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Lopresor®/- Retard
Daiichi Sankyo (Schweiz) AG

Beta-Rezeptorenblocker 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Metoprololi tartras (2:1).

Filmtabletten zu 50 mg und 100 mg (Lopresor 50/100).

Hilfsstoffe: Excip. pro compr. obduct.

Divitabs (teilbar ) zu 200 mg (Lopresor Retard 200).

Hilfsstoffe: Excip. pro compr. obduct.

Injektionslösung zu 5 mg/5 ml.

Hilfsstoffe: Natrii chloridum, Aqua q.s. ad sol. pro 5 ml.
Pharmakotherapeutische Gruppe: Kardioselektiver Betablocker.
Metoprolol ist ein Aryloxypropanolamin-Derivat.

Eigenschaften/Wirkungen

Metoprolol ist ein kardioselektiver Betablocker, d.h. es blockiert die hauptsächlich im Herz gelegenen Beta1-Rezeptoren in Dosen, welche niedriger sind als die, welche für die Blockade der vor allem in den Bronchien und peripheren Gefässen vorkommenden Beta2-Rezeptoren erforderlich sind.
Metoprolol hat keine membranstabilisierende Wirkung und ist kein partieller Agonist, d.h. es hat keine intrinsische sympathomimetische Aktivität (ISA).
Metoprolol reduziert oder hemmt die stimulierende Wirkung der Katecholamine auf das Herz und senkt dadurch die Herzfrequenz, die kardiale Kontraktilität und das Herzminutenvolumen.
Metoprolol senkt den erhöhten Blutdruck sowohl beim stehenden als auch beim liegenden Patienten und verringert den durch Belastung bedingten Blutdruckanstieg. Zu Beginn der Behandlung erhöht sich der periphere Gefässwiderstand, doch während Langzeitbehandlung normalisiert er sich oder er wird - in einzelnen Fällen gesenkt.
Wie bei allen Betablockern ist auch bei Metoprolol der genaue Mechanismus der antihypertensiven Wirkung nicht völlig geklärt, doch die unter Langzeitbehandlung mit Metoprolol beobachtete Blutdrucksenkung scheint parallel zu dieser allmählichen Abnahme des peripheren Gesamtwiderstands zu verlaufen.
Bei Angina pectoris verringert Metoprolol die Häufigkeit und den Schweregrad ischämischer Episoden und erhöht die körperliche Belastbarkeit.
Diese günstigen Effekte können auf den verringerten Sauerstoffverbrauch des Myokards zurückgeführt werden, der sich aus der Senkung der Herzfrequenz und der myokardialen Kontraktilität ergibt.
Bei supraventrikulärer Tachykardie, Vorhofflimmern oder ventrikulären Extrasystolen wirkt Metoprolol regulierend auf die Herzfrequenz. Der antiarrhythmische Effekt beruht in erster Linie auf einer Hemmung der Automatie der Schrittmacherzellen und auf einer Verlängerung der AV-Überleitungszeit.
Metoprolol senkt die Mortalität von Patienten mit Verdacht oder gesicherter Diagnose eines Myokardinfarkts. Dieser Effekt beruht möglicherweise auf einer verminderten Inzidenz schwerer ventrikulärer Arrhythmien sowie auf der Limitierung der Infarktgrösse. Es konnte auch gezeigt werden, dass Metoprolol die Häufigkeit nichttödlicher Reinfarkte herabsetzt.
Wegen seiner hemmenden Wirkung auf die Beta-Rezeptoren ist Metoprolol zur Behandlung funktioneller Herzkreislaufstörungen mit Palpitationen, zur Migräne-Prophylaxe und als Zusatzmedikation bei der Therapie der Hyperthyreose geeignet.
Unter Langzeitbehandlung mit Metoprolol kann sich die Insulinempfindlichkeit verringern. Metoprolol interferiert jedoch weniger als nichtselektive Betablocker mit der Insulinsekretion und dem Kohlenhydratstoffwechsel.
Kurzzeitstudien ergaben, dass Metoprolol das Blutlipidprofil verändern kann. Es kann zu einem Anstieg der Triglyzeride und zu einer Abnahme der freien Fettsäuren kommen. In einigen Fällen wurde bei den Lipoproteinen ein leichtes Absinken der HDL-Fraktion beobachtet; dies war jedoch geringer als bei nichtselektiven Betablockern. In einer Langzeitstudie, die über mehrere Jahre lief, liess sich ein Absinken des Cholesterinspiegels feststellen.

Pharmakokinetik

Absorption, Distribution und Plasmakonzentration
Metoprolol wird überwiegend aus dem Duodenum und des oberen Teils des Jejunums resorbiert. Nach Einnahme der herkömmlichen Filmtabletten erfolgt die Resorption rasch und vollständig. Aus Lopresor Retard wird Metoprolol langsamer resorbiert, doch seine Verfügbarkeit ist bei beiden Formen gleich.
Maximale Plasmakonzentrationen werden mit herkömmlichen Filmtabletten nach etwa 1,5 bis 2 Stunden und mit Retardtabletten nach etwa 4 bis 5 Stunden erreicht. Im Dosierungsbereich zwischen 50 mg und 200 mg steigt die Plasmakonzentration von Metoprolol etwa proportional zur Dosis.
Infolge des starken First-pass-Effekts in der Leber gelangen nur etwa 50% einer oralen Einzeldosis von Metoprolol in den systemischen Kreislauf. Die präsystemische Elimination ist wegen der genetisch bedingten Unterschiede im oxydativen Metabolismus individuell verschieden stark ausgeprägt. Obwohl das Konzentrationsprofil im Plasma grosse interindividuelle Unterschiede aufweist, ist es im Einzelfall reproduzierbar.
Bei wiederholter Verabreichung ist der systemisch verfügbare Anteil einer Dosis etwa 40% höher als nach einer Einzeldosis, d.h. er beträgt etwa 70%. Dies kann auf einer teilweisen Sättigung des First-pass-Metabolismus beruhen oder auf der durch die geringere Leberdurchblutung herabgesetzten Clearance.
Bei Einnahme mit dem Essen kann sich die systemische Verfügbarkeit einer oralen Einzeldosis um etwa 20-40% erhöhen.

Parenterale Formen
Nach intravenöser Injektion wird Metoprolol sehr rasch mit einer Halbwertszeit von 5-15 min verteilt. 1 Stunde nach intravenöser Injektion von 20 mg betragen die Plasmakonzentrationen etwa 200 nmol/l. Im Dosierungsbereich zwischen 5 und 20 mg verläuft der dosisabhängige Anstieg der Plasmakonzentration linear.

Verteilung und Biotransformation
Die Verteilung von Metoprolol erfolgt rasch, das Verteilungsvolumen wird mit 3,2 bis 5,6 l/kg angegeben. Die Halbwertszeit ist nicht von der Dosierung abhängig und verändert sich bei wiederholter Verabreichung nicht.
Metoprolol wird zu etwa 10% an Plasmaproteine gebunden.
Metoprolol überwindet die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über (siehe «Schwangerschaft und Stillzeit»). Bei Hypertonikern erreicht Metoprolol im Liquor cerebrospinalis gleiche Konzentrationen wie im Plasma.
Metoprolol wird in grossem Umfang in der Leber durch Enzyme des Cytochrom-P450-Systems metabolisiert. Der oxydative Metabolismus von Metoprolol ist genetisch festgelegt. Dies führt dazu, dass bei genetisch bedingtem Debrisoquin - Polymorphisums bei langsamem Metabolisieren erhöhte Plasmakonzentrationen auftreten können. Keiner seiner Metaboliten trägt wesentlich zum betablockierenden Effekt von Metoprolol bei.

Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit von Metoprolol beträgt im Durchschnitt 3-4 Stunden und kann bei Individuen mit eingeschränkter Metabolisierung 7-9 Stunden erreichen. Etwa 95% einer Dosis werden im Urin ausgeschieden.
In den meisten Fällen (Individuen mit schneller Metabolisierung) werden weniger als 5% einer oralen Dosis und weniger als 10% einer intravenösen Dosis in unveränderter Form ausgeschieden.
Bei eingeschränkter Metabolisierung werden bis zu 30% einer oralen Dosis und bis zu 40% einer intravenösen Dosis in unveränderter Form ausgeschieden.
Insgesamt beträgt die Plasma-Clearance von intravenös verabreichtem Metoprolol etwa 1 l/min.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Die Plasmakonzentrationen von Metoprolol unterscheiden sich bei älteren und jungen Menschen nicht wesentlich voneinander.
Eine eingeschränkte Nierenfunktion hat keinen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit oder die Elimination von Metoprolol, doch die Ausscheidung von Metaboliten ist vermindert. Aber erst bei einer Kreatinin-Clearance von etwa 5 ml/min oder darunter kommt es zu einer signifikanten Akkumulation von Metaboliten; eine solche Akkumulation hat keinen Einfluss auf die betablockierenden Eigenschaften von Metoprolol.
Eine Leberzirrhose kann die Bioverfügbarkeit von unverändertem Metoprolol erhöhen und seine Gesamtclearance vermindern. Bei Patienten mit portokavaler Anastomose betrug die systemische Clearance einer intravenösen Dosis etwa 0,3 l/min und der AUC-Werte war bis zu 6× höher als bei gesunden Probanden. Entzündliche Erkrankungen haben keine Auswirkung auf die Pharmakokinetik von Metoprolol. Eine Hyperthyreose kann die präsystemische Clearance von Metoprolol erhöhen.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Alle Formen
Herzrhythmusstörungen, insbesondere supraventrikuläre Tachyarrhythmien.
Bestätigter oder vermuteter akuter Myokardinfarkt.

Orale Formen
Hypertonie: als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Antihypertensiva, z.B. einem Diuretikum oder einem peripheren Vasodilatator.
Angina pectoris: zur Langzeitprophylaxe. Zur Kupierung einzelner Attacken wird gegebenenfalls Nitroglycerin eingesetzt.
Hyperthyreose (als Zusatzmedikation).
Funktionelle Herzkreislaufstörungen mit Palpitationen.
Migräneprophylaxe.

Dosierung/Anwendung

Bei der parenteralen Verabreichung von Lopresor sollte der Patient durch erfahrenes Personal überwacht und die entsprechende Einrichtung für Überwachung und Wiederbelebung vorhanden sein.
Die Filmtabletten für die orale Behandlung sollten unzerkaut geschluckt werden.
Es empfiehlt sich, Lopresor individuell zu dosieren. Als Richtlinie gelten die folgenden Dosierungsempfehlungen:

Herzrythmusstörungen

Ampullen: Initial bis zu 5 mg langsam i.v. (1-2 mg/min) ­injizieren. Die Injektion kann in Abständen von 5 Minuten wiederholt werden, bis die gewünschte Wirkung erreicht ist. Im Allgemeinen genügen 10-15 mg. Eine Dosissteigerung auf 20 mg oder mehr ergibt im Allgemeinen keine besseren Resultate.

Filmtabletten: 100-150 mg/d, verteilt auf 2-3 Einzeldosen. Wenn nötig, kann die Tagesdosis bis auf 300 mg gesteigert werden.

Myokardinfarkt
Die empfohlene Dosierung kann reduziert werden, je nach dem hämodynamischen Status des Patienten.

a) Behandlung im akuten Stadium
Lopresor sollte möglichst bald nach der Einlieferung des Patienten in die Klinik appliziert werden. Unter ständiger hämodynamischer Ueberwachung (EKG, Blutdruck, Pulsfrequenz) werden 5 mg als Bolusinjektion intravenös verabreicht. Die Injektion wird in Abständen von 2 Minuten wiederholt bis zur Gesamtdosis von 15 mg. Sollte ein unter «Kontraindikationen» erwähnter Zustand eintreten, ist die intravenöse Applikation sofort abzubrechen, und es sind geeignete Massnahmen zu ergreifen (siehe «Überdosierung»). Wenn die intravenöse Gesamtdosis (15 mg) gut vertragen wird, führt man die Behandlung nach 15 min mit der oralen Verabreichung von Lopresor weiter, und zwar alle 6 Stunden 50 mg während 48 Stunden.
Bei Patienten, die die volle intravenöse Gabe nicht vertragen haben, sollte die orale Behandlung vorsichtig mit der Hälfte der erwähnten Dosierung begonnen werden.

b) Erhaltungstherapie
Zur Erhaltungstherapie werden oral 200 mg/d auf zwei Einzeldosen verteilt, verabreicht. Die Behandlung sollte mindestens 3 Monate lang fortgesetzt werden.

Hypertonie

Filmtabletten: 100-200 mg/d als einmalige Gabe morgens oder auf 2 Einzelgaben verteilt (morgens und abends). Wenn nötig, kann ein weiteres Antihypertonikum mitverordnet werden (siehe «Indikationen»).

Divitabs (= teilbare Retardtablette): 1 Divitabs am frühen Morgen. Wenn nötig, kann ein weiteres Antihypertonikum mitverordnet werden. Bei leichten Formen der Hypertonie kann ½ Divitabs frühmorgens genügen.

Angina pectoris

Filmtabletten: 100-200 mg/d, verteilt auf 2 Einzeldosen. Falls erforderlich, kann die Tagesdosis bis auf 400 mg erhöht werden.

Divitabs: ½-1 Divitabs frühmorgens. Falls erforderlich, kann diese Dosis abends wiederholt werden.

Hyperthyreose

Filmtabletten: 150-200 mg/d (Erhöhung bis auf 400 mg möglich), verteilt auf 3-4 Einzeldosen.

Funktionelle Herzkreislaufstörungen mit Palpitationen; Migräneprophylaxe

Filmtabletten: 100 mg/d als einmalige Gabe morgens; wenn nötig, kann die Tagesdosis auf 200 mg, verteilt auf 2 Einzeldosen morgens und abends, erhöht werden.

Divitabs: ½ Divitabs/d als einmalige Gabe morgens; wenn nötig, kann die Tagesdosis auf 1 Divitabs, ebenfalls als einmalige Gabe morgens, erhöht werden.

Kinder
Es gibt keinen Nachweis für die Sicherheit und die Wirksamkeit von Lopresor und Lopresor Retard bei Kindern.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegen Metoprolol und verwandte Derivate oder einen der Hilfsstoffe;
Überempfindlichkeit gegen andere Betablocker (Kreuzallergie auf verschiedene Betablocker ist möglich);
atrioventrikulärer Block 2. und 3. Grades;
dekompensierte Herzinsuffizienz, klinisch relevante Sinusbradykardie (Herzfrequenz unter 45-50 Schläge/min);
Sinusbradykardie;
Sinusknotensyndrom;
schwere periphere arterielle Durchblutungsstörungen;
kardiogener Schock;
unbehandeltes Phäochromozytom (siehe «Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»);
Hypotonie.

Bei oraler Anwendung: Schweres Bronchialasthma oder starker Bronchospasmus in der Anamnese.

Bei intravenöser Anwendung: Bronchialasthma oder Bronchospasmus in der Anamnese (siehe «Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).
Lopresor ist bei Myokardinfarkt kontraindiziert, wenn der Patient eine Herzfrequenz unter 45-50 Schläge/min, ein PR-Intervall über 0,24 sec, einen systolischen Blutdruck unter 100 mm Hg und/oder eine schwere Herzinsuffizienz aufweist.

Vorsichtsmassnahmen
Im Allgemeinen sollten Patienten mit bronchospastischen Erkrankungen keine Beta-Rezeptorenblocker erhalten. Wegen seiner relativen Kardioselektivität kann jedoch orales Lopresor bei einer leichten bis mittelstarken bronchospastischen Erkrankung vorsichtig eingesetzt werden, wenn andere geeignete Therapien unwirksam oder unverträglich sind. Da die Beta1-Selektivität nicht absolut ist, sollte gleichzeitig ein Beta2-Agonist eingesetzt und Lopresor in der möglichst niedrigsten Dosierung verwendet werden.
Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist Lopresor mit Vorsicht anzuwenden, vor allem wenn sie mit Insulin oder oralen Antidiabetika behandelt werden (siehe «Interaktionen mit anderen Medikamenten und andere Formen der Interaktion»). Diabetische Patienten sind darauf hinzuweisen, dass Betablocker die bei Hypoglykämie auftretende Tachykardie abschwächen können; andere Zeichen einer Hypoglykämie wie Schwindel oder Schwitzen werden unter Umständen nicht wesentlich unterdrückt, Schwitzen kann sogar verstärkt werden.
Bei unbehandelter Herzinsuffizienz dürfen Betablocker nicht angewendet werden (siehe «Kontraindikationen»). Der Zustand des Patienten sollte zuerst stabilisiert werden.
Wegen ihres negativen Effekts auf die atrioventrikuläre Reizleitung sollten Betablocker bei Patienten mit einem atrioventrikulären Block ersten Grades nur mit Vorsicht angewendet werden (siehe «Kontraindikationen»).
Beträgt bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen der systolische Blutdruck weniger als 100 mm Hg, sollte Metroprolol nur mit besonderer Vorsicht intravenös verabreicht werden, da das Risiko besteht, dass es bei dieser Art der Anwendung zu weiterem Blutdruckabfall kommt.
Tritt eine zunehmende Bradykardie auf (Herzfrequenz unter 50-55 Schläge/min), sollte die Dosierung allmählich reduziert oder die Behandlung ausschleichend abgesetzt werden (siehe «Kontraindikationen»).
Bei peripheren arteriellen Druchblutungsstörungen (z.B. Raynaud-Syndrom, Raynaud-Phänomen, Claudicatio intermittens) ist Lopresor mit Vorsicht zu verwenden, da Betablocker einen solchen Zustand verschlimmern können (siehe «Kontraindikationen»).
Bei Patienten mit der Diagnose oder der Verdachtsdiagnose eines Phäochromozytoms ist Lopresor nur in Kombination mit einem Alphablocker zu verwenden (siehe «Kontraindikationen»).
Metoprolol unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Effekt in der Leber und wird hauptsächlich über den Leberstoffwechsel eliminiert (siehe «Pharmakokinetik»). Bei Leberzirrhose ist daher unter Umständen die systemische Bioverfügbarkeit von Metoprolol erhöht und seine Gesamt-Clearance verringert, was zu höheren Plasmakonzentrationen führt.
Ältere Patienten sind mit Vorsicht zu behandeln. Durch eine zu starke Senkung des Blutdrucks oder der Herzfrequenz kann es zu unzureichender Blutversorgung lebenswichtiger Organe kommen.
Wird unter der Behandlung mit Lopresor eine Narkose erforderlich, ist der Anästhesist darüber zu informieren, dass der Patient mit einem Betablocker behandelt wird. Es ist ein Anästhetikum mit möglichst geringer kardiodepressiver Wirkung zu wählen (siehe «Interaktionen mit anderen Medikamenten und andere Formen der Interaktion»). Wird vor einem chirurgischen Eingriff ein Abbruch der Betablockerbehandlung für erforderlich gehalten, sollte dies allmählich durchgeführt werden und etwa 48 Stunden vor der Narkose abgeschlossen sein.
Die Behandlung mit Lopresor sollte nicht plötzlich abgesetzt werden; dies gilt vor allem für Patienten mit ischämischer Herzkrankheit. Um eine Exazerbation der Angina pectoris zu vermeiden, sollte die Dosierung im Verlauf von 1-3 Wochen allmählich reduziert und, falls erforderlich, zur gleichen Zeit ersatzweise eine andere Behandlung begonnen werden.
Während der Behandlung mit einem Betablocker können anaphylaktische Reaktionen, die durch andere Substanzen ausgelöst werden, einen besonders schweren Verlauf nehmen und sich gegen übliche Dosen von Adrenalin als resistent erweisen. Patienten mit erhöhtem Risiko einer Anaphylaxie sollten, wenn möglich, nicht mit einem Betablocker behandelt werden.
Betablocker können bei Patienten mit Prinzmetal-Angina (vasospastische Angina) die Häufigkeit und die Dauer pektanginöser Anfälle erhöhen. Relativ β1-selektive Betablocker wie Lopresor können bei diesen Patienten eingesetzt werden, jedoch nur mit grösster Vorsicht.
Betablocker können einige der klinischen Zeichen einer Thyreotoxikose verschleiern. Erhält ein Patient mit Thyreotoxikose oder Verdacht auf eine sich entwickelnde Thyreotoxikose Lopresor, sind daher die Schilddrüsen- und die Herzfunktion sorgfältig zu überwachen.
Das im Zusammenhang mit Practolol beschriebene Vollbild eines okulomukokutanen Syndroms wurde unter Lopresor nicht beobachtet. Teilmanifestationen dieses Syndroms (trockene Augen allein oder gelegentlich zusammen mit Hautausschlag) kamen jedoch vor. In den meisten Fällen verschwanden die Symptome bei Abbruch der Behandlung mit Lopresor. Patienten sind sorgfältig auf mögliche Auswirkungen am Auge zu beobachten. Wird ein derartiger Effekt festgestellt, ist ein Abbruch der Behandlung mit Lopresor in Erwägung zu ziehen.

Besonderer Hinweis
Lopresor kann Schwindel, Müdigkeit oder Sehstörungen verursachen (siehe «Unerwünschte Wirkungen») und dadurch die Fähigkeit, ein Fahrzeug zu lenken oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie B.
Im Allgemeinen sollten währen der ersten drei Monate einer Schwangerschaft überhaupt keine Medikamente eingenommen werden, und während der Gesamtdauer einer Schwangerschaft sind die relativen Vorteile und Risiken einer Behandlung sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Es gibt nur in beschränktem Umfang Erfahrungen mit Metoprolol im ersten Schwangerschaftstrimester, aber es wurden keine auf Metoprolol zurückzuführende foetale Missbildungen beobachtet. Betablocker können jedoch die Plazentaperfusion herabsetzen. Die Dosierung ist möglichst niedrig zu halten und die Behandlung sollte mindestens 2-3 Tage vor der Entbindung abgesetzt werden, um eine verstärkte Uteruskontraktilität und Auswirkungen der Betablockade auf das Neugeborene (z.B. Bradykardie, Hypoglykämie) zu vermeiden.
Geringe Mengen von Metoprolol gelangen in die Muttermilch. Bei Verwendung therapeutischer Dosen würde ein Säugling, der täglich 1 l Muttermilch erhält, weniger als 1 mg Metoprolol aufnehmen. Trotzdem sollten Kinder, die gestillt werden, sorgfältig auf Anzeichen der Betablockade überwacht werden.

Unerwünschte Wirkungen

Häufigkeitsangaben: Sehr selten: <0,01%; selten: Â≥0,01 bis <0,1%, gelegentlich: Â≥0,1 bis <1%; häufig: Â≥1 bis <10%; sehr häufig: Â≥10%.

Zentrales und peripheres Nervensystem

Häufig: Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen.

Herz-Kreislauf
Wie bei allen Antiarrhythmika kann es auch bei der Behandlung von Rhytmusstörungen mit Betablockern zu arrhythmagenen Effekten kommen.

Häufig: Bradykardie, orthostatische Hypotonie (gelegentlich mit Synkopen).

Selten: Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Ödeme, Palpitationen, Raynaud-Syndrom.

Sehr selten: Überleitungsstörungen, präkordiale Schmerzen, Gangrän (bei Patienten mit schweren peripheren Durchblutungsstörungen).

Psyche

Selten: Depressionen, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Somnolenz oder Schlaflosigkeit, Albträume.

Sehr selten: Persönlichkeitsstörung, Halluzinationen.

Gastrointestinaltrakt

Häufig: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen.

Selten: Diarrhoe oder Obstipation.

Sehr selten: Mundtrockenheit, abnorme Leberfunktionswerte, Hepatitis.

Haut und Anhangsgebilde

Selten: Hautausschlag (in Form von Urtikaria, psoriasisformen und dystrophischen Hautveränderungen).

Sehr selten: Photosensibilität, vermehrte Schweissabsonderung, Haarausfall. Verschlechterung einer Psoriasis.

Respirationstrakt

Häufig: Belastungsdyspnoe.

Selten: Bronchospasmus (auch bei Patienten ohne obstruktive Lungenerkrankungen in der Anamnese möglich).

Sehr selten: Rhinitis.

Urogenitaltrakt

Sehr selten: Libido- und Potenzstörungen (Induratio penis plastica).

Sinnesorgane

Sehr selten: Sehstörungen trockene und/oder gereizte Augen, Tinnitus, bei einer höheren als der empfohlenen Dosierung Schwerhörigkeit.

Endokrinium und Metabolismus

Sehr selten: Gewichtszunahme.

Blut

Sehr selten : Thrombozytopenie.

Sonstige

Sehr selten: Retroperitonealfibrose (Zusammenhang mit Lopresor nicht gesichert).

Interaktionen

Die Wirkungen von Lopresor und anderen Antihypertensiva auf den Blutdruck sind im allgemeinen additiv. Patienten, die gleichzeitig ein die Katecholaminspeicher entleerendes Medikament einen anderen Betablocker (auch in Form von Augentropfen) oder einen MAO-Hemmer erhalten, sollten sorgfältig überwacht werden.

Prazosin
Die bei erstmaliger Verabreichung von Prazosin mögliche akute orthostatische Hypotonie kann bei Patienten, die bereits einen Betablocker einnehmen, verstärkt sein.

Clonidin
Soll bei einem Patienten, der gleichzeitig mit Clonidin und Lopresor behandelt wird, Clonidin abgesetzt werden, dann ist schon einige Tage zuvor auch die Behandlung mit Lopresor zu beenden, da der Blutdruckanstieg, der beim Absetzen von Clonidin auftreten kann, durch gleichzeitige Behandlung mit einem Betablocker möglicherweise verstärkt wird.

Kalziumantagonisten
Kalziumantagonisten wie Verapamil und Diltiazem können die durch Betablocker verursachte Herabsetzung des Blutdrucks, der Herzfrequenz, der myokardialen Kontraktilität und der atrioventrikulären Reizleitung verstärken. Kalziumantagonisten vom Typ Verapamil (Phenylalkylamine) dürfen Patienten, die bereits Lopresor erhalten, nicht intravenös verabreicht werden, da unter diesen Umständen das Risiko eines Herzstillstands besteht. Bei oraler Behandlung mit einem Kalziumantagonisten vom Typ Verapamil in Kombination mit Lopresor sollten die Patienten sorgfältig überwacht werden.

Antiarrhythmika Klasse I und Amiodaron
Amiodaron, Propafenon und andere Antiarrhythmika der Klasse I wie Chinidin und Disopyramid können den Effekt eines Betablockers auf die Herzfrequenz und die atrioventrikuläre Reizleitung verstärken.

Nitroglycerin
Nitroglycerin kann den blutdrucksenkenden Effekt von Lopresor verstärken.

Digitalisglykoside
Die gleichzeitige Anwendung eines Digitalisglykosids kann eine starke Bradykardie und/oder Verlängerung der atrioventrikulären Überleitungszeit verursachen.

Sympathomimetika
Adrenalin und andere Sympathomimetika (z.B. in Hustenmitteln, Nasentropfen oder Augentropfen) können bei Patienten, die mit einem Betablocker behandelt werden, hypertensive Reaktionen auslösen. Dies ist jedoch bei beta-1 selektiven Betablockern - in therapeutischer Dosierung - weniger wahrscheinlich als bei nichtselektiven Betablockern.

Insulin und orale Antidiabetika
Die Behandlung mit einem Betablocker kann bei diabetischen Patienten, die Insulin verwenden, mit verstärkten oder verlängerten Hypoglykämien einhergehen. Betablocker können auch den blutzuckersenkenden Effekt der Sulfonylharnstoffe aufheben. Die Warnsymptome einer Hypoglykämie, besonders Tachykardie, können verschleiert oder abgeschwächt sein. Diabetische Patienten sind während der Behandlung mit Lopresor zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Stoffwechseleinstellung beibehalten bleibt (siehe «Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Nichtsteroidale Antirheumatika
Die gleichzeitige Behandlung mit einem nichtsteroidalen Antirheumatikum, z.B. Indomethacin, kann den antihypertensiven Effekt von Metoprolol abschwächen.

Lidocain (Xylocain)
Metoprolol kann die Clearance von Lidocain herabsetzen und dadurch die Effekte von Lidocain verstärken.

Narkosemittel
Einige Inhalationsnarkotika können die kardiodepressive Wirkung von Betablockern verstärken (siehe «Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Leberenzyme induzierende oder hemmende Substanzen
Enzyminduzierende und enzymhemmende Medikamente können die Plasmakonzentration von Metoprolol beeinflussen. Beispielsweise wird die Plasmakonzentration von Metoprolol durch Rifampicin gesenkt und durch Cimetidin möglicherweise erhöht.

Alkohol
Metoprolol kann die Pharmakokinetik von Alkohol verändern.

Überdosierung

Symptome
Als toxische Effekte einer Überdosierung von Lopresor können auftreten: schwere Hypotonie, Sinusbradykardie, atrioventrikulärer Block, Herzinsuffizienz, kardiogener Schock, Herzstillstand, Bronchospasmus, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma, Konsvulsionen, Übelkeit, Erbrechen und Zyanose.
Gleichzeitige Einnahme von Alkohol, Antihypertensiva, Chinidin oder Barbituraten verstärkt die Symptome.
Erste Anzeichen einer Überdosierung treten 20 min bis 2 Stunden nach der Einnahme auf. Die Effekte einer starken Überdosis können, trotz abnehmender Plasmakonzentrationen, mehrere Tage anhalten.

Behandlung
Der Patient ist in ein Krankenhaus einzuweisen und sollte im allgemeinen auf einer Intensivstation mit der Möglichkeit einer kontinuierlichen Überwachung der Herzfunktion, der Blutgase und biochemischer Parameter im Blut betreut werden. Gegebenenfalls sind Notfallmassnahmen wie künstliche Beatmung oder Herzschrittmacher einzuleiten. Auch Patienten, denen es nach einer geringen Überdosierung offensichtlich gut geht, sind mindestens 4 Stunden lang sorgfältig auf Vergiftungserscheinungen zu überwachen.
In den ersten 4 Stunden nach oraler Einnahme einer potentiell lebensbedrohlichen Überdosis von Lopresor ist künstliches Erbrechen einzuleiten oder eine Magenspülung vorzunehmen und/oder Aktivkohle zuzuführen, um das Medikament aus dem Gastrointestinaltrakt zu entfernen. Es ist unwahrscheinlich, dass Hämodialyse wesentlich zur Elimination von Metoprolol beiträgt.
Um einer starken Bradykardie entgegenzuwirken kann Atropin intravenös verabreicht werden. Bei Bradykardie und Hypotonie sollte ein intravenöser β-Agonist wie Prenalterol oder Isoprenalin eingesetzt werden; unter Umständen sind sehr hohe Dosen erforderlich, um die Betablockade aufzuheben.
Zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks können Dopamin, Dobutamin oder Noradrenalin gegeben werden.
Glukagon hat eine von den Betarezeptoren unabhängige positiv inotrope und chronotrope Wirkung auf das Herz und erwies sich bei therapieresistenter Hypotonie und Herzinsuffizienz infolge Überdosierung eines Betablockers als wirksam.
Diazepam ist das Mittel der Wahl gegen Konvulsionen. Ein Beta2-Agonist oder Aminophyllin kann zur Aufhebung eines Bronchospasmus eingesetzt werden; während und nach der Verabreichung des Bronchodilatators ist der Patient zu überwachen, um eine Herzrhythmusstörung feststellen zu können.
Nach Überdosierung kann es zu einem Betablocker-Entzugsphänomen kommen (siehe «Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit

Filmtabletten: Vor Feuchtigkeit geschützt und nicht über 30° C aufbewahren.

Divitabs 200 mg: Nicht über 30° C aufbewahren.

Ampullen: Vor Licht geschützt und nicht über 30° C aufbewahren.

IKS-Nummern

39252, 43056, 44447.

Stand der Information

August 2000.
RL88