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Seresta®/- forte/- Expidet
Wyeth Pharmaceuticals AG

Anxiolytikum/Tranquillantium 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Oxazepamum.

Tabletten Seresta zu 15 mg.

Tabletten Seresta forte zu 50 mg.

Expidet Tabletten zu 15 mg.

Hilfsstoffe: Seresta Tabletten 15 mg/Seresta forte Tabletten 50 mg: Excip. pro compr.
Seresta Expidet Tabletten 15 mg: Conserv.: E 215, E 219, Butylis parahydroxybenzoas natricus, Excip. pro compr. Expidet.

Eigenschaften/Wirkungen

Seresta enthält als Wirkstoff Oxazepam, einen Tranquilizer der Benzodiazepinreihe mit kurzer Wirkungsdauer.
Oxazepam besitzt angstlösende, muskelrelaxierende, antikonvulsive sowie sedierende und schlafinduzierende Eigenschaften.
Die pharmakologische Wirkung der Benzodiazepine wird durch die hohe Bindungsaffinität an spezifische Rezeptoren im GABAergen Überträgersystem vermittelt. Benzodiazepine verstärken dabei die Wirkung von GABA auf die Öffnung von Chloridkanälen in den Zellmembranen und erhöhen so die hemmende Wirkung des GABAergen Transmittersystems.
Die Expidet-Darreichungsform ist eine gefriergetrocknete Tablette, die sich sofort bei Kontakt mit Speichel im Mund auflöst.

Pharmakokinetik

Absorption
Oxazepam wird nach oraler Gabe nahezu vollständig resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen werden im Mittel nach 2½ Stunden erreicht.
Nach einer Einzeldosis von 15 mg betragen die maximalen Plasmaspiegel im Mittel 0,25-0,35 µg/ml. Die relative Bioverfügbarkeit nach einer Dosierung von 50 mg Oxazepam beträgt 85%. Konstante Plasmaspiegel stellen sich nach 2tägiger Behandlung ein.

Distribution
Oxazepam wird zu etwa 95-98% an Plasmaproteine gebunden.
Oxazepam ist plazentagängig und wurde auch in der Muttermilch gefunden.

Metabolismus
Oxazepam wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert, wo der grösste Teil des Wirkstoffes direkt glukuronidiert und anschliessend mit dem Harn ausgeschieden wird. Die Glukuronidverbindung von Oxazepam hat keine nachweisbare Wirkung auf das ZNS.
Oxazepam wird nur in einem geringen Ausmass hydroxyliert und unterliegt keiner N-Desalkylierung durch Enzyme des Cytochrom-P450-Systems.

Elimination
Oxazepam wird rasch eliminiert. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt im Mittel ca. 8 Stunden. Die Glukuronidverbindung macht mindestens 95% der im Harn ausgeschiedenen Produkte aus. Weniger als 2% werden in Form des unveränderten Medikamentes eliminiert.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen

Kinetik im Alter
Studien an betagten und jüngeren Patienten haben gezeigt, dass die Pharmakokinetik von Oxazepam weitgehend altersunabhängig ist.

Elimination bei eingeschränkter Nierenfunktion
Bei bestehender Niereninsuffizienz bleiben die metabolische Clearance von Oxazepam sowie die Plasmaspiegel des nicht-proteingebundenen Oxazepams im Normalbereich. Die Eliminationshalbwertszeit für das Oxazepamglucuronid ist jedoch verlängert, wobei dieser inaktive Metabolit kumuliert.

Elimination bei eingeschränkter Leberfunktion
Lebererkrankungen beeinflussen die pharmakokinetischen Parameter von Oxazepam in der Regel relativ wenig. Klinische Studien bei an Hepatitis oder Zirrhose leidenden Patienten, zeigten geringe, klinisch wenig bedeutende Veränderungen.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Seresta/Seresta Expidet
Symptomatische Behandlung von Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen. Zusatzbehandlung von Angstzuständen bei Depressionen.
Kurzzeitbehandlung von angst- und spannungsbedingten Schlafstörungen.
Seresta/Seresta Expidet ist bei Alkoholikern zur Behandlung von akuten Entzugserscheinungen wie Tremor und Angstzuständen geeignet.

Seresta forte
Symptomatische Behandlung von schweren Angstzuständen. Zusatzbehandlung von schweren Angstzuständen bei Depressionen.
Kurzzeitbehandlung von psychogenen Schlafstörungen.
Benzodiazepine sollten nur dann eingesetzt werden, wenn die Beschwerden von klinisch signifikantem Schweregrad sind oder den Patienten in seinem Verhalten stark beeinträchtigen.
Schlaflosigkeit kann ein Symptom physischer oder psychischer Krankheiten sein. Daher sollten bei Schlafstörungen allfällige ursächliche Grundkrankheiten erkannt und spezifisch behandelt werden.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Die Dosierung sollte den Bedürfnissen jedes einzelnen Patienten individuell angepasst werden.
Die niedrigste wirksame Dosis ist zu verwenden und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu wählen.

Seresta/Seresta Expidet

Leichte bis mittelschwere Angstzustände: 30-60 mg täglich in mehreren Einzelgaben.

Schwere Angstzustände: 45-120 mg täglich in mehreren Einzeldosen.

Schlafstörungen: 15 mg eine halbe bis eine Stunde vor dem Zubettgehen; im Bedarfsfall kann die Dosierung auf 30 mg erhöht werden.

Bei Alkoholikern mit akuten Entzugserscheinungen wie Tremor und Angstzustände: 15-30 mg, 3-4mal täglich.

Seresta forte
Schwere Angstzustände, Zusatzbehandlung von schweren Angstzuständen bei Depressionen: bis zu maximal 150 mg/Tag, auf mehrere Einzeldosen verteilt.
Im Falle von psychogenen Schlafstörungen wird ½-1 Tablette Seresta forte eine halbe bis eine Stunde vor dem Zubettgehen empfohlen.

Spezielle Dosierungsanweisungen
Dosierung bei älteren Patienten: zu Beginn der Behandlung 15 mg, 1-2 mal täglich; die Gesamtdosis pro Tag kann wenn notwendig bis auf 45-60 mg gesteigert werden.
Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion benötigen eine regelmässige medizinische Beobachtung. Die Dosierung muss der Reaktion des Patienten entsprechend angepasst werden, da gegebenenfalls geringere Dosen genügend wirksam sind.
Dieselben Empfehlungen gelten auch für geschwächte Patienten oder Patienten mit chronisch-respiratorischer Insuffizienz.

Dauer der Anwendung
Die Behandlungsdauer ist so kurz wie möglich zu wählen und sollte im allgemeinen einen Zeitraum von 2-3 Monaten nicht überschreiten.
Im Falle einer Langzeittherapie sollte regelmässig die Notwendigkeit einer Weiterführung der Behandlung abgeklärt werden.
Die Behandlung mit Seresta sollte aufgrund möglicher Entzugssymptome nicht abrupt abgesetzt werden, vielmehr ist die Dosierung allmählich zu reduzieren.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Benzodiazepine.
Myasthenia gravis.
Schwere respiratorische Insuffizienz.
Bei Medikamenten-, Alkohol- und Drogenabhängigkeit sollten Benzodiazepine nicht verordnet werden, es sei denn zur Behandlung von akuten Entzugserscheinungen wie Tremor und Angstzuständen bei Alkoholikern.
Kindern unter 12 Jahren sollte Seresta/Seresta Expidet nicht verordnet werden, da die klinische Wirksamkeit und Unbedenklichkeit in dieser Altersgruppe nicht genügend belegt ist. Seresta forte sollte Kindern nicht verabreicht werden.

Vorsichtsmassnahmen
Benzodiazepine sind nicht geeignet für eine Primärbehandlung von Psychosen oder Depressionen.
Oxazepam sollte daher nicht als Monotherapeutikum zur Behandlung von Angstzuständen und Schlaflosigkeit eingesetzt werden, wenn der zu behandelnde Patient an Depressionen oder Psychosen leidet.
Benzodiazepine können eine enthemmende Wirkung haben, sodass bei unbehandelten depressiven Patienten eine Suizidgefahr entstehen könnte.
Angst- oder Spannungszustände, ausgelöst durch den Stress des täglichen Lebens, erfordern üblicherweise keine Behandlung mit einem Anxiolytikum.
Wie bei allen anderen zentraldämpfenden Medikamenten sollten Patienten, die Seresta verordnet bekommen, davor gewarnt werden, gefährliche Maschinen oder Fahrzeuge zu bedienen, bevor feststeht, dass das Medikament sie weder schläfrig noch schwindlig macht.
Wie alle Präparate mit zentraldämpfender Wirkung können Benzodiazepine bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz eine Encephalopathie auslösen.
Bei der Behandlung von Patienten mit respiratorischer Insuffizienz oder Schlafapnoe ist spezielle Vorsicht erforderlich.
Ältere Patienten, Patienten mit chronisch-respiratorischer Insuffizienz, Leber- oder Nierenleiden: Siehe Kapitel «Spezielle Dosierungsanweisungen».
Obwohl Hypotension als Nebenwirkung nur selten beobachtet wurde, sollte Seresta bei Patienten, bei denen ein Blutdruckabfall zu kardiovaskulären oder cerebrovaskulären Komplikationen führen könnte, mit Vorsicht eingesetzt werden. Dies gilt besonders bei älteren Patienten.
Wenn aus medizinischen Gründen eine Langzeittherapie notwendig ist, werden regelmässige Blutbildkontrollen und eine regelmässige Überwachung der Leberfunktion empfohlen.

Abhängigkeit
Die Einnahme von Benzodiazepinen kann zu einer Abhängigkeit führen. Dieses Risiko ist erhöht bei längerer Einnahme, hoher Dosierung und bei prädisponierten Patienten.
Die Entzugssymptomatik tritt vor allem nach abruptem Absetzen auf und beschränkt sich in leichteren Fällen auf Tremor, Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Angst, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche. Es können aber auch Symptome wie Schwitzen, Muskel- und Bauchkrämpfe, Wahrnehmungsstörungen sowie in seltenen Fällen Delirien und zerebrale Krampfanfälle auftreten.
Das Einsetzen von Entzugserscheinungen schwankt je nach Wirkungsdauer der Substanz zwischen ein paar Stunden und einer Woche oder mehr nach Absetzen der Therapie.
Um das Risiko einer Abhängigkeit auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Benzodiazepine nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über möglichst kurze Dauer (als Hypnotikum zum Beispiel in der Regel nicht länger als vier Wochen) eingenommen werden. Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss periodisch überprüft werden. Eine längere Behandlung ist nur bei bestimmten Patienten (zum Beispiel Panikzustände) indiziert und der Nutzen im Vergleich zu Risiken weniger klar.
Zur Vermeidung von Entzugserscheinungen empfiehlt sich in jedem Falle ein ausschleichendes Absetzen, indem die Dosis stufenweise reduziert wird. Bei Auftreten von Entzugserscheinungen ist eine engmaschige ärztliche Überwachung und Unterstützung des Patienten erforderlich.

Amnesie, psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Siehe Kapitel «Unerwünschte Wirkungen».

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie D: Es gibt klare Hinweise für Risiken des menschlichen Fötus durch Benzodiazepine. Oxazepam sollte daher während der Schwangerschaft nur abgegeben werden, wenn der erwartete Nutzen das potentielle Risiko überwiegt.
Die Anwendung von Benzodiazepinen während der Spätphase der Schwangerschaft oder während der Entbindung kann zu neonatalen Symptomen führen wie z.B. Hypotonie, Hypothermie, Atemdepression, Apnoe oder Entzugssymptome.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten aufgefordert werden, bei gewünschter oder vermuteter Schwangerschaft Ihren Arzt zu benachrichtigen, um mit ihm einen Abbruch der Therapie zu erwägen.
Da Benzodiazepine und deren Metaboliten in die Muttermilch übertreten, soll Oxazepam in der Stillzeit nicht eingenommen werden. Es könnte zu Schläfrigkeit und Trinkfaulheit des Säuglings führen.

Unerwünschte Wirkungen

Nach Einnahme von Benzodiazepinen sind die nachfolgenden Nebenwirkungen aufgetreten: Schläfrigkeit während des Tages, Schwindel, Muskelschwäche und Ataxie, Gefühlsarmut, reduziertes Reaktionsvermögen, Verwirrtheitszustände, Kopfschmerzen und Doppelsehen.
Diese Erscheinungen treten vor allem zu Beginn der Behandlung auf. Bei anhaltender Behandlung oder Reduktion der Dosis gehen sie im allgemeinen in Ihrem Schweregrad zurück oder klingen vollständig ab. Gelegentlich werden gastrointestinale Beschwerden, verminderte Libido oder Hautreaktionen beobachtet.
Selten treten Blutdyskrasien, veränderte Leberfunktionswerte und Hypotonie auf.
Im Zusammenhang mit Benzodiazepinen wurde über vorübergehende anterograde Amnesie oder Gedächtnisstörungen berichtet. Diese treten insbesondere bei höheren Dosierungen auf.

Psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Reaktionen wie Ruhelosigkeit, Agitation, Erregbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen, Manie, Alpträume, Halluzinationen, Psychosen, Fehlverhalten und andere unerwünschte Verhaltensformen wurden nach Einnahme von Benzodiazepinen und benzodiazepinähnlichen Substanzen beobachtet.
Eine vorbestehende Depression kann während einer Benzodiazepinbehandlung manifest werden.

Interaktionen

Von gleichzeitigem Alkoholgenuss wird abgeraten. Eine Potenzierung des sedativen Effekts wird beobachtet, wenn das Präparat zusammen mit Alkohol eingenommen wird. Dies kann auch das Führen von Motorfahrzeugen und Bedienen von Maschinen beeinträchtigen.

Präparate mit zentraldämpfender Wirkung
Mögliche Potenzierung der zentraldämpfenden Wirkung mit erhöhtem Risiko einer Atemdepression bei gleichzeitiger Einnahme von Antipsychotika (Neuroleptika, z.B. Clozapin), Hypnotika, Anxiolytika/Sedativa, Antidepressiva, Antiepileptika, Betäubungsmitteln, Anästhetika und Antihistaminika mit sedierender Wirkung.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Betäubungsmitteln (namentlich Opiaten) kann eine mögliche Potenzierung der euphorischen Wirkung zu einer verstärkten psychischen Abhängigkeit führen.
Benzodiazepine können die Wirkung von Muskelrelaxantien potenzieren.
Oxazepam hat keinen Einfluss auf die Aktivität des Cytochrom-P450-Systems. Somit ergeben sich für Seresta keine Interaktionen mit Medikamenten, die durch dieses Enzym metabolisiert werden.

Überdosierung

Bei der Behandlung einer Überdosierung sollte die Möglichkeit einer gleichzeitigen Überdosierung mit anderen Medikamenten in Betracht gezogen werden.
Wie mit anderen Benzodiazepinen ist eine Überdosierung nicht lebensbedrohlich, ausser wenn Oxazepam mit anderen zentraldämpfenden Präparaten (inkl. Alkohol) kombiniert wird.
Eine Überdosierung von Benzodiazepinen führt gewöhnlich zu einer Depression des Zentralnervensystems, deren Symptome sich je nach Schweregrad als Benommenheit bis hin zu komatösen Zuständen äussern können.
In leichten Fällen umfassen die Symptome Benommenheit, Verwirrtheitszustände und Lethargie. In schwereren Fällen können Ataxie, verminderter Muskeltonus, Hypotonie und Atemdepression auftreten, selten kommt es zu Koma, sehr selten zum Tod.
Nach einer Überdosierung mit oralen Benzodiazepinen sollte Erbrechen induziert werden, wenn der Patient bei Bewusstsein ist, bei bewusstlosen Patienten soll eine Magenspülung durchgeführt werden mit entsprechendem Schutz der Atemwege. Ist die Entleerung des Magens nicht möglich, sollte Aktivkohle gegeben werden, um die Absorption zu verringern.
Die Dialysierbarkeit von Oxazepam wurde bislang nicht geprüft. 3-OH-Benzodiazepine sind jedoch in der Regel nicht dialysierbar und ihre Metaboliten (Glukuronide) ebenfalls nur schwer dialysierbar.
Bei Hypotension und Atemdepression ist nach den allgemeinen Behandlungsmethoden der Notfallmedizin vorzugehen.
Als spezielle Therapie steht das Antidot Flumazenil (Anexate) zur Verfügung.

Sonstige Hinweise

Arzneimittel für Kinder unerreichbar aufbewahren.

Haltbarkeit
Seresta sollte bei Raumtemperatur (15-25 °C) trocken aufbewahrt werden.
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP:» bezeichneten Datum verwendet werden.

IKS-Nummern

32497, 47738.

Stand der Information

September 1995.
RL88