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VESICARE™
Astellas Pharma AG

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Solifenacinsuccinat
Hilfsstoffe
5 mg Filmtabletten
Lactose-Monohydrat (107.5 mg), Maisstärke, Hypromellose, Magnesiumstearat
Filmüberzug
Hypromellose, Talcum, Macrogol 8000, Titandioxid (E171), gelbes Eisenoxid (E 172).
10 mg Filmtabletten
Lactose-Monohydrat (102.5 mg), Maisstärke, Hypromellose, Magnesiumstearat
Filmüberzug
Hypromellose, Talcum, Macrogol 8000, Titandioxid (E171), rotes Eisenoxid (E 172).

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Vesicare ist angezeigt zur Behandlung der instabilen (überaktiven) Blase, die mit folgenden Symptomen einhergeht: Harndrang, erhöhte Miktionshäufigkeit und/oder Dranginkontinenz.

Dosierung/Anwendung

Vesicare wird peroral eingenommen und unzerkleinert mit Flüssigkeit geschluckt. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Erwachsene, einschliesslich älterer Patienten
Die empfohlene Dosis beträgt 5 mg einmal täglich. Bei Bedarf kann die Dosis auf 10 mg einmal täglich erhöht werden.
Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Vesicare wurde bei Kindern nicht untersucht. Vesicare sollte daher in dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Nierenfunktionsstörungen
Eine Dosisanpassung ist für Patienten mit leicht bis mässig eingeschränkter Nierenfunktion nicht erforderlich (Kreatinin-Clearance >30 ml/min). Patienten mit einer schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance ≤30 ml/min) sollten mit besonderer Vorsicht behandelt werden und nicht mehr als 5 mg einmal täglich erhalten (siehe «Pharmakokinetik»). Es liegen keine Daten bei Hämodialyse Patienten vor (siehe «Kontraindikationen»).
Patienten mit Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit leichter Leberfunktionsstörung ist keine Dosisanpassung erforderlich. Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung sollten mit besonderer Vorsicht behandelt werden und nicht mehr als 5 mg einmal täglich erhalten (siehe «Pharmakokinetik»).
Starke Inhibitoren von Cytochrom P450 3A4
Die maximale Dosis von Vesicare soll auf 5 mg limitiert werden, wenn gleichzeitig mit Ketoconazol oder therapeutischen Dosen anderer starker CYP3A4-Inhibitoren wie z.B. Proteaseinhibitoren oder Itraconazol behandelt wird (siehe «Interaktionen»).

Kontraindikationen

·Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung
·Harnverhaltung
·Nicht eingestelltes Engwinkelglaukom
·Schwere gastrointestinale Erkrankungen (z.B. toxisches Megakolon)
·Myasthenia gravis
·Schwere Leberfunktionsstörungen
·Hämodialysepatienten (vgl. «Pharmakokinetik»)
·Schwere Niereninsuffizienz oder mittelschwere Leberfunktionsstörung bei gleichzeitiger Behandlung mit einem starken CYP3A4-Inhibitor (vgl. «Interaktionen») einschliesslich Patienten, bei denen ein Risiko für diese Erkrankungen besteht

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Andere Ursachen für die erhöhte Miktionsfrequenz wie Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen sollten vor Therapiebeginn ausgeschlossen werden.
Angioödem
Unter der Behandlung mit Vesicare wurde bei einigen Patienten über ein Angioödem mit Atemwegsobstruktion berichtet. Bei Auftreten eines Angioödems muss die Behandlung mit Vesicare abgebrochen und geeignete Massnahmen ergriffen werden.
Anaphylaktische Reaktionen
Bei einigen mit Solifenacinsuccinat behandelten Patienten wurden anaphylaktische Reaktionen berichtet. Bei Patienten, die anaphylaktische Reaktionen entwickeln, sollte die Behandlung mit Solifenacinsuccinat abgebrochen und eine geeignete Therapie und/oder Massnahme eingeleitet werden.
Harnverhalt
Zur Vorsicht geraten wird bei Patienten mit erheblicher bzw. dekompensierter obstruktiver Blasenentleerungsstörung, bei denen das Risiko der Harnverhaltung besteht, z.B. bei Prostatahyperplasie (peakflow <15 ml/min).
Die Sicherheit und Wirksamkeit wurden bei Patienten mit neurogener Ursache der Blasenentleerungsstörung nicht untersucht, bei Patienten mit autonomer Neuropathie wird zur Vorsicht geraten.
Gastrointestinale Erkrankungen
Zur Vorsicht geraten wird bei Patienten mit obstruktiven gastrointestinalen Erkrankungen, Risiko einer verminderten gastrointestinalen Motilität, Hiatushernie, gastrooesophagealem Reflux oder bei Einnahme von Arzneimitteln, welche eine Ösophagitis verursachen oder verstärken können (z.B. Bisphosphonate).
QT-Verlängerungen und Torsades de Pointes
QT-Verlängerungen und Torsades de Pointes wurden bei Patienten mit Risikofaktoren wie etwa bestehendem Long-QT-Syndrom und Hypokaliämie beobachtet.
Nierenfunktionsstörungen
Zur Vorsicht geraten wird bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen mit einer Kreatinin-Clearance ≤30 ml/min (siehe «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Leberfunktionsstörungen
Zur Vorsicht geraten wird bei Patienten mit mittelschweren Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh 7–9, siehe «Dosierung/Anwendung» und «Pharmakokinetik»).
Harnweginfektionen
Bei Vorliegen einer Harnweginfektion ist eine Behandlung mit einer antibakteriellen Substanz einzuleiten.
Galaktose-Intoleranz
Patienten mit einer seltenen Erbkrankheit wie Galactoseunverträglichkeit, einem Lapp-Lactasemangel oder einer Glucose-Galactose-Malabsorption sollten dieses Arzneimittel nicht verwenden.

Interaktionen

Pharmakodynamische Interaktionen
Die gleichzeitige Gabe anderer Arzneimittel mit anticholinergen Eigenschaften kann sowohl die erwünschten als auch die unerwünschten Wirkungen verstärken.
Zwischen dem Ende der Therapie mit Vesicare und der Einleitung einer anderen anticholinergen Therapie sollte ungefähr eine Woche liegen. Die therapeutische Wirkung von Solifenacin kann sich durch die gleichzeitige Gabe cholinerger Rezeptoragonisten vermindern.
Solifenacin kann die Wirkung von Arzneimitteln beeinträchtigen, welche die gastrointestinale Motilität anregen (wie Metoclopramid).
Pharmakokinetische Interaktionen
In-vitro-Studien
In-vitro-Studien belegen, dass Solifenacin in therapeutischen Konzentrationen die CYP-Enzyme 1A1/2, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4 aus humanen Lebermikrosomen nicht hemmt. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Solifenacin die Clearance anderer Wirkstoffe beeinflusst, die von diesen CYP-Enzymen verstoffwechselt werden.
Wirkung anderer Arzneimittel auf Vesicare
Ketoconazol und CYP3A4-Inhibitoren
Die gleichzeitige Gabe von Ketoconazol (200 mg/Tag) führte zu einer Verdoppelung der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) von Solifenacin, während Ketoconazol in einer Dosierung von 400 mg/Tag zu einer dreifachen Erhöhung der AUC von Solifenacin führte. Aus diesem Grunde soll die maximale Dosis von Vesicare auf 5 mg beschränkt werden, wenn gleichzeitig mit Ketoconazol oder einem anderen starken CYP3A4 Inhibitor behandelt wird (z.B. Ritonavir, Nelfinavir, Itraconazol).
Enzyminhibitoren
Die gleichzeitige Behandlung mit Solifenacin und einem starken CYP3A4-Inhibitor ist bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung oder mit mittelschwerer Leberfunktionstörung kontraindiziert.
Enzyminduktoren
Die Wirkungen einer Enzyminduktion auf die pharmakokinetischen Eigenschaften von Solifenacin und seinen Metaboliten sowie die Wirkung von Substraten mit höherer CYP3A4 Affinität auf die Solifenacin-Exposition wurden nicht geprüft.
Da Solifenacin durch CYP3A4 metabolisiert wird, sind pharmakokinetische Wechselwirkungen mit CYP3A4-Induktoren (Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin), CYP3A4-Hemmern und anderen CYP3A4-Substraten (Verapamil, Diltiazem) möglich.
Wirkung von Vesicare auf andere Arzneimittel
Orale Kontrazeptiva
Bei Anwendung von Vesicare zeigten sich keine pharmakokinetischen Wechselwirkungen von Solifenacin mit kombinierten oralen Kontrazeptiva (Ethinylestradiol/Levonorgestrel; beides Substrate von CYP3A4).
Warfarin
Die Anwendung von Vesicare hatte keinen Einfluss auf das pharmakokinetische Profil von R-Warfarin oder S-Warfarin oder auf deren Wirkung auf die Prothrombinzeit.
Studien mit Acenocoumarol oder Phenprocoumon wurden nicht durchgeführt. Es wird daher empfohlen, bei Patienten unter solchen Kumarinpräparaten die Gerinnungsparameter beim An- oder Absetzen von Vesicare häufiger zu kontrollieren.
Digoxin
Die Anwendung von Vesicare hatte keinen Einfluss auf das pharmakokinetische Profil von Digoxin.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Zur Anwendung von Solifenacinsuccinat in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Daten vor.
Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Die Verschreibung an Schwangere sollte mit Vorsicht erfolgen.
Stillzeit
Es liegen keine Daten vor, aus denen hervorgeht, ob Solifenacin in die Muttermilch übergeht. Tierexperimentelle Studien zeigen, dass Solifenacin in der Muttermilch ausgeschieden werden und eine Wachstumsverzögerung bei Neugeborenen verursacht (siehe «Präklinische Daten»). Die Anwendung von Vesicare in der Stillzeit ist daher zu vermeiden.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Der Einfluss von Solifenacin auf die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen wurde nicht untersucht. Da Solifenacin zu unerwünschten Wirkungen wie Verschwommensehen, Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Schwindel führen kann, können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, eingeschränkt sein.

Unerwünschte Wirkungen

Aufgrund seiner pharmakologischen Wirkung kann Solifenacin dosisabhängig anticholinerge Nebenwirkungen von in der Regel leichtem bis mittlerem Schweregrad hervorrufen.
Die am häufigsten beschriebene unerwünschte Wirkung von Vesicare war Mundtrockenheit. Sie trat bei 11% der Patienten, die mit Vesicare 5 mg einmal täglich behandelt wurden, bei 22% der Patienten, die mit Vesicare 10 mg einmal täglich behandelt wurden, und bei 4% der mit Placebo behandelten Patienten auf. Im Allgemeinen war die Mundtrockenheit leicht ausgeprägt und führte nur in wenigen Fällen zum Therapieabbruch.
Die Nebenwirkungen werden gruppiert nach Organklassen (MedDRA-Datenbank) und absoluter Häufigkeit aufgeführt. Die Häufigkeiten werden wie folgt definiert: «Sehr häufig» ≥1/10, «Häufig» ≥1/100–<1/10, «Gelegentlich» ≥1/1'000–<1/100, «Selten» ≥1/10'000–<1/1'000, «Sehr selten» <1/10'000 und «Nicht bekannt» (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).
Infektionen und parasitäre Erkrankungen
Gelegentlich: Infektion der Harnwege.
Erkrankungen des Immunsystems
Sehr selten: Anaphylaktische Reaktion.
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Sehr selten: Verminderter Appetit, Hyperkaliämie.
Psychiatrische Erkrankungen
Sehr selten: Verwirrtheitszustand, Halluzinationen, Delirium.
Erkrankungen des Nervensystems
Gelegentlich: Schläfrigkeit, Dysgeusie.
Sehr selten: Kopfschmerzen, Schwindel.
Augenerkrankungen
Häufig: Verschwommenes Sehen.
Gelegentlich: Augentrockenheit.
Sehr selten: Glaukom (Grüner Star)
Herzerkrankungen
Sehr selten: QT-Verlängerung im EKG, Torsades de Pointes, Vorhofflimmern, Herzklopfen, Tachykardie.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Gelegentlich: Trockenheit der Nasenschleimhäute.
Sehr selten: Dysphonie.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Sehr häufig: Mundtrockenheit (11% unter 5 mg; 22% unter 10 mg).
Häufig: Obstipation, Übelkeit, Dyspepsie, Bauchschmerzen.
Gelegentlich: Gastroösophageale Refluxkrankheit, trockene Kehle.
Selten: Kolonobstruktion, Koprostase.
Sehr selten: Erbrechen, Ileus.
Leber- und Gallenerkrankungen
Sehr selten: Abnormaler Leberfunktionstest, Lebererkrankungen.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes
Gelegentlich: Trockene Haut.
Sehr selten: Rash, Pruritus, Urtikaria, Erythema multiforme, Angioödem.
Nicht bekannt: Exfoliative Dermatitis.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr selten: Muskelschwäche.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Miktionsbeschwerden.
Selten: Harnverhaltung.
Sehr selten: Nierenfunktionsstörung.
Allgemeine Erkrankungen
Gelegentlich: Müdigkeit, periphere Ödeme.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Anzeichen und Symptome
Eine Überdosierung mit Solifenacinsuccinat kann zu schweren anticholinergen Wirkungen (wie Mundtrockenheit, Verschwommenes Sehen, Schwindel, Somnolenz) führen. Die höchste einem Patienten verabreichte Dosis betrug 280 mg innerhalb von fünf Stunden und verursachte Veränderungen des mentalen Zustands, die jedoch keine stationäre Behandlung erforderlich machten.
Behandlung
Im Falle einer Überdosierung von Solifenacinsuccinat sollte zur Behandlung Aktivkohle eingesetzt werden. Innerhalb einer Stunde nach der Einnahme kann eine Magenspülung erfolgen. Erbrechen darf jedoch nicht induziert werden.
Wie von anderen Anticholinergika bekannt, können die Symptome einer Überdosierung folgendermassen behandelt werden:
·Schwere ZNS-Nebenwirkungen, wie Halluzinationen oder ausgeprägte Erregungszustände: Physostigmin oder Carbachol.
·Konvulsionen oder ausgeprägte Erregungszustände: Benzodiazepine.
·Respiratorische Insuffizienz: künstliche Beatmung.
·Tachykardie: Betarezeptorenblocker.
·Harnverhaltung: Katheterisierung.
·Mydriasis: Abdunkeln des Zimmers, gegebenenfalls Pilocarpin-Augentropfen.
Wie bei anderen Antimuskarinergika muss im Falle einer Überdosierung besonderes Augenmerk auf Patienten mit bekanntem Risiko einer QT-Verlängerung (z.B. Hyperkaliämie, Bradykardie, bei gleichzeitiger Verabreichung von Präparaten, die bekanntermassen zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen) und schweren bestehenden Herzerkrankungen gerichtet werden (z.B. Myokardischämie, Arrhythmie, congestive Herzinsuffizienz).

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
G04BD08
Wirkungsmechanismus/Pharmakodynamik
Solifenacin ist ein kompetitiver, spezifischer, cholinerger Rezeptorantagonist.
Die Harnblase wird von cholinergen Bahnen des Parasympathikus innerviert. Acetylcholin kontrahiert die glatte Detrusor-Muskulatur über muscarinische Rezeptoren, bei überwiegender Beteiligung des M3-Subtyps. Solifenacin ist ein kompetitiver Inhibitor des Muscarin-Rezeptors vom M3-Subtyp.
Klinische Wirksamkeit
Die Therapie mit Vesicare in einer Dosierung von 5 mg und 10 mg täglich wurde in mehreren doppelblinden, randomisierten, Placebo kontrollierten klinischen Studien bei Männern und Frauen mit überaktiver Blase geprüft.
Es zeigte sich sowohl bei der Dosierung von 5 mg als auch bei der Dosierung von 10 mg eine statistisch signifikante Verbesserung im Vergleich zu Placebo in den primären Endpunkten, insbesondere in der Miktionsfrequenz pro 24 Stunden (p <0,001). Eine Wirksamkeit wurde bereits innerhalb der ersten Woche nach Therapiebeginn beschrieben und blieb innerhalb von 12 Wochen stabil.
Vesicare erreicht seine maximale Wirksamkeit frühestens nach 4 Wochen.
Langzeitdaten
Eine offene Langzeitstudie zeigte, dass die Wirksamkeit über mindestens 12 Monate aufrechterhalten werden konnte. Es fand sich bei einem Ausgangswert von durchschnittlich 12 Miktionen pro Tag eine Verminderung nach 12 wöchiger Behandlung um 2,3 Miktionen/24 h unter 5 mg Vesicare, um 2,7 Miktionen/24 h unter 10 mg Vesicare und unter Placebo von 1,4 Miktionen/24 Stunden.
Nach einer Therapiedauer von 12 Wochen waren ca. 50% der Patienten mit Harninkontinenz vor Therapiebeginn frei von Inkontinenzepisoden. Zusätzlich erreichten 35% der Patienten eine Miktionshäufigkeit von weniger als 8 Miktionen täglich.
Auch in den Sekundärendpunkten (Anzahl an Drangepisoden, Anzahl Inkontinenzepisoden pro 24 Stunden) fand sich eine signifikante Verbesserung.
Auch die Untersuchung von Parametern der Lebensqualität (physische und soziale Beeinträchtigung durch die Erkrankung) zeigte eine Verbesserung.

Pharmakokinetik

Absorption
Die absolute Bioverfügbarkeit liegt bei ungefähr 90%. Die Nahrungsaufnahme hat keinen Einfluss auf Plasmaspitzenkonzentration (Cmax) oder die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) von Solifenacin.
Die Cmax von Solifenacin wird 3 bis 8 Stunden nach der Einnahme der Vesicare-Filmtabletten erreicht. Dabei ist tmax dosisunabhängig. Cmax und AUC nehmen zwischen 5 mg und 40 mg dosisproportional zu.
Distribution
Das apparente Verteilungsvolumen von Solifenacin nach intravenöser Applikation beträgt ungefähr 600 l. Solifenacin wird zum Grossteil (zu etwa 98%) an Plasmaproteine gebunden, vor allem an saures Alpha1-Glykoprotein.
Metabolismus
Solifenacin wird hauptsächlich über die Leber verstoffwechselt, dort in erster Linie vom Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4). Es können jedoch auch andere Stoffwechselwege an der Metabolisierung von Solifenacin beteiligt sein. Die systemische Clearance von Solifenacin liegt bei ungefähr 9,5 l/h. Die Eliminations-Halbwertzeit von Solifenacin beträgt 45–68 h. Nach peroraler Anwendung wurden neben Solifenacin ein pharmakologisch wirksamer Metabolit (4R-Hydroxysolifenacin) und drei inaktive Metaboliten (N-Glukoronid, N-Oxid und 4R-Hydroxy-N-Oxid von Solifenacin) im Plasma festgestellt.
Elimination
Nach der Applikation einer Einzeldosis von 10 mg 14C-Solifenacin wurden in einem Zeitraum von 26 Tagen ungefähr 70% der Radioaktivität im Urin und 23% im Stuhl nachgewiesen. Im Urin liegen ungefähr 11% der Radioaktivität als unveränderter Wirkstoff vor, ca. 18% als N-Oxid, ca. 9% als 4R-Hydroxy-N-Oxid und ca. 8% in Form des aktiven Metaboliten 4R-Hydroxysolifenacin.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Ältere Patienten
Eine Dosisanpassung in Abhängigkeit vom Lebensalter ist nicht erforderlich. Studien zeigten bei gesunden älteren Probanden (65-80 Jahre) nach Applikation von Solifenacinsuccinat (5 mg bzw. 10 mg einmal täglich) eine vergleichbare Bioverfügbarkeit (AUC) wie bei gesunden jüngeren Probanden (<55 Jahre). Die durchschnittliche Absorptionsgeschwindigkeit (gemessen an der tmax) war bei den älteren Probanden leicht verzögert, die Eliminationshalbwertszeit um ca. 20% verlängert. Diese geringen Unterschiede wurden als klinisch nicht relevant erachtet.
Kinder und Jugendliche
Die Pharmakokinetik von Solifenacin bei Kindern und Jugendlichen wurde nicht untersucht.
Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit
Das pharmakokinetische Profil von Solifenacin wird weder durch das Geschlecht noch durch die ethnische Zugehörigkeit beeinflusst.
Nierenfunktionsstörungen
Die Werte für AUC und Cmax von Solifenacin bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Nierenfunktionsstörung unterschieden sich nicht signifikant von den Werten bei gesunden Probanden.
Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance ≤30 ml/min) war die Bioverfügbarkeit von Solifenacin signifikant höher als bei der Kontrollgruppe. Die Cmax lag um etwa 30%, die AUC um >100% und die t½ um >60% höher als bei Nierengesunden. Zwischen der Kreatinin-Clearance und der Solifenacin-Clearance bestand eine statistisch signifikante Korrelation.
Für Hämodialyse-Patienten wurde das pharmakokinetische Profil nicht bestimmt.
Leberfunktionsstörungen
Bei Patienten mit mittelschwerer Leberfunktionsstörung war die Cmax unbeeinflusst, während die AUC um 60% zunahm und sich die Eliminationshalbwertszeit verdoppelte. Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz wurde die Pharmakokinetik von Solifenacin nicht untersucht.

Präklinische Daten

Die präklinischen Daten aus konventionellen Studien zur Beurteilung der Sicherheit, der Toxizität bei Mehrfachdosisapplikation, der Genotoxizität, des kanzerogenen Potenzials sowie der reproduktiven Toxizität weisen auf keine besonderen Gefahren für den Menschen hin.
Das Toxizitätsprofil so wie alle anderen pharmakologischen Effekte für Solifenacin wurden an der Ratte, der Maus und am Hund untersucht, und dabei vor allem supra-pharmakologische Effekte beobachtet.
In präklinischen Studien über die Toxizität, Genotoxizität, Karzinogenizität und Unbedenklichkeit sind neben der pharmakologischen Wirkung der Verbindung keine relevanten Wirkungen beobachtet worden.
Solifenacin hat kein genotoxisches oder karzinogenes Potenzial.
Reproduktionstoxizität
Experimentelle Studien an Ratten und Kaninchen weisen auf keine direkte schädliche Wirkung auf die Reproduktionsfunktion, die Fertilität, die embryonale/fetale Entwicklung, den Geburtsverlauf oder die postnatale Entwicklung hin. Bei der Maus werden Solifenacin und/oder seine Metaboliten in die Muttermilch ausgeschieden und verursachen bei neugeborenen Tieren eine dosisabhängige Wachstumsverzögerung. Bei juvenilen Mäusen hatte die Verabreichung ab dem 10. Tag nach Geburt eine höhere Exposition und Toxizität zur Folge als bei erwachsenen Mäusen.
Tierexperimentelle Studien weisen auf keine teratogene Wirkung hin.
Weitere Daten
In vitro Untersuchungen zeigten eine hERG-Kanalhemmung bei Konzentrationen, die 80-fach über therapeutischen Konzentrationen lagen. Beim Hund waren keine signifikanten EKG-Veränderungen (einschl. QT/QTc) festzustellen.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Besondere Lagerungshinweise
Die Filmtabletten sind bei Raumtemperatur (15–25 °C) zu lagern.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

57203 (Swissmedic).

Packungen

Vesicare 5 mg: Packungen zu 30 und 90 Filmtabletten. (B)
Vesicare 10 mg: Packungen zu 30 und 90 Filmtabletten. (B)

Zulassungsinhaberin

Astellas Pharma AG, 8304 Wallisellen.

Stand der Information

März 2021