Zusammensetzung
Wirkstoff: Piperacillin-Natrium.
Praeparatio cryodesiccata: Piperacillinum 1 g ut Piperacillinum natricum, pro vitro, Solvens: aqua ad iniectabilia 10 ml.
Praeparatio cryodesiccata: Piperacillinum 2 g ut Piperacillinum natricum, pro vitro, Solvens: aqua ad iniectabilia 20 ml.
Praeparatio cryodesiccata: Piperacillinum 4 g ut Piperacillinum natricum, pro vitro.
Eigenschaften/Wirkungen
Pipril ist ein halbsynthetisches Antibiotikum, das zur Klasse der Penicilline gehört. Pipril enthält als Wirkstoff Piperacillin-Natrium, ein Derivat des D(-)alpha-Aminobenzyl-penicillin (Ampicillin). 1,0425 g Piperacillin-Natrium (Mono-Natrium-Salz) entspricht der Aktivität von 1 g Piperacillin und enthält 1,85 mEq (42,6 mg) Natrium. Pipril wirkt durch Störung der Bakterienzellwand-Synthese auf sich vermehrende Keime bakterizid. Wie alle Penicilline ist auch Pipril in unterschiedlichem Ausmass gegen Betalactamasen sensibel.
Die nachfolgende Tabelle gibt die MHK von Piperacillin für 47 119 isolierte Erreger an. Mit wenigen Ausnahmen entsprechen die minimalen bakteriziden Konzentrationen von Piperacillin den MHK.
In vitro-Aktivität von Piperacillin gegenüber 47 119 isolierten Infektionserregern:
----------------------------------------------------
Anzahl % der Erreger, die
der ge- bei folgenden Kon-
testeten zentrationen ge-
Erreger gehemmt wurden
(µg/ml)
1** 32 64 128
----------------------------------------------------
Gram-negative
Erreger
Acinetobacter species 481 80 85 95
Citrobacter species 619 80 83 94
Enterobacter species 4023 84 88 91
Escherichia coli 8363 76 85 89
Haemophilus influenzae* 756 92
Klebsiella pneumoniae 3538 74 86 91
Klebsiella species 2079 57 65 71
+Moraxella species 22 100
Neisseria gonorrhoeae 265 92
Neisseria gonorrhoeae
(-Lact+) 44 100
+Neisseria menin-
gitidis 107 97
Proteus (Indol+)
species 2747 88 92 95
Proteus mirabilis 3903 93 95 97
Providencia species 118 39 43 69
Pseudomonas aeruginosa 8604 91 95 98
Pseudomonas species 1961 81 86 94
+Salmonella species 360 76 78 80
Serratia marcescens 1394 72 81 85
+Shigella species 148 82 89 92
+Yersinia species 10 90 100
Anaerobier
Bacteroides fragilis 524 90 94 97
Bacteroides species 576 83 91 94
Clostridium species 90 98 100
Eubacterium species 76 87 89 92
Fusobacterium species 54 83 96 98
Peptococcus species 197 89 94 95
Peptostreptococcus
species 185 94 95 95
Veillonella 32 91 100
Gram-positive
Erreger
Enterococci 1100 93 94 95
++Staphylococcus
aureus* 3162 18
++Staphylococcus
epidermidis* 635 28
Streptococcus aga-
lactiae 45 100
Streptococcus-b-haemo-
lyticus 32 100
Streptococcus pneu-
moniae 314 100
Streptococcus pyogenes 475 100
Streptococcus viridans 49 100
Streptococcus species 31 100
----------------------------------------------------
* Schliesst sowohl β-Lactamase-positive sowie negative Bakterienstämme ein.
** Die Werte für 1 µg/ml werden nur für solche Stämme angegeben, bei denen dieser Wert die gewünschte Grenzkonzentration darstellt.
+ Obschon Piperacillin in vitro aktiv gegen diese Organismen ist, wurde die therapeutische Wirksamkeit noch nicht bestätigt.
++ Piperacillin ist nicht wirksam gegenüber β-Lactamase-produzierenden Staphylococcus species.
In vitro wird Piperacillin von β-Lactamase-produzierenden Staphylococci sowie einigen gramnegativen Bakterien inaktiviert; es ist jedoch aktiv gegen β-Lactamase-produzierende Gonococci.
Viele Stämme von gramnegativen Mikroorganismen, einschliesslich Pseudomonas-Stämme, welche gegenüber Ampicillin, Carbenicillin, Cephalothin oder Aminoglykoside resistent sind, sind Piperacillin-empfindlich.
Empfindlichkeitstests
Um die Empfindlichkeit gegenüber Pipril zu testen, wird folgendes Standardverfahren mit den 100 µg Piperacillin-Discs empfohlen:
(U.S.) National Committee for Clinical Laboratory Standards (NCCLS): M2-A2 (früher ASM-2); approved Performance Standard for Antimicrobial Disk Susceptibility Tests, second Edition, 1982 (erhältlich von NCCLS, Lancaster Avenue, Villanova, Pa 19085 USA).
Die Zonendiameter für «empfindlich», «mittelmässig empfindlich» und «resistent» sind in nachfolgender Tabelle aufgelistet:
In vitro Empfindlichkeit gemessen mit 100 µg Piperacillin Discs:
Piperacillin Discs 100 µg
----------------------------------------------------
Zonendurchmesser (Millimeter)
Erreger empfindlich mittelmässig resistent
empfindlich
----------------------------------------------------
sämtliche
schnell-
wachsenden
Bakterien,
ausgenommen
die nachfol-
gend auf-
geführten: Â≥18 15-17 Â≤14
Haemo-
philus sp.
Neisseria sp.
Staphylo-
coccus sp. >29 Â≤28
----------------------------------------------------
Wenn die minimalen Hemmkonzentrationen mit Standardverdünnungsmethoden* bestimmt werden, sind die Richtlinien der nachfolgenden Tabelle zu berücksichtigen.
*Acta Pathologica et Microbiologica Scandinavica, Section B Suppl. 217, 1971.
In vitro Empfindlichkeit gemessen mit der Kirby-Bauer-Methode:
Piperacillin MHK (µg/ml)
----------------------------------------------------
Erreger empfindlich resistent
----------------------------------------------------
sämtliche Bakterien,
ausgenommen die unten
angeführten: Â≤64 Â≥128
Haemophilus sp.
Neisseria sp.
Staphylo-
coccus sp. Â≤1 Â≥1
----------------------------------------------------
Für Anaerobier können andere Testmethoden wie z.B. die modifizierte Nährbouillon-Disc-Methode zum Empfindlichkeitsnachweis verwendet werden.
Wilkins TD and Thiel T: Antimicrobial Agents and Chemotherapy 3:350-356, (March) 1973.
Pharmakokinetik
Absorption
Nach oraler Verabreichung von Piperacillin-Natrium erfolgt aus dem Magen-Darm-Trakt keine Resorption. Piperacillin muss deshalb parenteral verabreicht werden. Pipril kann entweder intramuskulär oder intravenös verabreicht werden. Spitzenkonzentrationen im Serum werden etwa 30 Minuten nach intramuskulärer und unmittelbar nach intravenöser Injektion oder Infusion erreicht.
Intravenöse Verabreichung
Bei gesunden erwachsenen Probanden beträgt der durchschnittliche Serumspiegel unmittelbar nach einer 2-3 Minuten dauernden intravenösen Injektion von 2 g, 4 g oder 6 g, 305 resp. 412 oder 775 µg/ml; 30 Minuten nach der i.v. Injektion betragen die Serumspiegel noch 3 µg/ml, 9 µg/ml resp. 35 µg/ml. Die Serumspiegel sind also nicht dosisproportional. Nach einer 30-Minuten-Infusion von 6 g Pipril bei gesunden, erwachsenen Probanden wurde unmittelbar nach der Infusion Serumspiegel von ca. 350 µg/ml gemessen, nach 30 Minuten von ca. 215 µg/ml und nach 4 Stunden von ca. 25 µg/ml. Eine 30 Minuten-Infusion von 6 g alle 6 Stunden ergibt am 4. Tag eine durchschnittliche Serumkonzentration von 420 µg/ml.
Intramuskuläre Verabreichung
Pipril wird nach intramuskulärer Verabreichung zu 70-80% absorbiert. Bei gesunden Probanden wird die Serumspitzenkonzentration ungefähr 30-50 Minuten nach einer 2 g Einzeldosis erreicht und beträgt ca. 36 µg/ml. Die orale Verabreichung von 1 g Probenecid vor der Injektion bewirkt eine Erhöhung der Serumspitzenkonzentration von Penicillin von ungefähr 30%. Die AUC wird um ca. 60% erhöht.
Distribution
Die Serumproteinbindung von Pipril beträgt 16-22%. Das Medikament wird gut in Körpergeweben und -flüssigkeiten verteilt, inkl. Knochen, Prostata und Herz, und erreicht auch in der Gallenflüssigkeit Konzentrationen, welche hoch genug sind, um hepatobiliäre Infektionen zu behandeln. Nach einer 4 g Bolusinjektion beträgt die maximale Konzentration in der Gallenflüssigkeit durchschnittlich 3,205 µg/ml. Das Verteilungsvolumen beträgt bei Erwachsenen 0,2-0,31 l/kg KG. Mit zunehmender Dosis nimmt das Verteilungsvolumen ab. Es dringt nur bei entzündetem Zustand in nennenswertem Ausmass in die Cerebrospinalflüssigkeit ein.
Da Pipril sowohl über die Galle als auch über die Nieren ausgeschieden wird, kann es ohne Gefahr in angemessener Dosierung (siehe unter Dosierung) sicher bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion eingesetzt und wirksam bei Patienten zur Behandlung hepatobiliärer Infektionen angewendet werden. Piperacillin passiert die Plazentaschranke und kann in geringen Mengen auch in der Muttermilch nachgewiesen werden.
Metabolismus
Der genaue Metabolismus von Piperacillin ist noch nicht geklärt. Es scheint allerdings, dass Piperacillin nicht in nennenswertem Ausmass metabolisiert wird.
Elimination
Die durchschnittliche Serumhalbwertszeit bei gesunden Probanden beträgt zwischen 36 Minuten und 1 Stunde 12 Minuten. Die durchschnittliche Eliminationshalbwertszeit von Pipril beträgt bei gesunden erwachsenen Probanden 54 Minuten nach einer 2 g Verabreichung und 63 Minuten nach 6 g. Wie andere Penicilline wird Pipril primär durch glomeruläre Filtration und tubuläre Sekretion eliminiert; es wird rasch und unverändert in hohen Konzentrationen im Urin ausgeschieden. Etwa 10-20% einer Dosis werden über die Galle ausgeschieden. Ca. 60-80% der verabreichten Dosis wird innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden. Piperacillin-Urinkonzentrationen, welche mikrobiologisch bestimmt wurden, waren nach einer 6 g i.v. Dosis 14,1 µg/ml und 8,5 µg/ml nach einer 4 g i.v. Dosis. Diese Urinkonzentrationen verblieben weit über 1,0 µg/ml während des Dosierungsintervalls.
Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Die Eliminationshalbwertszeit wird bei schwacher bis mässiger Nierenfunktionseinschränkung zweifach erhöht, und fünf- bis sechsmal bei starker Einschränkung. Bei Leberinsuffizienz ist die Eliminationshalbwertszeit ebenfalls erheblich verlängert. Bei Patienten mit Nieren- und Leberinsuffizienz kann die Eliminationshalbwertszeit 11-32 Stunden betragen. Bei der Hämodialyse wird Piperacillin aus dem Kreislauf eliminiert. Eine Peritonealdialyse hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Serumkonzentration von Piperacillin.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Pipril wird empfohlen zur Behandlung von schweren Infektionen (namentlich bei Resistenz gegenüber anderen Antibiotika), welche durch empfindliche Stämme nachfolgend aufgeführter Organismen bei diversen Zuständen auftreten, wie:
Intraabdominelle Infektionen, einschliesslich hepatobiliäre Infektionen, welche durch Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Enterokokken, Clostridium ssp., Anaerobier-Cocci, sowie Bacteroides ssp. inkl. B. fragilis verursacht werden.
Harnwegsinfektionen mit E. coli, Klebsiella ssp., Ps. aeruginosa, Proteus ssp., einschliesslich P. mirabilis und Enterokokken.
Gynäkologische Infektionen, einschliesslich Endometritis, Beckenentzündungen, Beckenzellulitis verursacht durch Bacteroides ssp. und Bact. fragilis, Anaerobier-Cocci, Neisseria gonorrhoeae sowie Enterokokken (Streptococcus faecalis).
Septicaemien, einschliesslich Bacteriaemie verursacht durch: E. coli, Klebsiella ssp., Enterobacter ssp., Serratia ssp., P. mirabilis, S. pneumoniae, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa, Bacteroides ssp., sowie Anaerobier-Cocci.
Untere Atemwegsinfektionen, verursacht durch E. coli, Klebsiella ssp., Enterobacter ssp., Pseudomonas aeruginosa, Serratia ssp., Haemophilus influenzae, Bacteroides sp., sowie Anaerobier-Cocci. Obschon bei Patienten mit zystischer Fibrose eine Besserung erreicht werden kann, dürfte eine dauernde Eliminierung nicht unbedingt erzielt werden.
Haut- und Weichteilinfektionen, verursacht durch E. coli, Klebsiella ssp., Pseudomonas aeruginosa, indolpositive Proteus ssp., Proteus mirabilis, Bacteroides ssp., inkl. B. fragilis, Anaerobier-Cocci und Enterokokken.
Knochen- und Gelenkinfektionen, versursacht durch P. aeruginosa, Enterokokken, Bacteroides ssp., sowie Anaerobier-Cocci.
Gonokokken-Infektionen
Pipril ist wirksam bei der Behandlung unkomplizierter Gonokokken-Urethritis.
Pipril in Form von sterilem Na-piperacillin ist erwiesenermassen klinisch wirksam zur Behandlung von Infektionen in diversen Bereichen verursacht durch Streptokokken sp., einschliesslich der β-hämolytischen A-Gruppe sowie Streptococcus pneumoniae. Infektionen, die durch diese Erreger hervorgerufen werden, behandelt man aber normalerweise mit anderen Penicillinen. Wegen seiner bakteriziden Wirkung gegenüber grampositiven wie gramnegativen Aerobiern und Anaerobier ist Pipril speziell zur Behandlung von Mischinfektionen sowie zur Therapie vor der Identifizierung der verursachenden Organismen gedacht. Pipril kann auch als Alleintherapie bei einigen Situationen eingesetzt werden, wo normalerweise zwei Antibiotika verwendet werden sollten. Pipril wird erfolgreich zusammen mit Aminoglykosiden eingesetzt, speziell bei Patienten mit Immundefizienz.
Hier sollten beide Medikamente voll dosiert werden. Entsprechende Kulturen sollten für Empfindlichkeitstests bereitgestellt und die Therapie - falls geeignet - adaptiert werden sobald die Resultate bekannt sind.
Prophylaxe
Pipril kann ebenfalls prophylaktisch vor chirurgischen Eingriffen angewendet werden, einschliesslich intraabdominellen, gastrointestinalen sowie Gallenwegsoperationen, vaginale Hysterektomie, abdominelle Hysterektomie und Kaiserschnitt. Eine wirksame prophylaktische Anwendung hängt vom Anwendungszeitpunkt ab. Pipril sollte eine halbe bis eine Stunde vor dem Eingriff gegeben werden, so dass die Wirkspiegel in der Wunde vor dem Eingriff erreicht werden. Eine Prophylaxe sollte nach 24 Stunden beendet werden, da jede verlängerte Anwendung eines Antibiotikums auch das Risiko einer Nebenwirkung erhöht, aber in der Mehrzahl der Eingriffe die Inzidenz späterer Infektionen nicht reduziert. Falls sich Anzeichen einer Infektion bemerkbar machen, sollten Proben für eine Kultur zur Identifikation bereitgestellt werden, so dass mit einer angemessenen Therapie begonnen werden kann.
Prophylaxe
----------------------------------------------------
Indikation 1. Dosis
----------------------------------------------------
Intraabdominelle 2 g i.v. unmittelbar vor
Operation der Operation
----------------------------------------------------
Vaginale Hysterektomie 2 g i.v. unmittelbar vor
der Operation
----------------------------------------------------
Kaiserschnitt 2 g i.v. nach Abnabelung
----------------------------------------------------
Abdominelle Hysterektomie 2 g i.v. unmittelbar vor
der Operation
----------------------------------------------------
----------------------------------------------------
Indikation 2. Dosis
----------------------------------------------------
Intraabdominelle 2 g i.v. während der
Operation Operation
----------------------------------------------------
Vaginale Hysterektomie 2 g 6 Stunden nach der
1. Dosis
----------------------------------------------------
Kaiserschnitt 2 g 4 Stunden nach der
1. Dosis
----------------------------------------------------
Abdominelle Hysterektomie 2 g nach Eintreffen auf
der Wachstation
----------------------------------------------------
----------------------------------------------------
Indikation 3. Dosis
----------------------------------------------------
Intraabdominelle 2 g postoperativ alle 6
Operation Stunden, aber nicht län-
ger als 24 Stunden
----------------------------------------------------
Vaginale Hysterektomie 2 g 12 Stunden nach der
1. Dosis
----------------------------------------------------
Kaiserschnitt 2 g 8 Stunden nach der
1. Dosis
----------------------------------------------------
Abdominelle Hysterektomie 2 g nach 6 Stunden
----------------------------------------------------
Dosierung/Anwendung
Pipril kann intramuskulär oder intravenös verabreicht werden. Es wird in einer 3 bis 5 Minuten dauernden intravenösen Injektion gegeben. Die normale Dosierung von Pipril bei schweren Infektionen beträgt 3-4 g alle 4 bis 6 Stunden, als 20-40-Minuten-Infusion verabreicht. Bei schweren Infektionen sollte die intravenöse Anwendungsart gewählt werden.
Pipril sollte nicht zusammen mit einem Aminoglykosid in der Spritze oder in der Infusionsflasche gemischt werden, da hierbei das Aminoglykosid inaktiviert wird.
Die tägliche Maximaldosis für Erwachsene beträgt gewöhnlich 24 g/Tag, auch höhere Dosierungen wurden angewandt.
Die intramuskulären Injektionen sollten auf 2 g pro Injektionsstelle limitiert werden. Diese Anwendungsweise wird vor allem zur Behandlung von Patienten mit unkomplizierter Gonorrhoe und Harnwegsinfektionen verwendet.
----------------------------------------------------
Pipril Dosierungsempfehlungen
----------------------------------------------------
Art der Infektion Übliche Anwendungs-
Gesamttages- häufigkeit
Dosis
----------------------------------------------------
Schwere Infektionen, wie 12-18 g i.v. alle 4-6
Septikämie, nosokomiale (200-300 Stunden
Pneumonie, intraabdomi- mg/kg)
nelle Infektionen, durch
Aerobier oder Anaerobier
verursachte gynäkologische
Infektionen sowie Haut-
und Weichteilinfektionen
----------------------------------------------------
Komplizierte Harnwegs- 8-16 g i.v alle 6-8
infektionen (125-200 Stunden
mg/kg)
Unkomplizierte Harnwegs- 6-8 g i.m. alle 6-12
infektionen oder i.v. Stunden
sowie die meisten in der (100-125
Gemeinschaft erworbenen mg/kg)
Pneumonien
----------------------------------------------------
unkomplizierte Gonorrhoe 2 g i.m.* Einzeldosis
----------------------------------------------------
* 1 g Probenicid oral ½ Stunde vor der Injektion verabreicht.
Die Durchschnittsbehandlung von Pipril beträgt 7-10 Tage, ausgenommen gynäkologische Infektionen, bei denen zwischen 3-10 Tagen therapiert wird; die Therapiedauer sollte durch den klinischen sowie bakteriologischen Erfolg beim Patienten bestimmt werden. Für die meisten akuten Infektionen sollte die Behandlung mindestens noch für 48-72 Stunden weitergeführt werden, nachdem der Patient asymptomatisch ist.
Bei einer Antibiotikatherapie bei Gruppe A hämolytischen Streptokokkeninfektionen sollte die Therapie noch mindestens 10 Tage weitergeführt werden, um das Risiko von rheumatischem Fieber oder Glomerulonephritis zu verhindern.
Falls Pipril zusammen mit Aminoglykosiden verabreicht wird, sollten beide Medikamente voll dosiert werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Niereninsuffizienz
----------------------------------------------------
Dosierung bei Niereninsuffizienz
----------------------------------------------------
Kreatinin- Unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Clearance
ml/min.
----------------------------------------------------
>40 Keine Dosierungsanpassung notwendig
----------------------------------------------------
20-40 Keine Dosierungsanpassung notwendig
----------------------------------------------------
<20 6 g/Tag (3 g alle 12 Stunden)
----------------------------------------------------
----------------------------------------------------
Dosierung bei Niereninsuffizienz
----------------------------------------------------
Kreatinin- Komplizierte Harnwegsinfektionen
Clearance
ml/min.
----------------------------------------------------
>40 Keine Dosierungsanpassung notwendig
----------------------------------------------------
20-40 9 g/Tag (3 g alle 8 Stunden)
----------------------------------------------------
<20 6 g/Tag (3 g alle 12 Stunden)
----------------------------------------------------
----------------------------------------------------
Dosierung bei Niereninsuffizienz
----------------------------------------------------
Kreatinin- Schwere systemische Infektionen
Clearance
ml/min.
----------------------------------------------------
>40 Keine Dosierungsanpassung notwendig
----------------------------------------------------
20-40 12 g/Tag (4 g alle 8 Stunden)
----------------------------------------------------
<20 8 g/Tag (4 g alle 12 Stunden)
----------------------------------------------------
Bei Patienten mit Hämodialyse beträgt die maximale tägliche Dosis 6 g (2 g alle 8 Stunden). Zusätzlich, da durch die Hämodialyse 30-50% des Piperacillins innerhalb von 4 Stunden entfernt wird, sollte nach jeder Dialyse 1 g verabreicht werden. Für Patienten mit Nieren- und Leberinsuffizienz kann durch das Bestimmen des sterilen Piperacillin-Na-Salzes des Piprils eine zusätzliche Richtlinie zur Dosisadaptation gefunden werden.
Kleinkinder und Kinder
Kinder: Für Neugeborene, Kleinkinder und Kinder (2 Monate bis 14 Jahre) wird nur die intravenöse Verabreichung von Pipril empfohlen.
Intravenöse Anwendung (Injektion oder Infusion)
Die empfohlene tägliche Dosierung liegt üblicherweise zwischen 100 und 200 mg/kg Körpergewicht, verteilt auf 2-4 Einzeldosen.
In schweren Fällen (wie z.B. Septikämien und Infektionen des Zentralnervensystems) sollten täglich zwischen 200 und 300 mg/kg Körpergewicht gegeben werden, verteilt auf 2-4 Einzeldosen.
Art der Anwendung
Pipril wird parenteral verabreicht. Es kann als langsame intravenöse Injektion (3-5 Min.) oder intravenöse Infusion (20 bis 40 Min.) oder intramuskuläre Injektion angewendet werden.
Intravenöse Injektion
Jedes Gramm Pipril soll in mindestens 5 ml Wasser für Injektionszwecke gelöst werden. Eine weitere Verdünnung mit Wasser auf ein grösseres Injektionsvolumen ist möglich. Die Lösung soll langsam intravenös (3-5 Minuten) injiziert werden.
Intravenöse Infusion
Jedes Gramm Pipril soll in mindestens 5 ml Wasser für Injektionszwecke gelöst werden. Eine weitere Verdünnung auf das gewünschte Volumen (z.B. 50 ml) ist möglich. Die Infusionsdauer sollte 20-40 Minuten betragen. Eine Verdünnung kann mit folgenden Lösungsmitteln vorgenommen werden:
Wasser für Injektionszwecke, Glukoselösung 5%, Kochsalzlösung 0,9%, Ringer-Laktat-Lösung, Dextran 6% in Kochsalzlösung 0,9%. Falls die Verdünnung mit Ringer-Laktat-Lösung erfolgt, muss die Lösung innerhalb von 2 Stunden verwendet werden.
Intramuskuläre Injektion
Jedes Gramm Pipril soll in mindestens 2 ml Wasser für Injektionszwecke gelöst werden (es kann auch dasselbe Volumen 0,5%iger oder 1,0%iger Lidocain-Lösung ohne Adrenalin-Zusatz benutzt werden). Pro Injektion sollten nicht mehr als 2 g Pipril an derselben Injektionsstelle gegeben werden.
Bei Verwendung der oben genannten Lösungsmittel verlieren Pipril-Lösungen weniger als 5% ihrer Aktivität, wenn die folgenden Aufbewahrungszeiten nicht überschritten werden: 24 Stunden bei 23 °C; 48 Stunden bei 4 °C.
Unbenutzte Lösungen sollten nach dieser Zeit vernichtet werden.
Wegen chemischer Instabilität soll Pipril nicht gleichzeitig mit natriumhydrogencarbonathaltigen Lösungen verabreicht werden.
Anwendungseinschränkungen
Kontraindikationen
Bekannte Allergie gegenüber irgendeinem Penicillin und/oder Cephalosporin.
Schwere und selten auch letal ausgehende (anaphylaktische) Überempfindlichkeitsreaktionen wurden bei Patienten beobachtet, welche mit Penicillinen behandelt wurden. Diese Reaktionen werden häufiger bei Personen festgestellt, die eine Anamnese mit multiplen Allergenen aufweisen.
Es liegen auch Meldungen von Patienten mit einer Anamnese mit Penicillinallergie vor, welche später unter einer Cephalosporinbehandlung eine starke allergische Reaktion zeigten. Vor einer Behandlung mit Pipril sollte der Patient deshalb über eine frühere allergische Reaktion gegenüber Penicillinen, Cephalosporinen sowie anderen Allergenen befragt werden.
Falls eine allergische Reaktion während der Pipril-Behandlung auftritt, sollte die Therapie unterbrochen werden. Die üblichen Gegenmassnahmen (Antihistaminika, Blutdruck-Amine, Cortison) sollten bereitstehen. Ernste anaphylaktische Reaktionen bedürfen einer Notfallbehandlung mit Adrenalin, Sauerstoff, intravenösen Kortikosteroiden sowie einer Atemwegsunterstützung inklusive Intubation, falls notwendig.
Vorsichtsmassnahmen
Obschon Pipril die bekannt niedrige Toxizität der Antibiotika der Penicillingruppe aufweist, sollten während einer längeren Behandlungsdauer systematische Untersuchungen der Organfunktionen inkl. renale, hepatische und hämatopoetische Analysen durchgeführt werden.
Blutungserscheinungen sind bei einigen Patienten nach β-Laktamantibiotika inkl. Piperacillin beobachtet worden. Diese Reaktionen gingen manchmal mit abnormalen Werten der Koagulationstests, wie z.B. Gerinnungszeit, Thrombozytenaggregation, Prothrombinzeit, einher, und kommen eher bei Patienten mit Niereninsuffizienz vor. Sobald Blutungen auftreten, sollte die Antibiotikatherapie abgebrochen und Gegenmassnahmen getroffen werden.
Während der Behandlung (v.a. Langzeitbehandlung) mit Antibiotika ist immer an die Möglichkeit einer Superinfektion mit resistenten Keimen oder Pilzen zu denken. Bei Patienten mit Pfeiffer'schem Drüsenfieber oder lymphatischer Leukämie, die Penicilline erhalten, ist eine grössere Inzidenz von Hautreaktionen aufgezeichnet worden.
Bei schweren und anhaltenden Durchfällen ist an eine antibiotikabedingte pseudomembranöse Kolitis zu denken, die lebensbedrohlich sein kann. Deshalb ist in solchen Fällen Pipril sofort abzusetzen und eine geeignete Therapie (z.B. Vancomycin oral, 4× 250 mg/Tag bei Erwachsenen) einzuleiten. Peristaltikhemmende Präparate sind kontraindiziert.
Wie nach anderen Penicillinen können neuromuskuläre Erregung oder Konvulsionen auftreten, falls die empfohlene Dosierung überschritten und intravenös verabreicht wird.
Pipril ist eine Mononatriumverbindung, welche 1,85 mEq (1,85 Milliäquivalent) Na+ per Gramm enthält. Dies sollte berücksichtigt werden, falls Patienten unter Salzrestriktions-Diät stehen. Periodische Elektrolytbestimmungen sollten bei Patienten mit kleinen Kaliumreserven durchgeführt werden, und die Möglichkeit einer Hypokaliämie sollte bei Patienten mit kleinen Kaliumreserven, die eine zytotoxische Behandlung oder Diuretika erhalten, berücksichtigt werden.
Antibiotika in hoher Dosierung über eine kurze Periode verabreicht, wie bei einer Gonorrhoebehandlung, können die Symptome einer beginnenden Syphilis maskieren oder verzögern. Deshalb sollte der Patient vor einer Gonorrhoe-Behandlung auch auf Syphilis untersucht werden. Probematerial zur Dunkelfelduntersuchung sollte bei sämtlichen Patienten mit einer verdächtigen Primärläsion entnommen und serologische Tests durchgeführt werden. In jedem Fall, in dem zusätzlich auch eine Syphilis vermutet wird, sollten monatlich serologische Tests während mindestens 4 Monaten durchgeführt werden.
Wie mit anderen semisynthetischen Penicillinen kann eine Pipril-Therapie mit einer erhöhten Fieber- und Rashinzidenz bei Patienten mit zystischer Fibrose einhergehen.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie B.
Bei Ratten wurde nachgewiesen, dass Piperacillin die Plazenta passiert. Obschon bei Reproduktionsstudien am Tier nicht immer auf ein analoges Verhalten beim Menschen geschlossen werden kann, sollte dieses Medikament nur bei zwingenden Indikationen während der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Vorsicht ist ebenfalls bei stillenden Frauen angebracht, da es in niedriger Konzentration mit der Muttermilch ausgeschieden wird (Candidosen und Diarrhoe beim Säugling).
Unerwünschte Wirkungen
Pipril wird im allgemeinen gut vertragen. Die meistvorkommenden Nebenwirkungen waren lokale Reaktionen nach intravenöser oder intramuskulärer Injektion.
Folgende Nebenwirkungen sind bekannt geworden:
Lokale Reaktionen
Bei klinischen Prüfungen wurde bei 4% der Patienten Thrombophlebitis genannt. Schmerzen, Erythem und/oder Verhärtung an der Injektionsstelle gab es bei 2% aller Patienten. Weniger häufig gemeldete Reaktionen waren Ekchymosen, tiefe Venenthrombosen und Hämatome.
Gastrointestinal
Diarrhoe und wässrige Stühle kamen bei 2% der Patienten vor. Andere, weniger häufiger vorkommende Reaktionen waren Erbrechen, Nausea, vorübergehend erhöhte Leberenzymwerte (LDH, alkalische Phosphatase, SGOT, SGPT), Hyperbilirubinämie, cholestatische Hepatitis, blutige Diarrhoe sowie selten pseudomembranöse Kolitis (vgl. «Vorsichtsmassnahmen»).
Überempfindlichkeitsreaktionen
Anaphylaktoide Reaktionen wurden bei Patienten nach Behandlung mit Penicillinen festgestellt (siehe «Kontraindikationen»), Rash wurde bei 1% der Patienten beobachtet. Andere weniger häufig vorkommende Reaktionen schliessen Pruritus, Blasenbildung, makulopapulöse, morbilliforme Exantheme, Dyspnoe, Gelenkschmerzen und positiver Coombstest ein. Hautreaktionen wie Erythema multiforme und Stevens-Johnson-Syndrom wurden selten beobachtet.
Renal
Erhöhung der Kreatininwerte oder des BUN sowie selten interstitielle Nephritis.
ZNS
Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Konvulsion und/oder neuromuskuläre Erregung nach hohen intravenösen Dosen von Penicillinen wurden beobachtet.
Blut/Lymphe
Reversible Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie und/oder Eosinophilie kamen vor. Wie mit anderen β-Lactamantibiotika, kommt eine reversible Leukopenie (Neutropenie) eher bei Patienten mit längerer Therapie und höherer Dosierung vor oder in Assoziation mit Medikamenten, welche diese Reaktionen hervorrufen können.
Serum-Elektrolyten
Patienten mit Lebererkrankungen, mit einer zytotoxischen Therapie oder mit Diuretika weisen selten einen Abfall der Serumkaliumkonzentration nach einer hochdosierten Pipril-Therapie auf.
Skelett
Selten verlängerte Muskelrelaxation.
Andere
Superinfektion inkl. Candidose, hämorrhagische Manifestationen.
Interaktionen
Andere Antibiotika
Das Mischen von Pipril mit Aminoglykosiden in vitro resultiert in einer substantiellen Inaktivierung der Aminoglykoside. Die Lösungen sind dem Patienten getrennt zu verabreichen.
Mit bakteriostatischen Antiinfektiva (Chloramphenicol, Erythromycin, Tetracycline) wurde in vitro ein Antagonismus gegen Penicilline festgestellt. Klinisch relevante Daten sind jedoch nicht erhältlich.
Probenecid und Sulfinpyrazon
Probenecid und Sulfinpyrazon inhibieren die renale tubuläre Sekretion von Penicillin. Dabei werden die maximale Serumkonzentration und Halbwertszeit von Penicillin um 24-75% erhöht.
Orale Kontrazeptiva
Gleichzeitiger Gebrauch von Penicillin und östrogenhaltigen oralen Kontrazeptiva kann die Wirksamkeit der Kontrazeptiva herabsetzen und das Auftreten von Durchbruchsblutungen fördern.
Antikoagulantien
Bei gleichzeitiger Gabe von hochdosiertem Heparin, von oralen Antikoagulantien und von anderen Mitteln, die das Blutgerinnungssystem und/oder die Thrombozytenfunktion beeinflussen, sollten Gerinnungsparameter häufiger und regelmässiger überwacht werden.
Allopurinol
Bei gleichzeitiger Allopurinoltherapie wurde über eine erhöhte Exanthemrate berichtet.
Muskelrelaxantien
Bei gleichzeitiger Anwendung von Piperacillin und Muskelrelaxantien (nicht depolarisierend) kann die neuromuskuläre Blockade verstärkt und verlängert sein.
Überdosierung
Ausser einer allgemein unterstützenden Behandlung ist kein spezifisches Antidot bekannt. Übermässige Serumspiegel von Piperacillin können durch Hämodialyse entfernt werden. Neuromuskuläre Erregbarkeit oder Konvulsionen wurden nach hohen intravenösen Dosen von Penicillinen beobachtet. Allgemein unterstützende Massnahmen inkl. Verabreichung von geeigneten Antikonvulsiva sowie z.B. Diazepam oder Barbituraten können angezeigt sein.
Sonstige Hinweise
Inkompatibilitäten
Unbenutzte Lösungen sollten nach dieser Zeit vernichtet werden.
Wegen chemischer Instabilität soll Pipril nicht gleichzeitig mit natriumhydrogencarbonathaltigen Lösungen verabreicht werden.
Beeinflussung diagnostischer Methoden
Falsch positive Reaktionen können auftreten bei: Ninhydrin-Probe, nicht enzymatische Harnzuckerreaktionen, Urobilinogennachweis, Proteinbestimmung im Harn.
Hinweis
Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren!
Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter angegebenen Verfalldatum verwendet werden.
Die gebrauchsfertige Pipril-Lösung ist bei Raumtemperatur (15-25 °C) max. 24 Stunden, im Kühlschrank (bei 2-8 °C) max. 48 Stunden haltbar. Es empfiehlt sich jedoch, die frisch zubereitete Lösung so rasch als möglich zu verwenden.
Stand der Information
September 1992.
RL88