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Tramadol Helvepharm® Brausetabletten
Helvepharm AG

Zentralwirksames Analgetikum 

Zusammensetzung

1 Brausetablette enthält:

Wirkstoff: Tramadoli hydrochloridum 50 mg;

Hilfsstoffe: Aspartamum, Cyclamas; Aromatica; excipiens pro compr. efferv.

Eigenschaften/Wirkungen

Tramadol ist ein zentralwirksames Analgetikum mit einem opioid-ähnlichen Profil. Die Wirkung von Tramadol beruht teilweise auf monoaminergischen Effekten der Muttersubstanz. Sein aktiver Hauptmetabolit O-Desmethyl-Tramadol ist ein nicht selektiver, reiner Agonist an den µ-, δ- und κ-Opioidrezeptoren mit grösserer Affinität zu den µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.
Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die analgetische Wirkstärke («potency») von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 derjenigen von Morphin angegeben. Die analgetische Wirkung von Tramadol setzt rasch ein und hält mehrere Stunden (4-6 h) an.

Pharmakokinetik

Resorption
Nach Einnahme einer Brausetablette wird Tramadol im Magendarmtrakt rasch zu über 90% resorbiert.
Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt im Mittel 68% und ist unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der first-pass-Stoffwechsel nach oraler Gabe stellt sich auf maximal 30% ein.
Die Resorptionshalbwertszeit für orale flüssige Formen beträgt im Mittel 0,34 h±0,20 h. Die Halbwertszeit der Verteilungsphase t½α beträgt im Mitttel 0,8 h.
Nach Einnahme von 100 mg in flüssiger Form werden maximale Plasmakonzentrationen Cmax von 309±90 ng/ml, 1,17 h±0,55 h nach der Einnahme erreicht.
Es besteht eine Korrelation zwischen Serumkonzentration und analgetischer Wirkung, jedoch mit grossen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serumkonzentration von 100-300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.

Distribution
Tramadol weist eine hohe Gewebeaffinität auf. Das Verteilungsvolumen beträgt 203±40 l. Die Bindung an Serumproteine beläuft sich auf etwa 20%.
Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Im kindlichen Blut werden 80% der mütterlichen Serumwerte erreicht. In der Muttermilch findet sich Tramadol zusammen mit seinem O-Desmethylderivat nur in sehr geringen Mengen (0,1% resp. 0,02% der applizierten Dosis).

Metabolismus/Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit t½ von Tramadol beträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 h. Tramadol wird beim Menschen im wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv, tritt im Blut aber in geringerer Konzentration auf als Tramadol selbst. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2 bis 4. Seine Eliminationshalbwertszeit t½ beträgt im Mittel 7,9 h und liegt in der gleichen Grössenordnung wie Tramadol. Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal eliminiert. Dabei wird etwa ein Viertel bis ein Drittel der verabreichten Dosis unverändert im Urin ausgeschieden.

Kinetik in besonderen Situationen
Bei Patienten über 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Nierenfunktionseinschränkung kann sich die Eliminationshalbwertszeit um etwa das 1,4-fache verlängern, und das Dosierungsintervall sollte gegebenenfalls verlängert werden. Die Altersabhängigkeit der Tramadol-Pharmakokinetik ist in der Regel gering und für die Therapie ohne grössere Bedeutung.
Bei Störungen der Leber- oder Nierenfunktion muss mit einer Verlängerung der terminalen Halbwertszeit gerechnet werden, die jedoch relativ gering ist, solange eines dieser beiden Ausscheidungsorgane weitgehend intakt ist. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminationshalbwertszeiten für Tramadol von etwa 13 Stunden, im Extremfall von 22 Stunden, bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Creatinin-Clearance <5 ml/min) betrugen die Werte etwa 11 Stunden, im Extremfall etwa 20 Stunden. Tramadol wird nur sehr langsam durch Hämodialyse oder Hämofiltration entfernt.

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Mittelstarke bis starke akute oder prolongierte Schmerzzustände bzw. bei ungenügender Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika.

Dosierung/Anwendung

Die Dosierung sollte der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Soweit nicht anders verordnet, soll Tramadol Helvepharm wie folgt dosiert werden:

Erwachsene und Kinder über 14 Jahre
1-8 Brausetabletten (= 50-400 mg Wirkstoff) täglich.
Die Einzeldosis beträgt eine Brausetablette. Tritt nach der Applikation von 50 mg Wirkstoff (= 1 Brausetablette) innerhalb von 30 bis 60 Minuten keine ausreichende Schmerzbefreiung ein, so kann eine zweite Einzeldosis von 50 mg (= 1 Brausetablette) zur Anwendung kommen. Ist nach klinischen Erfahrungen bei schweren Schmerzzuständen ein höherer Analgetikabedarf zu erwarten, so kann als Initialdosis eine höhere Dosis von 2×50 mg angewendet werden.
Zur Einnahme eine Brausetablette in einem Glas Wasser (ca. 1½-2 dl) auflösen und trinken. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Die Wirkdauer von Tramadolhydrochlorid beträgt je nach Stärke der Schmerzen 4 bis 8 Stunden. Tagesdosen von insgesamt 400 mg Tramadolhydrochlorid sind im allgemeinen ausreichend.

Spezielle Dosierungsanweisungen

Kinder unter 14 Jahren
Tramadol Helvepharm Brausetabletten eignen sich nicht für die Verabreichung an Kindern.

Nieren- und Leberinsuffizienz
Bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörungen kann die Wirkdauer von Tramadol Helvepharm verlängert sein. Gegebenenfalls sollte in Abhängigkeit vom Wiederauftreten der Schmerzzustände das Dosierungsintervall verlängert werden.

Dialyse
Wegen seinem grossen Verteilungsvolumen wird Tramadol nur sehr langsam aus dem Serum durch Hämodialyse oder Hämofiltration entfernt. Daher ist im Regelfall bei dialysepflichtigen Patienten eine Nachapplikation zur Aufrechterhaltung der Analgesie nicht notwendig.

Geriatrische Patienten
In der Regel ist eine Dosisanpassung bei älteren Patienten ohne klinisch manifeste Leber- oder Nierenfunktionseinschränkung nicht erforderlich. Bei Patienten über 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Nierenfunktionseinschränkung kann es zu einer Verlängerung der Elimination kommen. Infolgedessen sind die Dosierungsintervalle gegebenenfalls individuell zu verlängern.

Therapiedauer
Tramadol Helvepharm soll nicht länger als therapeutisch unbedingt nötig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine längerdauernde Schmerzbehandlung mit Tramadol Helvepharm erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmässige Überprüfung erfolgen (gegebenenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.

Anwendungseinschränkungen

Kontraindikationen
Tramadol Helvepharm darf nicht angewendet werden;
bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Tramadol;
bei akuten Alkohol-, Schlafmittel-, Analgetika- oder Psychopharmakaintoxikationen,
sowie
bei Patienten, die MAO-Hemmer (inkl. Selegilin) erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben.
Tramadol Helvepharm darf nicht zur Drogensubstitution angewendet werden. Obwohl Tramadol ein Opiatagonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.
Tramadol Helvepharm ist für Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet.

Vorsichtsmassnahmen
Tramadol Helvepharm darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Abhängigkeit von Opioiden, Bewusstseinsstörungen unklarer Genese, Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion, Zuständen mit erhöhtem Hirndruck.
Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, soll das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden. Unter Tramadol wurden zerebrale Krampfanfälle beobachtet, welche möglicherweise durch die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten (welche die Krampfschwelle erniedrigen oder andrenerge Effekte im Bereich des ZNS aufweisen) mitausgelöst wurden, wie trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, MAO-Hemmer und Hemmer der Serotonin-Wiederaufnahme. Patienten mit bekannten zerebralen Krampfleiden sollen während einer Behandlung mit Tramadol Helvepharm sorgfältig überwacht werden.
Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei Patienten mit vorangegangener Opiatabhängigkeit wurden Rückfälle unter Tramadol beobachtet.
Tramadol Helvepharm kann auch bei bestimmungsgemässem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Strassenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Masse im Zusammenwirken mit Alkohol oder anderen psychotrop wirkenden Substanzen.

Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaftskategorie B.
Reproduktionsstudien bei Tieren haben keine Risiken für die Föten gezeigt, aber man verfügt über keine kontrollierten Studien bei schwangeren Frauen.
Soweit eine Schmerzbehandlung in der Schwangerschaft mit Opioiden indiziert ist, ist die Anwendung auf die Gabe von Einzeldosen von Tramadol zu beschränken. Eine chronische Einnahme sollte während der gesamten Schwangerschaft vermieden werden, da sie zur Gewöhnung und nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen kann.
Tramadol beeinflusst - vor oder während der Geburt - die Kontraktionsfähigkeit des Uterus nicht. Beim Neugeborenen kann es zu in der Regel klinisch nicht relevanten Veränderungen der Atemfrequenz führen. Tramadol wird etwa zu einem Anteil von 0,1% der mütterlichen Plasmakonzentration während der Stillzeit mit der Muttermilch ausgeschieden. Nachteilige Wirkungen für den Säugling sind bisher nicht festgestellt worden. Bei kurzfristiger Applikation ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.

Unerwünschte Wirkungen

Häufig (>5%) können unspezifische ZNS-Irritationen wie Schwindel, Benommenheit, Zittrigkeit auftreten.
Gelegentlich (0,1-5%) werden beobachtet: Nausea, Erbrechen, vegetative Begleiterscheinungen wie Mundtrockenheit und Schwitzen, Sedierung, orthostatische Regulationsstörungen (Kollapsneigung bis Kollaps) und Tachykardie. Diese unerwünschten Wirkungen können insbesondere bei aufrechter Körperhaltung und bei Patienten auftreten, die körperlich belastet sind. Ferner kann es gelegentlich zu Brechreiz, Kopfschmerzen, Obstipation, gastrointestinalen Irritationen (z.B. Magendruck Völlegefühl), Hauterscheinungen (z.B. Juckreiz, Hautausschlag) kommen.
Selten (<0,1%) werden motorische Schwäche, Appetitveränderungen und Miktionsstörungen beobachtet. Nach der Anwendung von Tramadol Helvepharm können selten verschiedenartige psychische Nebenwirkungen, die hinsichtlich Stärke und Art individuell (je nach Persönlichkeit und Medikationsdauer) unterschiedlich sein können, in Erscheinung treten. Darunter sind Stimmungsveränderungen (meist gehobene Stimmung, gelegentlich Dysphorie), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z.B. Entscheidungsverhalten, Wahrnehmungsstörungen).
In Einzelfällen wurden in zeitlichem Zusammenhang mit der Anwendung von Tramadol zerebrale Krampfanfälle beobachtet. Diese traten jedoch fast ausschliesslich nach intravenöser Applikation von hohen Dosen Tramadol und Begleitmedikation (Neuroleptika) auf.
Allergische Reaktionen und Schockreaktionen sind beobachtet worden.

Besonderer Hinweis
Bei erheblicher Überschreitung der empfohlenen Dosierung und bei gleichzeitiger Anwendung von anderen zentraldämpfenden Medikamenten muss mit einer dämpfenden Wirkung auf die Atmung (Atemdepression) gerechnet werden.

Interaktionen

Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol Helvepharm und Substanzen, die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem wirken, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen. Bei der Kombination von Tramadol Helvepharm mit Barbituraten z.B. wird tier­experimentell eine Verlängerung der Narkosedauer beobachtet. Zugleich darf aber bei der Kombination von Tramadol Helvepharm mit z.B. einem Tranquilizer ein günstiger Effekt auf das Schmerzempfinden erwartet werden.
Bei gleichzeitiger oder vorheriger Applikation von Cimetidin ist aufgrund vorliegender pharmakokinetischer Ergebnisse nicht mit klinisch relevanten Wechselwirkungen zu rechnen.
Bei gleichzeitiger oder vorheriger Gabe von Carbamazepin können eine Verringerung des analgetischen Effektes und eine Verkürzung der Wirkungsdauer eintreten. Deshalb ist bei Schmerzpatienten, die unter Carbamazepin-Behandlung stehen, im Individualfall eine sehr sorgfältige Dosierungsadaptierung erforderlich.
Bei Begleitmedikation mit Neuroleptika sind vereinzelt Krampfanfälle beobachtet worden.
Gewisse Nebenwirkungen von Tramadol könnten auf Interaktionen mit anderen Pharmaka beruhen, welche das adrenerge System stimulieren wie trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer, inkl. Selegilin. Tramadol Helvepharm soll nicht mit MAO-Hemmstoffen (inkl. Selegilin) kombiniert werden.

Überdosierung

Grundsätzlich ist bei Intoxikationen mit Tramadol Helvepharm eine Symptomatik wie bei anderen Opioiden zu erwarten. Insbesondere ist mit Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Benommenheit bis Bewusstseinsverlust, Koma, Krämpfen und Atemdepression bis Atemlähmung zu rechnen.
Es gelten die allgemeinen Notfallregeln zum Freihalten der Atemwege (Aspiration). Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik. Nach oraler Aufnahme von Tramadol Helvepharm Magenentleerung durch Erbrechen (wacher Patient) oder Magenspülung. Als Antidot bei Atemdepression Naloxon. Bei Krämpfen war in tierexperimentellen Untersuchungen Naloxon wirkungslos; hier sollte Diazepam i.v. angewendet werden. Die Interaktion Opiat/Benzodiazepine muss in Betracht gezogen werden (Risiko einer Atemdepression!).

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Tramadol Helvepharm darf nur bis zum auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Das Medikament soll im Originalbehälter (Röhrchen) gut verschlossen, bei max. 25 °C und nicht in Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.

IKS-Nummern

55187.

Stand der Information

Juni 1999.
RL88