Ausdruck von http://www.oddb.org
Omix® 0,4
Astellas Pharma AG

Zur Behandlung funktioneller Symptome bei benigner Prostatahyperplasie

Zusammensetzung

Wirkstoff: Tamsulosini hydrochloridum.

Hilfsstoffe: Color.: Indigotin (E 132), excip. pro caps.

1 Retardkapsel enthält: 400 µg Tamsulosini hydrochloridum.

Eigenschaften/Wirkungen

Tamsulosin ist ein selektiver α1-Adrenorezeptorenblocker zur symptomatischen Behandlung funktioneller Symptome der benignen Prostatahyperplasie. Es bindet sich selektiv und kompetitiv an diejenigen postsynaptischen α1-Adrenorezeptoren (speziell Subtyp Alpha 1A), die für die Kontraktion der glatten Muskulatur von Prostata und Urethra verantwortlich sind.
Tamsulosin vermindert den Tonus der glatten Muskulatur von Prostata und Harnröhre. Die funktionelle Harnwegsobstruktion wird vermindert und dadurch wird der Spitzenfluss des Urins relevant erhöht.
Omix 0,4 verbessert den Symptomkomplex von Irritation und Obstruktion in Situationen, bei denen die Instabilität der Blase und ein erhöhter Muskeltonus der unteren Harnwege eine wichtige Rolle spielen.
Omix 0,4 kann eine blutdrucksenkende Wirkung haben, ist jedoch zur therapeutischen Blutdrucksenkung ungeeignet.

Pharmakokinetik

Die Kinetik von Omix 0,4 verläuft linear.

Absorption
Tamsulosin wird im Darm resorbiert und ist praktisch vollständig bioverfügbar (absolute Bioverfügbarkeit 100 ± 19%). Die Bioverfügbarkeit wird durch eine vorangegangene Mahlzeit auf 75% herabgesetzt.
Nach einer Einzeldosis im Anschluss an eine Mahlzeit erreichen die Plasmawerte von Omix 0,4 ihr Maximum nach 6 Stunden.
Die Gleichmässigkeit der Resorption wird begünstigt, wenn der Patient Omix 0,4 stets nach seinem normalen Frühstück oder der ersten Mahlzeit einnimmt.
Der Steady-state wird nach 5 Tagen erreicht und die Plasmaspitzenwerte im Steady-state liegen ca. zwei Drittel höher als diejenigen nach einer Einzeldosis.
Sowohl bei Einmal- als auch bei Mehrfachdosierung zeigen die Plasmakonzentrationen beträchtliche interindividuelle Schwankungen.

Distribution
Tamsulosin wird zu über 99% an Plasmaproteine gebunden (dominant an saures α1-Glykoprotein). Das Verteilungsvolumen beträgt 21 Liter ± 6 Liter.

Metabolismus
Tamsulosin wird in der Leber langsam metabolisiert. In vitro Resultate weisen darauf hin, dass CYP3A4 und auch CYP2D6 am Metabolismus beteiligt sind sowie mögliche geringfügige Beteiligung von anderen CYP Isoenzymen. Der grösste Teil des im Plasma vorhandenen Wirkstoffes liegt als unveränderte Substanz vor. Keiner der Metaboliten ist aktiver oder stärker toxisch als die Muttersubstanz.

Elimination
Tamsulosin und seine Metaboliten werden hauptsächlich mit dem Harn ausgeschieden, etwa 7-10% der Dosis als unveränderte Substanz.
Nach Verabreichung einer Einzeldosis Omix 0,4 nach dem Essen und im Steady-state wurden bei den Patienten Eliminationshalbwertszeiten von ca. 10 bzw. 13 Stunden beobachtet.

Kinetik in besonderen klinischen Situationen
In Patienten mit mässiger (Kreatinin-Clearance 30-70 ml/Min) bis schwerer (Kreatinin-Clearance 10-29 ml/Min) Nierenfunktionsstörungen sowie bei Patienten mit mässiger Leberfunktionsstörung (Child-Pugh A und B) wurden keine klinisch relevanten Veränderungen der Pharmakokinetik von Tamsulosin gegenüber Probanden mit normaler Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance grösser als 90 ml/Min) oder normaler Leberfunktion festgestellt. Die Pharmakokinetik von Tamsulosin bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance kleiner als 10 ml/Min oder bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh Klasse C) wurde nicht untersucht.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Belegte Indikationen
Behandlung der funktionellen Symptome der benignen Prostatahyperplasie.

Dosierung/Anwendung

1 Retardkapsel täglich morgens, nach dem Frühstück, oder nach der ersten Mahlzeit des Tages. Eine Einnahme auf nüchternen Magen sollte vermieden werden.
Die Retardkapsel soll - im Stehen oder im Sitzen - mit einem Glas Wasser (ca. 150 ml) unzerkaut geschluckt werden.
Die Retardkapseln dürfen weder zerbissen noch zerkaut werden, da die verzögerte Freigabe des Wirkstoffes dadurch beeinträchtigt würde.
Bei leichter bis mässiger Leber- und Niereninsuffizienz sind keine Dosisanpassungen nötig. Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <10 ml/Min) sollten sehr vorsichtig behandelt werden, da keine Daten vorliegen.
Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz ist Omix 0,4 kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»).
Es liegen ausreichende Erfahrungen in der Langzeitbehandlung mit Tamsulosin bis zu 6 Jahren vor.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Überempfindlichkeit gegenüber Tamsulosin oder anderen Bestandteilen des Präparates, schwere Leberinsuffizienz sowie eine Anamnese von orthostatischer Hypotonie.

Vorsichtsmassnahmen
Bevor eine Therapie mit Omix 0,4 begonnen wird, sollen differentialdiagnostisch andere Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden. Vor Therapie und anschliessend in regelmässigen Intervallen sollte der Patient rektal digital untersucht werden, evtl. sollte das Prostata spezifische Antigen (PSA) bestimmt werden.
Wie bei anderen α1-Blockern kann unter Omix 0,4 in einzelnen Fällen ein Blutdruckabfall auftreten, der selten eine Synkope auslöst. Bei den ersten Zeichen einer orthostatischen Reaktion (Schwindelgefühle, Schwäche) soll sich der Patient hinsetzen oder hinlegen bis die Symptome verschwunden sind.
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit übermässiger hämodynamischer Reaktion auf α1-Rezeptorenblocker in der Anamnese.
Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit sowie bei Hypertonikern unter antihypertensiver Therapie ist Vorsicht bei Behandlung mit α1-Blockern geboten.
Das intra-operative «Floppy-Iris»-Syndrom (IFIS) wurde bei Katarakt-Operationen bei einigen Patienten beobachtet, welche mit Alpha1-Adrenorezeptor-Antagonisten behandelt werden oder kürzlich behandelt wurden. Diese Form der Pupillenkonstriktion ist charakterisiert durch die Kombination einer schlaffen Iris, welche als Folge der intra-operativen Spülung wabert, einer progressiven intra-operativen Miose trotz pre-operativer Dilatation mit Standard-Mydriatika, und eines potenziellen Irisprolapses in Richtung Einschnitte für die Phakoemulsifikation. Der operierende Ophtalmologe sollte darauf vorbereitet sein, seine operativen Techniken möglicherweise zu ändern (wie zum Beispiel Verwendung von Iris-Haken, Iris-Ringdilatatoren oder viskoelastischen
Substanzen). Offensichtlich bringt das Absetzen der Therapie mit Alpha1-Adrenorezeptor-Antagonisten vor einer Katarakt-Operation keinen Vorteil.
Es gibt keine Hinweise, dass Omix 0,4 die Fähigkeit zur Teilnahme am Strassenverkehr oder zur Maschinenbedienung beeinträchtigt. Die Patienten sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass Omix 0,4 Schwindel hervorrufen kann.

Schwangerschaft/Stillzeit
Dieses Kapitel entfällt, da Omix 0,4 nur für männliche Patienten bestimmt ist.

Unerwünschte Wirkungen

Die folgenden Nebenwirkungen wurden unter Omix 0,4 beobachtet:

Zentrales und peripheres Nervensystem 

Gelegentlich: Schwindelgefühle.

Selten: Schwächegefühle und Kopfschmerzen.

Augen
Nach der Markteinführung wurden Fälle von intra-operativem «Floppy-Iris»-Syndrom (IFIS) beobachtet (siehe auch «Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen»).

Gastrointestinal 

Gelegentlich: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe und Obstipation.

Kardiovaskulär 

Selten: orthostatische Hypotonie und Palpitationen.
In Einzelfällen ist es möglich, dass es unter der Therapie mit Omix 0,4 zu einem Blutdruckabfall und in dessen Folge selten zu Synkopen kommt.

Urogenital 

Gelegentlich: retrograde Ejakulation

Selten: Priapismus.

Haut- und Hautanhangsgebilde 

Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Pruritus und Urtikaria. Selten: Angioödeme.

Atemwege 

Gelegentlich: Rhinitis (nasale Kongestion).

Interaktionen

In drei pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Studien bei Hypertonikern, deren Blutruck stabil mit Nifedipin, Atenolol oder Enalapril kontrolliert war (je n= 8), beeinflusste Tamsulosin (1 Woche 0,4 mg, dann 1 Woche 0,8 mg) den Blutdruck nicht relevant im Vergleich zu Placebo (je n= 4). Die Plasmapiegel der Antihypertensiva veränderten sich nicht.
Bei gesunden Probanden wurde die Kinetik von Digoxin und Theophyllin nicht beeinflusst. Omix 0,4 hat bei Gesunden keine Auswirkungen auf die Kinetik oder die Wirksamkeit von Acenocoumarol. Der Einfluss von Acenocoumarol auf die Pharmakokinetik von Tamsulosin wurde nicht untersucht. Jedoch wurde kein Effekt auf die klinische Verträglichkeit von Tamsulosin beobachtet.
Cimetidin erhöht die Plasmakonzentrationen von Tamsulosin, während sie durch Furosemid gesenkt werden. Da sich diese Werte jedoch immer noch innerhalb des Normbereichs bewegen, ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Aufgrund der Ergebnisse von in-vitro-Plasmaproteinbindungsstudien sind keine klinisch relevanten pharmakokinetischen Interaktionen mit Diazepam, Propranolol, Trichlormethiazid,
Chlormadinonacetat, Amitriptylin, Diclofenac, Glibenclamid zu erwarten. Simvastatin verändert die Proteinbindung von Tamsulosin ebenfalls nicht.
Keine Interaktionen im Bereich des Leberstoffwechsels wurden mit Amitriptylin, Salbutamol, Glibenclamid und Finasterid gefunden (in-vitro-Studien unter Verwendung von mikrosomalen Fraktionen der Leber, die für das Cytochrom P450 metabolisierende Enzymsystem repräsentativ sind). Diclofenac und Warfarin dagegen können auf Grund von in-vitro-Daten die Eliminationsrate
von Tamsulosin erhöhen. Einzelne Fälle von möglichen Interaktionen mit Warfarin (Erhöhung wie auch Senkung des «International Normalized Ratio») wurden aus Post-Marketing Erfahrungen bekannt.
Die gleichzeitige Verabreichung anderer α1-Adrenozeptorenblocker kann zu einer (verstärkten) Senkung des Blutdruckes führen und wird nicht empfohlen.

Überdosierung

Symptome
Es sind keine Fälle von akuter Überdosierung bekannt geworden. Als Folge einer Überdosierung wäre theoretisch ein ausgeprägter Blutdruckabfall zu erwarten, welcher Massnahmen zur Unterstützung des Herzkreislaufsystems erforderlich macht.

Behandlung
Die Normalisierung von Blutdruck und Herzfrequenz wird begünstigt, wenn der Patient in liegende Position gebracht wird. Falls dies nicht hilft, können Blutplasmaersatzmittel oder nötigenfalls Vasopressoren angewandt werden. Ausserdem wird empfohlen, die Nierenfunktion zu überwachen und allgemeine unterstützende Massnahmen zu ergreifen. Eine Dialysebehandlung hat wenig Aussichten auf Erfolg, da sich Tamsulosin in sehr hohem Masse an Plasmaproteine bindet. Um die Absorption zu reduzieren kann Erbrechen induziert werden. Falls eine grosse Dosis geschluckt wurde, können Aktiv-Kohle und osmotische Laxantien wie z.B. Natriumsulfat sinnvolle Massnahmen sein.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Nicht über 30 °C aufbewahren.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.

Vertriebsfirma

Astellas Pharma AG, 1752 Villars-sur-Glâne.

IKS-Nummern

54676.

Stand der Information

Dezember 2005.