Ausdruck von http://www.oddb.org
Scintimun, Markierungsbesteck
b.e.imaging.ag

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Vektormolekül: 1 mg Besilesomabum
Das Radioisotop ist nicht in der Packung enthalten.
Hilfsstoffe
Scintimun-Durchstechflasche (Flasche 1):
Sorbitolum (E 420), natrii dihydrogenophosphas dihydricus, dinatrii phosphas dihydricus.
Lösungsmittel für Scintimun-Durchstechflasche (Flasche 2):
Tetranatrii–1,1,3,3-propantetraphosphonas dihydricus (PTP), stanni (II)chloridum dihydricum, natrii hydroxidum (E 524) ad pH, acidum hydrochloridum concentratum ad pH.
Das Lyophilisat in Flasche 1 enthält 2 mg Sorbitol und 0.3 mg Natrium. Nach Rekonstitution mit 1 ml der Lösung aus Flasche 2 enthält das Produkt Scintimun weniger als 4 mg/ml Natrium.
Spezifikationen des markierten Präparates
Die klare, farblose und partikelfreie Lösung ist isotonisch und bei Einhaltung aseptischer Arbeitsbedingungen steril und endotoxinfrei.
Radiochemische Reinheit
(99mTc) MAb monomer: ≥ 95.0 %
(99mTc) MAb oligomere: ≤ 3.0 %
(99mTc) MAb fragmente: ≤ 3.0 %
(99mTc) MAb PTP: < 1.0 %
(99mTc) MAb Sorbitol: < 2.0 %
(99mTc) Pertechnetat nach 10 Minuten: < 2.0 %
(99mTc) Pertechnetat nach 3 Stunden: ≤ 4.0 %
pH-Wert: 6.5 – 7.5

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Immunszintigraphie zur Erkennung und Lokalisation von Entzündungen/Infekten im peripheren Knochen.
Knochenmarkszintigraphie, insbesondere beim Verdacht auf Metastasen im Markraum.

Dosierung/Anwendung

Dieses Arzneimittel darf nur in nuklearmedizinischen Einrichtungen und von autorisiertem Personal angewendet werden.
Die gebrauchsfertige Lösung mit 99mTc-markiertem Scintimun wird ausschliesslich intravenös als Einmalinjektion verabreicht.
Erwachsene
Die empfohlene Dosis für Patienten durchschnittlichen Körpergewichts (50-70 kg) beträgt:
200 - 400 MBq (5-11 mCi) für die Knochenmarkszintigraphie,
400 - 800 MBq (11-22 mCi) für den Nachweis von Entzündungsherden.
Für eine Auswertung von SPECT-Aufnahmen wird mehr Aktivität benötigt als für planare Aufnahmen mit einer konventionellen Gammakamera. Die eingesetzte Proteinmenge kann hierbei zwischen 0.25 und 1.0 mg (1/4-1/1 Markierungseinheit) betragen.
Beginn der Immunszintigraphie: 3-6 Stunden nach Applikation. Diese kann in planaren Darstellungen oder mit SPECT-Aufnahmen durchgeführt werden. Spätaufnahmen, z.B. 24 Stunden p.i., können bei der Entzündungssuche je nach Fragestellung sinnvoll sein.
Zur wiederholten Anwendung siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Um die Rückverfolgbarkeit von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln sicherzustellen wird empfohlen, Handelsname und Chargennummer bei jeder Behandlung zu dokumentieren.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Ältere Patienten
Bei älteren Patienten gelten die gleichen Dosierungsempfehlungen.
Kinder und Jugendliche
Über die Anwendung von Scintimun bei Kindern und Jugendlichen liegen bisher keine klinischen Erfahrungen vor.
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Über eine Anpassung der Dosierung bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen liegen bisher keine Daten vor.
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Über eine Anpassung der Dosierung bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen liegen bisher keine Daten vor.
Art der Anwendung
Die radioaktiv markierte Lösung darf nur intravenös als Einmaldosis verabreicht werden.
Dieses Arzneimittel muss vor der Verabreichung an den Patienten rekonstituiert und radiomarkiert werden.
Anweisungen zur Rekonstitution und Radiomarkierung des Arzneimittels vor der Anwendung siehe unter Abschnitt «Sonstige Hinweise».
Mit dem markierten Inhalt eines Fläschchens Scintimun können 1 - 2 Patienten untersucht werden.
Eine zuvor mit anderen 99mTc-markierten Radiopharmaka erfolgte Untersuchung sollte mindestens 48 Stunden zurückliegen.
Zur Vorbereitung des Patienten siehe Abschnitt «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen».
Strahlenexposition
Für jedes Organ oder jede Organgruppe wurden die absorbierten Dosen nach der von MIRD (Medical Internal Radiation Dose) entwickelten Methode berechnet.
Die effektive Dosis wurde anhand der für jedes einzelne Organ bestimmten absorbierten Dosen berechnet. Dabei wurden Gewichtungsfaktoren (Strahlung und Gewebe) entsprechend den Empfehlungen des ICRP (International Commission of Radiological Protection, Publication 103) verwendet.
Tabelle 1: Für männliche bzw. weibliche Referenzpersonen berechnete Werte der absorbierten Dosen.

Organ

mSv / MBq

Referenz männlich

Referenz weiblich

Gehirn

0.00236

0.00312

Herz

0.00495

0.00597

Kolon

0.00450

0.00576

Magen

0.00445

0.00535

Leber

0.0100

0.0126

Dünndarm

0.00480

0.00575

Knochenmark (rot)

0.0242

0.0229

Muskel

0.00317

0.00391

Ovarien

0.00594

Pankreas

0.00690

0.00826

Haut

0.00178

0.00216

Lungen

0.00125

0.0160

Milz

0.0271

0.0324

Nieren

0.0210

0.0234

Brust

0.00301

Nebennieren

0.00759

0.00937

Hoden

0.00182

Thymus

0.00351

0.00423

Schilddrüse

0.00279

0.00321

Knochen

0.0177

0.0227

Uterus

0.00501

Gallenblase

0.00591

0.00681

Blase

0.00305

0.00380

Ganzkörper

0.00445

0.00552

Effektive Dosis: 0.00863 mSv / MBq

Die effektive Dosis beträgt nach Verabreichung einer Aktivität von 800 MBq für einen Erwachsenen mit einem Gewicht von 70 kg 6.9 mSv. Bei einer verabreichten Aktivität von 800 MBq beträgt die typische Strahlungsdosis für das Zielorgan Knochen 14.2 mGy, während die typischen Strahlendosen für die kritischen Organe Knochenmark, Milz und Nieren 19.4 mGy, 21.7 mGy bzw. 16.8 mGy betragen.

Kontraindikationen

Nachgewiesene Überempfindlichkeit gegenüber Besilesomab oder einem anderen murinen Antikörper oder einem der Hilfsstoffe.
Positiver Screening-Test auf humane Anti-Maus-Antikörper (HAMA).
Schwangerschaft.
Stillzeit.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Radioaktive Arzneimittel sind mit besonderer Sorgfalt und unter strengen Strahlenschutzmassnahmen zu handhaben, um die Strahlenbelastung sowohl für die Patienten als auch für das Personal möglichst niedrig zu halten.
Jede Anwendung von Radiopharmazeutika an Patienten liegt ausschliesslich in der Kompetenz und Verantwortung eines Arztes. Untersuchungen sind nur dann angezeigt, wenn der Nutzen einer solchen das mit der Strahlenexposition verbundene Risiko übersteigt. Dies gilt insbesondere bei der Anwendung an Kindern oder Jugendlichen sowie an schwangeren und stillenden Frauen. In jedem Fall hat die Verabreichung unter den Kautelen des Strahlenschutzes stattzufinden. Bei fertilen Frauen ist, wenn immer möglich, die 10-Tage-Regel einzuhalten, oder eine mögliche Schwangerschaft auszuschliessen.
Potential für Überempfindlichkeitsreaktionen oder anaphylaktische Reaktionen
Bei Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen oder anaphylaktischen Reaktionen muss die Verabreichung des Arzneimittels sofort abgebrochen werden. Falls erforderlich ist eine intravenöse Behandlung einzuleiten. Um sofortige Notfallmassnahmen ergreifen zu können, müssen die erforderlichen Arzneimittel sowie die entsprechende Notfallausrüstung (z.B. Endotrachealtubus und Beatmungsgerät) griffbereit sein.
Da allergische Reaktionen gegen das murine Protein bei den Patienten nicht auszuschliessen sind, sollen während der Applikation dieses Präparates Herz-Kreislauf-Medikamente, Corticosteroide und Antihistaminika zur Verfügung stehen. Dies ist vor allem dann unerlässlich, wenn vor der Applikation des Präparates kein Test auf Anti-Maus-Immunglobulin-Antikörper (HAMA) im Patientenserum durchgeführt wurde.
Individuelles Nutzen-Risiko-Verhältnis
Die Strahlenexposition muss bei jedem Patienten durch den erwarteten Nutzen gerechtfertigt sein. Die zu verabreichende Aktivität darf nicht höher bemessen werden, als für den Erhalt der diagnostischen Informationen erforderlich ist.
Patientenvorbereitung
Scintimun sollte nur gut hydrierten Patienten verabreicht werden. Um Aufnahmen von bester Qualität zu erhalten und um die Strahlenexposition der Blase zu reduzieren, sollten die Patienten aufgefordert werden, vor und nach der szintigraphischen Untersuchung ausreichend zu trinken und die Blase zu entleeren.
Interpretation der Aufnahmen
Derzeit gibt es keine Kriterien, um mittels einer Szintigraphie mit Scintimun eine Infektion von einer
Entzündung unterscheiden zu können. Die Aufnahmen mit Scintimun sollten in Verbindung mit anderen
geeigneten anatomischen und/oder funktionellen bildgebenden Untersuchungen interpretiert werden.
Über die Bindung von Technetium (99mTc)-Besilesomab an Tumoren, die karzinoembryonales Antigen (CEA) exprimieren, liegen in vivo nur wenige Daten vor. In vitro zeigt Besilesomab eine Kreuzreaktion mit CEA. Falsch-positive Ergebnisse bei Patienten mit CEA-exprimierenden Tumoren können nicht ausgeschlossen werden.
Falsche Ergebnisse könnten sich bei Patienten mit Erkrankungen mit Neutrophilendefekten und bei Patienten mit hämatologischen Malignomen einschliesslich Myelom ergeben.
Nach der Untersuchung
Nach der Injektion sollte enger Kontakt mit kleinen Kindern und Schwangeren für 12 Stunden
eingeschränkt werden.
Spezielle Warnhinweise
Humane Anti-Maus-Antikörper (HAMA)
Die Applikation von monoklonalen Antikörpern von der Maus kann zur Entwicklung von humanen Anti-Maus-Immunglobulin-Antikörpern (HAMA) führen, welche die Empfindlichkeit der Läsionsdarstellung beeinträchtigen können.
HAMA-positive Patienten könnten ein höheres Risiko für Überempfindlichkeitsreaktionen haben. Aus diesem Grund und vor allem aus Sicherheitsgründen für den Patienten, sollte vor der Verabreichung von Scintimun nach einer möglichen früheren Exposition mit murinen monoklonalen Antikörpern gefragt und der HAMA-Test mit Patientenserum durchgeführt werden. Bei einem positiven Ergebnis darf Scintimun nicht verabreicht werden (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).
Wiederholte Anwendung
Zur wiederholten Anwendung von Scintimun liegen nur sehr wenige Daten vor. Scintimun sollte nur einmal im Leben eines Patienten verwendet werden.
Fructoseintoleranz
Dieses Arzneimittel enthält Sorbitol. Patienten mit hereditärer Fructoseintoleranz (HFI) dürfen dieses Arzneimittel nicht erhalten, es sei denn, es ist zwingend erforderlich. Vor Anwendung dieses Arzneimittels ist bei jedem Patienten eine detaillierte Anamnese im Hinblick auf Symptome einer HFI zu erheben.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Dosis, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.

Interaktionen

Entzündungshemmende Arzneimittel und solche, die auf das hämatopoetische System wirken (wie Antibiotika und Kortikosteroide), können zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Solche oder andere Substanzen sollten daher weder gleichzeitig mit Scintimun noch in kürzerem zeitlichem Abstand verabreicht werden. In jedem Fall muss bei der Auswertung der Szintigramme die bestehende Medikation berücksichtigt werden.
Eine vorausgehende Untersuchung mit anderen 99mTc-markierten Radiopharmaka sollte mindestens 2 Tage zurückliegen.

Schwangerschaft, Stillzeit

Frauen im gebärfähigen Alter
Falls die Verabreichung radioaktiver Arzneimittel an Frauen im gebärfähigen Alter erforderlich ist, ist es wichtig festzustellen, ob diese Frau schwanger ist oder nicht. Jede Frau, bei der die Menstruation ausgeblieben ist, sollte als schwanger angesehen werden, bis der Gegenbeweis erbracht wurde. Bestehen Zweifel hinsichtlich einer möglichen Schwangerschaft (falls eine Regelblutung ausgeblieben ist, falls die Regelblutungen sehr unregelmässig sind usw.), müssen der Patientin immer alternative Untersuchungsmethoden angeboten werden, bei denen keine ionisierende Strahlung eingesetzt wird (sofern es diese gibt).
Schwangerschaft
Die Anwendung von Besilesomab bei Schwangeren ist kontraindiziert. Aufgrund der potentiellen Gefahr durch ionisierende Strahlen darf das Präparat bei schwangeren Frauen nicht angewendet werden (siehe Abschnitt «Kontraindikationen»).
Stillzeit
Bei stillenden Müttern sollte eine diagnostische Untersuchung mit diesem Präparat wenn immer möglich erst nach dem Abstillen durchgeführt werden. Sollte bei einer Patientin eine Untersuchung während der Stillzeit zwingend indiziert sein, muss eine Stillpause von mindestens 3 Tagen eingelegt, die abgepumpte Milch verworfen und für diese Zeit auf Fertignahrung umgestellt werden.
Diese drei Tage entsprechen 10 Halbwertszeiten von Technetium (99mTc) (60 Stunden). Zu diesem Zeitpunkt entspricht die Restaktivität im Körper etwa 1/1000 der ursprünglichen Aktivität.
Nach der Injektion sollte enger Kontakt mit Säuglingen für 12 Stunden eingeschränkt werden.
Andere Untersuchungsmethoden, bei denen keine ionisierenden Strahlen angewendet werden, sollten in Erwägung gezogen werden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine entsprechenden Studien durchgeführt. Eine Beeinträchtigung ist durch die zugrundeliegende Krankheit möglich.

Unerwünschte Wirkungen

Die Möglichkeit allergischer Reaktionen der Patienten gegen das murine Protein kann nicht ausgeschlossen werden (siehe „Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen“).
In klinischen Studien, in denen 123 Patienten Scintimun erhielten, war die häufigste Nebenwirkung die Entwicklung von Anti-Maus-Antikörpern (HAMA) nach einmaliger Verabreichung bei 14% der Patienten (ein und/oder drei Monate nach der Verabreichung 16 von 116 getesteten Patienten positiv).
Liste der unerwünschten Wirkungen
Die unerwünschten Wirkungen sind nach MedDRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet: „sehr häufig“ (≥1/10), „häufig“ (≥1/100, <1/10), „gelegentlich“ (≥1/1‘000, <1/100), selten“ (≥1/10‘000, <1/1‘000), „sehr selten“ (<1/10‘000), „nicht bekannt“ (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).

MedDRA-Systemorganklassen

Unerwünschte Wirkungen

Häufigkeit

Erkrankungen des Immunsystems

Anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktion

Selten

Überempfindlichkeit, einschliesslich Angioödem, Urtikaria

Gelegentlich

Gefässerkrankungen

Hypotonie

Häufig

Skelettmuskulatur, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Myalgie, Arthralgie

Selten

Untersuchungen

Humaner Maus-Antikörper positiv

Sehr häufig

Die Exposition gegenüber ionisierender Strahlung kann möglicherweise Malignome induzieren oder zu Erbschäden führen. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen bei diagnostischen Untersuchungen in der Nuklearmedizin ist nicht bekannt.
Da die effektive Strahlendosis bei Gabe der maximalen empfohlenen Aktivität von 800 MBq
bei 6,9 mSv liegt, sind diese unerwünschten Wirkungen mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Im Falle der Verabreichung einer Strahlenüberdosis mit Technetium (99mTc)-Besilesomab sollte die vom Patienten absorbierte Dosis, wenn möglich, durch Erhöhung der Ausscheidung des Radionuklids aus dem Körper durch forcierte Diurese, häufige Blasenentleerung und Gabe von Laxanzien zur Anregung der Defäkation reduziert werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
V09HA03
Wirkungsmechanismus
Physikalische Eigenschaften
Das an den Antikörper gebundene 99mTc zerfällt durch isomeren Übergang mit einer Halbwertszeit von 6.02 Stunden. Die für die szintigraphische Diagnostik wichtige Gammastrahlung hat eine mittlere Energie von 140.5 keV (89 %).
Pharmakodynamik
Besilesomab hat keine eigentliche pharmakodynamischen Wirkungen. Er reagiert mit mehr als 90 % der Granulozyten des peripheren Blutes sowie mit Granulozyten bzw. teilweise auch mit Myelozyten des Knochenmarks.
Klinische Wirksamkeit
Nach Markierung mit Technetium-99m-Pertechnetat eignet sich Besilesomab zur in vivo Markierung von Granulozyten und somit zur szintigraphischen Darstellung von Granulozytenanreicherungen, z.B. in Entzündungen bzw. zur Knochenmarkszintigraphie. Da der Antikörper die Granulozytenfunktion nicht beeinträchtigt, hat die Untersuchung keinen Einfluss auf die Zahl der Granulozyten im Blut.

Pharmakokinetik

Absorption
Siehe unter «Distribution».
Distribution
Nach intravenöser Verabreichung liegen im Blut des Patienten nach der ersten Stunde etwa 25 % der Antikörper in zellgebundener Form vor, die übrigen Antikörper zirkulieren frei, können ebenfalls den Gefässraum verlassen und stehen zur direkten Bindung an Zellen in der Peripherie zur Verfügung.
Zur intravasalen Markierung von zirkulierenden Granulozyten kommt als weiterer Effekt die Extravasation des 99mTc-Antikörpers und seine Bindung an Zellen in der Peripherie. Da einige Granulozytenvorstufen das entsprechende Antigen ebenfalls bereits aufweisen, ist hierbei das Knochenmark als Zielgewebe hervorzuheben. Initial sind rasch etwa ein Drittel der Antikörper spezifisch im Knochenmark gebunden.
Da die Milz ein Poolorgan für Granulozyten darstellt, liegt hier ebenfalls eine deutliche Aktivitätsanreicherung vor. Etwa 2-5 % der injizierten Aktivität findet sich in der Milz, wobei - abhängig vom Gesundheitszustand des untersuchten Patienten - gerade hier grosse Streuungen auftreten können.
Darüber hinaus ist in der Leber eine Akkumulation zu beobachten. Von initial 15 % der injizierten Aktivität in der Leber steigen die Speicherwerte in Einzelfällen bis auf über 30 % an.
Metabolismus
Nicht zutreffend.
Elimination
In den ersten 24 Stunden wird weniger als 5 % der verabreichten Aktivität mit dem Urin ausgeschieden. Dieser vergleichsweise geringe Anteil reicht dennoch, um Nieren und Blase bildgebend darstellen zu können. Die Elimination markierter Zellen aus dem Blut erfolgt normalerweise mit der biologischen Halbwertszeit der Granulozyten von etwa 6 Stunden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Im Falle einer Immunisierung mit murinem IgG kann durch Bildung von Immunkomplexen die Serumhalbwertszeit stark reduziert werden und dafür die Leberspeicherung in extremen Fällen sogar über die o.a. Werte ansteigen.

Präklinische Daten

Bei den toxikologischen Studien wurde Besilesomab von Tieren ohne Auftreten von Besonderheiten vertragen und dies selbst bei Dosierungen von 5 mg/kg (akute Toxizitätsprüfung).
Experimentell unzugänglich sind allerdings potentiell toxische Effekte, die unmittelbar durch die Spezifität des Antikörpers erzeugt werden. Da eine Bindung des Antikörpers an fetales Gewebe nicht ausgeschlossen werden kann, stellt eine Schwangerschaft ebenfalls aus diesem Grund eine Kontraindikation dar.

Sonstige Hinweise

Inkompatibilitäten
Das Produkt darf während seiner Zubereitung und Anwendung nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Haltbarkeit
Haltbarkeit des unmarkierten Präparates
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit „EXP“ bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit der markierten Injektionslösung
Die Haltbarkeit der markierten Injektionslösung ist in original verschlossenen Glasflaschen ohne Zutritt von atmosphärischem Sauerstoff bei Raumtemperatur (15-25 °C) und vor Licht geschützt auf 3 Stunden beschränkt.
Besondere Lagerungshinweise
Lagerung des unmarkierten Präparates
Im Kühlschrank (2 - 8 °C) lagern. Die Behälter im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Hinweise für die Handhabung
Scintimun ist ein steriles Pulver. Eine Durchstechflasche Scintimun enthält 1 mg Besilesomab.
Entnahmen müssen unter aseptischen Bedingungen durchgeführt werden. Die Durchstechflaschen dürfen auf keinen Fall geöffnet werden. Die Lösung sollte mit einer sterilen, abgeschirmten Einwegkanüle und -spritze oder einem zugelassenen automatischen Applikationssystem durch den zuvor desinfizierten Stopfen entnommen werden.
Wenn die Integrität der Durchstechflasche beeinträchtigt wurde, darf das Produkt nicht
verwendet werden.
Markierung
Der Inhalt eines Fläschchens Scintimun wird mit Natrium-99mTc-Pertechnetat zu 99mTc-markiertem Anti-Granulocyte-Antikörper, dem eigentlichen diagnostischen Agens, umgesetzt. Dazu wird das im Fläschchen enthaltenen Lyophilisat mit dem Eluat eines 99Mo/99mTc-Generators, d.h. mit Natrium-99mTc-Pertechnetat in physiologischer Kochsalzlösung, rekonstituiert.
Die Markierung ist von fachkundigem Personal unter strenger Einhaltung aseptischer Bedingungen und der Strahlenschutzvorschriften durchzuführen.
Zur Sicherstellung der höchstmöglichen Markierungsausbeute muss die Markierung unter Ausschluss von Sauerstoff (Luft) durchgeführt werden. Mit der nachstehend beschriebenen Arbeitsanleitung wird diese Bedingung erfüllt:
Markierungsvorschrift
1. Die Trockensubstanz der Flasche 2 (Zinn(II)-PTP-Komponente) wird in 5 ml zusatzfreier 0.9 %iger Natriumchloridlösung gelöst. Leicht schütteln.
2. Nach vollständiger Lösung des Inhaltes der Flasche 2 wird 1 ml dieser Lösung mit einer Injektionsspritze in die Flasche 1 (Antikörper-Komponente) des Markierungsbesteckes überführt. Leicht schütteln ohne Umdrehen der Flasche. Der Inhalt der Flasche 1 löst sich innerhalb von einer Minute auf.
3. Nach 1 Minute prüfen, ob sich der Inhalt von Flasche 1 vollständig gelöst hat. Flasche 1 dann in eine geeignete Abschirmung einsetzen und mit 2-7 ml Technetium-99m-Pertechnetat die ganze Lösung durch vorsichtiges Umschwenken mischen. Anschliessend die Lösung durch vorsichtiges mehrmaliges Umdrehen der Flasche homogenisieren. Die Radioaktivität muss in Abhängigkeit vom Volumen zwischen 300-1800 MBq (8.1-48.6 mCi) liegen.
4. Beigelegtes Etikett ausfüllen und damit das markierte Präparat kennzeichnen.
10 Minuten nach der Aktivitätszugabe ist die Injektionslösung gebrauchsfertig.
Die gebrauchsfertige Lösung kann bei Raumtemperatur 3 Stunden lang aufbewahrt werden.
Anmerkungen zur Markierungsvorschrift
Zur Markierung dürfen nur Pertechnetat-Eluate von in der Schweiz zugelassenen 99mTc-Generatoren verwendet werden. Die Qualität der Eluate muss den Anforderungen der gültigen Pharmakopöen (Ph. Eur., USP) entsprechen. Die Eluate müssen insbesondere frei von Oxidantien sein, und sie sollten weniger als 5 ppm Aluminium enthalten
Es dürfen nur die Flaschen 1 und 2 zusammen verwendet werden, deren Chargen-Nummern auf der gemeinsamen Packung angegeben sind
Unter keinen Umständen darf die Zinn (II)-PTP-Komponente (Flasche 2) zuerst markiert und dann dem Antikörper (Flasche 1) zugegeben werden
Der Zutritt von Sauerstoff zur injektionsfertigen Lösung ist zu vermeiden.
Qualitätskontrolle
An jeder Charge des Scintimun -Markierungsbesteckes wird vom Hersteller routinemässig nach Umsetzen der Trockensubstanz mit Technetium-99m-Pertechnetatlösung gemäss Arbeitsanleitung eine Qualitätskontrolle der Injektionslösung durchgeführt. Hierbei wird u.a. die radiochemische Reinheit mit Hilfe der Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) bestimmt.
Die radiochemische Reinheit (% gebundenes Technetium (99mTc)) der gebrauchsfertigen radioaktiven Lösung kann nach folgender Methode geprüft werden:
Methode
Instant-Dünnschichtchromatographie (ITLC) oder Papierchromatographie
Materialien und Reagenzien
Adsorbens: Mit Kieselgel beschichtete Dünnschichtchromatographie-Streifen (2,5 x 20 cm) (ITLC-SG Typ Varian Inc./Agilent technologies Art. Nr. SGI0001 oder gleichwertig) oder für die Papier-Chromatographie (RBM-1 Typ Orion France Art. Nr. 1118FG oder gleichwertig). Ziehen Sie eine Start-Linie 2,5 cm von unteren Rand des Streifens und eine Front-Linie im Abstand von 10 cm von der Start-Linie aus.
Lösungsmittel: Methylethylketon (MEK)
Behälter: geeignete Gefässe wie z.B. Chromatographie-Entwicklungsgefäss oder 1000-ml-Erlenmeyer-Kolben
Sonstiges: Pinzette, Scheren, Spritzen, geeignetes Aktivitätsmessgerät
Falls Sie zu den benötigten Streifen für die Dünnschichtchromatographie noch weitere Informationen benötigen, können Sie sich an den Zulassungsinhaber von Scintimun in der Schweiz wenden, an die Firma b.e.imaging AG, Schwyz.
Arbeitsvorschrift
Keine Luft in die zu prüfende Durchstechflasche gelangen lassen und alle Durchstechflaschen mit radioaktiver Lösung in einer Bleiabschirmung aufbewahren.
1. Das Lösungsmittel etwa 2 cm hoch in das Entwicklungsgefäss geben. Das Entwicklungsgefäss abdecken und mindestens 5 Minuten äquilibrieren.
2. Mit einer Spritze und Kanüle einen Tropfen (2 µl) der radioaktiv markierten Lösung auf die Startlinie des ITLC-SG oder RBM-1 Papierstreifens auftragen.
3. Den ITLC- SG oder RBM-1 Papierstreifen mit einer Pinzette sofort in das Entwicklungsgefäss einbringen, um die Bildung von Pertechnetat (99mTc) aufgrund von Sauerstoffzufuhr zu vermeiden. Den Tropfen nicht antrocknen lassen.
4. Lassen Sie das Lösungsmittel bis zur Front-Linie laufen. Anschliessend den Streifen mit der Pinzette herausnehmen und an der Luft trocknen lassen.
5. Den Streifen bei Rf = 0,5 entzweischneiden.
6. Jeden Streifenabschnitt separat messen und die Ergebnisse notieren (geeigneten Detektor mit konstanter Zählzeit, bekannter Geometrie und Hintergrundrauschen verwenden).
7. Berechnungen
Die radiochemische Reinheit entspricht dem Prozentsatz von gebundenem Technetium (99mTc) und wird nach Korrektur der Daten für Hintergrundrauschen wie folgt berechnet:
% gebundenes Technetium (99mTc) = 100% - % freies Technetium (99mTc)

Wobei % freies Technetium (99mTc) =

Aktivität des Streifenabschnitts von Rf 0,5 bis Rf 1,0 x 100

Gesamtradioaktivität des Streifens

8. Die radiochemische Reinheit (der Prozentsatz von gebundenem Technetium (99mTc)) muss über oder gleich 95 % betragen.
9. Die Lösung vor Gebrauch visuell prüfen. Es dürfen nur klare Lösungen, die frei von sichtbaren Partikeln sind, verwendet werden.
Gesetzliche Bestimmungen
Abfallbeseitigung
Die von den Patienten ausgeschiedene Radioaktivität erfordert geeignete Vorsichtsmassnahmen, um jegliche Kontaminierung zu vermeiden. Die Kennzeichnungsetiketten sind vor der Entsorgung zu vernichten. Die Entsorgung von Abfall muss gemäss den nationalen Vorschriften erfolgen.
Verfallene (unversehrte) Fläschchen Scintimun mit gefriergetrocknetem Inhalt sind nicht radioaktiv und können mit dem normalen Laborabfall entsorgt werden. Für die Vorschriften und Empfehlungen zu Lagerung, Verwendung und Entsorgung des Generators, der als Quelle für die Natrium-[99mTc]pertechnetat-Injektionslösung zur Markierung von Scintimun dient, wird auf die den Generator begleitende Fachinformation verwiesen.
Strahlenschutzhinweis
Die Anwendung radioaktiver Stoffe am Menschen ist in der Schweiz durch die Strahlenschutzverordnung gesetzlich geregelt.
Entsprechend ist für die Anwendung von Radiopharmaka nur autorisiert, wer über die erforderliche Bewilligung des Bundesamtes für Gesundheit verfügt.
Beim Umgang mit radioaktiven Stoffen sowie bei der Beseitigung aller anfallenden radioaktiven Abfälle sind die Schutzvorkehrungen der oben erwähnten Verordnung zu beachten, um jede unnötige Strahlenbelastung von Patienten und Personal zu vermeiden. Die nicht verbrauchten radioaktiven Lösungen und die mit diesen kontaminierten Gegenstände müssen bis zum Abklingen der Aktivität auf die Freigrenze des Radionuklids in einem für diese Zwecke eingerichteten Abklingraum aufbewahrt werden.

Zulassungsnummer

51672 (Swissmedic)

Packungen

Zur Verfügung steht derzeit eine Originalpackung. Diese enthält 2 Markierungseinheiten, bestehend aus jeweils zwei Glasflaschen. (A)

Zulassungsinhaberin

b.e.imaging AG, 6430 Schwyz

Stand der Information

September 2022