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Rectogesic®
Cederberg GmbH

Zusammensetzung

Wirkstoffe
Glyceroli trinitras
Hilfsstoffe
Propylenglycolum (E1520), Adeps lanae (E913) 140 mg/g, Sorbitani sesquioleas, Paraffinum solidum, Vaselinum album

Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten

Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe dient bei Erwachsenen zur Schmerzlinderung bei chronischen Analfissuren.
Bei der klinischen Entwicklung des Arzneimittels wurde eine mässige Wirkung bei der Verringerung der durchschnittlichen täglichen Schmerzintensivität festgestellt.

Dosierung/Anwendung

Übliche Dosierung
Erwachsene
Zur Applikation der Salbe kann ein Fingerschutz verwendet werden, z.B. Frischhaltefolie oder ein Fingerling. (Fingerlinge können extra in Apotheken oder im Medizinbedarf-Einzelhandel erworben werden. Frischhaltefolie gibt es im örtlichen Einzelhandel.) Der mit dem Fingerschutz versehenen Finger wird parallel zu einer 2.5 cm langen Hilfslinie auf der äusseren Verpackung, in der Rectogesic geliefert wird, gehalten und es wird vorsichtig etwas Salbe aus der Tube herausgedrückt, bis der Salbenstrang auf dem Finger die Länge der Hilfslinie hat. Die Menge der so herausgedrückten Salbe beträgt ungefähr 375 mg Rektalsalbe (1.5 mg Nitroglycerin (Glycerintrinitrat ). Dann wird der Finger mit dem Fingerschutz vorsichtig bis zum ersten Fingerglied in den Analkanal eingeführt. Die angegebene Dosis von ungefähr 375 mg der 4 mg/g Salbe enthält 1.5 mg Nitroglycerin (Glycerintrinitrat). Diese Dosis ist im Abstand von zwölf Stunden intraanal aufzutragen. Die Behandlung kann solange fortgesetzt werden, bis die Schmerzen nachlassen. Die Länge der Behandlung darf jedoch maximal 8 Wochen betragen.
Rectogesic sollte zur Behandlung von akuten Symptome einer Analfissur eingesetzt werden, wenn eine konservative Behandlung keinen Erfolg gezeigt hat.
Spezielle Dosierungsanweisungen
Patienten mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen
Es liegen keine spezifischen Informationen über die Anwendung von Rectogesic bei Patienten mit Leber- oder Nierenschädigungen vor.
Ältere Patienten (über 65 Jahre)
Es liegen keine spezifischen Informationen über die Anwendung von Rectogesic bei älteren Personen vor.
Kinder und Jugendliche
Rectogesic sollte nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden, da zur Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments bei Patienten dieser Altersgruppe keine Erkenntnisse vorliegen.
Art der Anwendung
Zur rektalen Anwendung.

Kontraindikationen

·Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) oder gegenüber einem Hilfsstoff gemäss Zusammensetzung der Rektalsalbe oder gegenüber anderen organischen Nitraten,
·Gleichzeitige Behandlung mit Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE5) wie beispielsweise Sildenafil-Citrat, Tadalafil, Vardenafil und andere organische Nitrate mit Stickstoffmonoxidlieferanten (NO), z.B. andere langwirkende Glycerintrinitrat-Produkte, Isosorbiddinitrat und Amyl- oder Butylnitrit,
·Orthostatischer Hypotonus, Hypotonie oder unbehandelte Hypovolämie, da die Anwendung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) in diesen Fällen zu schwerer Hypotonie oder Schock führen kann.
·Erhöhter Schädelinnendruck (z.B. Schädeltrauma oder Gehirnblutung) oder Durchblutungsstörungen im Gehirn,
·Migräne oder häufig auftretenden Kopfschmerzen,
·Aorten- oder Mitralstenose,
·Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie,
·Konstriktive Perikarditis oder Perikardtamponade,
·Ausgeprägte Anämie,
·Engwinkel-Glaukom.

Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen

Risiko und Nutzen einer Behandlung mit Rectogesic müssen für jeden Patienten individuell gegeneinander abgewogen werden. Bei manchen Patienten können infolge einer Behandlung mit Rectogesic starke Kopfschmerzen auftreten. In einigen dieser Fälle ist eine Überprüfung der korrekten Dosierung zu empfehlen. Bei Patienten, bei denen das Verhältnis von Risiko und Nutzen negativ eingeschätzt wird, sollte die Behandlung mit Rectogesic unter Aufsicht des Arztes eingestellt werden und andere therapeutische oder chirurgische Massnahmen sollten eingeleitet werden.
Bei Patienten mit schweren Leber- oder Nierenerkrankungen ist Rectogesic mit Vorsicht anzuwenden.
Eine ausgeprägte Hypotonie – insbesondere über einen längeren Zeitraum - muss vermieden werden, da auf Grund der unzureichenden Perfusion Gehirn, Herz, Leber und Nieren geschädigt werden können und das Risiko einer Ischämie, Thrombose und einer Beeinträchtigung der Funktion dieser Organe besteht. Die Patienten sollten dazu angehalten werden, sich aus einer liegenden oder sitzenden Position nur langsam zu erheben, damit die Gefahr einer orthostatischen Hypotonie minimiert wird. Dieser Hinweis ist besonders bei Patienten mit geringem Blutvolumen und Patienten, die eine diuretische Behandlung erhalten, wichtig. Eine durch Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) induzierte Hypotonie kann mit einer paradoxen Bradykardie und einer verstärkten Angina pectoris einhergehen. Ältere Patienten sind eher gefährdet, eine orthostatische Hypotonie zu entwickeln, besonders wenn sie sich schnell erheben. Es gibt keine spezifischen Informationen hinsichtlich der Anwendung von Rectogesic bei älteren Patienten.
Alkohol kann die blutdrucksenkende Wirkung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) verstärken.
Wenn sich der Arzt bei Patienten mit Herzstörungen wie beispielsweise akutem Myokardinfarkt, kongestiver Herzinsuffizienz für den Einsatz einer Nitroglycerin (Glycerintrinitrat)-Salbe entscheidet, so hat dies unter sorgfältiger klinischer und hämodynamischer Kontrolle zu erfolgen, um eine potentielle Gefährdung durch Hypotonie und Tachykardie auszuschliessen.
Wenn sich durch Hämorriden ausgelöste Blutungen verstärken, sollte die Behandlung eingestellt werden.
Wenn die Schmerzen im Analbereich bestehen bleiben, kann eine Differentialdiagnose notwendig werden, um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschliessen.
Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) kann die Messung des Gehalts von Katecholamin und Vanillinmandelsäure im Urin beeinflussen, da es die Ausscheidung dieser Stoffe fördert.
Die gleichzeitige Behandlung mit einer Reihe anderer Arzneimittel sollte nur unter Vorsicht vorgenommen werden. Genauere Informationen dazu finden sich unter «Interaktionen».
Adeps Lanae (E913)
Rectogesic, Rektalsalbe enthält Wollwachs (E913), das örtlich begrenzte Hautreizungen hervorrufen kann (z.B. Kontaktdermatitis).

Interaktionen

Die gleichzeitige Einnahme von anderen gefässerweiternden Mitteln, Kalziumkanalblockern, ACE-Hemmern, Betablockern, Diuretika, blutdrucksenkenden Mitteln, trizyklischen Antidepressiva und den wichtigsten Beruhigungsmitteln sowie der Genuss von Alkohol können die blutdrucksenkende Wirkung von Rectogesic verstärken. Daher sollte die gleichzeitige Einnahme mit diesen Arzneimitteln sorgfältig abgewogen werden, bevor eine Behandlung mit Rectogesic begonnen wird.
Die blutdrucksenkende Wirkung von organischen Nitraten wird durch PDE5-Hemmer wie z.B. Sildenafil, Tadalafil oder Vardenafil verstärkt (siehe «Kontraindikationen»).
Die gleichzeitige Anwendung von Rectogesic mit Stickstoffmonoxidlieferanten (NO) wie Isosorbiddinitrat und Amyl- oder Butylnitrit ist kontraindiziert (siehe «Kontraindikationen»).
Acetylcystein kann die gefässerweiternde Wirkung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) verstärken.
Die gleichzeitige Anwendung von intravenösem Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) mit intravenösem Heparin führt zu einer Verringerung der Wirksamkeit des Heparins. Eine genaue Überwachung der Blutgerinnungsparameter ist notwendig und die Heparindosis muss entsprechend angepasst werden. Nach Absetzen von Rectogesic kann es zu einem plötzlichen Anstieg der PTT kommen. In diesem Fall kann eine Verringerung der Heparindosis notwendig werden.
Die gleichzeitige Anwendung von intravenösem Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) mit und Gewebe-Plasminogen-Aktivator (t-PA) kann die thrombolytische Aktivität von t-PA verringern.
Die gleichzeitige Anwendung von Rectogesic mit Dihydroergotamin kann die Bioverfügbarkeit von Dihydroergotamin erhöhen und zu einer Vasokonstriktion der Herzgefässe führen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure und nicht steroidalen Entzündungshemmern die therapeutische Wirkung von Rectogesic verändert wird.

Schwangerschaft, Stillzeit

Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien lassen keine abschliessende Bewertung der Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt und postnatale Entwicklung zu (siehe «Präklinische Daten»). Rectogesic sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) in die Muttermilch übergeht. Die Anwendung von Rectogesic wird aufgrund möglicher schädlicher Wirkungen für das gestillte Kind während der Stillzeit nicht empfohlen (siehe «Präklinische Daten»).

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen von Rectogesic auf die Fahrtüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Rectogesic kann bei einigen Patienten, besonders bei der Erstanwendung, zu Schwindelgefühl, Benommenheit, verschwommenem Sehen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit führen. Patienten sollten bei der Behandlung mit Rectogesic vor dem Führen von Fahrzeugen oder dem Bedienen von Maschinen gewarnt werden.

Unerwünschte Wirkungen

Bei Patienten, die mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe behandelt wurden, waren als häufigste Nebenwirkung der Behandlung dosisabhängige Kopfschmerzen zu beobachten. Diese Kopfschmerzen traten mit einer Häufigkeit von 57% auf.
Liste der unerwünschten Wirkungen
Die Nebenwirkungensind nach MeddRA-Systemorganklassen und Häufigkeit gemäss folgender Konvention geordnet: «sehr häufig» (≥ 1/10), «häufig» (≥ 1/100, < 1/10), «gelegentlich» (≥ 1/1'000, < 1/100), selten (≥1/10‘000, <1/1000), sehr selten (<1/10‘000), Häufigkeit nicht bekannt (kann aus den verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden).

Systemorganklasse

Häufigkeit

Unerwünschte Wirkungen

Erkrankungen des Immunsystems

Nicht bekannt

Überempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion

Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig

Kopfschmerzen

Häufig

Schwindelgefühl

Nicht bekannt

Benommenheit, Synkopen

Herzerkrankungen

Gelegentlich

Tachykardie

Gefässerkrankungen

Nicht bekannt

Hypotonie, orthostatische Hypotonie
instabile Angina pectoris,
Hypertonie bei Absetzen von Rectogesic

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Häufig

Übelkeit

Gelegentlich

Durchfall, anale Beschwerden, Erbrechen, Rektalblutungen, rektale Erkrankungen

Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Gelegentlich

Pruritus, anales Brennen und Jucken

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Nicht bekannt

Reizung am Ort der Applikation, Hautausschlag am Applikationsort, Schmerzen an der Applikationsstelle

Nebenwirkungen, die bei der Anwendung einer 2%igen Nitroglycerinsalbe (Glycerintrinitratsalbe) (zur Prophylaxe von Angina pectoris) auftreten, sind in der Regel dosisabhängig. Fast alle diese Reaktionen sind auf die gefässerweiternde Wirkung zurückzuführen. Kopfschmerzen, möglicherweise auch starke Kopfschmerzen, sind die am häufigsten genannte Nebenwirkung.
In den klinischen Phase-III-Studien von Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe lag das Vorkommen von leichten, mässigen und starken Kopfschmerzen jeweils bei 18%, 25% und 20%. Bei Patienten, die bereits früher an Migräne oder häufigen Kopfschmerzen litten, wurde ein höheres Risiko für Kopfschmerzen bei der Behandlung festgestellt (siehe «Kontraindikationen»).
Kopfschmerzen können bei jeder Applikation der Tagesdosis wiederkehren, insbesondere im Falle höherer Dosierungen. Kopfschmerzen können mit leichten Schmerzmitteln, z.B. Paracetamol behandelt werden und hören bei Beendigung der Behandlung wieder auf.
Seltene Fälle von orthostatischen Hypotonie-Ereignissen einhergehend mit Symptomen wie Vertigo und Schwindel wurden in klinischen Studien berichtet. Es gab keinen erkennbaren dosisabhängigen Trend in der Häufigkeit dieser Ereignisse.
Die orthostatische Hypotonie war in der Mehrzahl dieser Patienten von leichter Intensität, und es wurde über keine schweren orthostatischen Hypotonie-Ereignisse während der Phase III der klinischen Studien berichtet.
In Einzelfällen führte der Vertigo und der Schwindel zur Beendigung der Anwendung von Nitroglycerin (Glycerintrinitraten).
Benommenheit und Hypotonie (einschliesslich orthostatischer Hypotonie) kann bei manchen Patienten schwerwiegend genug sein, um ein Absetzen der Therapie zu rechtfertigen.
In extrem seltenen Fällen haben organische Nitrate in normaler Dosierung zu einer Methämoglobinämie bei gesund wirkenden Patienten geführt. Erröten wurde als seltene Nebenwirkung bei anderen Produkten, die Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) enthalten, festgestellt.
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von grosser Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdacht einer neuen oder schwerwiegenden Nebenwirkung über das Online-Portal ElViS (Electronic Vigilance System) anzuzeigen. Informationen dazu finden Sie unter www.swissmedic.ch.

Überdosierung

Eine zufällige Überdosierung von Rectogesic kann zu Hypotonie und Reflextachykardie führen. Es ist kein spezifisches Gegenmittel für die gefässerweiternde Wirkung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) bekannt, und es liegen keine kontrollierten Studien zu einer Interventionstherapie bei Nitroglycerin (Glycerintrinitrat)-Überdosierung vor. Da die durch die Nitroglycerin (Glycerintrinitrat)-Überdosierung hervorgerufene Hypotonie auf Grund einer Venenerweiterung und arteriellen Hypovolämie entsteht, sollte sich eine umsichtige Therapie in dieser Situation auf eine Erhöhung des zentralen Blutvolumens richten. Eventuell reicht ein passives Hochlagern der Beine des Patienten. Es kann jedoch auch eine intravenöse Infusion mit physiologischer Kochsalzlösung oder einer ähnlichen Lösung erforderlich werden. In Ausnahmefällen von schwerer Hypotonie oder Schock können Wiederbelebungsmass-nahmen notwendig werden.
Überdosierung kann auch eine Methämoglobinämie hervorrufen. Diese sollte mit einer Methylenblau-Infusion behandelt werden.

Eigenschaften/Wirkungen

ATC-Code
C05AE01
Wirkungsmechanismus
Die wichtigste pharmakologische Wirkung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) – Entspannung der glatten Gefässmuskulatur – wird über die Freisetzung von Stickstoffmonoxid ausgelöst. Wenn die Nitroglycerinsalbe (Glycerintrinitratsalbe) intraanal appliziert wird, entspannt sich der innere Analsphinkter.
Pharmakodynamik
Ein erhöhter Muskeltonus des inneren (aber nicht des äusseren) Analsphinkters ist ein prädisponierender Faktor für die Bildung von Analfissuren. Die Blutgefässe, die das Anoderm versorgen, verlaufen durch den inneren Analsphinkter (IAS). Ein erhöhter Muskeltonus im IAS kann somit zu einer Minderdurchblutung führen und in dieser Region eine Ischämie hervorrufen.
Die Aufdehnung des Rektums führt zur Auslösung des anorektalen Inhibitionsreflexes und zur Entspannung des inneren Analsphinkters. Die Nerven, die diesen Reflex weiterleiten, befinden sich in der Darmwand. Die Freisetzung des Neurotransmitters NO durch diese Nerven ist für die Physiologie des inneren Analsphinkters von entscheidender Bedeutung. Beim Menschen vermittelt das NO den anorektalen Inhibitionsreflex, wodurch sich der IAS entspannt.
Der Zusammenhang zwischen erhöhtem Muskeltonus und Spasmus des IAS und dem Auftreten von Analfissuren hat sich erhärtet. Patienten mit chronischer Analfissur weisen im Durchschnitt einen signifikant höheren analen Ruhedruck auf als Kontrollpersonen, und die Durchblutung des Anoderms war bei den Patienten mit chronischer Analfissur im Vergleich zu den Kontrollpersonen signifikant herabgesetzt. Bei Patienten, deren Fissuren nach Sphinkterotomie abheilten, liessen sich eine Verringerung des Analdrucks und eine verbesserte Durchblutung des Anoderms nachweisen. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Analfissuren durch Ischämie verursacht werden. Durch die topische Anwendung eines NO-Lieferanten (Nitroglycerin resp. Glycerintrinitrat) entspannt sich der Analsphinkter. Dadurch kommt es zu einer Verminderung des Analdrucks und zu einer Verbesserung der Anoderm-Durchblutung.
Klinische Wirksamkeit
Schmerzwirkung
In drei klinischen Phase-III-Studien wurde nachgewiesen, dass Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität, gemessen anhand einer visuellen Analogskala von 100 mm, bei chronischer Analfissur im Vergleich zu Placebo, verbessert. In der ersten Studie wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 21 Tage um 13.3 mm (Basiswert 39.2 mm) gegenüber Placebo mit 4.3 mm (Basiswert 25.7 mm) (p < 0.0063) verringert. Die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 56 Tage wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe um durchschnittlich 18.8 mm gegenüber Placebo mit 6.9 mm (p < 0.0001) verringert. Dies entspricht einem Therapieeffekt (Differenz zwischen der prozentualen Veränderung bei Rectogesic und Placebo) von 17.2% über 21 Tage und 21.1% über 56 Tage. In der zweiten Studie wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 21 Tage um 11.1 mm (Basiswert 33.4 mm) gegenüber Placebo mit 7.70 mm (Basislinie 34.0 mm) (p < 0.0388) verringert. Die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 56 Tage wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe um durchschnittlich 17.2 mm gegenüber Placebo mit 13.8 mm (p < 0.0039) verringert. Dies entspricht einem Therapieeffekt von 10.6% über 21 Tage und 10.9% über 56 Tage. In der dritten Studie wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 21 Tage um 28.1 mm (Basiswert 55.0 mm) gegenüber Placebo mit 24.9 mm (Basislinie 54.1 mm) (p < 0.0489) verringert. Die durchschnittliche tägliche Schmerzintensität über 56 Tage wurde mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe um durchschnittlich 35.2 mm gegenüber Placebo mit 33.8 mm (p < 0.0447) verringert. Dies entspricht einem Therapieeffekt von 5.1% über 21 Tage und 1.5% über 56 Tage.
Heilungswirkung
In allen drei Studien unterschied sich die Heilung von Analfissuren bei Patienten, die mit Rectogesic 4 mg/g Rektalsalbe behandelt wurden, statistisch nicht von der Heilung bei Patienten, die mit Placebo behandelt wurden. Rectogesic ist nicht für die Heilung von chronischen Analfissuren indiziert.

Pharmakokinetik

Absorption
Nach Applikation von 0.75 mg Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) in Form einer 0.2%igen Salbe in den Analkanal betrug die Bioverfügbarkeit bei sechs gesunden Probanden ca. 50%.
Distribution
Das Verteilungsvolumen von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) liegt bei 3 l/kg.
Metabolismus
Ein extrahepatischer Metabolismus ist z.B. für Erythrozyten und Gefässwände nachgewiesen. Die initialen Metaboliten von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) sind anorganisches Nitrat sowie 1,2- und 1,3-Dinitroglycerol. Die gefässerweiternde Wirkung der Dinitrate ist geringer als die von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat), bei allerdings längerer Serumhalbwertszeit. Ihr Beitrag zur relaxierenden Wirkung auf den inneren Analsphinkter ist nicht bekannt. Die Dinitrate werden anschliessend zu nicht-vasoaktiven Mononitraten und schliesslich zu Glycerol und Kohlendioxid metabolisiert.
Elimination
Die Clearance aus diesem Volumen ist extrem schnell, resultierend in einer Serum-Halbwertszeit von ca. 3 Minuten. Die beobachteten Clearance-Raten (nahe 1 l/kg/min) sind wesentlich höher als der Blutfluss in der Leber.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Keine Angaben

Präklinische Daten

Toxizität bei wiederholter Gabe
Es liegen keine Tierstudien zur Karzinogenität oder zur systemischen Toxizität von Rectogesic vor. Veröffentlichte Daten weisen darauf hin, dass die orale Gabe hoher Nitroglycerindosen (Glycerintrinitratdosen) bei Langzeit-Anwendung toxisch wirken kann (Methämoglobinämie, Hodenatrophie, Aspermatogenese). Diese Ergebnisse lassen jedoch keine besondere Gefahr für Menschen bei therapeutischer Anwendung erkennen.
Fertilität
In einem Drei-Generationen-Reproduktionsstudie erhielten Ratten diätetisch Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) bis zu einer Dosis von ca. 434 mg/kg/Tag für 6 Monate vor der Paarung der F0-Generation. Die Behandlung wurde weiter bei den folgenden F1 und F2-Generationen durchgeführt. Die hohe Dosis war mit einer verringerten Futteraufnahme sowie einer Gewichtszunahme bei beiden Geschlechtern bei allen Paarungen verbunden. Es wurde keine spezifische Wirkung auf die Fruchtbarkeit der F0-Generation nachgewiesen. Unfruchtbarkeit in den nachfolgenden Generationen bei den hochdosierten Männchen waren mit erhöhtem interstitiellen Zellgewebe und Aspermatogenese verbunden.
Mutagenität und Kanzerogenität
Daten präklinischer Studien mit Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) deuten ausschliesslich beim reparaturdefizienten S. Typhimurium-Stamm TA1535 auf eine genotoxische und eine karzinogene Wirkung hin, jedoch nicht bei anderen Stämmen (Ames Assay). Ein erhöhtes Krebsrisiko bei therapeutischer Anwendung wird jedoch als sehr unwahrscheinlich eingeschätzt.
Reproduktionstoxizität
Studien zur Reproduktionstoxikologie bei Ratten und Kaninchen unter intravenöser, intraperitonealer und transdermaler Anwendung von Nitroglycerin (Glycerintrinitrat) haben bei Dosierungen, die für die Eltern nicht toxisch waren, keine Beeinträchtigung der Fertilität oder der embryonalen Entwicklung ergeben. Es wurde keine Teratogenität beobachtet. Bei Ratten wurde nach Exposition in utero während der fetalen Entwicklung eine fetotoxische Wirkung (verringertes Geburtsgewicht) bei Dosierungen über 1 mg/kg/d (i.p.) und 28 mg/kg/d (transdermal) festgestellt.

Sonstige Hinweise

Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Packung mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet werden.
Haltbarkeit nach Anbruch
Nach jedem Gebrauch Tube wieder fest verschliessen.
Nach dem Öffnen 8 Wochen haltbar.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 25°C lagern.
Nicht einfrieren.
Ausser Reichweite von Kindern aufbewahren.

Zulassungsnummer

58099 (Swissmedic)

Packungen

Tube zu 30 g. [B]

Zulassungsinhaberin

Cederberg GmbH, 4102 Binningen

Stand der Information

Juni 2023