Kohlendioxid ein Puffersystem bilden. Das Aufrechterhalten eines konstanten pH-Wertes der Blutflüssigkeit wird von der Niere geleistet, indem sie die Ausscheidung von Basen und Säuren reguliert, wie auch von der Lunge, indem sie die Elimination von Kohlendioxyd steuert. Die Alkalireserve des Blutplasmas verhindert unter normalen Bedingungen die Übersäuerung des Blutes. Bei zirkulatorischer Insuffizienz ist diese Voraussetzung nicht mehr gewährleistet, so dass sich eine metabolische Azidose ausbildet. Dieser kann mit Hilfe von Natriumhydrogencarbonat-Injektionen entgegengewirkt werden.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Hydrogencarbonat-Therapie bei allen Formen von schwerer metabolischer Azidose, insbesondere nach Herzstillstand, Schockzuständen.
Natriumhydrogencarbonat kann bei den folgenden Zuständen indiziert sein: Barbiturat-, Salicylat- oder Methanol-Intoxikationen, schwere Diarrhöe.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Bei Auftreten einer Azidose sind im allgemeinen ca. 420 mg/kg, entsprechend 5 mmol/kg Körpergewicht zu verabreichen. Die Höhe zusätzlicher Gaben von Natriumhydrogencarbonat richtet sich nach dem jeweiligen Zustand des Patienten (Säure-Basen-Status).

Spezielle Dosierung
Bei schwerer metabolischer Azidose können mit genügender Sicherheit Natriumhydrogencarbonat-Gaben von 90-180 mmol/l, entsprechend ca. 7,5-15 g/l, mit einer Infusionsgeschwindigkeit von 1-1,5 l während der ersten Stunde verabreicht werden. Die weitere Dosierung hängt vom gemessenen Bicarbonat-Defizit des Plasmas ab.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Respiratorische Alkalose, Hypertonie, Konvulsionen oder kongestiver Herzstillstand. Verlust von Chloridionen durch Erbrechen, Auftreten einer hypochlorämischen Alkalose verursacht durch Diuretika.

Vorsichtsmassnahmen
Selbst bei Notfällen soll die Verwendung von Natriumhydrogencarbonat-Injektionen mit Umsicht erfolgen. Bei Herzstillstand überwiegen die Risiken einer Azidose jene einer Hypernatriämie. Die unerwünschten Effekte eines plötzlichen Anstiegs der Plasmanatriumkonzentration müssen berücksichtigt werden.
Tritt eine respiratorische Azidose im Zusammenhang mit einer metabolischen Azidose auf, dann muss für eine ausreichende pulmonale Ventilation gesorgt werden, um überschüssiges CO 2  zu entfernen. Der Säure-Basen-Haushalt und die Flüssigkeitsbilanz sollten raschmöglichst genau überwacht werden. Eine Blindpufferung sollte im Prinzip nur in Reanimation erfolgen.
Ein erhöhter pH führt zu einer Verminderung der extrazellulären Kalium-Konzentration und zu einer Verminderung der Kalzämie durch zusätzliche Bindung von Kalzium zu Albumin.
Bei Hypokaliämie ist vor einer alkalisierenden Therapie das Kaliumdefizit auszugleichen.

Schwangerschaft, Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur verabreicht werden, wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko übersteigt.

Unerwünschte Wirkungen

Alkalose/Hypokaliämie können die Folge einer Überdosierung von Natriumhydrogencarbonat sein. Schwere Alkalose kann begleitet sein von Hypokaliämie, Hyperirritabilität oder Tetanie.
Vaskuläre Irritationen können durch Injektionen von hypertonischer Nariumhydrogencarbonat-Lösung erzeugt werden.

Interaktionen

Interaktionen mit Kortikosteroiden oder Kortikotropin:
Erhöhtes Risiko einer Natriumretention mit kardialer Dekompensation, Hypervolämie, Ödem und/oder Hypernatriämie.
Möglichkeit einer Wirkungsverlängerung von gewissen Medikamenten nach Alkalisierung des Harns:
Amphetamine, Ephedrin, Flecainid, Pseudoephedrin, Chinidin, Chinin.
Möglichkeit einer verminderten Wirkung von gewissen Medikamenten nach erhöhter renaler Ausscheidung:
Chlorpropamid, Lithium Carbonat, Salicylate, Tetracyclin.

Überdosierung

Die Gefahr einer Überdosierung sollte durch wiederholte Blutprüfungen vermieden werden. Nachdem der Patient positiv auf die Natriumhydrogencarbonat-Therapie angesprochen hat, sollte sein normaler Hydrogencarbonat-Spiegel von etwa 27 mmol/l wieder vorsichtig eingestellt werden.

Behandlung bei einer Überdosierung
Hypernatriämie, Hypervolämie: Passende Diuretika geben (z.B. Furosemid).
Alkalose: Eine ansäuernde Infusionslösung verabreichen.
Hypokaliämie: kaliumhaltige Lösung.
Hypokalzämie mit Tetanie: Kalzium Gluconat i.v. einspritzen.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Zusatz von Natriumhydrogencarbonat zu parenteralen Lösungen, die Kalzium oder Salze organischer Basen enthalten, kann eine Trübung verursachen.
Solche Lösungen müssen sofort vernichtet werden.

Haltbarkeit
Bei Zimmertemperatur lagern (15-25 °C). Verfalldatum beachten.

IKS-Nummern

40781.

Stand der Information

August 1993.
RL88