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Varihes® (HES 450/0,7) 6%
Fresenius Kabi (Schweiz) AG

Infusionslösung zur Volumensubstitution

Lösung zur intravenösen Infusion 

Zusammensetzung

1 ml Varihes (HES 450/0,7) 6% - Infusionsbeutel enthält:

Wirkstoff: O-(Hydroxyethyl)-amylopectini hydrolysatum (450/0,7) 60 mg (Massenmittel der molaren Masse Mw = 450 000 molare Substitution MS = 0,7).

Hilfsstoffe: Natrii chloridum 9 mg, Aqua q.s. ad solutionem pro 1 ml.
Osmolarität: ca. 300 mosmol/l.
Kolloidosmotischer Druck (KOD): ca. 24 mbar = ca. 18 mm Hg.
pH-Wert: 4,0-7,0.

Eigenschaften/Wirkungen

Varihes (HES 450/0,7) 6% ist ein Plasmaersatzmittel mit 6% Hydroxyethylstärke in blutisotonischer Natriumchloridlösung.
Hydroxyethylstärke ist ein körperfremdes künstliches Kolloid.
Das glykogenähnliche Polysaccharid wird durch partielle Hydrolyse und anschliessende Hydroxyethylierung des Amylopektins aus Wachsmaisstärke gewonnen.
Varihes (HES 450/0,7) 6% ist eine nahezu isoonkotische Lösung, die initial einen Volumeneffekt, welcher im Mittel 100% des infundierten Volumens entspricht, bewirkt. Relevante Volumenverschiebungen werden nicht hervorgerufen, so dass Varihes (HES 450/0,7) 6% in der klinischen Praxis als isovolämische Infusionslösung angewendet werden kann. Kolloidosmotischer Druck (KOD) und zentraler Venendruck (ZVD) steigen in Abhängigkeit vom zugeführten Volumen deutlich an, bei erniedrigten Werten kommt es zu einer Anhebung in Normbereiche.
Durch die relativ lang (für mindestens 6 Stunden) anhaltende hämodynamische Stabilisierung sowie günstige rheologische Eigenschaften (Senkung der Blutviskosität und des Hämatokrits) ist Varihes (HES 450/0,7) 6% zum Volumenersatz geeignet, und zwar insbesondere in Notfallsituationen, in denen eine länger dauernde Wirkung erwünscht ist. Es bietet jedoch keine echte Substitution der mit Blut oder Plasma verlorenen Proteine.
Auf die Blutgruppenbestimmung hat Varihes (HES 450/0,7) 6% keinen Einfluss.

Pharmakokinetik

Absorption
100% durch intravenöse Verabreichung.

Verteilung
Das Verteilungsvolumen V D  beträgt für Varihes (HES 450/0,7) 6% 7,93 l.

Elimination
Die Elimination von HES 450/0,7 erfolgt durch Abbau und Ausscheidung über die Nieren.
Die Eliminationshalbwertszeit für HES 450/0,7 beträgt in einem 2-Kompartiment-Modell für die alpha-Phase 7,9 Stunden, für die beta-Phase 126 Stunden.
HES wird (vergleichbar mit anderen Plasmaersatzmitteln) im Gewebe (im wesentlichen im retikulo-histiozytären System, RHS) kurzfristig eingelagert.
Obwohl auch mehrere Monate nach HES-Infusion vereinzelt Speichervakuolen in RHS Zellen festgestellt wurden, bestehen keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung der RHS-Funktion. Im Blutkreislauf wird HES 450/0,7 durch Serum-alpha-Amylase in nierengängige Fraktionen gespalten. Ein geringer Anteil wird bis zur Glukose abgebaut.

Bereich von optimalen Wirkkonzentrationen im Plasma
Angaben sind nicht relevant, da die Wirkung von Varihes (HES 450/0,7) 6% in der Auffüllung und Erhaltung des Plasmavolumens besteht und sich die Indikationsstellung und Dosierung bei Varihes (HES 450/0,7) 6% nach dem Hämatokrit und hämodynamischen Parametern richten.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen

Niereninsuffizienz
Da Varihes (HES 450/0,7) 6% fast ausschliesslich renal ausgeschieden wird, besteht bei wiederholter Verabreichung die Gefahr einer Kumulation je nach Grad der Verminderung der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin > 2,0 mg/dl) ist die Verabreichung von Varihes (HES 450/0,7) 6% kontraindiziert (siehe unter «Anwendungseinschränkungen»).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Gefässauffüllung bei Volumenmangelzuständen;
Prophylaxe und Therapie des hypovolämischen Schocks in Zusammenhang mit Verbrennungen, Traumen, Operationen.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Die Tagesdosis und die Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach der Höhe des Blutverlustes bzw. dem Hämatokrit. Dauer und Ausmass der Behandlung richten sich nach Dauer und Ausmass der Hypovolämie.

Tagesdosis
Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt in der Regel 500-1000 ml. 20 ml/kg KG/Tag sollten nur in Ausnahmefällen überschritten werden.

Infusionsgeschwindigkeit
Liegt keine akute Notsituation vor, sollte eine Infusionsdauer von 30 Minuten für 500 ml Varihes (HES 450/0,7) 6% nicht unterschritten werden.

Art der Verabreichung
Die Verabreichung erfolgt ausschliesslich als intravenöse Dauertropfinfusion. Die ersten 10-20 ml sollten langsam und unter aufmerksamer Beobachtung des Patienten verabreicht werden, da anaphylaktoide Reaktionen nicht ausgeschlossen werden können.
Die Infusionsbeutel sind nur zur einmaligen Entnahme bestimmt.

Spezielle Dosierungsanweisungen
Bei Schockzuständen, welche hauptsächlich durch Wasser- und Elektrolytverluste bedingt sind (schweres Erbrechen, Durchfall, Verbrennungen), sollte nach Anfangsbehandlung mit Varihes (HES 450/0,7) 6% die Weiterbehandlung mit einer bilanzierten Elektrolytlösung erfolgen.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Nicht angewendet werden darf Varihes (HES 450/0,7) 6% bei eingeschränkter Nierenfunktion (Creatinin > 2,0 mg/dl), Hypervolämie, Hyperhydratationszuständen, schwerer stauungsbedingter Herzinsuffizienz, frischem Herzinfarkt, schweren hämorrhagischen Diathesen, bekannter Überempfindlichkeit gegenüber HES.

Vorsichtsmassnahmen
Bei starker Tendenz zu allergischen Erkrankungen ist der therapeutische Nutzen von HES-Infusionen sorgfältig gegen das Risiko möglicher anaphylaktischer Reaktionen abzuwägen.
Es müssen alle für eine Reanimation notwendigen allgemeinen und medikamentösen Massnahmen verfügbar sein. Es ist nicht voraussagbar, bei welchen Patienten Unverträglichkeitserscheinungen auftreten (siehe «Unerwünschte Wirkungen»).
Besondere Vorsicht wird des weiteren empfohlen bei Patienten mit Lungenödem, dekompensierter Herzinsuffizienz, chronischen Lebererkrankungen, hämorrhagischen Diathesen oder Dehydratation mit Einengung des Extrazellulärraumes; in diesem Falle sollte vorerst ein Flüssigkeitsersatz (mit kristalloiden Lösungen) erfolgen. Bei Fibrinogenmangel sollte das Präparat nur im lebensbedrohlichen Notfall - bis Blut zum Ersatz verfügbar ist - verabreicht werden. Bei Verdacht auf Hirnblutung oder bei bestehender erhöhter Blutungsbereitschaft (hämorrhagische Diathese) ist der Einsatz HES-haltiger Infusionslösungen sehr sorgfältig abzuwägen. Bei Dehydratationszuständen ist eine vorherige Korrekturtherapie mit Wasser und Elektrolyten erforderlich. Über die Anwendung bei Kindern liegen keine Erfahrungen vor.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie C.
Es sind weder kontrollierte Studien bei Tieren noch bei schwangeren Frauen verfügbar. Unter diesen Umständen soll das Medikament nur bei zwingender Indikation verabreicht werden, d.h. wenn der potentielle Nutzen das fötale Risiko überwiegt. Obwohl bisher keine embryotoxischen Wirkungen bekannt wurden, sollte Varihes in der Frühschwangerschaft nicht eingesetzt werden.
Es ist nicht bekannt, ob Hydroxyethylstärke in die Muttermilch übertritt und für den Säugling ein Risiko darstellt. Sollte eine Verabreichung von Varihes während der Stillzeit indiziert sein, sollte vorsichtshalber abgestillt werden.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich treten anaphylaktoide Reaktionen auf Hydroxyethylstärke auf. Diese äussern sich meist durch Erbrechen, leichten Temperaturanstieg, Kältegefühl, Juckreiz und Urticaria. Submaxillar- und Ohrspeicheldrüsenvergrösserung, leichte influenzaähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und periphere Ödeme der unteren Extremitäten wurden beobachtet. Schwere anaphylaktoide Reaktionen mit Schock und lebensbedrohenden Symptomen (evtl. bis zu Herz-Kreislauf- und Atemstillstand) sind selten. Bei Auftreten einer Unverträglichkeitsreaktion ist die Infusion sofort zu stoppen, zugleich sind die üblichen Sofortmassnahmen einzuleiten.
Infusionsstop

Hautreaktionen: Antihistaminika.

Tachykardie, Blutdruckabfall, Nausea, Erbrechen: Antihistaminika und Corticosteroide z.B. 100 mg Prednisolon i.v.

Schock, Bronchospasmus, Herz- und/oder Atemstillstand: Adrenalin 0,05-0,1 mg langsam i.v.; Corticosteroide z.B. 1000 mg Prednisolon i.v.; Volumensubstitution z.B. 5% Humanalbumin; Sauerstoffapplikation und Durchführung der üblichen Reanimationsmassnahmen.
In seltenen Fällen kann Juckreiz auftreten, der Monate anhalten kann, aber reversibel ist. Er kann derzeit nur symptomatisch behandelt werden. Ob die Häufigkeit des Auftretens von Juckreiz durch eine Verringerung der Tagesdosis und durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verringert werden kann, ist bisher nicht geklärt, doch gibt es Hinweise, dass ein solcher Zusammenhang besteht.
Der Serumamylasespiegel steigt nach Infusion von Varihes (HES 450/0,7) 6% deutlich an, normalisiert sich aber nach ca. 3-5 Tagen wieder. Durch die geringfügige Metabolisierung von HES 450/07 zu Glukose kann der Glukoseblutspiegel während der Infusion um 10-20% über den Ausgangswert ansteigen. Diagnostische oder therapeutische Massnahmen sind nicht erforderlich.
Bei Verabreichung hoher Dosen von Varihes (HES 450/0,7) 6% kann eine erhöhte Blutungsneigung (Verdünnungseffekt, evtl. spezifische Wirkung der Substanz) nicht ausgeschlossen werden. Die empfohlene Höchstdosierung sollte daher nur in Ausnahmefällen überschritten werden.
Höhere Dosen Varihes (HES 450/0,7) 6% führen über einen Verdünnungseffekt zur Herabsetzung des Hämatokrits und der Hämoglobin- und Plasmaproteinkonzentration. Werte unter 10 g% Hämoglobin bzw. ein Hämatokrit unter 27 gelten als kritisch. Ab einem Gesamteiweiss von < 5,0 g% ist die Zufuhr von Albumin angezeigt. Bei Blutverlusten von mehr als 20-25% des zirkulierenden Blutvolumens ist eine Erythrozytenzufuhr unbedingt indiziert.
Eine Kontrolle der Serumelektrolyte (insbesondere Natrium, Kalium und Chlorid) wird empfohlen.

Interaktionen

HES kann bei gleichzeitiger Verabfolgung mit Aminoglycosidantibiotika deren Nephrotoxizität potenzieren.

Überdosierung

Bei beginnender Kreislaufüberlastung bei zu hoher Dosierung oder zu schneller Zufuhr (Auftreten von Kopfschmerzen, Dyspnoe, Halsvenenstauung) ist die Infusion sofort zu unterbrechen. Gegebenenfalls sind Diuretika, Aderlass, Vasodilatantien und eine anschliessende strenge hämodynamische Überwachung des Patienten indiziert.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Bei Zumischen von Infusionslösungen, Konzentraten zur Infusionsbereitung, Injektionslösungen und Pulvern für Injektionszwecke bzw. Trockensubstanz zur Injektionsbereitung ist die Kompatibilität (Mischbarkeit) jeweils genauestens zumindest visuell zu überprüfen (nicht sichtbare chemische bzw. therapeutische Inkompatibilitäten sind dennoch möglich).

Beeinflussung diagnostischer Methoden
Eine Beeinflussung klinisch-chemischer Parameter ist möglich (Glucose, Amylase, Protein, BSG, Biuret, Fettsäure, Cholesterin, Sorbit-Dehydrogenase, spezifisches Gewicht des Urins).

Haltbarkeit
Varihes (HES 450/0,7) 6% darf nach Ablauf des auf dem Infusionsbeutel ersichtlichen Verfalldatums nicht mehr angewendet werden. Die Lagerung sollte nicht über 25 °C erfolgen. Nur klare bis schwach opaleszierende und farblose bis höchstens schwach gelbe Lösungen dürfen verwendet werden.

IKS-Nummern

51258.

Stand der Information

März 1995.
RL88