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Prolipase
Janssen-Cilag AG

Enzym-Präparat 

Zusammensetzung

Wirkstoffe: Pancrelipase (National Formulary [N.F.], USA), bestehend hauptsächlich aus Lipase, Amylase, Trypsin und Chymotrypsin. Pancrelipase N.F. entspricht weitgehend dem Pancreatin.

Galenik
Die Enzyme befinden sich in der Kapsel in Form von magensaftresistenten Mikrokügelchen.

Jede Kapsel enthält mindestens:
Lipase 4000 N.F.-Einheiten (= USP-Einheiten), entsprechend 5000 Pharm. Eur. Amylase 20 000 N.F.-Einheiten (= USP-Einheiten), entsprechend 2900 Pharm. Eur. und Protease 25 000 N.F.-Einheiten (= USP-Einheiten), entsprechend 330 Pharm. Eur.

Eigenschaften/Wirkungen

Die übliche Enzymsubstitution bei Pankreasinsuffizienz ist oft unzulänglich, entweder weil die ungeschützten Enzyme im Magen durch Salzsäure und Pepsin inaktiviert werden oder weil die magensaftresistenten Enzyme nicht zeitgerecht am Ort der Verdauung freigesetzt werden. Dieses Problem konnte bei Prolipase durch Verarbeitung der Enzyme zu kleinen Mikrokügelchen mit weniger als 3 mm Durchmesser überwunden werden. Die Mikrokügelchen sind mit einer pH-empfindlichen, magensaftresistenten Hülle versehen. Durch diese Form ist eine gleichmässige Verteilung der Mikrokügelchen im Mageninhalt und ihr ungehindertes Passieren des Magenausganges gewährleistet.
Unter Behandlung mit Prolipase wird bei chronischer Pankreatitis und zystischer Fibrose die Anzahl der Stuhlentleerungen vermindert und deren Fettgehalt herabgesetzt. Es kommt zu erwünschter Gewichtszunahme und Verbesserung der Leistungsfähigkeit.

Pharmakokinetik

Im Dünndarm löst sich - sobald der pH über 6 ansteigt - die pH-sensitive Hülle der Mikrokügelchen innert 15-30 Min. auf, und die Enzyme werden in bioaktivem Zustand freigesetzt. Die maximale Enzymaktivität findet sich 30-45 Min. nach oraler Aufnahme.
Nach Vollendung ihrer Verdauungsfunktion werden die Enzyme im Darm abgebaut und z.T. als purinhaltige Nährstoffe resorbiert.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Pankreasinsuffizienz bei: zystischer Fibrose (Mukoviszidose), chronischer Pankreatitis, Zustand nach Pankreatektomie, Zustand nach gastrointestinalen Bypass-Operationen (z.B. Magenresektion u. Billroth II), Obstruktion des Drüsenausführungsganges bei Neoplasmen im Pankreaskopfbereich.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Basierend auf den nachfolgenden genaueren Ausführungen werden normalerweise 1 oder 2 Kapseln zu jeder Mahlzeit und 1 Kapsel zu Zwischenmahlzeiten eingenommen.
Die Dosierung sollte individuell bestimmt und dem Grad der Steatorrhoe und dem Fettgehalt der Diät angepasst werden. Die Therapie sollte mit der niedrigst möglichen Dosis begonnen werden und allmählich erhöht werden, bis die gewünschte Kontrolle der Steatorrhoe erreicht ist.

Kleinkinder (bis zu 12 Monaten)
(Dosierung entsprechend der eingenommenen Menge Fett)
2000-4000 N.F. Lipase Einheiten pro 120 ml Milch entspricht ungefähr 450-900 N.F. Lipase Einheiten pro Gramm eingenommenes Fett (basierend auf 4,5 g Fett pro 120 ml Standard-Milch.)
Bei Kleinkindern werden im Durchschnitt höhere Dosierungen verwendet als bei Erwachsenen, da diese 5 g Fett pro kg Körpergewicht und Tag einnehmen, wogegen Erwachsene ungefähr 2 g Fett pro kg Körpergewicht und Tag einnehmen.

Kinder (über 12 Monate) und Erwachsene
(Dosierung basierend auf dem Körpergewicht)

Kinder <4 Jahre
Die Behandlung sollte mit 1000 N.F. Lipase Einheiten pro kg Körpergewicht und Mahlzeit begonnen werden. Max. bis zu 2500 N.F. Einheiten Lipase pro kg Körpergewicht und Mahlzeit.

Kinder >4 Jahre und Erwachsene
Die Behandlung sollte mit 400 N.F. Lipase Einheiten pro kg Körpergewicht und Mahlzeit begonnen werden. Bis max. 2500 N.F. Lipase Einheiten pro kg Körpergewicht und Mahlzeit.
Falls Dosierungen über 2500 N.F. Einheiten Lipase pro kg Körpergewicht und Mahlzeit (4000 Lipase Einheiten/g Fett/Tag) nötig sein sollten, um die Malabsorption zu kontrollieren, müssen weitere Untersuchungen gemacht werden, um andere Gründe der Malabsorption auszuschliessen. Dosierungen über 2500 N.F. Einheiten Lipase pro kg Körpergewicht und Mahlzeit sollten mit Vorsicht gebraucht werden und nur dann, wenn mit einer 3-Tages-Fettmessung im Stuhl gezeigt werden konnte, dass sie wirksam sind. Es ist nicht bekannt, ob Dosierungen über 2500 N.F. Einheiten Lipase pro kg Körpergewicht und Mahlzeit sicher sind. Kolonstrikturen, hauptsächlich bei Kindern mit zystischer Fibrose, wurden in Verbindung gebracht mit Dosierungen, welche generell über dem empfohlenen Bereich lagen.
Wenn möglich sollten die Kapseln ganz und mit reichlich Flüssigkeit eingenommen werden.
Sollte es schwierig sein, die Kapseln zu schlucken, so können diese geöffnet und die darin enthaltenen Mikrokügelchen mit einer Flüssigkeit eingenommen oder auf breiige Nahrungsmittel gestreut werden. Am besten eignen sich Nahrungsmittel, welche nicht gekaut werden müssen und welche einen pH-Wert von <7,3 haben, wie z.B. Früchtebrei (aus Bananen, Äpfeln oder Aprikosen) oder Instant Cremen. Nahrungsmittel mit einem pH >7,3 (z.B. Milchprodukte) können die magensaftresistente Spezialhülle auflösen und damit die Wirksamkeit des Medikamentes herabsetzten. Um die magensaftresistente Spezialhülle zu schützen, dürfen die Mikrokügelchen weder zerdrückt noch gekaut werden.

Spezielle Dosierungsanweisungen
Um Irritationen von Mund, Lippen oder Zunge zu vermeiden, sollten geöffnete Prolipase Kapseln unmittelbar vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Proteolytische Enzyme, welche in Prolipase enthalten sind, können, wenn sie im Mund verbleiben, Ulcerationen verursachen.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Akute Pankreatitis und akute Schübe chronischer Pankreatitis.
Bei Patienten, die gegen Eiweiss vom Schwein oder einen anderen Inhaltsstoff von Prolipase empfindlich sind, sollte Prolipase nicht angewendet werden.

Vorsichtsmassnahmen
Bei Kindern mit zystischer Fibrose, die eine Langzeitbehandlung mit Pankreasenzym-Präparaten erhalten, sollen regelmässige Kontrollen in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.
Es wurde von Fällen mit Kolonstrikturen berichtet, vorwiegend bei Patienten mit zystischer Fibrose, die mit Enzympräparaten, generell mit Dosierungen über dem empfohlenen Bereich, behandelt wurden. In einigen Fällen war eine Operation, bis hin zur Kolon-Resektion notwendig. Falls Symptome auftreten, die einen gastrointestinalen Verschluss vermuten lassen, sollte die Möglichkeit einer Kolonstriktur in Betracht gezogen werden.
Jede Änderung der Enzymsubstitutionstherapie sollte sorgfältig und nur unter ärztlicher Aufsicht gemacht werden.
Es wird empfohlen, die Therapie mit einer niedrigen Dosierung zu beginnen, gefolgt von einer Titration zur wirksamen Dosis. Das Titrationsschema sollte entsprechend den gemessenen Veränderungen der 3-Tage-Fett-Exkretion gewählt werden.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie C.
Diethyl-Phtalat, ein Hilfsstoff von Prolipase, ist in der Ratte teratogen. Bei oraler Verabreichung konnte selbst bei einer 100fach höheren Dosierung als für den Menschen ein solcher Effekt nicht nachgewiesen werden. Es existieren jedoch keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen. Die möglichen Risiken sind sorgfältig gegenüber dem zu erwartenden Nutzen einer Behandlung abzuwägen.

Unerwünschte Wirkungen

Die in der Postmarketing-Erfahrung am häufigsten gemeldeten unerwünschten Wirkungen mit Prolipase sind gastrointestinaler Art und beinhalten Diarrhöe, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Blähungen, Verstopfung, Darmverschluss, Melena und perianale Irritationen. Weitere häufig gemeldete unerwünschte Wirkungen sind Gewichtsverlust und Schmerzen. Fälle von fibronisierender Kolonerkrankung, vorwiegend bei Patienten mit zystischer Fibrose, wurden berichtet. Beim Auftreten von Symptomen, die auf einen möglichen Verschluss des Colons hinweisen, ist eine klinische Abklärung vorzunehmen.

Interaktionen

Keine bekannt.

Überdosierung

Überdosierungen sind nicht bekannt.

Sonstige Hinweise

Beeinflussung diagnostischer Methoden
Bei extrem hoher Dosierung eines jeden Enzympräparates ist eine Hyperurikämie und eine Hyperurikosurie theoretisch möglich.

Haltbarkeit
Da die pH-empfindliche Schutzhülle der Mikrokügelchen durch hohe Temperaturen oder starke Feuchtigkeit nachteilig beeinflusst werden könnte, sollte Prolipase in einem fest verschlossenen Behälter kühl und trocken aufbewahrt werden (unter 25 °C). Nach Öffnen des Behälters sollte dieser nicht gekühlt werden, da sonst Feuchtigkeit auf den Kapseln kondensieren könnte.

IKS-Nummern

43913.

Stand der Information

November 1999.
RL88