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Molsidomin-Mepha® 8 retard
Mepha Pharma AG

Retardtabletten

Zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit 

Zusammensetzung

Wirkstoff: Molsidomin.

Retardtabletten zu 8 mg.

Eigenschaften/Wirkungen

Molsidomin-Mepha ist ein für die Behandlung der koronaren Herzkrankheiten entwickelter Vasodilatator aus der Stoffklasse der Sydnonimine, der mit keinem der bisher in der Koronartherapie eingesetzten Medikamente chemisch verwandt ist.
Die Hauptwirkung von Molsidomin-Mepha besteht in einer Senkung der kardialen Vorlast durch venöses Pooling und der damit verbundenen Abnahme des Koronargefässwiderstandes.

Wirkungsmechanismus
Erhöhung der Kapazität des venösen Gefässsystems (venous pooling), im wesentlichen in den venösen Speichern.
Reduktion des venösen Rückstroms zum Herzen.
Reduktion des Druckes in der Arteria pulmonalis.
Reduktion von Füllungsdruck und Füllungsvolumen im Herzen, im wesentlichen des linksventrikulären enddiastolischen Drucks.
Verkleinerung des Herzdurchmessers.
Diese Preload- und indirekte Afterloadsenkung bedeuten eine Verkleinerung der myokardialen Wandspannung (30%) und Senkung des O 2 -Bedarfs (26%). Die PQ-Zeit und Überleitungszeit werden nicht beeinflusst. Ein direkter Angriff an den Widerstandsgefässen ist nicht nachgewiesen, desgleichen wurde keine reflektorische Erhöhung der Herzfrequenz beobachtet.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach oraler Verabreichung beträgt die Resorption nahezu 100%.
Aufgrund des First-pass-Effektes beträgt die systemische Bioverfügbarkeit von Molsidomin ca. 60-70%.
Postprandial ist die Resorption gegenüber nüchternen Patienten verzögert, aber vollständig. Maximale Werte werden 30-60 Minuten später erreicht.
Die minimale wirksame Wirkstoffkonzentration im Plasma (Schwellenkonzentration) beträgt 3-5 ng/ml.
Mit Molsidomin-Mepha 8 retard werden maximale Plasmakonzentrationen von 31,5 ± 2,2 ng/ml nach ca. 2 Std. erreicht. Durch das gesteuerte Freisetzungsprofil liegen die Wirkstoffspiegel noch nach über 8 Std. über 5 ng/ml.

Distribution
Die Plasmaspiegelkurven nach p.o.- und i.v.-Verabreichung laufen parallel, und es werden unabhängig von der Applikationsart mit gleichen Dosen gleiche Serumkonzentrationen gemessen.
Das Verteilungsvolumen von Molsidomin liegt bei 98,1 ± 47,9 l. Es findet keine Bindung an Human-Plasmaproteine statt.
Molsidomin geht in die Muttermilch über.

Metabolismus
Molsidomin wird in der Leber enzymatisch zu SIN-1 metabolisiert. Dieses Zwischenprodukt wird nicht enzymatisch zur wirksamen Substanz SIN-1A (N-nitroso-N-morpholinoaminoacetonitril), dem aktiven Metaboliten mit freier vasoaktiver NO-Gruppe, und schliesslich zum nichtaktiven SIN-1C metabolisiert. Eine Anreicherung von Molsidomin nach wiederholter Gabe ist nicht zu erwarten.

Elimination
Nach Metabolisierung erfolgt die Ausscheidung zu 90% über den Urin, zu 9% über die Faeces. Weniger als 2% werden als unverändertes Molsidomin ausgeschieden.
Die terminale Eliminations-Halbwertszeit von Molsidomin (t ½ ) beträgt 3,4 ± 0,3 Std.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz wurde keine Veränderung der Plasma-Kinetik von Molsidomin beobachtet. Sie entspricht derjenigen von Nierengesunden.
Molsidomin wird in der Leber metabolisiert. Eine stark verminderte Leberfunktion (Bromsulfalein-Retention von 20-50%) führt zu einer Erhöhung der Molsidomin-Konzentration im Plasma und zu einer Verlängerung der Halbwertszeit.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Zur Behandlung und Anfallsprophylaxe bei allen Schweregraden der koronaren Herzkrankheit; Angina pectoris, auch im akuten Stadium des Herzinfarktes (erst nach Stabilisierung des Kreislaufs); Nachbehandlung des Herzinfarktes bei Angina-pectoris-Beschwerden.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Im allgemeinen gilt für Molsidomin-Mepha 8 retard je nach Schweregrad der Erkrankung und Ansprechen des Patienten 1-2× täglich 1 Retardtablette. In besonders gelagerten Fällen können gelegentlich auch 3× 1 Retardtablette benötigt werden. In leichteren Fällen genügen 2× täglich  1/2  Retardtablette.

Korrekte Art der Einnahme
Die Retardtabletten sind unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit einzunehmen.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Die gleichzeitige Gabe von Molsidomin-Mepha und Sildenafil (Viagra® ist kontraindiziert (siehe unter «Vorsichtsmassnahmen» und «Interaktionen»).
Bei Überempfindlichkeit gegen Molsidomin darf das Präparat nicht verabreicht werden.
Molsidomin-Mepha ist nicht zur Behandlung des akuten Angina-pectoris-Anfalls geeignet.
Molsidomin-Mepha sollte nicht bei akutem Kreislaufversagen (Schock, Gefässkollaps, erniedrigten Füllungsdrucken) und schwerer Hypotonie (systolischer Blutdruck unter 100 mg Hg) angewendet werden.
Stillzeit.

Vorsichtsmassnahmen
Aufgrund seiner pharmakologischen Wirkung (Hemmung des Abbaus von cGMP) potenziert Sildenafil (Viagra®) den blutdrucksenkenden Effekt von Nitraten und anderen NO-Donatoren, was zu schwerwiegender therapieresistenter Hypotension führen kann. Daher ist die Einnahme von Sildenafil (Viagra®) während der Behandlung mit Molsidomin-Mepha kontraindiziert. Der Patient muss über diese potentiell lebensbedrohende Interaktion informiert werden.
Beim frischen Herzinfarkt darf Molsidomin-Mepha nur unter strengster ärztlicher Kontrolle und kontinuierlicher Kontrolle der Kreislaufverhältnisse verabreicht werden.
Patienten mit einem erhöhten Risiko einer hypotensiven Reaktion müssen sorgfältig überwacht werden. Eine individuelle Dosierungsanpassung kann erforderlich sein.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschafts-Kategorie B.
Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Foeten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei Frauen. Deshalb ist Molsidomin-Mepha in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten nur unter strenger Indikationsstellung anzuwenden.
Molsidomin-Mepha darf nicht an stillende Frauen verabreicht werden.

Unerwünschte Wirkungen

Gelegentlich können zu Beginn der Behandlung mit Molsidomin-Mepha Kopfschmerzen auftreten, die harmlos sind und im weiteren Verlauf der Therapie meist abklingen. Eventuell kann durch individuelle Anpassung der Dosis diese Begleiterscheinung vermindert oder beseitigt werden.
Bei der Therapie mit Molsidomin-Mepha sollte berücksichtigt werden, dass der Ruheblutdruck, vor allem der systolische Wert, meist gesenkt wird, wobei hypertone Ausgangsdrucke deutlicher ansprechen als normotone oder hypotone. Durch die Senkung der Vorlast des Herzens werden Herzzeitvolumen sowie Herzindex in der Regel reduziert, jedoch bei Myokardinsuffizienz durch Verbesserung der Pumpfunktion je nach Ausgangslage erhalten bzw. erhöht.
Unter einer Behandlung mit Molsidomin-Mepha kann es zu Blutdruckabfall (z.B. Schwindel) kommen, der eine Dosisreduktion oder einen Behandlungsabbruch erforderlich machen kann. Schwere symptomatische Hypotonie (z.B. mit Kreislaufkollaps und Schock) ist selten. Selten wurde über Übelkeit, Überempfindlichkeit (z.B. der Haut, Bronchospasmus) und in Einzelfällen über einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock berichtet.
Einige Nebenwirkungen (z.B. Schwindel) können die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Dies gilt in verstärktem Masse bei Behandlungsbeginn sowie im Zusammenwirken mit Alkohol.

Interaktionen

Die blutdrucksenkende Wirkung von akut und chronisch applizierten Nitraten und anderen NO-Donatoren wird durch Sildenafil (Viagra®) verstärkt. Daher ist die Einnahme von Sildenafil während der Behandlung mit Molsidomin-Mepha kontraindiziert. Falls dennoch Sildenafil eingenommen wurde, ist die Anwendung von Molsidomin-Mepha innerhalb von 24 Stunden nach Einnahme von Sildenafil (Viagra®) kontraindiziert.
Die blutdrucksenkende Wirkung von Molsidomin-Mepha retard sollte bei gleichzeitiger Anwendung blutdrucksenkender Pharmaka berücksichtigt werden. Gleichzeitiger Alkoholgenuss kann das Reaktionsvermögen, z.B. im Strassenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen, beeinträchtigen.

Überdosierung

Sehr hohe Dosen (bis zu 60 mg) Molsidomin können zu einer Senkung des systolischen und diastolischen Blutdruckes auf u.U. nicht mehr messbare Werte führen. Gleichzeitig kann eine Bradykardie auftreten, die zu einem reversiblen AV-Block unterschiedlichen Grades führen kann.
Bleibende Organschäden wurden nach diesen hohen Molsidomin-Dosen nicht beobachtet, ebensowenig eine Beeinflussung von Parametern der Blutchemie.
Therapeutisches Vorgehen: Durch Hochlagerung der Beine, Gabe von Volumenersatzmitteln (Dextran), Dopamin, Dobutamin und anderen adrenerg wirkenden Präparaten ist die Blutdrucksenkung reversibel. Anwendung von Atropin, Akrinor oder Isoproterenol bzw. Orciprenalin hebt eine Bradykardie wieder auf.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Molsidomin-Mepha Retardtabletten sind bei Raumtemperatur, vor Licht geschützt in der Originalpackung aufzubewahren.

IKS-Nummern

53805.

Stand der Information

Juni 1998.
RL88